Das arme Sternchen
Was musst du dir nicht alles gefallen lassen. Den Glanz des Sterns kannst Du nicht ausstrahlen. Du lebst in einer anderen Welt – in einer anderen Galaxie. Man sieht Dich überall. Wirst immer ganz klein dargestellt. Bedauernswert finden das außer mir nur wenige. Deine Väter wollen Dich so klein wie möglich halten. Deine Form spielt dabei gar keine Rolle. Grund für Deinen Kleinwuchs sind die großen Preise, neben denen Du stehst. Fast ist man geneigt zu sagen: Je kleiner Du bist, umso größer ist die Differenz zum tatsächlichen Produktpreis, der in Szene gesetzt werden soll. Wo die Preise nur scheinbar klein sind, bist Du nicht weit. Du wirst schamlos zu Werbezwecken missbraucht. Dadurch hast Du natürlich kein gutes Image. Deiner Popularität hat dies bislang nicht geschadet. Du bist so präsent wie nie zuvor.
Kaschieren und Verschleiern
Das Sternchen visualisiert heute Vieles. In keinem Fall aber den dargestellten Preis oder die formulierte Botschaft. Die Versprechen “gratis”, “sofort” und “unbegrenzt” sind alle an Bedingungen geknüpft, die oftmals auf die Wenigsten zutreffen oder aber an Vertragslaufzeiten gebunden, in denen man monatlich einen stattlichen Betrag überweisen darf. Preise, die mit einem Sternchen ausgezeichnet sind, sind so seriös wie die berühmten Lockvogelangebote z.B. in der Reise- und Flugbranche. Klar kommt man für 19,99 Euro nach Spanien. Aber die Tatsache, dass diese Preise nur für ca. 10% der Reisenden verfügbar sind bekommt man nur in schlecht lesbaren Fußzeilen mit – wenn überhaupt. Hier war der Gesetzgeber in den letzten Jahren aktiv um unlauteren Wettbewerb möglichst zu unterbinden. In Sachen “Enttarnung des Sternchens” kann dieser Artikel ja ein kleiner Anschub sein.
Ich betreibe allgemein visuelle Kommunikation und nicht im speziellen Werbung, daher laufe ich auch weniger Gefahr das Sternchen zu Zwecken des Kaschierens einzusetzen. All denjenigen, die das Sternchen in einem Banner oder einem Flyer unterbringen müssen sei gesagt: Das Sternchen hat schon lange seine Unschuld verloren. Es ist enttarnt. Wer ein Sternchen neben einem Preis stehen sieht weiß sofort: Dieser Betrag gilt nur für Wenige, nur für einen begrenzten Zeitraum oder nur in Verbindung mit dem Erwerb eines andere Produktes. In keinem Fall besagt das Sternchen, dass der Preis für Alle gilt.
Übrigens, die unseriösen Geschwister des Sternchen sind “1”, “2” oder “3”. Auch diese Kennzeichnungen offenbaren nur eines, nämlich dass das Portmonee mit absoluter Sicherheit stärker belastet wird, als um die dargestellte Summe. Vor allem die Telekommunikationsbranche tut sich mit dem Thema Transparenz offenkundig immer noch schwer. Die Verbraucherzentrale und andere Verbände/Vereine bleiben am Ball.
Die Norisbank nutzt aktuell in ihrer Kampagne das Negativ-Image des Sternchen. Wie ich finde eine smarte Idee. Kunde werde ich deshalb aber auch nicht gleich.
Ich seh nur noch Sterne … ;)
Wunderbar beobachtet, Achim!
ich bin schuldig, ich habe es auch oft so misshandeln müssen, es tut mir schrecklich leid! :(
Ich freue mich schon auf den nächsten Artikel über “nur für kurze Zeit”.
Du sprichst es an: 1, 2, 3 sind noch viel fieser. Ein mir vorliegendes Blättchen eines Mobilfunkanbieters kommt auf 56 Fußnoten, die in Winzigschrift ohne gliedernden Absätze heruntergerissen werden. Da lobe ich mir noch das einzelne Sternchen…
[…] Und hier eine Hommage an das […]
Bei manchen Angeboten sieht man derzeit den Wald bzw. die tatsächlichen Konditionen vor lauter Sternchen nicht mehr. So schafft es ein einfacher Vergleich von vier Kreditkarten auf sage und schreibe neun Fußnoten. Das will erst einmal überboten werden, aber da werde ich sicher auch noch sehr schnell fündig werden.
Am schönsten finde ich die * bei TV Werbung. Wird ein Mobilfunktarif oder ein Bankprodukt beworben, kann man sich sicher sein, das ein Drittel des Fernsehbildschirms mit Fußnoten und Sternchen zugepflastert wird. Interessant dabei ist, das diese Fußnoten für ein paar Sekunden (wenn überhaupt) eingeblendet werden. Bis man die Brille rausgekramt hat ist es meistens schon zu spät.
Meiner Meinung nach ist die ganze Sache mit den Sternchen ein Unding. Gerade das mit den Mobilfunk-Anbietern, was Enrico angesprochen hat, ist unmöglich. Ganz groß erscheinen die vermeintlich günstigen Preise und die Ausnahmen bzw. Fußnoten kommen in einer solchen Größe, dass man höchsten sieht, dass dort etwas steht, aber man kann nicht erkennen, um was es sich handelt.
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Na ja, Sternchen hin, Sternchen her,
das gibt es auch bei anderen Dingen.
Vor allendingen bei den Slogans.
Was wäre denn, wenn die Sternchen nicht da wären? Dann wäre es doch viel zu unübersichtlich und keiner würde etwas kaufen. Stellt Euch mal vor, bei den Banken wären die ganzen AGB’s irgendwo mit auf den Seiten. Ich stelle mir das gerade mal vor, wenn ich auf meiner Seite Konten-Check24 die ganzen “Kleingedruckten” Sachen mit auf die Seiten schreiben müsste. Wäre erstens mal Duplicate Content und außerdem liest das doch keiner. Jetzt mit dem Sternchen muss es halt jeder lesen, den es interessiert oder er schaut auf Seiten, die den Sternchen-Text zusammen fassen.
OK, Sternchen hin oder her, aber manchmal geht es nicht anders, da man ja das ganze “Kleingedruckte und AGB’s” etc. nicht anders unterbringt
Muß Enrico auch Recht geben! Also im TV kann ich das gar nicht verstehen, der Sternchentext wird so kurz angezeigt und ist zusätzlich noch so klein, dass man das überhaupt nicht lesen KANN. Dies würde ich gesetzlich abändern, im Radio hat man sich ja auch dran gewöhnt, dass die Sternchentexte etwas leiser und sehr schnell gesprochen mit an den Spot geklatsch werden.
In Textform im Internet oder auf dem Papier hingegen finde ich es nicht soo schlimm, wer sich Sternchentexte nicht durchliest ist halt selber schuld.
Tschö
Chris
Natürlich muss diese leidige Sternchen manchmal sein, machen wir uns nichts vor. Es muss halt alles plakativ sein, da ist nichts mit lesen….
Die Sternchen sind eigentlich nur ein Symptom dafür, dass man kaum noch eine Ware einfach kaufen kann. Es gibt fast nur langfristige Verträge, Abos, etc. Wir nehmen für Telefonate etwas hin, was niemand für Eiscrème akzeptieren würde.
Ich finde es auch eine Unart der Anbieter wichtige Informationen als Sternchentext kaum leserlich zu verstecken.
Bei Mindestvertragslaufzeiten ist es ja noch verständlich, aber mittlerweile werden auch Zusatzoptionen, die man eigentlich gar nicht buchen möchte nur als Sternchen angezeit.
Erstmal gutes Thema und guter Artikel. Das extremste Beispiel hierfür finde ich Fernsehwerbung, dort wird bei Leasing und Ratenangeboten von Automobilen auch ein Sternchen an den Preis gesetzt, aber das beste ist, der Text ist so klein, das nicht mal ich mit einem Full HD 52″ den Text lesen kann, er ist einfach zu verpixelt, es geht doch aber genau darum, darum das “MAN” den Verbraucher darauf hinweißt das da noch was zu beachten ist, doch sieht es für den Verbraucher / Konsumenten viel schöner aus den billigen Preis abzuspeichern und nicht die damit verbundenen Pflichten/Verpflichtungen. Naja Sternchen hin oder her, ich denke jeder ist bei solchen Angeboten im klaren darüber, dass es einen Haken gibt. Liebste Grüße ans Designtagebuch
@Felix
das versteh ich auch bis heute nicht. Im Fernsehen wir ein Text eingeblendet der so klein ist das in keiner lesen kann. Auch die Einblendedauert beträgt ein paar Sekunden… Dann kannst Du auch einen Warnhinweiß in 5 Punktschrift auf eine Verpackung drucken…. Steht ja dann trotzdem drauf…
ich möchte hier nochmal auf die Fußnoten bei Mobilfunkangeboten im TV eingehen. Die werden immer kleiner, kann man nicht mal auf eine Großbildschirm lesen. Was soll das?
Habe die Erfahrung bei einer der bekanntesten Singlebörsen gemacht. Mein Jahresabbo das ich abgeschlossen habe wird durch ein Sternchen automatisch verlängert. Dabei habe ich extra das Geld überwiesen. Jetzt kommen die Mahnungen obwohl ich das Abbo gekündigt habe. Alles wegen einen kleinen Sternchens! Ob das alles so rechtens ist glaub ich nicht!