Seit heute ist der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 online. In Anbetracht der schieren Masse an Informationen, die von immer mehr Akteuren, einschließlich KI-Bots, über eine wachsende Anzahl an Medienkanälen veröffentlicht und verbreitet werden, zunehmend oftmals (wieder) ungefiltert und ungeprüft, leistet der Wahl-O-Mat als Aggregator für politische Inhalte der Parteien einen unschätzbaren Beitrag.
Der Wahl-O-Mat ist eine von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) herausgegebene interaktive Frage-Anwendung, in der Interessierte für sich herausfinden können, welche der zur Bundestagswahl 2025 zugelassenen Parteien der eigenen politischen Position am nächsten stehen. Erstmals wurde das Tool im Jahr 2002 eingesetzt. Der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 beinhaltet 38 Thesen. Die Beantwortung der Fragen dauert ca. 10 bis 15 Minuten.
Eine Alternative zum Wahl-O-Mat bietet die Website Wahl.chat, auf der Interessierte einen quellengestützten Austausch mit einem KI-Bot gezielt im Hinblick auf die Positionen der Parteien führen können. Grundlage sind unter anderem die Wahlprogramme der Parteien. Verantwortlich für Wahl.chat ist ein aus München stammendes Forschungs- und Entwicklungsteam, das sich, wie die Macher auf ihrer Website schreiben, in Cambridge, Großbritannien zur gemeinsamen Forschung an KI zusammengefunden hat.
Ich sehe den Wahl-o-Maten sehr, sehr kritisch.
Letztlich wird auch dort die AfD normalisiert. Ich bin wahrlich der Letzte, der die wählen würde – bekomme aber irgendwas mit 48,X % Übereinstimmung mit denen.
Ich kann das einordnen. Andere nicht. Und denen erscheint dann diese “Alternative” vielleicht als echte Alternative.
Und das liegt auch daran, dass man natürlich nur Äußerungen aus dem Wahlprogramm einfließen lässt. Dass dieses bei einer irgendwann mal anstehenden regierungsfähigen Mehrheit für die AfD nicht das wäre, was geschieht, kann der Wahl-o-Mat nicht berücksichtigen. Er wirkt daher aus meiner Sicht mindestens verharmlosend.
Das stimmt. Der Wahl-O-Mat ignoriert in dem Sinne auch die Tatsache, dass manchmal der Grund bzw. die Motivation hinter eine Meinung mindestens genauso viel bedeutet wie die Meinung selber. Man kommt je nach Fragestellung zu ähnlichen Forderungen – aber aus völlig anderen Überzeugungen.
Auch die Frage nach der Realisierbarkeit der Meinungen lässt der Wahl-O-Mat unbeantwortet.
Ich betrachte ihn eher als “Gamifizierung” von Politik. Ein dynamisches Tool, um sich die Wahlprogramme (auszugsweise) anzusehen. In dieser Nutzung ist er dann besser und angenehmer als Briefkasten-Flyer oder pdfs von den Partei-Websites.
Ich gehe nämlich auch davon aus, dass einige den mehrmals durchspielen und sich sagen:”Jetzt mal mit richtig krasser Einstellung – mal sehen, was dann bei der Auswertung passiert. Wie müsste ich denn klicken, wenn ich jetzt bei der Partei XXX 90% kriegen will?” Und das ist dann doch eine interessante Beschäftigung mit Politik.
Das ist durchaus eine valide Kritik!
Aber ich persönlich empfinde die Vorteile des Wahlomaten überwiegen:
Dieses Tool ist ein großartiges Beispiel wie “Design”, in dem Fall das des Interfaces inklusive der dahintersteckenden Aufbereitung der Information in maximal einfach erfassbare Fragmente, dabei helfen kann, demokratischen Diskurs zu ermöglichen und zu stärken.
Ich bin bei dir, die Verkürzung beinhaltet freilich auch viele Nachteile. Aber gerade die stets in einem großen Mittenbereich landenden Übereinstimmungswerte können, zumindest bei einigen, dazu beitragen, zu verstehen, wie “Politik” in einer Demokratie funktioniert. Dass das “kommt drauf an” quasi das wichtigste Attribut für alles ist. Dass Demokratie unser Leben perfekt abbildet, in dem es auch keine “Schwarz-Weiß” Lösungen gibt.
Der Wahl-O-Mat ist sicher nicht perfekt, aber ich empfinde ihn trotzdem als eine große Bereicherung!
Ich sehe den Wahl-o-Maten ebenfalls kritisch, aus etwas anderen Gründen.
Die Redaktion dahinter nimmt – zwangsläufig – mit der Auswahl der Thesen massiven Einfluss auf die Ergebnisse und es wirkt sehr nach false balance. Welcher (gröbere) Themenkomplex kommt wie oft vor – Wirtschaft, Migration, Umwelt, Soziales? Wenn Migration gerade leider mal wieder in so vielen Facetten diskutiert wird und Umwelt- und Klimathemen – auch bei vielen Parteien – in den Hintergrund geraten, stellt man dann weniger Umweltthemen ein und macht damit Migration zu einem viel stärker entscheidenden Faktor im Ergebnis? Oder balanciert man das gegeneinander? Ist das dann ggf. eine false balance? Wer balanciert das? Wie? Welche Themen gegeneinander? Was ist ein Themenkomplex für sich und was nur Teil eines solchen?
Der Wahl-o-mat kontert das ein bisschen, indem man die Doppelgewichtungen vergeben kann, aber schlussendlich bleibt es eine redaktionelle Auswahl von Themen, die die Schwerpunkte einiger Parteien stärker und anderer weniger stark abbildet.
Dass die AfD dadurch mehr “normalisiert” wird als sie ist, sehe ich hingegen nicht. Die Auswahl der Parteien dort ist völlig neutral und nachvollziehbar: alle, die antreten. Gewertet werden sie nicht und das ist auch gut so. Und der Wahl-o-mat zeigt konservativen Geistern, die sich von den Bauernfängern dieser Partei haben einlullen lassen ja durchaus: guck mal, so toll ist deine Übereinstimmung gar nicht, es gibt bessere Alternativen für dich. Und hier kannst du im Detail sehen, wo du mit denen nämlich nicht übereinstimmst, denk mal drüber nach!
Dank Dir Stefan.
Auf viele Deiner Fragen wird in den „Häufig gestellten Fragen“ eingegangen. Etwa auf die Auswahl und Gewichtung von Themen, die Formulierung von Thesen. In den FAQ wird die Verantwortlichkeit für den Wahl-O-Mat ebenso benannt wie auf der Seite „Die Entstehung eines Wahl-O-Mat“ oder in einem von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichten kurzen Erklärvideo.
Mal ganz konkret Stefan. Inwiefern siehst Du die Auswahl der Themen/Thesen als nicht ausgewogen an? Du schreibst, Deiner Meinung nach wirke der Wahl-O-Mat „sehr nach false balance“. Kannst Du das an einem Beispiel festmachen?
Gibt ja nun auch schon länger den Real-O-Maten von FragDenStaat der statt Wahlprogramm das Abstimmungsverhalten als Grundlage nimmt
https://real-o-mat.de/
Danke Suikerpinda.
Auch der Wahl-O-Mat kann und darf hinterfragt werden. Es ist ein von Menschen entwickeltes Instrument mit händisch ausgewählten / redigierten auf Parteiprogramme bezogenen Inhalte. Meines Erachtens wird die Ausgestaltung/Auswahl der Wahl-O-Mat-Inhalte und -Fragen gut und ausreichend transparent gemacht (redaktionelle Beiträge, Videos, Interviews, u.a.).
Die AfD ist die einzige Partei, die im Wahl-O-Mat mit dem Zusatzvermerk „wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall für rechtsextremistische Bestrebungen geführt“ versehen ist (MLPD und SGP sind mit dem Vermerk „wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft“ versehen). Inwieweit es das Bundesamt für Verfassungsschutz bedarf – bekanntermaßen ist die Behörde selbst Anlass für Kritik –, um der Aussage, die AfD verfolge rechtsextremistische Bestrebungen, Legitimität zu verleihen, sei einmal dahingestellt. Das möchte ich nicht bewerten. Doch eine Ungleichbehandlung oder gar Nicht-Berücksichtigung von zur Wahl zugelassenen Parteien, im Rahmen eines solchen Informationsangebotes, ist nach meiner Auffassung kein Lösungsansatz.
Danke Vo.
Beim Real-O-Mat werden, anders als beim Wahl-O-Mat, lediglich die derzeit im Bundestag vertretenen sieben Parteien berücksichtigt. Beim Wahl-O-Mat sind es 29 Parteien. In Bezug auf das erst 2024 gegründete BSW besitzt die Auswertung des Real-O-Mat kaum Aussagekraft, bietet also kaum Orientierung.
Dass das Abstimmungsverhalten zudem nicht zwangsläufig und automatisch die jeweilige politische Position der Partei widerspiegeln muss, haben unter anderem die beiden Abstimmungen in der vergangenen Woche im Deutschen Bundestag zum Thema Migration recht eindrücklich aufgezeigt.
Ich lese diesen Blog schon seit über einem Jahrzehnt. Aber Ich merke immer wieder, wie wenig demokratisch Du eigentlich bist. Lass doch politische Themen komplett außen vor, deaktiviere die Kommentarfunktion oder weise explizit drauf hin, welche politische Meinung hier primär toleriert wird. Du und viele der hier veröffentlichten Kommentatoren tun so demokratisch, sind es aber ganz und gar nicht. Das ist ziemlich beschämend.
Du hast in Deinen wenigen bislang hier im dt verfassten Kommentare mehrere Pseudonyme bzw. lediglich einen Vornamen verwendet, dabei auch unterschiedliche E-Mail-Adressen genutzt. Der letzte User/Leser, der hier im dt unter der Verwendung gleich mehrerer Pseudonyme Kommentare verfasst hat, war eine Person namens „Elija“ / „Elijah“ – diese hatte in Kommentaren mehrfach Rassismus relativiert und versucht rechtsextreme Positionen salonfähig zu machen. Im Nachgang wurde das Vorgehen von mir öffentlich gemacht, nachzulesen im Beitrag „Mechaniken rechtsextremer Kommunikation“.
Es gibt durchaus gute Gründe eine Meinung anonym zu verfassen. Doch ähnlich wie in vielen anderen Medien gilt auch hier im dt: wer Fake-Accounts und -Namen verwendet und / oder gegen die Netiquette verstößt, muss damit rechnen, dass der Account gesperrt oder der Kommentar gelöscht wird.
In Deinem Fall, „Max Power“, trifft beides zu. Du hast einerseits mehrere Namen/Pseudonyme verwendet und dabei unterschiedliche/mehrere E-Mail-Adressen genutzt. Dieser Umstand alleine muss nicht zwangsläufig zu einer Sperrung/Löschung führen. In Deinem Fall kommt anderseits hinzu, und dies betrifft Deinen letzten Kommentar, dass Du darin gegen die Netiquette verstoßen hast. Aus der dt-Netiquette zitierend:
Da Du im vorherigen Kommentar einem Leser unterstellt hast, sein Kommentar sei „Schwachsinn“, wurde Dein Kommentar von mir nicht freigegeben. Darüber hinaus hast Du in Deinem Kommentar Sinnzusammenhänge verdreht (was ebenfalls nicht Grund für eine Löschung ist). Grund für die Löschung ist die Beleidigung.
Nicht die Löschung des Kommentars ist beschämend, sondern der Umstand, dass Du in einer Gegenrede beleidigend werden musst ist es!
Innerhalb der Netiquette wird explizit auf Kommentarregeln hingewiesen. Darüber hinaus wird ausführlich im redaktionellen Leitbild auf jene Prinzipien, Grundsätze und Vorstellungen eingegangen, die mich beim Verfassen von Beiträgen und Kommentaren leiten. Im dt wird seit je her viel Wert auf eine offene, von gegenseitigem Respekt getragene Diskussionskultur gelegt. Kommentare, die diesen Respekt vermissen lassen, werden gelöscht.
Ich bin Dir vielmals Dankbar dafür, dass Du Deine Plattform auch und gerade in diesen schweren Zeiten für unsere Demokratie nutzt, um auf solch wichtige Sachen aufmerksam zu machen!
Vielen Dank Iven. Tatsächlich finde ich es wichtig auch die vergleichsweise bescheidende Reichweite des dt dafür zu nutzen, Interesse und ja vielleicht auch Lust zu wecken, sich mit politischen Inhalten zu beschäftigen. Und der Wahl-O-Mat ist eine gute Möglichkeit dies zu tun. Der Einstieg ist (vergleichsweise) niedrigschwellig (einige Fragen/Themen und Begrifflichkeiten erfordern ein gewisses Vorwissen). Es ist nicht erforderlich alle Wahlprogramme zu lesen. Soviel Zeit nehmen sich, glaube ich, die allerwenigsten Menschen. Den von Worn eingebrachten Begriff “Gamifizierung” finde ich passend. Allerdings, und das empfinde ich als wohltuend, spielen Charaktere und Figuren in diesem Fall überhaupt keine Rolle. Es ist eines der ganz wenigen Informationsangebote und Formate, in denen die politischen Akteure, die Personen gänzlich in den Hintergrund treten. Ein Raum ausschließlich für Inhalte.