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Zweckverband Chemnitztalradweg fährt zweigleisig: „Jedermann“-Logowettbewerb + öffentliche Ausschreibung

Chemnitztalradweg Zweckverband „Logowettbewerb“

Chemnitztalradweg Zweckverband „Logowettbewerb“

Kurios: Der Zweckverband Chemnitztalradweg lobt im Rahmen eines „Jedermann“-Wettbewerbs die Gestaltung eines Logos für gleichnamigen Radweg aus, und will dieses dann im nächsten Schritt von professionellen Gestaltern neukonzipieren lassen.

200 Euro stehen für den Gewinner des Wettbewerbs bereit, der aktuell vom Zweckverband Chemnitztalradweg zur Gestaltung eines Logos ausgerichtet wird. Schnell ist klar, auch aufgrund des extrem niedrig angesetzten Preisgeldes, dass mit dem Wettbewerb in erster Linie Bürger aus der Region und Amateure angesprochen werden sollen, keine Profis. Gleichzeitig vergibt der Verband im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung den Auftrag zur Erstellung eines Corporate Designs für den selben Radweg, einschließlich der Gestaltung eines Logos. Agenturen sollen, so sieht es die Leistungsbeschreibung vor, bei ihrer Arbeit das 200-Euro-Logo als Basis nutzen.

In der Leistungsbeschreibung heißt es …

4.1 ENTWICKLUNG DER BASISELEMENTE
Neukonzeption eines Logos auf Basis des Siegerentwurfs des Logowettbewerbs inkl. Wortmarke/Claim. Ausarbeitung der Entwürfe in Farbvarianten und Monochrom- Umsetzungen jeweils mit und ohne vorhandenem Schriftzug. Präsentation der Ergebnisse mit individuellen Anwendungsbeispielen. Dies beinhaltet auch entsprechende Korrekturschleifen bis zur Erzielung vollumfänglicher Zufriedenheit des Auftraggebers.

Erfreulicherweise, und dies verdient an dieser Stelle ausdrücklich Anerkennung, werden von der Vergabestelle im Zuge der Abgabe des Angebotes keinerlei Konzeptions- und Kreativleistungen angefordert. Lediglich Angebotspreise und Referenzprojekte sind aufzulisten. So sollte es sein. Der Umstand, dass der ausgewählten Agentur das aus dem „Jedermann“-Wettbewerb hervorgegangene Logo als Grundlage mit auf den Tisch gelegt wird, ist allerdings wirklich kurios. Sonderlich motivierend ist dies für gelernte Gestalter nicht.

Falls es den Verantwortlichen darum geht, Bürgerinnen und Bürger am Entstehungsprozess des Logos teilhaben zu lassen, dann gäbe es elegantere Wege als den gewählten. Beispielsweise hätte man im ersten Schritt im Rahmen einer Ausschreibung eine Agentur auswählen können, um von dieser mehrere Entwürfe erstellen zu lassen, denn das tut sie sowieso, welche dann im zweiten Schritt im Sinne eines Open-Design-Ansatzes öffentlich zugänglich gemacht würden, sodass Bürger aus der Region ihre Meinung dazu äußern können. Bei einem solchen Zusammenspiel aus Auftraggeber, professionellen Gestaltern und der Öffentlichkeit bräuchte sich keiner übergangen bzw. geringgeschätzt fühlen. Auf diesem Wege böte sich zudem eine bessere Gelegenheit, über die Medien Aufmerksamkeit für das Projekt zu stiften.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. wie schön, dass der ach so solide eu-strukturfont dem
    CTRW offenbar schon einmal macs gefördert hat – allein
    die grafik der ausschreibung lässt nichts gutes ahnen
    und gehört verboten… 300,- preisgeld bei vll. 3500,-
    nebenkosten sind ein noch größerer witz.

  2. Wir arbeiten nicht mehr für öffentlich Auftraggeber. Viel zu kompliziert, zuviel Unwissem im Marketing und was das Schlimmste ist: keinen Mut.
    Bei diesem Projekt und dieser Vorgehensweise entstehen interne Stunden in der Verwaltung, welche zusammengerechnet, eine Summe ergeben, mit der man locker eine richtig gute Agentur hätte arbeiten lassen können.
    Nur die Ausschreibung hat schon mindestens 80 Arbeitsstunden gekostet. Aber Sie merken schon mir stehen die Haare zu Berge. Und die Gestaltung des Vorblattes ist so schlecht, dass jeder davon abgestoßen werden sollte jemals teilzunehmen.

  3. Ihrem Kommentar, nicht mehr für öffentliche Auftraggeber zu arbeiten, stimme ich weitgehend zu. Mache das mittlerweile auch so.

    Das Prinzip Hoffnung schlägt halt bei vielen Designern immer wieder zu. Die Hoffnung, dass es diesmal anders sei, dass man, weil man gut ist, in der Lage sei, die etwas knöchernen Herrschaften brillant zu überzeugen. Der große Glaube an sich, die Sterne neu zu ordnen, ist ja sehr wichtig für unseren Beruf. Leider häufig eine Falle und wird weidlich ausgenutzt.

    Zum Thema selbst

    Als g’standene Agentur würde ich ebenfalls ungern ein 200 EUR Logo verschlimmbessern dürfen müssen. Es hat so was von Geringschätzung.

    Die Geringschätzung fängt jedoch noch früher an: Auch gegenüber einem bürgerlichen Amateur sind 200 EUR ziemlich Ding. Denn auf der einen Seite strahlt dies aus, dass jeder gute Ideen haben könnte, aber man nicht willens ist, die vielleicht brillante Idee (von wem sie auch kommt) anständig zu honorieren.

    Das hat damit zu tun, dass die eine klasse Idee zu haben gemeinfrei ist. Für sie bekommt man noch lange irgendein Geld. Erst die Umsetzung macht’s, sagt unsere Rechtslage.

    Generell würde ich gerne wissen, warum man solche zeitraubenden und seltsam anmutenden Ausschreibungen aushirnt und warum man da sich offenkundig keine Beratung gegönnt hat. Es wird Zeit.

Kommentare sind geschlossen.

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