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Neuer Glanz für das Markenzeichen von Guinness

Guinness Logo

Guinness, 1759 in Dublin gegründet, bekommt erstmals seit 10 Jahren ein neues Logo. Eine der bekanntesten Biermarken weltweit möchte, wie es im Pressetext heißt, für ein zunehmend jüngeres Klientel relevant bleiben, und so wurden sowohl der Schriftzug wie auch das seit über 150 Jahren von Guinness verwendete Harfen-Symbol redesignt.

Mit dem neuen, wieder mehr Details darstellende Logodesign möchte man, so das Unternehmen, die lange Tradition von Guinness als Bierbrauer betonen wie auch die Position als Biermarke mit hoher Unterscheidungskraft. Die seit 1862 verwendete Harfe als Erkennungszeichen wurde zum sechsten Mal verändert. Es ist dies deshalb eine bemerkenswerte Veränderung, da im Logodesign nach wie vor der Trend in Richtung Vereinfachung die alles bestimmende Entwicklung ist, wie beispielsweise auch die kürzlich eingeführten vereinfachten Audi-Ringe belegen.

Guinness Logo – vorher und nachher

Bei Guinness geht man einen anderen Weg. Farbverläufe, Schattenwurf, 3D-Anmutung und jede Menge grafische Schmuckelemente, mit denen Handwerk und Handwerkskunst unterstrichen werden soll. Auch der Schriftzug, neu gesetzt und stärker die Serifen betonend, unterstreicht diesen Anspruch. Die so entstandene Logoanmutung verkörpert eine Materialität wie sie im Flat Design nicht darstellbar ist. Wohl auch deshalb ist der Trend in Richtung handwerklicher Arbeit (Gravur, Holzschnitt, Siebdruck, analoge Fotografie, u.a.) derzeit so stark wahrnehmbar wie lange nicht mehr. Dabei geht die „Renaissance der Materialität“ einher mit dem Wunsch des Einzelnen nach Individualität. Eine Marke wie Guinness verfügt jedenfalls über genügend Strahlkraft, um den schon tot geglaubten Skeuomorphismus wieder zu kultivieren. Das nun vorgestellte, bislang allerdings noch nicht implementierte Logodesign bei Guinness könnte diese Bewegung verstärken.

Entstanden ist das neue Design der Guinness-Harfe in einer Zusammenarbeit der Agentur DesignBridge (London) mit dem Illustrator Gerry Barney, dem Harfenhersteller Niebisch & Tree sowie der Druckerwerkstatt New North Press. Auch dies eine Entwicklung, die verstärkt zu beobachten ist: die Designagentur nicht zwingend als Ursprung der Kreation, sondern, indem sie beratend und moderierend agiert, dabei weitere externe Experten involvierend, als Zentrale der Markenidentität.

Auszug aus der Pressemeldung der Agentur

The new harp conveys the true craftsmanship and history behind Guinness’s distinctive beers that set it apart from the recent wave of new, craft beers, while also resonating with the next generation of drinkers.

We’re so proud of the craftsmanship of Guinness and all the brand has stood for over 250 years of its history. The harp is the original symbol of Guinness, dating back to 1862 and it has continuously been featured on all our branding for over 150 years. The Guinness harp was originally based on the legendary ’Brian Boru harp’, a powerful symbol of Ireland’s national identity and heritage. In keeping with the Guinness ’Made of More’ ethos, we have reintroduced a special handmade quality to the harp to reflect the experience, craftsmanship and passion that we put into brewing our Guinness beers.

Guinness Brand

Guinness – The Harp Trademark History

Guinness Harp History

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 35 Kommentare

  1. “Tradition verpflichtet.” Das Redesign ist schlicht und ergreifend sehr gelungen und wunderbar. Passt absolut zu einer traditionsreichen Biermarke.

  2. Eine sehr wünschenswerte Entwicklung im Bezug auf die Entstehung des neuen Logos!

    Leider wird immer wieder von Kundenseite davon ausgegangen, dass der Grafiker/Designer neben seiner Eigenschaft als eben Kommunikationsfachmann noch nebenbei Illustrator, Webentwickler, Texter, Markenstratege und vieles mehr ist.

    Nicht, dass das nicht grundsätzlich möglich wäre, aber es zeigt auch eine gewisse Wertschätzung des jeweiligen Handwerkes, wenn man aus jeder Sparte einen Fachmann an einen gemeinsamen Tisch holt (und bereit ist, diese auch entsprechend zu honorieren).

    1. Und gerade beim zweiten Blick erst aufgefallen:

      Die Veränderung der Darstellung der Harfe im Verlauf der Zeit: Es gab immer wieder kleinere Schritte zurück. Nach jeder Überarbeitung mit Ziel der Vereinfachung des Symbols folgte eine Überarbeitung, die ursprünglich verworfene Elemente wieder aufgenommen hat.

      1955 – 1968 – 1995: Ornamentale Verzierung des Holzrahmens zuerst entfernt, später stilisiert wieder hinzugefügt.

      1995 – 1997 – 2006: Mittlerer Kreis und geschwungenes Ende unten zuerst entfernt, später wieder hinzugefügt.

      1862/1955 – 1968 – 1995 – 1997/2006 – 2016: Leicht perspektivische Ausarbeitung der linken Befestigung der Saiten mehrfach entfernt und wieder aufgenommen.

      Spannend!

  3. Ich finde es sehr angenehm, dass hier eben nicht wieder einem Trend nachgehechelt wird, sondern ein Logo entwickelt wird, welches zur Marke passt. Das vermisse ich in den letzten Jahren teilweise ein wenig, im allgemeinen Flat-Hype.

    Wenn dieses Logo dann auch noch mit geeigneten Verfahren im Druck, bzw. der Produktion umgesetzt wird, dann ist das Design in Reinkultur, was eben vielem Flat-Kram abgeht, dem man all zu deutlich anmerkt, dass hier nur einer Mode gefolgt wird.

    Für den durchschnittlichen Betrachter wirken in meinen Augen – als Gestalter – viele dieser dreidimensional anmutenden Logos auch hochwertiger. Wenn sie denn ordentlich umgesetzt werden. Eben weil es im wahren Wortsinne eine Tiefe vermittelt, die vielem “abgeflachten” abgeht.

    Ich würde mir hier wieder mehr Individualität wünschen, und weniger Trendhörigkeit. Was eben bedeutet ein Logo passend zu gestalten, und nicht krampfhaft das zu tun, was alle tun, weil es eben alle tun.

    Es ist ebenso unschön, wenn jedem Buchstaben ein Glossy-Shine verpasst wird, weil man vor 10-15 Jahren Apple nachäffen wollte, wie es jetzt unschön ist, wenn alles nur noch abgeflacht wird.

  4. Sowohl das das Logo als auch die Typo finde ich unglaublich gut. Das ist für mich ein Beispiel, dass Flat nicht immer das absolute Ziel ist. Ich finde es schade, dass viele Sachen nur noch “plattgebügelt werden” und man dann behaupten will, dass man damit noch mehr sein Markenbild transportieren kann. Ich habe hier vor kurzem das Redesign von Audi gesehen und wenn ich dann auf die Website gehe, dann denke ich, dass oben rechts ein Fehler beim laden passiert ist.

  5. Ein sehr schönes Beispiel, wie man ein Logo macht, das eben nicht “nicht-flat” ist, weil man einfach überall Verläufe, Glossy- und Kanteneffekte einbaut. Prinzipiell ist es ja sogar fast noch flat, aber durch die Linienführung, angedeuteten Schatten und die ganz dezenten Verläufe sieht das trotzdem 1000x besser aus.

  6. Deutlich wertiger als der Vorgänger. Wäre für mich ein starker Kaufanreiz.
    Auf die Umsetzung in der (Massen)-Ausstattung bin ich gespannt. Gläser, Bierdeckelchen, Ausschankzubehör etc. werden die Maßstäbe sein, an denen sich das Logo messen lassen muss. Wenn der Aufwand dort allerdings ähnlich betrieben wird wie bei der Erarbeitung des Markenzeichens bin ich zuversichtlich, dass es dort überzeugende Lösungen geben wird.

  7. Achtung Achim: In der Auflistung der Harfenevolution stimmt die Abbildung für 2006 nicht. Dort ist Dir die Illustration von 1968 noch mal reingerutscht.

      1. Okay, jetzt stimmt natürlich meine Auflistung weiter oben nicht mehr, ich war davon ausgegangen man hätte das alte nochmal hervorgeholt ;)

  8. Ich schließe mich an – wunderbar gemacht.
    Kann es sein dass in der Designhistorie die zuletzt verwendete Variante fehlt?

  9. Sehr schöne Arbeit.

    Das Logo, ob nun Flat oder Skeuomorphismus, muss zur Marke passen. Bei einer traditionsreichen Biermarke ist sicherlich letzteres stimmiger.

    Was ich mich jedoch immer bei solchen Logos frage: Wie wird sich das Logo in den digitalen Medien machen (kleine Einsatzgrößen, Favicons, Icons etc.)? Sollte ein Logo nicht in erster Linie prägnant sein (“Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem grossen Zeh in den Sand kratzen kann.”)? Eine zu detaillierte Darstellung ist doch eigentlich widersprüchlich?

    All diese Aspekte würde ich gerne einmal zur Diksussion stellen, gerne auch mit Beitrag vom Author. ;-) Solche Fragen haben mich bei solchen Logos nämlich schon immer beschäftigt und bislanf bin ich zu keiner eindeutigen Antwort gelangt.

    1. Ich persönlich finde es falsch, ein Logo wegen eines bestimmten Anwendungs-Trends von Grund auf zu reduzieren und so zu vereinfachen, dass Alles in ein Button-förmiges Gebilde passt. Wäre ja schrecklich, wenn es nur noch quadratische oder kreisrunde Logos geben würde.

      Sicherlich ist es heute eine zuätzliche Aufgabe, weitere reduzierte Varianten zu entwerfen, welche auch in den genannten “Icons” lesbar und als spezielle Marke erkennbar sind. Das lässt Raum für Kreativität und schafft die Möglichkeit für temporäre Abwandlungen. Aber wie ich finde – ganz wichtig – ohne das Original-Logo ersetzen zu müssen.

      1. @ Paddy S.: Als in den frühen 1990ern ein namenhafter Designer das akt. DB-Logo vorstellte, ging er genau mit diesem Argument gegen Kritiker vor, sein Argument damals: Das alte DB-Logo konnte man nicht gut auf einem Fax lesen, auch wäre es auf Bildschirmen serifenlos besser lesbar. Was er damals aber übersehen hat, die Computer-Bildschirme hatten schon damals eine höhere Auflösung als TV-Geräte und schon damals wurde vom hochauflösenden TV gesprochen. Er ist halt von dem damaligen “Jetzt-Zeitpunkt” ausgegangen. So gesehen müssten sich alle Firmen-Logos an Apples akt. iOS-Design orientieren, ganz schlicht und Bonbon- oder Pastellfarben. Aber Logos sollen länger bestehen als Computertrends, diesen wechseln zu oft.

        Guinness Since 1759, d.h. wenn Apple & Co. mal dieses Alter erreichen sollten ;o) das akt. Design hat eher eine sehr kurze Halbwertzeit. Vieles was noch vor zwei oder drei Jahren als „state of the art“ galt, wirkt heute durchschnittlich, weil alles so aussieht (Helvetica überall). Darum finde ich den Schritt von Guinness genau richtig, weg von dem Weg auf den sich alle befinden, setzte auf 3D und Serifen … warten wir ab, wie lange Apple noch das akt. iOS-Design so lässt.

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