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ZEIT ONLINE – Relaunch 2009

Zeit Relaunch

Zuletzt wurde das Nachrichtenangebot ZEIT ONLINE im Frühjahr 2007 einem Relaunch unterzogen. Zwischenzeitlich änderte man den Namen von DIE ZEIT zu ZEIT ONLINE, was aus Sicht der Markenführung als Rückschritt einzustufen ist. Nun zeigt sich der Auftritt aus der Verlagsgruppe Holtzbrinck bei gleichem Namen und mit verkleinertem Logo erneut wandlungsfreudig.

Größer und formschöner

Die neue Größe von 970 Pixeln in der Breite – 170 (!) mehr als zuvor – fällt sofort angenehm auf. Mit der Gesamtbreite sind auch die Bildformate gewachsen. Der Aufmacher kommt nun 90 Pixel größer, in 540px daher. Der zugehörige Anreißer befindet sich darunter. Die beiden Listen “meistgelesen” und “meistkommentiert” nehmen daneben stehend im direkt sichtbaren Bereich eine sehr prominente Position ein. Ein Indiz dafür, welchen Stellenwert mittlerweile diese Funktionalität eingenommen hat, die erst durch Blogs populär wurde, Stichwort Web 2.0. In diesen Listen fehlt allerdings ein Rollover-Zustand, der neuerdings zudem nicht mehr aus einem Unterstrich besteht, sondern uneinheitlich mal rot und mal anthrazitfarben ist. Geschuldet ist diesem etwas verwirrendem Wechselspiel dem Umstand, dass beide Farben als Linkauszeichnung in Verwendung sind.

Ebenfalls ins Auge springen die riesige über die gesamte Breite gehende Werbefläche weiter unten sowie das schicke neue Favicon, das nun keinen Kreis mehr beinhaltet sondern lediglich aus einem großen Z besteht, in dem man erstmals den für die ZEIT-Wortmarke charakteristischen weißen Innenraum der Buchstaben erkennen kann.

Optimiert für 1024 UND 1280

Der Clou: bei 1024er-Auflösung verkleinert sich sowohl die Schrift der Hauptnavigation, als auch die rechte Spalte, so dass der Skyscraper am rechten Rand wieder in den sichtbaren Bereich rutscht. Verfügt der Nutzer über einen Monitor mit höherer Auflösung – was mit Blick auf die Statistik sehr wahrscheinlich ist – erreicht die Navi und die rechte Spalte (370px) Normalmaß. Der Umschaltmechanismus funktioniert freilich nur bei aktivierter JavaScript-Checkbox in den Browsereinstellungen. Ein interessante Lösung, wie ich finde.

Verdana auf dem Rückzug

Während die Verdana sogar in einem weit verbreiteten Printmedium wie dem IKEA-Katalog hierzulande und auch im Ausland von sich Reden macht (https://www.nytimes.com/2009/09/05/arts/design/05ikea), ist sie in den digitalen Medien eher auf dem Rückzug. Immer mehr Nachrichtenmarken entdecken (wieder) die Serife auch für ihre Webangebote. Bei ZEIT ONLINE wurde das bisherige Konzept umgekehrt. War die Überschrift zuvor als Serife angelegt, weist das CSS sie nun als Arial aus. Die Anreißer und der Text hingegen waren bislang mit der Verdana bestückt, sie werden nun in der Georgia gesetzt.

Aufgeräumte Artikelseiten

Die Artikelebene ist ein wahrer Augenschmaus. Rechts neben der Überschrift befindet sich eine Box, in der zahlreiche und vor allem nutzbringende Informationen und Funktionen gebündelt wurden. Auf einen Blick erfährt der Leser etwa, wieviele Kommentare abgegeben wurde, wieviele Seiten der Artikel umfasst oder aber auch wann der Artikel von wem verfasst wurde. In dieser kompakten, schnörkellosen und ungemein effektiven Form sicherlich eine außergewöhnliche Lösung. Auf fast allen Websites, die einer Vermarktung unterliegen, erwartet der Nutzer an dieser Stelle ein vorzugsweise zuckendes Werbemittel. Hier hingegen wurde der Leser und seine Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt. Das Content-Ad folgt erst weiter unten, sogar unterhalb der Module “Neu im Ressort” und “Neu auf ZEIT ONLINE”. Das ist schon bemerkenswert. Auch sonst gefällt mir die Artikelseite außerordentlich gut. Schriftgrößen und Abstände sind ausgewogen und auch die Aufbereitung der Kommentare ist sehr ansprechend.

Umdenken bei der Vermarktung

Und dennoch bietet diese Lösung auch aus Sicht des Werbetreibenden eine Chance, denn seine Botschaft konkurriert nun nicht mehr direkt mit der Artikelüberschrift und dem Artikelfoto, gegen die er im Buhlen um die Aufmerksamkeit des Lesers hoffnungslos unterlegen ist. Weiter unten, also mit abnehmender Informationsdichte, sorgt die Werbefläche für einen höheren Klickreiz. Hier muss ein UmdenkenNur weil ein Werbemittel sofort sichtbar ist, heißt dies nicht, dass es auch geklickt wird. Es ist schwer Werbepartner davon zu überzeugen, dass auch Banner angeklickt werden, die der Nutzer erst nach einer Scrollbewegung zu Gesicht bekommt, aber so ist es. Anstatt den Viewport gleich mit drei Bannern zu bestücken, die sich kannibalisieren, geht es vielmehr darum Werbemittel so auf der Seite zu verteilen, dass a) jedes Banner für sich wahrgenommen werden kann, b) die Nähe zu stark konkurrierende Komponenten gemieden wird und c) auch im scrollbaren Bereich Werbeangebote gestreut werden. Vielleicht sollte man auch von Flash-Layern ablassen. Nichts ist für Leser nerviger, als wenn der Inhalt, für den man sich interessiert von Werbung verdeckt wird. Dieser Negativeindruck färbt ganz schnell auf die Nachrichtenmarke ab, weshalb man generell um verträglichere Werbeformen bemüht sein sollte.

Fazit

Während der Relaunch von SPON erfolgreich aber weitestgehend ideenlos von statten ging, stellen die Kreativen und die Verantwortlichen bei ZEIT ONLINE ihren Mut für neue Lösungen unter Beweis. Ein ungemein gelungenes Redesign. Ein Nachrichtenangebot, wie es in unsere heutige Zeit passt. Wenn man bei der Namensführung nun auch noch einheitlich auf “DIE ZEIT” setzen würde, wäre der Auftritt formvollendet und zeitlos schön.

Der neue Auftritt, an dem ein Jahr lang gearbeitet wurde, entstand in Zusammenarbeit mit der Agentur Information Architects (Schweiz/Japan).

Vielen Dank für die zahlreichen E-Mails zur Umstellung!

Dieser Beitrag hat 15 Kommentare

  1. Erinnert mich an progressiv zeitgemäße Designs wie https://www.cnn.com/ oder https://quommunication.com/demo/news/ oder https://thenetsetter.com/blog/

    Bei dem Relaunch der Zeit wurde gedacht, sich umgesehen (und nicht nur beim Einerlei der Konkurrenz) und konsequent umgesetzt. Das Ausfalten des Layouts ist ein nettes Gimmick, das wohl aber nur wenige bemerken werden. Das Grid der Aufmacher unten und die beinah maximale Lesefreundlichkeit bei den Artikelunterseiten wirken einfach nur wohlüberlegt. Die horizontalen Hauptnavigationen, die großen sich wiederholenden Suchfelder, die wohlkomponierten Schriftgrößenunterschiede, der an Inhalt und Funktion oppulenter gestaltete Footer Bereich, da kann man einfach nicht meckern.

    Es wirkt als wenn man all die Relaunches anderer Zeitungen und Portale verfolgt hat und die entsprechenden Reaktionen und all die dort begangenen Fehler in einem Satz gesammelt umschifft hat. Sehr gut so!

  2. Deutlich klarere Seitenüberschriften und die klare Linkauszeichnung der Menüpunkte verbessern deutlich die Usability der Website!!!

    Eindeutige Auslegung der Seite auf den Mindeststandard von 1024px x 768px.
    Dadurch ist bei gleicher Schriftgröße natürlich mehr Platz für Menüpunkte.

    Diese veränderte Navigation und der Setzung neuer Schwerpunkte bringt auch eine neue Strukturierung der Website mit sich.
    Meiner Meinung nach besteht die wesentliche Unterscheidung in der Trennung von internen und externen Dienstleistungen.

    Eindeutige optische Zuordnung der Suchefunktion mit den Sparten, Partnersuche, Stellenmarkt, Immobilien, Autosuche und Zeit Shop die ebenfalls eine klassische Suche mit Filtern bieten und somit funktionell richtig zusammengefasst wurden.
    Die verlinkten Angebote stammen hier teilweise von externen Anbietern wie die Partnersuche von Parship.
    Die Seitenaufteilung ist anders als bei den internen Inhalten. Es gibt Werbebanner links und rechts der Inhalte.

    Navigiere ich ausschließlich im Hauptmenü, bleibe ich immer auf internen Inhalten der Zeit Online.
    Werbebanner befinden sich immer rechts und verweisen immer auf Leistungen oder Produkte, die direkt von Zeit Online angeboten werden.

    Insgesamt hat Zeit Online ein feineres Auftreten bekommen,
    was sich vor allem in der starken Verkleinerung des Logos zeigt.
    Deutlich dezenter wird der Auftritt auch durch das helle grau und den hellgrauen Linien.

    Schade, dass sich manche Unterseiten noch nicht ins gesamte Erscheinungsbild fügen wie z.B der Zeit Shop. Äquivalent zu »Jobs und Karriere« wäre das auch hier wünschenswert.

    Beste Grüße

  3. Den Ausführungen im Eintrag gibt es eigentlich nicht viel hinzuzufügen.

    Ich fand ja schon den Relaunch der Stuttgarter Zeitung sehr gelungen (sowohl Print als auch Online). Zumindest was die Website angeht, hat ZEIT ONLINE hier aber nochmal eine Schippe draufgelegt und somit (zumindest in meinen Augen) einen neuen Maßstab gesetzt. Sehr schön!

  4. Mein erster Eindruck vor einigen Tagen war die pure Begeisterung. Jetzt, wo die Seite jeden Tag im produktiv-Einsatz ist muss ich aber bemerken, dass mich das Lesen der Serifen-Schrift bei langen Text doch wesentlich mehr anstrengt als vorher, trotzdem die Schrift da (gefühlt) kleiner war.

    Trotzdem ist der Relaunch auch aus meiner Sicht sehr gelungen. Großes Lob an die kreativen Köpfe dahinter…

  5. noch nicht fertig? wars das? mir schein das neue design nicht wirklich besser – eher unvollständig. von oben nach unten:
    .) erster grauer hg balken –> leer ?
    .) die Zeit-geister – ok nur der versall-gemein-mix wirkt unleserlich.
    .) schlicht “Die Zeit” –> wäre viel eleganter, “online” is sowas von vorgestern.
    .) unter der suche: partnersuche usw. –> muss doch nicht zum titel – ganz oben !? unten kommst es ja nochmal.
    .) sub- und subsub-menue –> ok
    .) und was is das (anmeld/reg) ? wieder eine zeile mit nichts – doppelt unterstrichen! pfui.
    .) meistgelesen, meistkommentiert –> wie schön würden hier tabs passen.
    usw usw.
    schade, schade.

  6. Auch wenn ich damit total gegen den Mainstream hier anstoße: Mir gefällt das neue zeit.de nicht so sehr. Das liegt vor allem an den Größenunterschieden der verwendeten Schriften. Auf den Übersichtsseiten wird größtenteils eine normalkleine Schrift verwendet; auf den Artikelseiten dagegen erschlägt einen dagegen die riesige Schrift der Artikel und die noch größere Riesenschrift der Artikelüberschriften und -anreißer. Man befindet sich gefühlt nicht bei der ZEIT, sondern bei der Bild.

    Ebenfalls negativ fällt bei mir der rechte Seitenrand auf, der sehr unruhig daherkommt. Nur weilweise hält er sich an die Breite, die die Navigationsleiste vorgibt, mal ist er dagegen schmaler, dann aber, besonders am Seitenende, sogar breiter als diese. Nebeneffekt dieser Schmäle am Beginn, aber Breite am Ende ist außerdem, dass die Seite gefühlt nicht zentriert, sondern asymetrisch nach links versetzt erscheint.

    Wenn die Redaktion bzw der Webmaster aber diese beiden Punkte noch in den Griff bekommt, so könnte zeit.de, gute Inhalte vorrausgesetzt, durchaus das bessere Spiegel online werden. Apropos SpOn: An dessen neues Design, insbesndere der Artikelseiten, habe ich mich immer noch nicht gewöhnt.

  7. bin zwar jetzt nicht ins detail gegangen, allerdings, hat mir gerade, das große progressive logo auf der seite gefallen. diese wurde auf meinem ersten blick, verkleinert, dafür kam die suchfunktion. das alte dagegen hatte was klassischen, wie die zeitung selbst und etwas untypisches, das schöne große logo, der das layout zentriert.

  8. Ich kann die Begeisterung in keiner Weise teilen.

    Der Text ist zu groß und zu lang, er umfasst beinahe 80 Zeichen pro Zeile was viel zu viel ist. Man kommt sich vor wie wenn man im Kino zu weit vorne sitzt. Der Kopf muss gefühlt mitwandern.

    Sicherhat die Seite ein paar nette Ideen. Insgesamt ist sie aber so spannend wie Hausstaub. Es schlafen einem die Füße ein.

    Das viele Weiss bietet keinen Halt, die Seite ist nicht begrenzt von einem Hintergrund oder Linien. Das ganze ist extrem unruhig.

    Warum Serifen mit Nicht-Serifen-Schriften gemischt wurden muss mir mal jemand erklären. Ich erkenne keinen Vorteil in der Serifenschrift. Wieso habe ich ja schon gesagt.

Kommentare sind geschlossen.

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