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Venezia FC schärft Markenidentität

Venezia FC Logo
Venezia FC Logo, Quelle: Venezia FC

Der Venezia FC, 1907 gegründet und zuletzt in der Serie A spielend, hat seine Markenidentität umfassend modifiziert. Mit einem minimalistischen und abstrakten Vereinsemblem unternimmt der Club nach eigenen Aussagen einen weiteren Schritt in der Vereinsentwicklung.

Die letzten Jahren hat der Venezia FC, von 2009 bis 2015 als „FBC Unione Venedig“ aktiv, im italienischen Fußball eine bemerkenswerte Berg- und Talfahrt hingelegt. Nachdem der Verein mehrere Insolvenzen durchlaufen hat (2005, 2009 und 2015), stieg der Club unter neuer Führung von der vierten Spielklasse in die Serie A auf, der höchsten Spielklasse im italienischen Herrenfußball. Dort angekommen erreichten „die geflügelten Löwen“ (ital. „I Leoni Alati“) in der letzten Saison 2020/2021 lediglich Platz 20, sodass nach nur einer Spielzeit der Wiederabstieg in die Serie B folgte.

Mit einem „mutigen und durchdachten Design, welches die Tradition ehrt und gleichzeitig voranschreitet“ beschreite Venezia FC eine neue Ära, wie der Verein vor wenigen Tagen auf seiner Website bekannt gab.

Auszug der Pressemeldung

Der Löwe von San Marco, der geflügelte Löwe, der als Symbol der Stadt Venedig steht, war schon immer das Herzstück der Marke Venezia FC. In dem von Bureau Borsche entworfenen „V“-Wappen ist der Löwe ein integraler Bestandteil. Die historische Symbolik wurde neu interpretiert und in eine minimalistischere und abstraktere Form überführt. Der so geschaffene Löwe ist eleganter, wilder und stilvoller als jener, den er ersetzt. Die horizontalen Linien, die die Flügel des Löwen darstellen, sind in einem raffinierten Schnörkel ein klarer Hinweis auf den traditionellen Eisenbug der venezianischen Gondel mit seinen hervorstehenden Klingen. Das „V“ wird von den Vereinsfarben Orange und Grün gekrönt, die bei näherer Betrachtung das Aussehen von orange-grünen Flaggen darstellen.

Venezia FC Logo – vorher und nachher
Venezia FC Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Venezia FC , Bildmontage: dt

Mangelende Bereitschaft zum Wandel kann man dem Venezia FC jedenfalls nicht vorhalten, wie ein Blick auf die jüngere Geschichte des Vereinslogos verdeutlicht. Mehrfach wurden die Vereinsfarben Schwarz, Orange, Grün und der geflügelte Löwe völlig neu interpretiert sowie Aufbau und Grundform des Emblems grundlegend verändert. Das nun bereits eingeführte neue Logo ist im direkten Vergleich bei weitem das schlichteste, kompakteste und prägnanteste. Im Rahmens des Redesign erhält der Löwe zudem seine traditionelle goldene Farbe zurück. Laut Club war der Löwe in der 114-jährigen Geschichte des Venezia FC fast immer in Gold gehalten.

Bei den eigenen Anhängern findet die moderne Gestaltung viel Zuspruch, selbst bei Facebook. Zuletzt hatte der Verein, in Reaktion auf die seiner Ansicht nach oftmals unsachliche Kritik dort, seine Aktivität auf Facebook eingeschränkt, siehe Statement.

Zeitgleich zur Vorstellung der veränderten Markenidentität präsentiert der Venezia FC auch ein neues Aufwärmtrikot für die Saison 2022/2023. Weitere ebenfalls in Zusammenarbeit mit Bureau Borsche (München) entworfenen Kits sollen am 7. Juli, 14. Juli und 21. Juli veröffentlicht werden. Mit dem im Streetwear-Look und orange-schwarz-grünen Karomuster gestalteten Aufwärmtrikot geht der Venezia FC in das zweite Jahr der Partnerschaft mit der Bekleidungsmarke Kappa.

Die Website, die ebenfalls auf Basis eines Karomusters konzipiert und gestaltet ist, wurde bereits im vergangenen Jahr und ebenfalls mit der Unterstützung von Bureau Borsche realisiert.

Kommentar

Vor zwei Jahren hatte der Serie-A-Club Hellas Verona sein Logo auf eine vereinfachte Darstellung mit Versal-V umgestellt. Insbesondere die Art und Weise, wie mit Hilfe visueller Effekte (Schattenwurf, 3D-Optik) das Logo präsentiert wurde, sorgte für viel Kritik. Die Grundform des Verona-Logos ist dem neuen Venezia-V nicht unähnlich: Versal-V + eingebettete Tierdarstellung + horizontale Striche/Einkerbungen. Wobei das Konzept beim Venezia FC ungleich durchdachter wirkt, die visuelle Sprache überzeugender, das Design ansprechender und ästhetischer.

Als Juventus Turin vor fünf Jahren sein Logo auf eine maximal vereinfachte Darstellung umgestellt hat (dt berichtete), war dies ein mutiger Schritt. Ein bahnbrechendes, vorbildhaftes Design, das offenkundig den Weg für viele andere italienischen und europäischen Fußballclubs bereitet hat. Auch auf Seiten der Fanbase kommt eine vereinfachte, klare Formensprache zunehmend an. Ein Design, das alle begeistert, gibt es nicht. Das ist klar. Aber die Bereitschaft, einen neuen Look anzunehmen, scheint in den letzten Jahren gestiegen zu sein, so jedenfalls mein Eindruck.

Dass der Venezia FC in Sachen Branding und Markeninszenierung auch sonst die Zeichen der Zeit erkannt zu haben scheint, lässt sich daran ablesen, wie hier Sport einerseits und Mode/Streetwear anderseits zu einer Markenidentität verwoben werden. Gerade auch Vereine, bei denen der sportliche Erfolg womöglich über längere Zeit ausbleibt, braucht es mehr als nur die Ausrichtung auf den Tabellenplatz und den Fokus auf die nächsten drei Punkte. Mehr Attraktivität und Anziehungskraft als Marke insgesamt. Mehr Lifestyle. Mehr Identität und Charakter. Ein Verein, der sich in dieser Weise ganzheitlich ausrichtet, bleibt auch im „Ligakeller“ eine starke Marke und somit attraktiv. Ob die neue Identität länger Bestand haben wird als nur zwei, drei Spielzeiten, lässt sich im Hinblick auf die turbulente Vergangenheit des Venezia FC kaum abschätzen.

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Wappen war offenbar gestern… Grundsätzlich finde ich das herauslösen aus Kreisen/Schilden nicht schlecht und die Minimalisierung von Logos oft sehr schön und zeitgemäß. In diesem Fall wurde wirklich ordentlich runtergeschraubt.

    Ein Punkt, der in der Bildsprache sicherlich hinterfragt werden kann, ist die Blickrichtung des Löwen nach links, was ja häufig als “zurück/Rückschritt” angesehen wird.

    Außerdem ist für mich offen, wie die Darstellung des Logos, welches auf schwarzem Grund steht, in anderen Anwendungen oder bei externer Verwendung (Druck, Tabellen-Listen etc.) festgelegt wird. Sitzt das V dann in einem schwarzen Quadrat, Rechteck oder Kreis, oder gibt es eine schwarze Outline und die Form des V bleibt erhalten?

  2. Das Logo an sich kann sich durchaus sehen lassen, aber die Gold-Applikation auf dem Trikot finde ich furchtbar. Das sieht wie billigster Plastikguss aus, die Proportionen gehen durch die Prägung verloren (siehe den arg ausgedünnten Flügel) und die Vereinsfarben auf dem V weichen .. Seltsamkeiten.
    Wo der neue Löwe “wilder” ist als der alte weiß vermutlich auch nur die PR-Abteilung selbst.

  3. Wow! Das Logo und das Trikot nenn ich mal eine zeitgemäße Interpretation von Fußball! Die Website ist so ziemlich die modernste und ästhetischste, die ich bisher im Fussball-Biz gesehen habe (zumindest im Vergleich zu deutschen Vereinen).

  4. Ich bin (immer noch) Fußballfan. Venedig hat in den letzten Jahren extrem häufig Logos durchgetauscht, daher zählt das Traditionsargument hier nicht. Ich finde aber, dass insbesondere dieses neue Logo nicht so recht zum Fußball passen will. Bei mir weckt es Assoziationen mit einer Bank oder einer Versicherungsgesellschaft. Auch ist die Umsetzung auf den Trikots schrecklich. Ein vielleicht handwerklich gutes Logo muss nicht zwingend zu einem Fußballverein passen, insbesondere emotional nicht. Es kann durchaus zu glatt oder kalt sein. Es gibt in Deutschland sicherlich auch viele kalte, langweilige Clublogos, da ist dann aber Jahrzehnte Etwas drumherum gewachsen. Vielleicht gelingt das diesem Signet ja auch in 30-40 Jahren.

  5. Schönes Logo, doch damit genauso wie Juve Thema verfehlt. Fußballvereine brauchen Wappen, keine Logos. Auf lange Sicht werden Vereine, die jetzt diesen Ausflug wagen, wieder zurückkehren müssen, denn die Identität ist alles, was einen Fußballverein ausmacht. Das hat auch schon das ein oder andere Mal die Vergangenheit gezeigt. Logos sind in Traditionsvereinen so gut wie nie langlebig.

  6. Erst Juve, dann Hellas, jetzt Venezia. Bei neuen italienischen Vereinslogos scheint sich ein spezieller Stil herauszubilden.
    Die Fiorentina ist da noch etwas weniger ausgefallen.

    Bei diesem Logo frag ich mich, warum man den Löwenkopf nicht gespiegelt, nach rechts blickend angeordnet hat.
    Weiter frag ich mich, ob man statt diesem im Zusammenspiel mit Schwarz doch etwas (zu) dunkel wirkende Gold nicht besser mit einem schönen, intensiven Gelbton dargestellt hätte.

Kommentare sind geschlossen.

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