Umdenken beim Bibliographischen Institut. Jahrelang verfolgte man hier die Strategie: Worthäppchen gibt es gratis (im Netz), umfassende Unterstützung nur gegen Bezahlung (Software). Dank Online-Wörterbüchern und -Nachschlagewerken wie Canoo.net, DWDS oder auch pons.eu (seit 2009) gab es eigentlich keinen Grund, einen „echtes“ Duden-Nachschlagewerk im Internet zu vermissen.
Der Relaunch von Duden.de schließt also keinesfalls eine Lücke, wie es etwa auf Meedia nachzulesen ist. Vielmehr gilt es, verlorenen Boden wieder gut zu machen. Der Verlag verfolgt mit der Öffnung des Wörterbuchs das Ziel, das Online-Medium stärker als Image-Träger für sich zu nutzen, um dadurch den Verkauf von Produkten anzukurbeln. Spät, aber nicht zu spät, kommentiert basicthinking. Die verlegerische Geschäftsführerin des Dudenverlags Marion Winkenbach sagt in Bezug auf die Markenführung: „Für unsere Markenpolitik ist es wichtig, dass wir auch online die Nummer eins sind in Sachen deutsche Sprache“.
Der letzte Relaunch stammt aus dem Januar 2009, siehe Duden reformiert Webauftritt. Während Duden.de bislang zwar mit einem reichlich verspielten Interface aufwartete, dafür aber recht wenig Unterstützung bei der Rechtschreibung bot, ist der neue Webauftritt vergleichsweise nüchtern, dafür aber umso nützlicher, weil umfangreicher. Hinter der wohl größten, einzeiligen Suchmaske im Netz steckt ein starkes Instrument. Content is King! So etwas kennen wir von Google, Flickr und anderen Angeboten, bei denen eine recht simple Einstiegsseite im starken Gegensatz zu der Komplexität steht, die dahinter steckt. Sprachratgeber, Rechtschreibregeln, Leseproben und aktuelle Meldungen sind geschickt mit dem Shop verwoben. Duden.de taugt von nun an nicht nur für die Abfrage von Begriffen, die in besagten Worthäppchen angezeigt wurden, sondern dient auch bei der Überprüfung längerer Texte (bis max. 200 Wörter). Dabei unterscheidet die Korrekturhilfe zwischen Rechtschreib- und Grammatikfehler.
Im Praxistest musste ich feststellen, dass die Korrekturhilfe nicht so narrensicher ist, wie etwa die Sprachhilfe von Google. Die Bedienung erfordert aufgrund der Doppelbelegung einer Taste („Text korrigieren“ + „Text bearbeiten“) etwas Einfühlungsvermögen. Die Website selbst nimmt sich in der Gestaltung bewusst zurück, was ich für einen richtigen Ansatz halte, da vor allem in diesem Umfeld der Inhalt an erster Stelle steht. Form und Inhalt stimmen nun jedenfalls, erstmals, ist man geneigt zu ergänzen.
Verantwortlich für die neue Website zeichnen avono und xmachina.
Danke Daniel für die erste E-Mail zum Relaunch.
Sieht nun jedenfalls auf den ersten Blick nicht mehr ausschließlich wie eine Promotionseite für Produkte aus, sondern schon eher wie eine Seite auf der man was “machen” kann.
Also dahingehend eine Verbesserung! Auch wenn das Unternehmen den Online-Markt viel zu spät ernstgenommeb hat…
Nur ein kleiner Korrekturhinweis (wenn es schon um den Duden geht): “…um dadurch den Verkauf (sic!) von Produkten anzukurbeln…”
Das Suchfeld finde ich aber dann doch etwas übertrieben groß.
“Übersichtlich sieht anders aus…” Zu viel Weißraum, gepaart mit zu großen, plakativen Flächen, muss gut arrangiert werden – leider hier nicht der Fall. Auch einen kompletten Zusammenhalt der einzelnen Flächen fehlt mir, wodurch die Seite sehr “instabil” wirkt. Unverändert vom praktischen Nutzen bleibt zum Glück der Griff ins Regal… Ich bin nicht überzeugt vom Relaunch der neuen Duden-Seite…
@Tim
Finde ich nicht unbedingt. Das was wichtig ist, wurde nunmal in den Vordergrund gerückt.
So etwas lässt sich auch bei dasoertliche.de oder bei wetter.de finden.
Da geb ich Dominik recht. Du wirst doch kaum mal auf die Seite gehen und nich ein Wort nachschlagen wollen, oder? Warum also dann nicht das Suchfeld in den Mittelpunkt rücken. Gefällt mir.
Ansonsten nicht die übersichtlichste Seite. Auch da muss ich leider zustimmen.
Ich finde das große Suchefeld absolut genial gelöst. 99% der Besucher der Seite haben nur ein Ziel: suchen. Und das so einfach findbar und gleichzeitig als Eyecatcher UND Gestaltungselement zu nutzen, finde ich super!
Es ist immer wieder erstaunlich wie Verlage auf die Thematik “Online” reagieren. Ich erlebe es täglich im Agenturleben und vor allem bei uns in D. Für viele Verlage und deren Entscheider, die meist aus dem Printbereich kommen, sind diese Thematiken (Onlineauftritt und Inhalte / iPad & iPhone / Usability / etc.) ein rotes Tuch – man muss meist Angst haben nicht mehr zu Meetings / Pitches eingeladen zu werden sobald man diese Themen auf dem Tisch bringt (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Deswegen hat mich gar nicht gewundert dass der DUDEN solange gebraucht hat um eine für den User sinnvolle Page auf die Beine zu stellen. Schade und evtl. zu spät – ich will gar nicht daran denken wieviele User und somit potenzielle Käufer zur Konkurrenz gewechselt haben. Vermisst hat den DUDEN eh keiner mehr – da hast Du Recht Achim.
Aber das macht ja nichts, jetzt müssen sie wieder Geld in die Hand und die Werbemaschinerie wieder füttern damit die User wieder zurückkommen – und von dieser Industrie leben die meisten Leser hier (mich eingeschlossen).
Ein ewiger Kreislauf ;-)
Also ich stimme euch ja zu, das Suchfeld zum zentralen Element der Seite zu machen ist auf jeden Fall angebracht und gut.
Aber: Das Teil ist eben einfach nur groß und ich bin der Meinung, das kann man auch eleganter lösen. Grösse allein ist doch nicht alles.
Ich dachte beim öffnen ganz kurz ob mein Browserzoom richtig eingestellt ist. Zu wenig Gestaltung für meinen Geschmack. Von unsauberen Abständen und Ecken mal abgesehen…
@ Achim (Sorry, off-topic):
Wäre es möglich, die Links in den dt-Artikeln besser hervorzuheben? Leider kann ich die nämlich aufgrund einer leichten Form von Farbenblindheit meist nur durch hovern “entdecken”. Ich kann’s verstehen, wenn Du das Schriftbild nicht gerade durch Unterstreichungen “verschandeln” möchtest und Leser mit Sehschwäche sind wahrscheinlich eher die Ausnahme, aber evtl. Bold statt Regular…? Wäre eine tolle Sache.
@Zaunkönig Mmmh, wäre es bei einer Farbsehschwäche denn nicht sinnvoll, sich für den Browser lokal eigene CSS-Werte abzulegen? Der Safari bietet diese Möglichkeit. So könntest Du Links auf jeder Site so darstellen, wie es für Dich optimal ist, zum Beispiel mit einem Unterstrich, siehe Screenshot
Also ich habs probiert, hab gedacht dass man das Text löschen kann, dann mit dem Button zuerst. Ist noch sehr umständlich. Hoffentlich wird das geändert.
Nunja, also etwas umständlich ist es leider immer noch, zumindest wenn ich die Mausklicks zähle. Auch ist es verwirrend, manchmal nicht mehr ins Textfeld klicken zu können, um etwas zu ändern sondern umständlich rechts auf “Text bearbeiten” zu klicken. Hat vermutlich technische Gründe, trotzdem schade, dass es so gelöst wurde. :(
Das Design finde ich ja noch gut. Aber duden.de hat die ganze Seitenstruktur umgeworfen. Alle meine Bookmarks werden jetzt auf die Startseite umgeleitet. Das Löschen von (sehr kurzen) Textpassagen funktioniert immer noch nicht.. Das kann man nochmal überarbeiten.
ist nur eine Vermutung:
Dieser Relaunch stand wohl eher im Zeichen eines Strategiewechsels und wurde federführend von Technikern durchgeführt. Das Design wirkt wie ein Punkt ganz unten auf einer langen, sehr langen Taskliste. Es ging wohl nur noch darum es irgendwie “schön” zu machen. Ein Interaktionskonzept ist nicht erkennbar. Ein Gestaltungsrahmen, der Inhalt und Funktion zusammenhält auch nicht.
Ich finde den Richtungswechsel sehr richtig (wenn auch spät) und empfehle schnell einen Relaunch 2.0 unter Gesichtspunkten der Usability.