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Klassisch statt einzigartig – Budweiser Rebranding (2015/2016)

War das vor drei Jahren eingeführte Design für die US-Biermarke Budweiser zu radikal? Die auffällig taillierte Form der Bierdose wurde zugunsten einer wieder konventionelleren Formgebung samt Klassik-Look eingestampft.

Ein derart kurzer Lebenszyklus eines Produktdesigns ist für ein solches Massenprodukt ungewöhnlich. Wie sich anhand der Chronologie der Bierdose ablesen lässt, fanden in den letzten fünf Jahren drei Redesigns statt, während die drei vorausgehenden Redesigns sich in einem Zeitraum von 19 Jahren ereigneten. Ein Beleg für die in letzter Zeit zunehmende Anzahl von Redesigns, die eine Art Tendenz zum Marketing-Aktionismus erkennen lassen? Das könnte man so sehen. Rückblickend wirken die Redesigns von 2011 und 2013 jedenfalls wie Ausrutscher.

Anders als beim Redesign 2013 verzichtet die Brauerei-Gruppe im Zuge der neuerlichen Umstellung, mit der bereits im Juni letzten Jahres begonnen wurde, auf die Veröffentlichung einer Pressemeldung, was ein untrügliches Zeichen dafür ist, die abermals mit hohen Kosten verbundenen Änderungen nicht an die große Glocke hängen zu wollen. Stattdessen ließ man AdWeek und Designweek vom Rebranding berichten. Erst in diesem Monat sei der Rollout der Dosen und Flaschen mit neuem Verpackungsdesign abgeschlossen, was die Veröffentlichung in den genannten Magazinen zum jetzigen Zeitpunkt wohl begründet. Das „neue“ Logo verwendet Budweiser wohlgemerkt bereits seit Mai 2015.

Im neuen Branding fänden sich die besten Designelemente aus 140 Jahren Markengeschichte zusammengeführt, wie es Tosh Hall, Creative Director der Agentur Jones Knowles Ritchie (JKR, New York) formuliert, die für das Rebranding verantwortlich zeichnet. Beispielsweise wurde der Rotanteil im Vergleich zur bisherigen, taillierten Aufmachung wieder zurückgenommen. Ebenso in Anlehnung an frühere Dosendesigns wurde auf eine Darstellung des nunmehr wieder blauen Budweiser-Schriftzuges auf hellem/silberfarbenen Grund umgestellt. Im Endergebnis wirkt die neue Linie klassisch-modern, nicht zwanghaft Retro, aber eben auch nicht so gewollt einzigartig wie zuletzt.

Nach wie vor gehört Budweiser zu den drei meistverkauften Biermarken der USA. Im vergangenen Jahr musst die zur Anheuser-Busch-Gruppe zählende Biermarke jedoch trotz steigender Absatzzahlen Platz 2 räumen, den nun Coors light (MillerCoors) für sich beansprucht. Mit großem Abstand ist weiterhin Bud light (AnheuserBusch) die klare Nummer eins auf dem Biermarkt der USA.

Budweiser-Logo – vorher und nachher

Budweiser Logo – vorher und nachher

Chronologie der Budweiser-Bierdose

Budweiser Cans Chronology

Mediengalerie

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Saubere Arbeit, gefällt mir in allen Anwendungen gut.
    Natürlich ist es von den Elementen her ein gutes Stück retro, warum auch nicht? In der gesamten Aufmachung auf Flaschen, Dosen und Packungen sowie vielen gelungenen Details wie etwa den Kronenkorken wieder sehr modern und wertig und in sich stimmig.

  2. Da bei Bier gerne mit Historie gespielt wird finde ich das Retrodesign passend. Es wirkt wie aus einem Geschichtsbuch kopiert und auf die Dose aufgebracht. Und klasse Farben.
    Nachdem das letzte Design dem Biertrinker schon fast vorgaukelt, dass Bier dünn machen wird, passt bei der neuen Dose die Inhalte gar nicht auf die Dose und lässt sie fett wirken. Bei dem Flaschenetikett ist das besser gelungen.

  3. Man scheint bei Budweiser ja fast in einer kleinen Identitätskrise zu stecken, wenn man sich das so ansieht. Was mir an den alten Dosen auffällt ist, dass ich mich sehr gut an die Dose von 1980 mit dem um 90° gekippten Logo erinnern kann. Ob das an cleverem Product Placement in Filmen liegt weiß ich nicht, anders kann ich als Europäer mir das nicht erklären. Man scheint auch begriffen zu haben, dass das gut war, es gab ja einige Wiederbelebungsversuche. Dass der letze dieser Versuche eingestampft wurde kann ich gut nachvollziehen, denn wenn man amerikanische Supermarktregale kennt weiß man, dass so etwas im Regal kaum auffällt, ob spezielle Dosenform oder nicht. Typisch amerikanischer Packaging-Stil.

    Was nun das neue Design betrifft, ist deutlich der Wille zur Aufwertung zu erkennen. Alu-Look statt vollflächige Farbe, creme statt weiß – so kennt man das eigentlich eher von Champagner. Bei der Dose funktioniert das gut, vor allem das “zu Volle” wirkt schon irgendwie auffällig und sehr progressiv. Auch der ornamentale Anteil, der das Ganze in die Nähe von Briefmarken und Geldscheinen rückt, ist stimmig. Auf der Flasche fällt das ganze Konzept aber wieder in sich zusammen. Hier hätte man mehr wagen müssen, wo ist das Übergroße abgeblieben? Und dem Etikett hat man der Schriftrolle über dem Logo noch nicht mal einen Bogen geschnitten, der ihr gut gestanden hätte – nein, man schneidet einfach alles gerade ab, und doch ist alles drauf. Inkonsequent.

    Wenn ich mir das so anschaue, ist das hervorstechendste Designelement aus der alten Zeit allerdings nicht das Prinzip “Schriftrollen-Ornamentik” oder “gekippte Schrift”, sondern “roter Kasten mit weißem Kasten drin auf weißem Grund”, plus der gern gebrauchten amerikanischen rot-blau-Kombination. Ob man solche Deutlichkeit nun mit dem neuen Design übertreffen kann, bleibt abzuwarten. Ich finde aber, mit der neuen Dose ist man schon nah dran.

  4. Finde ich im großen und ganzen sehr gut gelungen, klassisch schöne Typo und tolle Farben!
    Die Verabschiedung von der »gequetschten« Dosenform find ich allerdings schade, da hätte man etwas machen können, auch wen die Gefahr das es wie eine zudrückte Dose aussieht natürlich besteht, war auch meine erste Assozation.

    Was mir allerdings nicht einleuchtet ist das das Budweiser Logo auf der Dose frontal nicht ganz zu sehen ist, das ist ein zuviel des aufblasen der Designelemente und schadet meiner Meinung nach der sonst sehr gelungen Gestaltung!

    Was mir auch beim neunen Logo auffällt ist das die Krone fehlt, sie allerdings auf dem Korken der Flaschen abgebildet ist…wie so also vom logo entfernen, das würde eh zur genüge reduziert?

  5. Hi! Es ist sehr interessant solche zahlreiche Meinungen zu lesen)) Mir gefällt solches Rebranding – klassisch und gleichzeitig modern. Perfekt!

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