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„Vom Ich zum Wir“ – Land Berlin wird zur partizipativen Marke

Land Berlin Markenlogo, Quelle: Land Berlin
Land Berlin Markenlogo, Quelle: Land Berlin

Land Berlin Markenlogo, Quelle: Land Berlin

Das Land Berlin erhält einen neuen Markenauftritt. Seit Einführung der „beBerlin“-Marke habe sich Berlin rasant weiterentwickelt und gewandelt. Auf Basis eines Leitbildprozesses wurde deshalb ein neues Design entwickelt, mit dem innerhalb der Bevölkerung mehr Zusammenhalt und ein stärkeres Wir-Gefühl erzeugt werden solle.

Gestern hat die Berliner Senatskanzlei bekanntgegeben, das Erscheinungsbild des Landes Berlin auf ein neues Design umzustellen. Während die 2008 eingeführte Mottomarke „beBerlin“ den Fokus auf die Freiheit des Einzelnen legte, stehe nun ein neues Miteinander im Zentrum.

Die neue partizipative Markenstrategie sei ein Angebot an alle Berlinerinnen und Berliner, sich mit ihrer Stadt zu identifizieren, ihre Geschichte zu erzählen und damit das Leitbild und die Werte Berlins nach außen zu tragen, wie es in der Pressemeldung heißt. Grundlage der neuen Marke ist ein Leitbild für die Hauptstadt, welches in den letzten zweieinhalb Jahren entwickelt worden sei. Zukünftig werde stärker das Gemeinschaftliche und der Zusammenhalt betont.

Land Berlin Markendesign, Quelle: Land Berlin
Land Berlin Markendesign, Quelle: Land Berlin

„Berlin ist die Stadt der Freiheit, Toleranz und Vielfalt. Im neuen Markenauftritt des Landes Berlin geht es darum, neben der gelebten individuellen Vielfalt auch das zu betonen, was uns Menschen in Berlin miteinander verbindet“, so der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller.

Das visuelle Konzept zur neuen Marke beinhaltet als zentralen Absender eine vergleichsweise schlichte, in Rot und Schwarz gehaltene Wortbildmarke (siehe Abb. ganz oben). Dabei wird die in Großbuchstaben gesetzte Wortmarke „BERLIN“ von der Silhouette eines Bären als Bildmarke ergänzt. Beide Elemente sind jeweils in einem schwarzen Rahmen eingefasst und bilden in der Grundform ein rechteckiges Logo. Die Logoarchitektur erlaubt unterschiedliche Versionen, so ist etwa auch ein Quadrat samt rotem „B“ als Absender vorgesehen.

Land Berlin Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Land Berlin, Bildmontage:dt
Land Berlin Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Land Berlin, Bildmontage:dt

Der im neuen Logo enthaltene Bär wurde auf Basis des Berliner Wappens weiterentwickelt. Es ist angedacht den Bären sowie weitere Markenelemente, wie etwa auch eine eigens für das Land Berlin entwickelte Schrift, für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Fans von Berlin frei zugänglich zu machen, sodass diese auch für eigene Inhalte verwendet werden können.

Bis das Land Berlin in Gänze im neuen Design kommuniziere, werde es noch etwas dauern, wie es seitens der Berliner Senatskanzlei heißt. Für den 12.09.2020 ist der Start der Kampagne #WirSindEinBerlin geplant, dann werde man über digitale und analoge Plakatflächen dem neuen Markenauftritt von Berlin begegnen.

Für die Kreation verantwortlich zeichnen die Agenturen Jung von Matt SPREE (Image) sowie Jung von Matt BRAND IDENTITY (Corporate Design).

Kommentar

Beim Anblick des roten Schriftzugs und des schwarzen Bären könnten sich einige fragen: ok, und wo ist jetzt das Logo? Ob sich die Bürgerinnen und Bürger Berlins von dem gänzlich unprätentiös, betont sachlich erscheinenden Logo gut repräsentiert fühlen? Ich hab da so meine Zweifel. Auch da das Logo aufgrund seiner Machart weniger eine visuelle Entsprechung für „Verbindung“ als vielmehr für „Abgrenzung“ darstellt. Der Wechsel vom doch eher spleenigen „beBerlin“ hin zu einem Zeichen, das in etwa so schmückend ist wie ein Kfz-Schild, ist schon enorm. Gleichwohl hebt sich das Logo im Reigen der Absender deutscher Bundesländer auch aufgrund seines fehlenden heraldischen Habitus ab. Vom Aufbau her ähnelt das neue Berlin-Logo der Logoarchitektur beim Land Bremen.

Was mir in Berlin (und andernorts) fehlt, ist, dass hier doch sehr viel / zu viel in Kampagnen und zu wenig in ganzheitliche Markenidentitäten gedacht wird. Die Halbwertszeit von derlei eher werblich angelegten Lösungen ist überschaubar. Nach zehn Jahren oder früher wird dann wieder alles ausgetauscht.

In Berlin kommt freilich erschwerend hinzu, dass Stadt und Land, zumindest in der Wahrnehmung vieler Menschen, eins sind und eine Differenzierung im Rahmen der Kommunikation schwierig ist. Und das ist auch der neuen Berlin-Marke anzumerken, auch sprachlich. Von der Berliner Senatskanzlei wird das neue visuelle Konzept in ein und der selben Pressemeldung mal als Markenauftritt des Landes Berlin, mal als Kampagne und mal als Stadtmarke bezeichnet. Was Berlin gut zu Gesicht stünde, wäre ein einheitliches und langfristig angelegtes Erscheinungsbild, EINE verlässliche visuelle Identität.

Was die Bereitstellung zentraler Markenelemente (Assets) wie dem Bären und der neuen Hausschrift zur freien Verwendung anbelangt, könnte eine solche zur Partizipation anregende Aktion auch nach hinten losgehen, Stichwort Mashup und Meme. Es wird jedenfalls spannend zu beobachten sein, wie sich das visuelle Profil von Berlin im Zuge der vorgestellten Maßnahmen verändern wird, etwa auch im Bereich des digitalen Angebots von berlin.de, wo derzeit noch überflüssigerweise mit zwei Absendern hantiert wird.

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Dieser Beitrag hat 41 Kommentare

  1. Berlin – eine Stadt, in der wenig funktioniert, in der alles etwas chaotischer ist als anderswo.
    Trotzdem hat man doch das Gefühl, “wir” leben eben in Berlin. Das Gefühl dazuzugehören, Teil einer (manchmal entnervten) Gemeinschaft zu sein. Und das Gefühl, hier seine Freiheiten im Rahmen der doch recht großen Toleranz etwas mehr ausleben zu können als anderswo.

    Dieses Gefühl spiegelte sich zumindest für mich im bisherigen Logo wieder. Be Berlin – Sei willkommen, sei ein Teil Berlins. Das klang freundlich, wertschätzend und einladend. Ich bin daher leicht erschrocken über den neuen Ansatz. Optisch im 20er-Jahre-Retrostil irgendwo zwischen Bahnhofsschild und Ortsschild an der Stadtgrenze, mit roter Farbe aufgepeppt (schwarz-weiß-rot – nicht unbedingt eine glückliche Kombination). Kühl, distanziert, streng, bürokratisch. Hochwertiger mag das wohl aussehen, klarer, natürlich reduzierter, aber der Ansatz wird dem formulierten Ziel nicht gerecht.

    Statt aufmunterndem Wortspiel höre ich als neue Botschaft: Wir verwalten Berlin und sind

  2. ..mich irritiert, dass der Bogen beim “R” (seht es mir nach, dass ich nicht den typografischen Fachbegriff parat, habe), weiter nacht unten geht als der Mittelstrich beim E oder B.

    Aber wahrscheinlich wäre es auf gleicher Höhe langweiliger.

    Ansonsten kann ich mich nicht so recht entscheiden, ob es mir schon gefällt oder noch nicht. Der Meinung, dass es gar ungelungen ist, kann ich mich jedoch nicht anschließen. Liegt vielleicht daran, dass ich das “alte” Berlin mag. Wenn sich Berlin jedoch als modern, weltgewandt, offen präsentieren will, ja dann passt es wohl nicht so recht…

  3. Ja, es wirkt so, als wäre das Design kurz vor Abgabeschluss (durch einen Praktikanten/Studenten) schnell-schnell dahingeklatscht worden ist.
    JvM, eine Agentur, die sich als “Leuchtturm” in Deutschland als Design-Agentur inszeniert, schädigt sich selbst mit solch einer Arbeit.
    Auf mich wirkt der Bär, als hätte dieser gerade gesoffen und taumelt durch die Berliner Straßen umher – wie passend.
    Eine große Chance wurde hier für die Stadt Berlin vertan! Sehr schade.

  4. Mal wieder so viele unsachliche und unqualifizierte Kommentare – als wären es lauter Praktikantinnen und Praktikanten, die hier ihren Senf ablassen müssen. Als hättet Ihr Kolleginnen und Kollegen nicht wenigstens ein wenig Urteilskraft und Diskussionskompetenz! Ihr disqualifiziert Euch doch selber mit so plumpen und zuweilen beleidigenden Äußerungen.
    Ja, der eine oder andere Kommentar ist besser und argumentiert. Danke an diese Kommentatoren.

  5. Eine Marke ist das nicht. Der Rahmen (Todesanzeigen ähnlich) beweißt, dass es nicht so zusammengehört, sonst wären die beiden Elemente auch ohne Rahmen eine Einheit. Viel zu simpel, viel zu gewöhnlich und die Farbspielerein mit dem Bären kennen wir seit 50 Jahren von Andy.
    Wo sind die Designer die grundlegend, ganz eigen und strategisch saubere Erscheinungsbilder entwickeln. Aber wahrscheinlich sind es die Auftraggeber, welche einfach die letzten 25.000 Jahre Gestalungsentwicklung leugnen und auf schöne und modische Formen drängen.
    So jetzt mal Spaß beiseite. Liebe Designer macht nur gute Sachen, verteidigt Eure Sache bis zum Letzten und macht nicht so einen Mist.

  6. Tausendmal besser als das alte Logo und auch unter den Logos der anderen Bundesländern fällt es angenehm auf. Schlicht und selbstbewusst wirkt es und der Bezug auf die 1920er Jahre ist bei kaum einer anderen Metropole so passend.

  7. Ein Doener-Piktogramm kann es auch nur in Berlin geben. Mir gefaellt das re-design, aber kann mal jemand in SH und MV anrufen und denen sagen das sich das auch mal ueberlegen sollten.

  8. Danke, ihr habt alle sooo recht.
    Unfertiges, unpassendes (eigentlich kein) Logo.
    Aus- und Abgrenzender (echt jetzt..?) Trauer-Rahmen. 1. Semester!
    “Ist mein Talent auch dünn und schlicht,
    der Rahmen verleiht ihm Gewicht.”

  9. Schwarz-Weiß-Rot… Da freuen sich manche Demonstranten bestimmt. Hätte man ja mal etwas aufbrechen können und die Farben etwas anders interpretieren. Das Kaiserreich ist ja jetzt echt nicht die Goldene Zeit Berlins gewesen (die farbgleichen Jahre 33-45 noch weniger).

  10. Hat sehr viel mit dem Berlin-Design von Anton Stankowski gemein. Irgendwann im letzten Jahrhundert auf der Insel Westberlin ….

Kommentare sind geschlossen.

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