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Wrigley’s Extra Professional im neuen Verpackungsdesign

Wrigley's Extra Professional Strong Mint (2020), Quelle: REWE
Wrigley’s Extra Professional Strong Mint (2020), Quelle: REWE

Wrigley’s Extra Professional, eine zum US-amerikanischen Nahrungsmittelkonzern Mars gehörende Lebensmittelmarke, hat ein neues Verpackungsdesign erhalten. Im Mittelpunkt der Neugestaltung stand dabei die Form der Kaugummi-Dose.

Die in wiederverschließbaren Vorratsdosen verpackten Kaugummis der Marke Wrigley’s Extra wurden vom Unternehmen Mars Wrigley im Jahre 2006 auf den Markt gebracht. Die Umstellung von klassischen 10er-Packungen mit Kaugummistreifen hin zum Dosenformat beflügelte den Absatz. Die Dose habe sich seitdem als echter Wachstumsmotor für das Segment etabliert, so Sophie Lebecque, Marketing Director Mars Wrigley in Deutschland. „Seine Power wollen wir mit der neu gestalteten, plastikreduzierten Ausführung jetzt noch einmal steigern.“

Auszug der Pressemeldung

Mars Wrigley bringt das stärkste Produkt im Kaugummi-Segment – EXTRA PROFESSIONAL1 – in neuer Verpackung in den Handel. Die optimierte Gestaltung der innovativen Dose sorgt bei allen sechs Geschmacksrichtungen für eine verbesserte Sichtbarkeit, eine leichtere Handhabung und eine hochwertigere Wahrnehmung beim Konsumenten. Das erhöht die Kaufbereitschaft und verspricht ein noch stärkeres Segment-Wachstum. Gleichzeitig kommt der Süßwarenhersteller seiner Verantwortung für Natur und Umwelt nach – mit einer besser recyclebaren Verpackung bei gleichem Inhalt (50 Dragees).

Wrigley’s Extra Professional Strong Mint – vorher und nachher, Foto: REWE, Fotomontage: dt
Wrigley’s Extra Professional Strong Mint – vorher und nachher, Foto: REWE, Fotomontage: dt

Während das Design der Etiketten in evolutionärer Weise nur leicht modifiziert/variiert wurden, zeigt die Dosenform deutliche Veränderungen. Die Dose ist nunmehr nicht mehr rund, sondern oval, wobei die breite Seite als Vorderseite genutzt wird. Auf diese Weise sei das Logo nun immer vollständig sichtbar. In einem Konsumententest habe die neue Dose bereits überzeugt, wie das Unternehmen erklärt. Über 30 Prozent der Befragten zeigten eine höhere Kaufbereitschaft im Vergleich zur bisherigen Dose. Dank ihrer ergonomischen Form liege die neue Dose gut in der Hand und lasse sich leicht mit einer Hand öffnen. „Insgesamt sorgt die Neugestaltung für eine noch hochwertigere Wahrnehmung“, zeigt sich Sophie Lebecque überzeugt.

Kommentar

Die Einführung einer wiederverschließbaren Kunststoffdose 2006 entpuppte sich seinerzeit zu einem durchschlagenden Erfolg, bezogen auf den Umsatz. Dank neuer Verpackung, die stark an eine Medikamentenpackung erinnert, entwickelten sich Wrigleys Kaugummis zu einem Wachstumsmotor im deutschen Süßwarenmarkt. Ein Beispiel, das Schule machte, denn mittlerweile setzen auch viele andere Nahrungsmittelhersteller auf PET-Dosen (Mentos, Ültje, u.a.).

Was auf Seiten des Herstellers Produktmanager, Marketing-Abteilung und den Verkauf freut, ist aus ökologischer Sicht, und gutes Design schließt diesen Aspekt stets mit ein, ein Desaster. Denn der Umstieg von der simplen Folien-basierten 10er-Singlepack (wrigley-dental.de) hin zur neuen Vorratsdose mit 50 Dragees bedeutet im Fall Extra Professional eine Steigerung des Materialverbrauchs um 350 % (5 x 10er-Singlepack = 4,75 Gramm versus 16,6 Gramm für die neue 50er-Vorratsdose).

Würde eine solche Verpackungsumstellung heutzutage erfolgen, gäbe es im Umfeld von Social Media einen veritablen Shit-Storm, wie etwa zuletzt im Zuge des Redesigns bei Hanuta. Konsumenten reagieren in der Post-„Fridays for Future“-Ära deutlich sensibler im Zusammenhang mit Ressourcenverschwendung. Gleichwohl schätzen ganz offensichtlich viele Verbraucher die mit dem Dosenformat verknüpfte leichtere Handhabung (Convenience). So wie Verbraucher nach wie vor etwa auch Kaffee in Plastik- oder Alu-Kapseln schätzen, obwohl sie um die Problematik hinsichtlich derlei umweltschädlicher Verpackungen wissen. „In der Gesellschaft, in der wir leben, ist Doppelmoral systemisch eingebaut“, weiß Harald Welzer, Professor für Transformationsdesign und Direktor von “Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit”. Wir spenden für Klimaschutzprojekte, um die Kohlendioxid-Emissionen von Flugreisen zu kompensieren, und wir beklagen den steigenden Verbrauch von Verpackungsmaterial, nutzen aber gleichzeitig, da so Versandkosten eingespart werden können, Amazon Prime, was allerdings dazu beiträgt, dass Jahr für Jahr mehr Sendungen transportiert und dementsprechend mehr Müll erzeugt werden.

Aus meiner Sicht ist ein solches Redesign immer ein guter Anlass, um das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen.

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Dieser Beitrag hat 42 Kommentare

  1. Das ReDesign der Dose ist leider nicht wirklich gelungen. Durch die extra „Rundung“ der Dose, zusammen mit der Gestaltung geht es für mehr in die Richtung von Spülmaschinen- oder Waschmaschinen-Tabs.

  2. Ich verstehe den ganzen Hate nicht. Abgesehen von dem Plastikthema, dass zwar wichtig ist und angesprochen werden sollte, find ich das Design super. Ich hab sie heute im Supermarkt gesehen und in die Hand genommen und muss sagen: Ergonomisch, fühlt sich gut an, besser als die Alte und es sieht in echt auch nicht wirklich nach “dicker Bauch” aus. In meinen Augen alles richtig gemacht. Die Plastikverschwendung ist ein anderes Thema, aber vom Design her ohne Ironie topp.

  3. Meine Vermutung: Die Form stellt die sich mit Luft füllende Lunge dar, weil man mit den Kaugummis wieder voll durchatmen kann.

  4. Verstehe die ganze Aufregung auch nicht…
    Klar Plastik etc. aber der praktische Aspekt steht hier meiner Meinung nach im Vordergrund. Hatte sie eben auch in der Hand und finde sie ansprechender, praktischer und komfortabler als vorher.
    Ich finde aus einer Mücke einen Elefanten machen passt hier ganz gut.

  5. Da es hier ja eigentlich vorrangig um Design und nicht um Ideologie gehen sollte, versuche ich es mal mit einem sachlichen Ansatz mit Focus auf die Handhabung:

    Das Hauptproblem bei der bisherigen Dose war, dass sich die Dragees recht schwierig entnehmen ließen. Man war ewig am fummeln, insbesondere mit etwas kräftigeren (Männer-)händen. Alternativ konnte man versuchen, ein Dragees rauszuschütten, was aber meist dazu führte dass man 4 oder 5 auf der Hand hatte. Diese mussten dann umständlich wieder reingefummelt wurden. Sowohl von der Handhabung als auch von der Hygiene ein echtes Ärgernis. Besser machte es in letzter Zeit schon ORBIT mit breiteren Dosen, die sich leichter handhaben lassen.

    Nun zieht Extra nach und obwohl ich die Dose noch nicht getestet habe, ist sie aus meiner Sicht ein ästhetischer und vermutlich auch funktionaler Fortschritt.

    Und wer es unbedingt ökologisch haben möchte: Die Döschen lassen sich für allerlei Zwecke weiterverwenden, z.B. für Schräubchen, oder andere Kleinteile. Ich selber nutze eine als Kleingeld bzw. Parkgeld-Kasse im Auto. Oft fülle ich auch “Fishermans” Dragees in die Dose um. Schade, dass nach längerer Handhabung irgendwann der Deckel abbricht. Evtl. ist das auch mit der neuen Dose besser.

    Von mir jedenfalls Daumen hoch.

    1. Nachtrag: mit der sich nach unten verjüngenden Form wurde wohl auch an die Becherhalter in Autos gedacht, wo viele dieser Dosen ihr Dasein fristen.

      1. Solange man die neue Dose auch so problemlos mit einer Hand öffnen kann wie die alte, dann ist alles ok.

    2. Herzlichen Dank für den Kommentar und für Ihre Einschätzung hinsichtlich der Handhabung.

      Die Verwendung des Ideologie-Begriffs erscheint mir unangebracht, da im Kommentar suggeriert wird, als seien ökologische Kriterien im Zusammenhang mit gestalteten/designten Produkten verzichtbar, quasi „nice to have“. Design ist jedoch weit mehr als Optik und Oberflächliche und auch mehr als Funktion. Wenn wir (als Designer) nicht auch die Materialität und die Sinnhaftigkeit eines Produktes als solches hinterfragen, führt dies in letzter Konsequenz zu noch mehr Unnützem. Das gilt es zu vermeiden. Gutes Design ist nun einmal umweltfreundlich (Rams). Deshalb gehören ökologische Aspekte auch und gerade bei einem solchen Produkt berücksichtigt.

      1. Gutes Design sollte zuallererst einmal gut verkaufen. Ist vielleicht nicht populär aber mal unter uns: es ist die Wahrheit. Wenn ökologische Aspekte diesem übergeordneten Zweck dienen und man diese in der Kundenkommunikation aufgreifen kann (und dadurch wiederum mehr verkauft), dann ist das natürlich ein Pluspunkt. Aber sie können die ökologischste Dose aus handgehäkeltem Nautrplastik designen – wenn sie sich nicht verkauft und im Laden verstaubt, dann war es schlechtes Design.

        1. Gutes Design sollte zuallererst einmal gut verkaufen.

          Eine Vorstellung, die im Jahre 2020 meiner Meinung nach völlig fehl am Platz ist, da sie eindimensional auf den Konsum abzielt und am Zweck von Design total vorbeigeht. Beim Design, insbesondere beim Produktdesign und UIDesign, ist es der MENSCH, der im Mittelpunkt steht, nicht Absatzzahlen. „Gutes Design“ ist demnach jenes, das dem Menschen dient, ihn in seinem Vorhaben unterstützt UND dabei ressourcenschonend ist.

      2. Das klingt alles schön und gut und idealistisch. Nichtsd desto trotz ist es doch so, dass ein Auftraggeber eines Designers sich davon einen wirtschaftlichen Erfolg erhofft oder etwa nicht? D.h. wenn der Mensch noch so im Mittelpunkt steht, und der Auftraggeber in Schönheit stirbt, war es dann trotzdem gutes Design? Ernstgemeinte Frage.

        1. dass ein Auftraggeber eines Designers sich davon einen wirtschaftlichen Erfolg erhofft oder etwa nicht?

          Absolut. Nur möchte ich bezweifeln, dass gutes Design entstehen kann, wenn beim Entwerfen die oberste Prämisse gilt, „zuallererst“ solls sich gut verkaufen. Dabei kommt selten etwas Gutes zustande, so mein Eindruck.

          Gutes Design verkauft gut.

          Dieser weiter oben von Ihnen getroffenen Aussage kann ich mich wiederum anschließen. Wobei gutes Design allein freilich kein Garant für einen Verkaufsschlager ist. Hier spielen noch weitere Faktoren wie Preis, Funktionalität, Qualität, Nutzwert, Verfügbarkeit, Markenvertrauen/Brand Trust u.a. eine große, ja oftmals eine noch größere Rolle.

    3. »hier [geht es] eigentlich vorrangig um Design und nicht um Ideologie« “” und dann geht es Dir um Ideologie und nicht um Design? Design ist doch weder das Aussehen alleine noch Aussehen und Handhabung, sondern die umfassende Formgebung inklusive der Materialien, des Herstellungsprozesses und der Folgen nach der Nutzung des Produktes, Müllmenge wie -art. Das sind keine mehr oder weniger hübschen Zutaten, die man gut auch weglassen kann, wie Du suggerierst, sondern essentielle Bestandteile des Designs. Ohne sie würden wir nur Ideologie produzieren: Lügen für die Fortsetzung der bestehenden Zustände.

      1. Ich sehe das pragmatischer. Gutes Design verkauft gut. Das ist der Hauptgrund warum Designer beauftragt werden.

  6. Ich verstehe nicht, warum hier so oft und eher regelmäßig
    schlechte bis abgrundschlechte “Design”_Beispiele gezeigt werden?

    Es sind dann Arbeiten, über die kann, zu mindest ich, nicht mehr disskutieren.

    1. Ich hätte auch gedacht, nach dem zweiten Beitrag (von Otto) wäre hier Schluss gewesen. Mehr wäre wirklich dazu nicht zu sagen – wenn überhaupt. Aber nun sind es 24 geworden.

    2. Ich verstehe nicht, warum hier so oft und eher regelmäßig schlechte bis abgrundschlechte “Design“_Beispiele gezeigt werden?

      Könnte daran liegen, dass dies ein Designblog ist, in dem nicht nur auf Hochglanz polierte “Edeldesigns” thematisiert werden. Das Leben ist bunt. Jeder hat eine andere Vorstellung davon was Design ist. Dementsprechend unterschiedlich fallen Bewertungen aus, ob etwas gut oder schlecht ist. Für mich persönlich waren schon immer im Kontext Design aus dem Alltag gegriffene Objekte und Themen deutlich interessanter als besagte Hochglanz-Cases. Ganz offensichtlich, das zeigt ja die rege Diskussion, besteht ein Bedarf, sich über derlei Themen auszutauschen. Und das freut mich natürlich.

      1. … nicht nur auf Hochglanz polierte “Edeldesigns“ – das ist nah an Aussagen wie “da zahlst Du nur den Namen”, wenns um ein teures, weil gutes Produkt geht. Aber das ist wohl ein anderes (neues) Thema.

  7. Gelingt es Euch wirklich, zwischen der – meinetwegen praktisch zu handhabenden – weißen Dose und diesem WC-Reiniger-Aufdruck zu unterscheiden?

    1. …..das einzige was dasselbe geblieben ist, ist dem Aufdruck….deswegen passt die neue Form auch nicht mit dem alten Druck.

  8. Die Idee bei jedem nachfüllen die komplette Umverpackung zu erwerben ist hier wie auch in diversen anderen Lebensmittelprodukten eigentlich recht einfach über Spender zu lösen. Packung oder kleine Papiertüte runter, ein Schwung 50 Stück Kaugummis abgefüllt, fertig. Die Dosen halten doch 450 Jahre. Und tatsächlich glaube ich würden solche Spender großflächig ausgerollt gut ankommen.

  9. Das Design ist doch so etwas von daneben, dass man nicht glaubt, da wäre ein Designer dran gewesen. Pitt hat voll ins Schwarze getroffen mit seiner Charakterisierung als an WC-Reiniger erinnernd.
    Übrigens: Hier gehört auch schlechte Gestaltung hin! Auch von Murks kann man was lernen – hauptsächlich, wenn ihn andere gemacht haben.

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