Die 33. Olympischen Sommerspiele werden 2024 in Paris stattfinden. Das Logo der Olympiade wurde bereits im Herbst 2019 der Öffentlichkeit präsentiert. Nun wurde auch die begleitende visuelle Identität der Spiele einschließlich des Designs der Piktogramme offiziell vorgestellt.
534 Tage vor Beginn der Olympischen Sommerspiele wurde in der französischen Hauptstadt im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung die visuelle Identität, der „Look“ der Spiele vorgestellt. Der Look wird die Zuschauer, Athleten (ca. 15.000), die freiwilligen Helfer (ca. 45.000) und alle anderen an den Spielen Beteiligten durch die Veranstaltung führen und begleiten. Alle Wettkampfstätten, die Gebäude im Athletendorf wie auch andere Orte in ganz Paris werden entsprechend gestaltet. Der Look verleihe der Sportgroßveranstaltung, so die offizielle Presseerklärung, einen feierlichen Rahmen und verkörpere den Geist der Spiele in Paris.
Auszug der Pressemeldung
The Look of Paris 2024 aims to invite everyone to the party while shining a spotlight on athletes’ exceptional performances at magnificent sporting arenas. It will create the ideal setting for unforgettable sporting achievements. It aligns with Paris 2024’s ambition of making history, breaking new ground and flying the flag for our country, Paris, and this very special edition of the Games. Our Look harnesses our creative ambition for the celebrations of the Games, with bright, warm colours. Blue, red, green and purple, with symbols alluding to the French art de vivre and iconic locations in France, the Look of the Games by Paris 2024 illustrates the country’s wealth and diversity.
Visuelle Identität der Olympischen Spiele 2024
Eine visuelle Identität, die ein für Olympische Spiele typisch multicolores Feuerwerk entfacht, reichlich grafisches Schmuckwerk bereithält, und in der insbesondere auch typographische Akzente gesetzt werden. Der eigens entwickelte Corporate Font Paris 2024 zitiert die Art-Deco-Epoche und transportiert die Formensprache der „Goldenen Zwanziger Jahre“ in moderner Anmutung ins 21. Jahrhundert.
Die Verantwortlichen beschreiben den Look als „bunt und doch ästhetisch ansprechend, gewagt und doch minimalistisch und modern und doch reich an Symbolen“. Die gewählten Farben sollen den Reichtum und die Vielfalt Frankreichs symbolisieren. Das Motto der Spiele lautet: „Games Wide Open“.
Ein zentrales Gestaltungselement innerhalb der visuellen Identität ist zudem, angelehnt an das Signet der Spiele 2024, der Kreis. Die Struktur für das Layout wiederum basiert auf einem Quadrat – hier haben sich die Gestalter von den für die Stadt Paris typischen Pflastersteinen inspirieren lassen.
Der Look wird sowohl bei den Olympischen Spielen wie auch, mit geringen Anpassungen, bei den Paralympischen Spielen zur Anwendung kommen. Auf diese Weise wollen die Veranstalter ihrer Verpflichtung nachkommen, wie es heißt, die Spiele zu einem verantwortungsvollen Event zu machen.
Piktogramme der Olympischen Spiele 2024
Ein wichtiger Bestandteil einer visuellen Identität von Olympischen Spielen sind stets die Piktogramme, mit denen die jeweiligen Sportdisziplinen gekennzeichnet werden. Wie schon bei den letzten Sommerspielen in Rio und Tokio werden auch in Paris 28 Sportarten vertreten sein. Die Sportarten sind in insgesamt 47 Disziplinen unterteilt. Erstmals wird mit Breakdance auch ein Tanzsport im Olympischen Programm dabei sein.
Die Piktogramme der Spiele in Paris 2024 verfügen über eine ganz eigene grafische Sprache. Es wurden Zeichen entwickelt, die über ihre erklärende, die Sportdisziplin beschreibende Funktion hinaus auch als dekorative Grafik wie auch als „Badge of Honor“ (Ehrenabzeichen) fungieren. Kunst und Sport verschmelzen zu einer Einheit, so die Idee.
Das Gestaltungssystem, welches den „Piktogrammen“ zugrunde liegt, basiert auf drei Komponenten: eine symmetrische Achse, eine Darstellung des Geländes sowie eine Darstellung des jeweiligen Sports. Alle „Piktogramme“ verfügen zudem über eine quadratische Grundfläche.
Neben schlichten Schwarzweiss-Darstellungen sind auch monochrome sowie multicolore Darstellungen vorgesehen. Und auch als Bewegtbild und als Animation werden die Grafiken zum Einsatz kommen. Toni Estangu, Präsident des Organisationskomitees von Paris 2024, ist überzeugt, dass für die Sommerspiele 2024 eine neue Art von Piktogrammen geschaffen wurde. Piktogramme mit „französischem Touch“.
Plus qu’un pictogramme, un blason ⚔️
Fusion du sport et de son terrain, voici votre étendard pour les Jeux de #Paris2024
Un signe d’appartenance et de ralliement pour tous ceux qui font et supportent les sports olympiques et paralympiques.
Arborez-les, portez-les haut ! pic.twitter.com/Jiedv4SrPa
— Paris 2024 (@Paris2024) February 8, 2023
In Schildform und im Stile eines Fußball-Wappens gestaltet sollen die „Piktogramme“ zudem als „Badge of Honor“ dienen (Abb. oben), um die Sportveranstaltungen zu begleiten. Gedacht sind diese Ehrenabzeichen, um Zugehörigkeit zum jeweiligen Sport, zu den von den Sportlern gelebten Werten und zu der jeweiligen Gemeinschaft, der „Sportfamilie“, Ausdruck zu verleihen. Die Welt des Sports werde auf diese Weise im öffentlichen Raum für möglichst viele Menschen sichtbar, so die Intention.
Piktogramme der Paralympics 2024
Kommentar
Die „Piktogramme“: Genial-künstlerisches Grafikdesign mit französischem Esprit oder verwirrendes Schmuckwerk im Hipster-Look? Von der Architektur her besteht zweifellos eine Verwandtschaft mit jenen unter der Bezeichnung „crossed X-Logos“ oder abfällig „Hipster-Logos“ bekannt gewordenen Signets. Abfällig deshalb, da ihre Form generisch ist und die Gestaltung einem immer gleichen symmetrischen Aufbau folgt.
Aufgrund ihres ebenfalls symmetrischen Aufbaus, den (in vielen Fällen) sich kreuzenden Diagonalen und der auf diese Weise erfolgten Betonung der Mittelachse verfügen die Paris2024-„Piktogramme“ über nur wenige Differenzierungsmerkmale. Anstatt die jeweilige Spezifik herauszuarbeiten, wird die gemeinsame Architektur betont. Kurz gesagt: das Erkennen der einzelnen Sportdisziplinen fällt schwer. Hübsch anzuschauen sind sie schon, nur leicht verständlich, niedrigschwellig und inklusiv sind diese Zeichen nicht. Es sind dies deshalb auch keine Piktogramme im klassischen Sinne. Ein Piktogramm ist ein Zeichen, das eine Information durch vereinfachte grafische Darstellung vermittelt. Von allen Piktogramm-Serien in der Geschichte der Olympischen Spiele sind dies meiner Einschätzung nach die am stärksten abstrahierten und erklärungsbedürftigsten Zeichen (siehe Schaubild).
Wenn man sich von dem Gedanken löst, dass gutes Design inklusiv ist und Piktogramme informationsdienlich sein sollten, insbesondere für Informationsdesigner eine Herausforderung, entdeckt man womöglich die charmante Idee hinter dieser „Piktogramm“-Reihe: ein Design, das Sportdisziplinen nicht symbolhaft sachlich neutral beschreibt, wie jenes, das zu den Spielen 1972 in München vom Kreativteam rund um Otl Aicher entworfen wurde und das gemein hin als vorbildhaft angesehen wird, sondern eine Gestaltung, die Identifikation mit und Zugehörigkeit zu einer Sportart ermöglicht und so das Gefühl von Gemeinsamkeit stärkt.
Meiner Meinung nach das schönste Gestaltungselement dieser Spiele ist die Typo: kraftvoll und zugleich elegant, die Historie zitierend und modern, sportlich und eigenständig dabei gut lesbar. Nun bin ich gespannt, wie die dt-Leser die visuelle Identität und die „Piktogramme“ bewerten.
P.S. Die schönste Piktogramm-Serie für Olympische Spiele ist meines Erachtens die für Peking 2008.
Weiterführende Links
Kurz zusammengefasst: mir gefällt es richtig gut.
Bei den Piktogrammen gefällt mir auch, dass die Sportart nicht maximal vereinfacht dargestellt ist, sondern auch der Gedanke des sportlichen Wettbewerbs, indem z. B. zwei Sportgeräte oder zwei Sportler gezeigt werden.
Auf den ersten Blick hatte ich auch meine Zweifel. Aber wenn ich genauer hinsehe, ist es ziemlich genial. Und nein, es sind keine Sportler zu sehen sondern nur Utensilien und Austragungsfelder. Das einzige Problem, der “Suchende” muss wissen, welche Geräte zur jeweiligen Sportart gehören. Andererseits, man muss bei Sportler-Pictos auch wissen, was der dargestellte Athlet da tut.
Insgesamt eine neue, interessante Herangehensweise. Quasi ein Kontradesign zu Ottl Aichers bis zuletzt prägenden Athleten-Icons.
Man kann durchaus verschiedene Ansätze an die Gestaltung zu Sporticons haben.
Lesbarkeit und Focus auf den sporttreibenden Menschen wie Otl Aicher.
Oder Charme und Stolz auf die Sporthistorie wie in Lillehammer.
Oder – vielleicht etwas krampfig umgesetzt – der australische Versuch so etwas wie eine Wiedergutmachung gegenüber den Aborigines unterzubringen.
Oder der Verweis der Griechen auf die Erfindung der Spiele.
Aber da finde ich nix außer – durchaus hübsche – Dekoration.
Egal welcher Ansatz – kommunizieren sollten die Pictogramme können.
Es sind aber eher Rätsel.
Vielleicht bin ich aber zu Traditionell…?
Ich habe mir die Pictogramme auf Matthias Ebers Kommentar hin noch mal im Video angesehen.
Ich stimme zu das die Animationen schick sind und auch die Sportarten durch die Bewegung besser erkennbar sind. Statisch bleibt meine Kritik bestehen. Ich sehe mehr Pose als Informationswille.
Spannender Ansatz mit den Icons. Obwohl ich ein Fan der minimalistischen Darstellung bin, find ich’s toll, dass man hier mal was anderes, mutiges gewagt hat. Interessanterweise fällt mir – trotz des sehr dekorativen Charakters – die Identifikation durch Abbildung der Sportgeräte und “Felder” bei manchen Disziplinen viel leichter, als bei “klassischer” Abbildung eines*r Sportlers*in in typischer Pose.
@Achim: München war 1972, nicht 1974 :)
Danke Tobi. Es muss natürlich 1972 heißen. Ist korrigiert.
Das neue Art Déco.
Wir haben immerhin wieder die Zwanziger.
Furchtbar. Völlig overdone und verkopft. Otl Aicher dreht sich wahrscheinlich im Grab herum.
…oder er ist nicht so verbohrt und findet neue Ansätze erstmal zumindest spannend, auch wenn sie eigenen Ansätzen zuwider laufen :)
Sind ja per definitionem auch keine Pictogramme. Pictogramme transportieren Information. Diesem Anspruch nachzukommen ist ganz offensichtlich nicht das Ziel der Gestalter. Die Bildchen sind dekorative Begleiter.
Hätte der Koni Achims Artikel mitsamt dazugehörigem Kommentar gleich gründlich gelesen, hätte er sich seinen Senf sparen können. Sorry.
was ist denn bei Tennis konzeptionell passiert?
Es gäbe ein Spielfeld, das nicht abgebildet wird wie sonst bei Feldsportarten.
Es hat keine grafischen Diagonalen, dafür aber 4 Schläger und 4 Bälle?
Stimmt, speziell Tennis wirkt etwas inkonsequent und inhaltlich wenig durchdacht.
Besteht im Prinzip nur aus dekorativ vervielfältigten bekannten Mustern.
War auch mein erster Gedanke. Fällt für mich auch sehr aus dem gestalterischen Rahmen…
Für mich sinds eher dekorative Muster. Zur Erklärung oft zu überladen und zu viele schmuckartige Details. Die Aufteilung ist dagegen gar nicht so schlecht, das kombiniert die komplizierteren Sportarten wie Fünfkampf besser als bisherige Icons. Auch dass man nicht unbedingt die Sportler zeigt, macht gerade die ganzen Fahrraddisziplinen verständlicher und sowas wie Segeln wirkt nicht wie ein Fremdkörper.
Die visuelle Identität finde ich ein wenig outdated. Diese geometrischen Formen mit Verläufen, Pünktchen und auch die Farben erinnern mich sehr an Geschenkpapier von Hema. Ich finde es fehlt dem Ganzen sehr an Ausdrucksstärke, lediglich die Typo wirkt auf mich sehr dynamisch und kraftvoll.
Auch die Mockups gefallen mir gar nicht, sie wirken irgendwo billig und sehr austauschbar.
Die »Piktogramme« hingegen gefallen mir gut, ich mag das Sportarten-zentrierte Konzept, jedoch finde ich es nicht ganz rund.
Was bei Basketball mit der x-Spiegelung super funktioniert, mit der Darstellung des Balls und der Spielfeldlinien, haut z.B. beim Marathon Swimming oder BMX nicht mehr hin. Ich verstehe nicht ganz warum manchmal die x-Linien eingezeichnet sind und manchmal nicht, das schwächt das sonst super Konzept von Sportgerät und Austragungsort. Dabei zeigt ja z.B. das Athletic Swimming, dass es auch ohne Linien funktioniert.
Ästhetisch finde ich die Piktos super, ich mag es dass –im Gegensatz zum Rest der VI– etwas neues ausprobiert wurde.
Auf den ersten blick waren mir die Pictogramme zu detailsreich, zu kompliziert.
Nachdem ich mir jedoch die animierten Version angeschaut habe und gelesen hatte dass diese mit den Broadcaster entwickelt wurden entstand bei mir der Eindruck das die Pictorgramme speziell für die TV-Zuschauer entwickelt wurden und weniger um die Besucher vor Ort zu den jeweiligen Sportstätten zu lotsen.
Der Look der Spiele gefällt mir bisher richtig gut, und auch die Schrift find ich richtig gut.
Lediglich die farbauswahl beim “Look” hätte ich mir etwas mutiger, “bolder” gewünscht!