Skip to content

Aus Olympiamannschaft wird „Team Deutschland“

Die Deutsche Olympiamannschaft hat einen neuen Namen samt neuem Logo. Erstmals wird das „Team Deutschland“ bei den 23. Olympischen Winterspielen in PyeongChang mit neuem Namen an den Start gehen. Ziel der Maßnahme ist es, einerseits die Sichtbarkeit der Sportler nach außen hin zu verbessern und anderseits eine klare, gemeinsame Haltung zu kommunizieren. Das Bemühen des DOSB um eine geschlechtergerechte Sprache erhält nun ein Zeichen.

Ein „D“ in Nationalfarben – vergleichsweise einfach gehalten, das Dynamik, Sympathie, Emotionalität und Freude am Sport ausdrücken soll. In einem mehrmonatigen Markenprozess, der von Marktforschung und Feedbackgesprächen begleitet wurde, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Neupositionierung der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen angestoßen. Rund 500 Athleten seien zur Positionierung befragt worden.

Auszug der Pressemeldung:

Das „Team Deutschland“ ist aber weit mehr als die deutsche Mannschaft bei den Olympischen Spielen. Ab sofort findet die Kommunikation rund um die olympischen Athletinnen und Athleten unter dieser Klammer statt – auch in der Zeit zwischen den Spielen. So unterschiedlich und heterogen die Athletinnen und Athleten aus den verschiedenen Sportarten auch sind, sie haben dasselbe Ziel vor Augen: als Teil von „Team Deutschland“ die magischen Momente erleben, die es nur bei Olympischen Spielen gibt.

Ein wesentliches Element des vom DOSB präsentierten Markenauftritts des Team Deutschland ist zudem die Schrift Sansa Pro, in der Headlines gesetzt sind (siehe Darstellung). Die Buchstaben dieser Schrift sind ebenso abgerundet wie die in Nationalfarben angelegten flächigen Schmuckelemente (Abb. oben), die ebenfalls charakteristisch für das Branding von Team Deutschland sind.

Begleitet wurde der Markenprozess durch die Agentur thjnk. Für die Kreation verantwortlich zeichnet die Agentur loved.

Kommentar

Belgien hat eines, ebenso die USA, Großbritannien, Kanada, Nigeria und nun auch Deutschland (siehe Abb. unten). Während „Team“ in der englischsprachigen Welt die einzig korrekte/logische Bezeichnung ist, kommt man hierzulande nicht umhin, in der Abkehr von „Mannschaft“ ein Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache zu vermuten. „Die Mannschaft“ ist nun einmal, ungeachtete des vorgestellten weiblichen Artikels, durch und durch männlich. Mit Blick auf den 27-köpfigen Mitarbeiterstab der Fußball-Nationalmannschaft, dem keine Frau angehört, könnte man sagen, männlicher geht nicht. Bei den letzten Olympischen Spielen in Rio 2016 zählten hingegen 206 Frauen zum Aufgebot der Deutschen Olympiamannschaft. Liest man die Pressemeldung, die der DOSB veröffentlicht hat, in der stets von „Athletinnen und Athleten“, „Sportlerinnen und Sportlern“ sowie von „Olympiateilnehmer/innen“ die Rede ist, wird dieser Eindruck bestätigt.

Nicht die Umbenennung des Namens ist eine Zumutung, sondern die in dieser Weise wahlweise mittels Schrägstrich, Klammer, Gendergap oder Binnenmajuskel verunstaltete Sprache ist es, zumal diese oftmals die tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau eher zu kaschieren scheint, denn dass sie diese förderte. Derlei Gendering-Sprech verkompliziert ob der genannten Schreibweise die Verständigung und das Lesen, womit es den Sinn und Zweck von Sprache ad absurdum führt. Ich bin Autoren stets dankbar, die einleitend in ihren Büchern darauf hinweisen, dass sie, der besseren Lesbarkeit wegen, auf eine geschlechtergerechte Sprache verzichten.

Wer in der Umbenennung womöglich einen weiteren Beleg für die Unterwanderung des Deutschen durch die englische Sprache zu erkennen glaubt, dem sei gesagt, dass „Team“ bereits 1915 im deutschen Rechtschreibduden stand. Dass sich die Athleten mit dem Markennamen „Team Deutschland“ identifizieren, wie der DOSB erklärt, kann ich mir sehr gut vorstellen, denn schließlich ist der Begriff „Team“, und das müssen selbst die größten Denglisch-Anfechter zugeben, durchweg positiv besetzt. Gleiches lässt sich über den „Team-Player“ sagen, dessen Teamfähigkeit heutzutage nicht nur im Mannschaftssport gefragt ist.

Was die Formgebung betrifft, so tut das in Nationalfarben gehaltene, gefällig wirkende D niemandem weh. Da gibt es, denkt man beispielsweise an die Tourismusmarke Deutschland mit dem fürchterlichen „Einfach freundlich“-Signet doch ganz anderes. Das Team-D verkörpert eine pragmatische Einfachheit, wie man sie innerhalb von Sportverbänden wohl eher selten antreffen dürfte. Wie bereits im vorherigen Beitrag erwähnt: Logos beschreiben nicht nur den Ist-Zustand, sondern sie skizzieren stets auch wie man gerne wahrgenommen werden möchte.

Team Olympia Logos

Mediengalerie

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 49 Kommentare

  1. Zugegeben: Das Teil haut einen nicht vom Hocker. Im Alphabet gibt es durchaus prickelndere Buchstaben als ein D wie Dora. Da kannste nicht viel draus machen. Kreatives Eigentor, sag’ ich mal. Und keiner von uns weiß wie die Alternativ-Vorschläge der Agentur aussahen. Vielleicht hat sich der Kunde ja einfach nur für den schwächsten Entwurf entschieden.

    Und auch ICH finde, dass es in diesem Thread nicht darumgehen sollte, ob einem die Webseite von loved gefällt. Was zählt, ist das Ergebnis. Und das ist doch mal wieder richtig nüchtern, humorlos und typisch es-soll-möglichst-allen-gefallen. Kurzum: deutsch.

  2. Team D finde ich gut, weil es einfach und prägnant ist. Mal keinen Adler verwenden ist doch auch mal gut. Was ich besser fände, wäre, wenn das D genauso breit wäre wie das TEAM und das Olympia-Signet, dann würden alle Teile mehr eine Einheit bilden.

  3. handgriff, schwarz, für etwas steif aufrecht stehendes in gelb, mit runder kuppe – und rechts ein etwas deformierter roter halbmond? sporty siehts nicht aus. plumpy eher. und dann noch das wort team…

    1. … jetzt, danke, schau ich nach oben und finde das us-logo einfach und schön, mit bewegung drin und typografischem zitat von us-sport u. a.

  4. I agree to disagree.

    Mag sein, dass noch ein Lorbeeer- ähm Ahornblatt oder noch ein Löwe oder Adler als Symbol besser gefallen würde, da vorgeblich ausdrucksstärker und emotionaler.

    Möchte da mutig dagegenhalten und den steilen Satz in die Arena werfen, dass dieses D nach den hundersten Adlerschwingen und stylischen Stammeszeichen (gähn) sehr wohl mehr als in Ordnung ist.

    Da es durch die ineinander verschlungenen (!important) Farbstränge sehr schön und auf sehr pure Weise “Team” sagt.

    Also Zusammenarbeit sagt, Committment, einer für alle, alle für einen.

    Man mag es als bereits gesehenen Wormlogo-Stil und damit als langweilig abtun.
    Doch hier passt der als zu verbreitet bemäkelte Stil hervorragend, weil die Teile sich ineinander schmiegen und damit einen Impact, einen Gehalt haben.

    Hippe Stile, weil sie halt gerade in sind, o. k., von mir aus. Aber langweilig und im Grunde sinnloser Tand, da nichtssagend.

    Doch hier: Richtig gut ist, dass der Stil hier auch den Inhalt (hier: Team) ausdrückt. Volltreffer. Inhalt ist form. Und Form ist Inhalt. Klasse.

    Bin ich der einzige, der das sieht?
    Oder muss ich jetzt wieder in meinen Kokon zurück und als alte Raupe, die sich auf senile Weise verwürmelt hat, der hippen Stilgemeinde Abbitte leisten.

  5. Bei dem Wort “Frauen-Fußball-Nationalmannschaft” wundere ich mich auch immer wieder, warum man aus dem Wort “Fußball-Nationalmannschaft” für die Männer bei der Benennung des Teams (!) für die Frauen nicht einfach “Fußball-Nationalfrauschaft” gemacht hat…

    Wobei man die Sprachdiskussion an der Stelle dann auch erst so richtig beginnen könnte, bedenkt man eine Begründung für obige Variierung: die weibliche Entsprechung von Mann ist Frau, die von Herr ist Dame. Da kommt man schnell in Teufels sprachliche Küche, wenn man sich dann die Worte herr-lich und – quasi im Gegensatz dazu – däm-lich vor Augen führt. :O

    Aber das sei hier im Design-Blog nur am Rande erwähnt, ist ja kein Typo-Blog.

    1. Weiter gedacht stellt sich dann die Frage, warum es überhaupt eine Trennung zwischen Mann und Frau im Sport gibt und man nicht alle zusammen im Wettbewerb antreten läßt.
      Vielleicht drängt sich dann aber leider wieder die biologische Realität in die so schon durchgegenderte Welt.

      1. Stimme dir zu. In beiden Punkten. Man wird kaum gemischte Mannschaften haben (können). oder doch? Im Jugendbereich spielen die Mädels einige Jahre zunächst noch bei den Jungs mit, bevor es dann die organisatorische Trennung gibt.
        Aber vielleicht könnte man die jeweiligen Kontinental- und Weltmeisterschaften gemeinsam austragen.

  6. Dieser Trend zum Gendern für das informierte Bauchgefühl ist ein Rückschritt, kein Fortschritt.

    Man schaue in ein etymologisches Wörterbuch und finde zu “Mann”:

    ‘mittelhochdeutsch und althochdeutsch „man“, seit dem 8. Jahrhundert belegt, ursprünglich wahrscheinlich „denken des Wesen“ oder „aufrecht laufendes Wesen“’

    Mann=Mensch. Wie auch im Englischen.
    Frau hat hingegen folgenden Ursprung
    ‘mittelhochdeutsch vrouwe von althochdeutsch frouwa „Herrin“ aus dem 9. Jahrhundert zu frō „Herr“;[1] ursprünglich die Anreden für Götter’

    Also eigentlich Mann: der Mensch, Frau=hervorgehobener und verehrter Teil der Menschen.

    Es entbehrt jeder Grundlage, wenn immer angedeutet wird, dass die sprachliche Trennung in Mann und Frau der Diskriminierung der Frau diente. Eigentlich ist historisch sogar das Gegenteil der Fall. Und statt sich weiter über die Form Gedanken zu machen kommt es auch hier eigentlich auf den Inhalt an.

    Was hier dann nämlich zumindest mir unangenehm auffällt ist, dass der völkerverbindende und übernationale Begriff der Olympiamannschaft durch du bist Deutschland mäßiges Wording ersetzt wird. Was so unkonventionell und modern daher kommen will, weil “Team” und das Patriarchat ist mit “Mannschaft” jetzt auch Geschichte, ist für mich ein kleiner Rückfall in die Idee, dass olympische Spiele ein Nationenwettstreit sind.

    Wie ich es auch drehe und wende bekomme ich Stirnrunzeln.

    1. …ich stimme dem zu. “belle-lettre” anzuklicken – wie oben bereits ausgeführt – lohnt auch in diesem Fall. Oder: Hobbysprachkundige sollten sich vielleicht fachMÄNNISCHen Rat einholen.

  7. Wurde bei der Logoentwicklung auch mal geschaut, wofür “D” noch so steht? Also im Speziellen vielleicht umgangssprachlich im englischsprachigen Raum. “This is Team D”, “Here we have Team D”, “Here comes Team D”. Google hätte weitergeholfen. Zum Beispiel “She wants the D”!

    1. Nun ja. Sollte man tatsächlich wissen/mitberücksichtigen, wofür “D” im Englischen, Spanischen, Französischen, Italienischen, etc. auch noch so alles steht? Viel entscheidender ist doch, dass “D Team im Englischen umgangssprachlich für “siegen/gewinnen” steht. Insofern ist der Name gerade aus Perspektive derjenigen, die Englisch als Muttersprache haben, ziemlich passend.

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen