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Wieder eine neue Marke für Polen

Dass man in Polen die Vielfalt an Zeichen schätzt, das belegt die Vielzahl an offiziellen Logos, mit denen sich die polnische Regierung präsentiert. Anstatt aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen und überflüssige Logos abzuschaffen, weil sie eher verwirren denn Orientierung schaffen, gab das Außenministerium unseres Nachbarlandes ein weiteres Logo in Auftrag, das dieser Tage vorgestellt wurde. Wieviele Logos verkraftet ein Land?

Polen verfügt bereits über entsprechende Logos, mit denen das Land nach außen auftritt. Wozu also ein weiteres? Begründet wird die Lancierung der neuen Marke mit der Freiheitsbewegung in Polen, der in diesem Jahr im Rahmen eines 25-jährigen Jubiläums gedacht wird. Eine entsprechende Kampagne wurde vor wenigen Tagen gestartet. Auch in Deutschland war der unten aufgeführte TV-Spot „Polska. Spring into new“ bereits zu sehen.

Polska – Spring into.

Zwar präsentiert das polnische Außenministerium mit Wally Olins und Saffron Brand Consultants als verantwortliche Designer höchst klangvolle Namen, wo genau das neue Logo, die neue Marke eingesetzt werden soll, ist allerdings noch unklar. Man könne derzeit noch nicht sagen, ob das neue Zeichen, das auf Basis eines vor rund zehn Jahren entstandenen Konzeptes entwickelt wurde, bisherige Logos ablösen wird, so die zuständige Pressestelle. Das Spring-Logo solle als Dachmarke fungieren, wie mir auf Anfrage mitgeteilt wurde, was zunächst einmal danach klingt, als ob alle anderen Logos weiter genutzt würden, was die bestehende Problematik nur noch verschärfte. Das CD-Handbuch ist noch nicht finalisiert, heißt es.

Ein zweifelsfrei schönes Zeichen. Die Frage ist nur, ob man es braucht. Von einem schlüssigen Konzept darf man schon erwarten, dass Fragen die Verwendung und Implementierung betreffend VOR Veröffentlichung des Logos in den Medien geklärt sind. Traurig und ärgerlich, dass Design trotz Einbindung ausgewiesener Fachleute – Wally Olins verstarb übrigens Mitte April dieses Jahres (via fontblog.de) – ein solch schlechtes Bild in der Öffentlichkeit abgibt. Echter Wandel lässt sich mit politisch motivierten Aktionismus eben nicht erreichen.

Logos von Polen

Polska Logos

Links oben: das derzeit von der polnischen Regierung verwendete Logo. Rechts oben: Mit diesem Zeichen trat Polen zuletzt als Partner der CeBIT 2013 auf. Mitte unten: das offizielle Tourismuslogo Polens; zu sehen unter polen.travel.

Zusätzliches Kampagnenlogo zum 25-jährigen Jubiläum

freedom poland

Weiterführende Links

  • Poland the spring of change. Council for the Promotion of Poland approves logotype | msz.gov.pl
  • Poland seen through the eyes of famous photographer
    | msz.gov.pl

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Wieviele Logos ein Land verträgt? So viele, wie es verschieden viele Aspekte hat.
    Tourismus ist etwas anderes als CeBit-Gastland-Auftritt ist etwas anderes als Außenpolitik ist etwas anderes als »25 Jahre Freiheit« ist etwas anderes als alles andere.
    Nebenbei: ein Land ist genauso wenig eine Marke wie eine Stadt, das haben viele Designer wohl immer noch nicht verstanden? Ein Land, eine Stadt ist eine hochkomplexe sozialökonomische Angelegenheit, die ständig im Wandel ist.

    1. Ein Land ist allerdings keine Marke, sondern eine Gemeinschaft, die sich (seltsamerweise) schon seit geraumer Zeit Flaggen und Wappen als Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit gibt. Somit versteh ich nicht, wieso man nicht bereits existierende Wappen und Flaggen als Erkennungszeichen für staatliche Institutionen verwendet, anstatt viele andere Logos herzustellen/zu erfinden, von denen man mitunter (wenn ich dies dem Beitrag so entnehmen darf) gar nicht recht weiß, wie man sie einsetzen kann/soll.

      Sollte dann, um den Gedankengang im Kommentar Nr. 1 zu folgen, alles (Politische, Private, Kommerzielle, usf.), das mehrere Aspekte hat (man zeige mir, was nicht mehrere Aspekte hat!), Logos für alle Aspekte haben können? Was irgendwie dem Zweck von Logodesign zuwiderlaufen könnte, da man aus allem beinahe alles herausnehmen könnte – wenn nicht sofort, dann halt in regelmäßig wechselnden Logoneuauflagen.

  2. @Chris @Johannes

    Ein Land ist allerdings keine Marke, sondern eine Gemeinschaft…
    Eine Stadt ist allerdings keine Marke, sondern eine Gemeinschaft…
    Ein Verein ist allerdings keine Marke, sondern eine Gemeinschaft…
    Ein Unternehmen ist allerdings keine Marke, sondern eine Gemeinschaft…
    etc…
    Wie definiert Ihr denn „Marke“?

    Chris, Ich glaube da vermischst Du etwas. Wappen und Nationalfarben, das zeigt dieser Beitrag, sind sehr wohl Erkennungszeichen zahlreicher Regierungen. Nur … da ein Land mehr ist als seine Regierung, kann ein solches hoheitliches Zeichen auch nicht ein Land insgesamt repräsentieren, etwa in der Werbung. Das funktioniert schon rein rechtlich nicht, denn die Verwendung von Wappen, wie etwa dem Bundesadler, obliegt allein den verantwortlichen Regierungsstellen. Schon deshalb besteht der Bedarf nach einem Zeichen, das von Unternehmen, Verbänden und anderen, regierungsfernen Institutionen verwendet werden darf.

    Was die Fortführung des von Johannes aufgeworfenen Gedankengangs betrifft: es wäre in der Tat vollkommen absurd, würde man für jeden Aspekt, jede Facette ein eigenes Logo kreieren. Also noch einmal die Frage: Wieviele Logos (von Regierungszeichen abgesehen) verkraftet ein Land? Eins, zwei, drei, vier…?

    1. Gemeinschaft muss nicht unbedingt gleich eine Marke sein. Ich werde versuchen, mir über diesen Begriff doch noch klarer zu werden.

      Hier hast Du einen Punkt. Der Kommentar #5 von Worn passt gut hierzu. Ich meinte natürlich nicht, dass alle nur die Wappen und Flaggen zur Wiedererkennung nutzen sollten, sondern, sofern sinnvoll und rechtlich möglich, Zitate der Landesfarben und/oder Landessymbole. Geschmackssache bliebe allerdings immer, wie dies geschehen könnte. Alles in Maßen und nicht um jeden Preis.

  3. Ich denke, dass ein Land durchaus viele Logos vertragen kann, sofern sie sich ähneln/ gleiche Elemente beinhalten – Nationalfarben im entsprechenden Verhältnis zueinander, verspielter Umgang mit der Landesflagge oder Teilen davon, etc. (bei den hier gezeigten Logos ist das leider nicht unbedingt so, vorallem das Tourismuslogo passt da nicht).
    Vorallem Länder mit Nationalflaggen, die aus farbigen Streifen bestehen, haben es da recht einfach: Die Streifen können in vielen Varianten in ein Logo eingebaut werden. Solange die Reihenfolge und die Verhältnisse stimmen, könnte man dann ein Logo neben das andere legen, ohne, dass es total uneinheitlich wirken würde. Dann können es auch sehr viele sein.

    Auf jeden Fall sollte ein Land sich nicht nur nur durch ein Logo oder die Nationalflagge präsentieren. Es dürfte der Sache schaden, wenn die Flagge z.B. sowohl beim Militär als auch für die Tourismusbranche eingesetzt wird. Und die Cebit verlangt auch eher nach einem Logo, dass nach Technik und Innovation aussieht – die Tourismusbranche aber will auf die Landesschönheit verweisen… Die Flagge mag auch zu “trocken” wirken und je nachdem nicht publikumstauglich sein, da sie häufig doch rein funktional eingesetzt wird.

  4. Eckig, sperrig. Da macht sich bei mir Ratlosigkeit breit. Das passt aber gut zu: “wo genau das neue Logo, die neue Marke eingesetzt werden soll, ist allerdings noch unklar.” Nun ja, wenn man Geld über hat…
    Und was soll eigtl. “Spring into new” ? In meinen Ohren klingt das Denglisch bzw. Penglisch. Müsste das nicht Jump heißen? Ich bin allerdings kein Englisch-Profi.

    Ratlosigkeit.

    Die Diskussion zur Frage, wozu ein weiteres Logo, macht erst Sinn, wenn mal feststeht, wozu man das Logo verwenden will. Regierungsamtliches sollte anders rüberkommen wie Tourismuswerbung.

    1. Ja … der Slogan … ich halte ihn für schwierig, weil ähnlich missverständlich wie etwa „come in and find out“. Mit dem deutschen „Springen“ hat „Spring“ nichts zu tun, in diesem Fall auch nicht, so würde ich jedenfalls den Slogan deuten, mit „Frühling“. Vielmehr meint die Redewendung „spring into…“, etwa wie bei „spring into action“, „in Aktion treten“ oder wie bei „spring into life“ „zum Leben erwecken“. „Spring into new“ ist eher ein Wortspiel. Und wie es für Wortspiele nun einmal typisch ist, braucht eine fortgeschrittene Sprachkenntnis, um den Sinn zu verstehen. Ich würde „spring into new“ mit „Das Neue erwecken“ übersetzen. Es geht um Aufbruch, Veränderung, Wandel. Die Kampagne richtet sich in erster Linie nicht an die Bürger Polens. Sie soll verdeutlichen, wie sich Polen in den vergangenen 25 Jahren verändert hat und dass das heutige Polen nicht mehr das gleiche Land ist, wie noch vor der Freiheitsbewegung.

  5. Gefällt mir ehrlich gesagt nicht so all, wie schon erwähnt ziemlich eckig.
    Das Tourismus Logo erinnert mich auch sehr stark an die Logos von anderen Ländern.

Kommentare sind geschlossen.

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