In kurzer Zeit ist der Artikel „Offenes Schreiben an die Hochschulleitung der FH Trier“ zu einem der meistkommentierten und -getwitterten Artikeln hier im dt geworden, zwischenzeitlich war er auf rivva.de der Artikel mit den meisten Shares, Likes, etc, wohlgemerkt zwischen all den schwergewichtigen Nachrichtenangeboten wie Spiegel.de, Focus.de, Welt.de oder Sueddeutsche.de. Viele aus der Kreativbranche werten das Vorgehen der FH Trier als einen großen Fehler, als ein falsches Signal und äußern sich dementsprechend in Kommentaren und auch in E-Mails, die ich seit der Veröffentlichung erhalten habe. Eine Fakultät für Gestaltung, die den eigenen Professoren und Studierenden offenbar nicht zutraut, das Design für den eigenen Webauftritt zu entwickeln, sondern stattdessen das Webdesign als Projekt auf einem Crowdsourcing-Portal ausschreibt! Unfassbar.
Eine Stellungnahme bleibt die Leitung der Fachhochschule Trier rund um Präsident Prof. Dr. Jörg Wallmeier nach wie vor schuldig. Brief und E-Mail blieben unbeantwortet. Abtauchen, auf das der vermeintliche Sturm im Wasserglas schnell vorbei sein möge, könnte die Devise sein. Auf der Facebook-Fanpage der FH Trier ist das Thema keine Zeile wert. Die Tatsache, dass die Hochschulleitung trotz vorgebrachter Kritik an der Ausschreibung auf 12Designer festhält, spricht Bände. Für eine Einsicht, sich in diesem Fall falsch zu verhalten, spricht es nicht. Ob die Kopf-in-den-Sand-Haltung allerdings das richtige Signal an zukünftigen Designernachwuchs ist, muss bezweifelt werden. Je länger eine Antwort, eine Reaktion auf sich warten lässt, um so mehr bestärkt es die Entscheidung, das Schreiben gleich öffentlich gemacht zu haben. Jeder Tag, an dem die Ausschreibung auf 12Designer.com läuft, ist ein Tag zu viel.
Die von der FH Trier auf diese Weise zum Ausdruck gebrachte Geringschätzung von Design ist beschämend für eine Ausbildungsstätte für Designer und Gestalter. Die FH Trier beschädigt mit ihrem Vorgehen das Ansehen der gesamten Designerzunft, da suggeriert wird, Design könne Jeder, Kommunikation und der Dialog als wesentliche Komponente innerhalb eines Designprozesses, seien überflüssig und anspruchsvolle Kreativleistungen seien für einen Appel und ein Ei zu bekommen, in diesem Fall für 528 Euro. Die Fachhochschule Trier betreibt Preisdumping. FH-Vizepräsident Professor Axel Kihm rechtfertigt diesen Schritt gegenüber der Lokalpresse mit den Worten, es ginge doch wirklich nur um die Ideen. Sehr geehrter Herr Kihm, Ideen sind genau das, wovon wir Designer leben! (Danke Christian – stellvertretend für viele andere Kommentierer – für Deinen Einwand, auch für die offizielle Stellungnahme des BDG in diesem Zusammenhang). Darüber hinaus offenbart Kihm mit seiner Einschätzung, 528 Euro seien ein marktüblicher Preis für die Erstellung eines Webdesigns, wie wenig Einblick er in die Kreativbranche hat.
Unverständnis bezüglich des Vorgehens der FH Trier äußert auch Prof. Axel Kolaschnik, Prodekan der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Mannheim, der im Vorgehen der FH Trier die Berufschancen der eigenen Absolventen unterminiert sieht. Ich sprach mit ihm über Design-Crowdsourcing, den Wert von Design und tolldreiste Anfragen aus der Wirtschaft, der er sich zunehmend ausgesetzt sieht.