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Zörbiger mit neuem Markenauftritt

Zörbiger Logo, Quelle: Zuegg
Zörbiger Logo, Quelle: Zuegg

Zörbiger, 1873 in Zörbig gegründet, präsentiert sich seit kurzem mit grundlegend erneuertem Markenauftritt. Der Mutterkonzern Zuegg setzt bei der Produkterneuerung auf Tradition und Regionalität und beweist beim Rebranding, das die Marke derzeit vollzieht, Mut.

Bereits seit über 140 Jahren werden in Zörbig (Sachsen-Anhalt) Fruchtaufstriche (Sirup, Konfitüren, Marmeladen, Pflaumenmus) nach traditionellen Rezepten hergestellt. Bis zum Mauerfall war das Unternehmen Zörbiger Konfitüre der einzige Rübensiruphersteller der DDR. Die „Original Zörbiger Überrübe“, das bekannteste Produkt, stand in der DDR fast auf jedem Frühstückstisch. Seit 2002 gehört Zörbiger zur italienischen Zuegg AG, die vor vier Jahren 2,6 Millionen Euro in eine eigenständige zweite Produktionslinie in Zörbig investierte.

In den vergangenen Monaten wurde die Markenkommunikation auf Basis einer Marktstudie neu definiert. Im Mittelpunkt stand hierbei die stärkere Hervorhebung der regionalen Herkunft. 100.000 Euro wurden für die Neuausrichtung der Marke aufgewendet, die fortan als „Original Zörbiger“, in fetten, schwarzen Lettern gesetzt, in Erscheinung tritt und beworben wird. Die Marke vollzieht derzeit ein Rebranding, wie man es in dieser einschneidenden Form vergleichsweise selten antrifft.

Zörbiger Erdbeer – vorher und nachher
Zörbiger Erdbeer – vorher und nachher

Vor dem Supermarktregal stehend wird man als Konsument genau hinschauen müssen, um die Marke wiederzuerkennen, so hat sich Verpackungsdesign verändert. Angefangen beim Logo, den Etiketten, dem Deckel bis hin zum Glas – nichts ist nach erfolgtem Redesign mehr wie es war. Von der neuen Gestaltung versprechen sich die Verantwortlichen eine bessere Differenzierung am Supermarktregal. Das für Fruchtaufstriche eher untypische Design, bei dem auf die Abbildung von Früchten verzichtet wurde, soll aus der Masse herausstechen.

Mit viel Schwarz und mattem Deckel möchte man Premium-Qualität und die Hochwertigkeit der Produkte betonen. Um den regionalen Charakter zu unterstreichen, wurde mit dem Zörbiger Schlossturm ein prägendes Bauwerk der Stadt Zörbig mit in das Etikett aufgenommen. Auch das Markenlogo, nunmehr eine reine Wortmarke zeigt sich grundlegend verändert. Zeitgleich mit der Einführung der neuen Produktfamilie in den Handel wurde in Ballungszentren in Mitteldeutschland eine Werbekampagne lanciert. Im Zuge des Rebrandings wurden zudem der Webauftritt und die Social-Media-Kanäle aktualisiert.

Neben der Optik wurde auch die Rezeptur verändert. Durchschnittlich haben die Fruchtaufstriche nun durchschnittlich 15 % weniger Zuckerzusatz, weshalb die Produkte nicht mehr als Konfitüre bezeichnet werden dürfen.

Das Rebranding wurde in Zusammenarbeit mit den Agenturen Mayolove (München/Markenkommunikation) und Marimo (Rom/Verpackungsdesign) entwickelt.

Zörbiger Siegel, Quelle: Zuegg
Zörbiger Siegel, Quelle: Zuegg

Kommentar

Ein Redesign, wie es einem in der Tat selten begegnet. Für Gestalter ein Traumjob, da man die Chance bekommt, das Gesicht einer Traditionsmarke neu zu definieren. Für Marketer, ein Wagnis, da es natürlich Zeit braucht, bis die neuen Kommunikationsmaßnahmen greifen und bis sich die Kunden an das neue Gesicht gewöhnt haben. Ein solcher Schritt erfordert Mut. Ob die neue Marke und das damit verbundene visuelle Profil von Konsumentenseite angenommen wird, lässt sich zwar im Vorfeld mit Hilfe von Marktforschung testen – ein Restrisiko bleibt mit der flächendeckenden Einführung dennoch.

Manch Ostalgiker wird den Schritt möglicherweise bedauern. Als jemand, der in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen ist (wo Grafschafter Goldsaft auf dem Frühstückstisch stand), hält sich mein Bedauern in Grenzen, zumal der bisherige Markenauftritt von Zörbiger recht abgestaubt gewesen ist. Davon abgesehen besteht im Kontext Ostalgie ein hohes Maße an Verklärung, wie ich meine. Früher war’s nicht besser, schon gar nicht alles. Eine Marke, die heute und die auch noch in zehn, zwanzig Jahren Käufer finden will, muss raus aus der Mottenkiste der Geschichte, muss Attraktivität ausstrahlen, gerade gegenüber jüngeren Käuferschichten, und sie muss wandelbar sein. Denn: wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit irgendwann gehen.

Die neue Gestaltung bricht mit nahezu allem, was das Erscheinungsbild der Marke bislang ausgemacht hat. Ob dieser Schritt zum erwünschten Erfolg verhilft, wird sich erst in einigen Monaten/Jahren zeigen. Schon jetzt lässt sich aber sagen: die Etiketten mit ihrer farbigen, Kachel-artigen Aufteilung und dem spitzen Schlossturm sind im Regal ein Hingucker. Klischeehaftes Verpackungsdesign (Deckel mit Papierdeckchen oder rot-weiß-kariertem Muster, handschriftliche Produktangaben, etc.), bei dem suggeriert wird, die eigene Oma hätte die Marmelade selbst eingekocht, gibt es zuhauf. Die Andersartigkeit der neuen Aufmachung der Marke Zörbiger weckt, zumindest mir geht es so, Neugierde und Interesse, die Produkte neu kennenzulernen. Ich bin gespannt zu hören, wie insbesondere diejenigen dt-Leser das Rebranding bewerten, die mit der Marke groß geworden sind.

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Dieser Beitrag hat 43 Kommentare

  1. Hallo, Herr Schaffrinna,
    das neue Verpackungsdesign/Rebranding von Zörbiger ist zu 100% gelungen!
    Habe die Gläser sofort bei Globus entdeckt und Pflaumenmus gekauft- früher war das dort nicht gelistet. Glückwunsch und Erfolg der Mannschaft. Geschmack mit weniger Zucker optimal!
    VG Steffi Winzer

  2. Zörbiger hat das Packungs-Design erneut radikal geändert. Am designaffin besetzten Frühstückstisch wird gerade angeregt über die möglichen Gründe spekuliert. Vielleicht können Sie ja etwas recherchieren und den Artikel ergänzen, Herr Schaffrina.

    1. Danke für die Anregung. Bereits im September ist mir im Supermarkt das abermals veränderte Verpackungsdesign aufgefallen:

      Der im letzten Jahr eingeführte Markenauftritt, das lässt sich anhand der digitalen Präsenz ablesen, hat nach wie vor Bestand. Ich tippe darauf, dass Zörbiger eine Art A/B-Testing durchführt, bei dem das progressive im Frühjahr 2019 eingeführte Produktdesign gegen eine klassischere und konventionellere Linie antritt. Der Hintergrund für das Testing wiederum könnte ein mit dem Redesign verbundener Umsatzrückgang sein. Ich werde diesbezüglich einmal die Pressestelle bei Zuegg kontaktieren.

Kommentare sind geschlossen.

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