Skip to content

Wettbewerb: Neues Symbol für „Speichern unter“ gesucht

speichern-unter-Icon-1

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) lobt gemeinsam mit der Stuttgarter Zeitung einen Design- und Kreativwettbewerb aus. Gesucht wird ein neues Symbol für „Speichern unter“. Das Disketten-Symbol erscheint den Initiatoren als nicht mehr zeitgemäß.

Obwohl die Diskette bereits seit Mitte/Ende der 1990er Jahre als Speichermedium ausgedient hat, erfreut sie sich als Kennzeichnung innerhalb von Web- und Softwareanwendungen weiterhin großer Beliebtheit. Im „WISO Steuer-Sparbuch“ sieht man die Diskette zum Beispiel ebenso wie im Online-Banking der Sparkasse. Ein zeitgemäßes Symbol könne die Bedienungsfreundlichkeit innerhalb von Anwendungen verbessern, wie die Initiatoren betonen.

Der Wettbewerb, zu dem noch bis Ende September Arbeiten sowohl von Privatleuten wie von professionellen Gestaltern/Unternehmen eingereicht werden können, ist mit einem vergleichsweise stattlichen Budget ausgestattet. Insgesamt stehen 6.000 € sowie ein Macbook Pro, ein iPad sowie ein iPhone als Preise zur Verfügung. Wer mitmachen möchte, lese vor der Teilnahme wie immer erst die Teilnahmebedinungen und entscheide im Anschluss, ob man etwa die „Redaktionelle Bearbeitung“ und „Umgestaltung“ durch die Initiatoren toleriert. Vom 01. bis zum 30. Oktober können Nutzer die eingereichten Arbeiten bewerten. Letztendlich entscheidet jedoch eine Expertenjury über die Vergabe der Preise. Hier gehts zum Wettbewerb:

Ein interessanter Ansatz, wie ich finde, gleichwohl wäre zu hinterfragen, ob sich mit Hilfe eines neuen Symbols, beispielsweise einem nach unten gerichteten Pfeil, wie er ja seit gefühlt 10 Jahren Anwendung findet, die Speichern-Funktion tatsächlich besser darstellen lässt als mit einem Zeichen, das seit Jahrzehnten gelernt ist. So ist etwa auch der Hörer des Fernsprechtischapparates als Telefonsymbol nach wie vor weit verbreitet, auch im neusten Google-Smartphone Android One ist ein solcher Hörer zu sehen, obwohl keiner mehr mit einem Wählscheibentelefon hantiert.

Sind Telefonhörer und Diskette, auch wenn sie aus technischer Sicht Relikte darstellen, als Symbole nicht besonders nutzerfreundlich, einfach weil ihre Form sich von anderen unterscheidet? Ähnlich wie etwa auch der Papierkorb, haben sich Hörer und Diskette über die Jahre zu Bildmetaphern entwickelt, die auch nach wie vor, in Abhängigkeit vom jeweiligen Kontext, ihre Berechtigung haben. Denn ohne Frage erleichtern Bildmetaphern die Mensch-Computer-Interaktion. Warum also gelernte und vertraute Zeichen auf- bzw. ablösen?

Dieser Beitrag hat 41 Kommentare

  1. Ich kenne „Pfeil runter“ auch als Download-Metapher. Zumal in Zeiten von Cloud-Storage auch fragen muss, wohin der Pfeil überhaupt zeigen muss.

    Ich halte die Mikro-Iconographie schon seit Jahren für ein unnützes Relikt, das leider mit Apps und Smartphone-Screens stark befeuert wurde. Ansonsten sagt eine Beschriftung in der Regel mehr aus als jedes Icon. Barrierefreiheit mal Beiseite gelassen. Auch mit Icons für neue Programmfunktionen tun sich viele UI-Entwickler ja eher schwer. Gerade winzige Icons sind oft auch nicht viel mehr als ein Pixelbrei und funktionieren nur leidlich.

    Als zweites würde ich fragen, ob es nicht Zeit für neue Bedienkonzepte und Anwendungsszenarien ist. Auto-Save, Cloud-Storage, Versionsmanagement… Oder man arbeitet mit Gesten und bildet die angeschlossenen Geräte und Speichermedien optisch ab. Dokument-Metapher, Baum-Metapher, Drag’n’Drop. Für die „alten Hasen“ (bin auch einer) kann man die Standards Open und Save dann ja im Menü ohne Icons anlegen.

  2. Form follows function und nicht umgekehrt.

    Eine Änderung hat nur zur Folge, dass tausende User suchen müssen
    und unzufrieden sind, weil ihre Zeit unnötig verplempert wird.
    Im übrigen schließe ich mich dem Kommentar mit dem Radiergummi an
    und füge hinzu: “Haben die nichts besseres zu tun, als sich über so’was
    Gedanken zu machen?”

  3. In diesem Zusammenhang fällt mir das hier noch ein…

    Mittlerweile kann man fragen, inwieweit ein Notenzeichen noch die passende visuelle Entsprechung für das iTunes-Angebot samt Apps, Filmen und … ja … auch Musik darstellt.

    1. Hallo Achim,

      man muss jetzt aber auch nicht anfangen überall vermeindliche Baustellen aufzumachen, denn da wird man nämlich gar nicht mehr fertig. Der Notenhinweis ist denke ich unsinnig. Erstens ist mit dem Wort Tune der Hinweis auch sprachlich noch gegeben und zweitens dient iTunes sicher immernoch vornehmlich der Musikgeschichte gefolgt von der Moviesparte und sicher auch Apps, wobei ich hier eher den Appstore als Schwerpunkt sehe.

      1. Früher oder später wird Apple sich vom Notensymbol trennen. Schon jetzt spiegelt es das Angebot nicht mehr wieder. Man schaue sich nur die Entwicklung des iTunes-Umsatzes an. Musik-Download ist branchenweit stark rückläufig. Spotify und andere ziehen über kurz oder lang mit Streaming an Apple vorbei. Auch das hat Apple verpennt. Wer sagt denn, dass der Name „iTunes“ für alle Ewigkeiten gesetzt ist? Von der Namensgebung mit „i“ vorneweg hat sich Apple mit der „Apple Watch“ jedenfalls schon einmal verabschiedet.

  4. Ein Symbol ist ein Zeichen für etwas das im übertragenen Sinne zu verstehen ist. Die Rose oder das Herz sind beispielsweise Symbole für die Liebe. In der stilisierten Darstellung besitzen alle “Knöpfchenbilder” einen geringen Ikonizitätsgrad (im Gegensatz zB zu einem Foto), deshalb bezeichnet man sie auch als Icon.

    Die Diskette ist ein visuelles Abbild des Speicherprozesses (Icon). Sie ist aufgrund der technischen Wandlung gewissermaßen dabei sich zu einem Symbol zu entwickeln. Sie bildet den Speicherprozess nicht mehr ab, sie ist nur noch ein bezeichnendes Symbol.

    Grundsätzlich ist es sicher richtig, dass ein Zeichen, mit direktem Bezug, welches ohne Lernvorgang erkennbar ist, für einen User verständlicher ist als ein abstraktes Symbol. Warum nicht mal den Versuch wagen hier etwas neues zu finden.

    Ich finde den Ansatz einen Wettbewerb anzustoßen und zu schauen, ob es nicht möglich wäre hier eine Alternative zu finden und auch über die hohe Medienpräsenz direkt zu implementieren einen spannenden Weg.
    Es gibt ja durchaus Icons, die sich im Laufe digitalen Entwicklung sehr schön gemacht haben, wenn man mal “von der Sanduhr zum runden Ladepfeil” denkt.

    Der komische Telefonhörer bei Android ist auch echt mal ein noGo. Bin mal gespannt wann der weg kommt. Grafiker die noch Telefonhörer nutzen gehören meines Erachtens mal ordentlich gescholten (ausnahmen bestätigen allerdings die Regel… wenn die Zielgruppe Senioren sind… dann… )

  5. Ich finde diese Diskussion hier und die Frage dahinter ziemlich interessant und keineswegs überflüssig. Nur scheint mir der Ansatz EIN antiquiertes Symbol aktualisieren zu wollen doch etwas zu kurz gesprungen. M.E. geht es hier weniger um die zeitgeistmäßige Modernität einzelner Symbole und ihrer Funktion, sondern eher darum, dass graphische Computeroberflächen immer noch keine eigene Bild- und Symbolsprache entwickelt haben und auf sehr analoge Vorstellungen und Objekte zurückgreifen müssen.. Der “Desktop” (der vermutlich auch in Windows 15 noch da sein wird) wäre hier ein gutes Beispiel oder das Fenster. Auf der anderen Seite leben wir (noch) in einer sehr analogen Welt und brauchen scheinbar die Verknüpfung von Symbol und haptischer Realität Ersetzt man also das Diskettensymbol z.B. durch ein USB-Stick Symbol werden vermutlich zukünftige Generationen kaum mehr wissen, was ein USB-Stick einmal war.
    Das Symbol für die Sonne ist vermutlich so alt wie die Menschheit und immer noch klar und jedem verständlich. Ich glaube kaum, dass dies dem “Speichern-unter” Symbol gelingen wird.

  6. Habe jetzt sämtliche Programme auf meinem Rechner nach diesem Symbol durchsucht. Ich musste überlegen wann und wo ich ein solches Symbol überhaupt mal zuletzt gesehen habe. Fündig wurde ich bei Word 2008 und bei Typo3.

    Allerdings, und das war auch mein erster Gedanke, kenne ich dieses Symbol nur als “Speichern” Symbol. Nicht als “Speichern unter”.

    Wie geschrieben ich musste jetzt Suchen weil ich es ewig nicht mehr gesehen habe. Bin es eigentlich gewöhnt das im Grunde alles nur noch Text-basiert ist. Sei es beim Smartphone oder auf dem Rechner.

    Ich bin gespannt was bei dem Wettbewerb herauskommt – ich wäre mit dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert.

  7. Ich halte die Frage ebenfalls für sehr interessant.
    Nimmt man aus guten gründen Abstand davon, zeitgemäße Technik zu Symbolen zu verarbeiten (Weil wir damit das Problem Diskette nur runderneuern), bleibt als Lösung ein abstrakter Ansatz, der, um “erfolgreich” zu sein, einen Lernprozess erfordert.
    Also unabhängig davon, wie so ein neues Symbol aussehen könnte, müsste es auch von den markt-eherrschenden Organisationen entsprechend eingesetzt werden, z.B. Microsoft müsste seinen Usern so ein neues Symbol und damit den lästigen Lernprozess, zumuten.
    Das Ringen um die bestmögliche User Experience läuft dem Wunsch, auch die Ikonographie zeitgemäß voranzutreiben zuweilen entgegen. Ich kann nachvollziehen, dass Designer hier sehr vorsichtig agieren.

  8. Ich hätte gerne mal ein Problem …

    Man kann sich ja viel Zurechttheoretisieren wenn um die Gestaltung eines Icons geht. Irgendwie sieht mir das nach Aktionismus zur Lösung eines nicht existierenden Problems aus.

    Wie sind denn die Icons entstanden? Im Lauf der Zeit wurden etliche Symbole für grafische Oberflächen entwickelt und wieder verworfen. Die Diskette, in vielen Variationen, hat sich inzwischen über Jahrzehnte als »Speichern«-Symbol etabliert. Und obwohl ich noch die Zeit der 5,25-Disk erlebt habe, betrachte ich die Diskette als Symbol zum Speichern nicht unbedingt als Diskette, sondern einfach als ein Symbol das ich und fast jeder andere, sofort als genau das identifiziert was es tun soll. Wenn ich mich nicht irre, dann hat man bei LibreOffice einmal versucht das Icon zu verändern – inzwischen ist wieder die Diskette da. Und ganz ehrlich, ich würde sie vermissen. Wenn man da drauf klickt, weiß man eben was passiert.

    Natürlich ist die Diskette ein Relikt vergangener Tage. (Obwohl, ich habe sogar noch ein Floppy-Laufwerk das funktioniert und immer dann zum Einsatz kommt, wenn die modernen Datenträger zur Systemrettung versagen) Aber muss man dann mit Gewalt ein neues Symbol zurechtkrampfen, nur um scheinbar Hip zu sein? Hier findet ein Wettbewerb statt, dann gibt es viele selbst ernannte Experten die geschwollene Reden schwingen und Preise verleihen, von denen niemand wirklich Notiz nimmt. Und am Ende kommt ein Symbol heraus, das alle ganz wichtig tuend abnicken aber dann doch nicht verwenden … weil, die Diskette kennt und versteht ja jeder. ;-)

    Es steht jeder Softwareschmiede und allen Designern von grafischen Oberflächen frei, ein neues Symbol zu kreieren. Wenn das Symbol gut ist und funktioniert, dann wird es sich durchsetzen. Von ganz alleine und ohne Wettbewerb und wichtige Reden. Soll es denn hinterher ein Gesetz zur Verwendung dieses Symbols geben? Muss man dann noch Lizenzgebühren für die Nutzung zahlen?

    In unserer Welt gibt viele solcher Relikte, die funktionieren, weil sie sich etabliert haben und eine Verständigung sicherstellen.
    Würde man die Generation »USB-Stick« fragen, warum am Bahnübergang ein Andreaskreuz steht und was es für einen Ursprung hat, was würde dann wohl herauskommen? »Cool, da geht’s zum SM-Club …«

    Es ist ja schön, wenn sich mal wieder ein Verband oder ein paar Leute in Szene setzen möchten. Aber ich kann diese ganze Aktion irgendwie nicht so ganz ernst nehmen und werde mir das ganze mit einer Packung Popcorn aus der Ferne ansehen.

    Und jetzt habe ich gerade festgestellt, dass ich ebenfalls viel Wind um etwas mache, was als milder Lufthauch entfleuchen wird.

    P.S. Wie wäre es eigentlich mit einer Petition zur Rettung des Diskettensymbols?

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen