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TU Darmstadt schärft Erscheinungsbild

Technische Universität Darmstadt Logo

Die Technische Universität Darmstadt hat seit dem Sommer eine Neuauflage des Corporate Design Handbuchs. Auch eine Überarbeitung des Hochschullogos stand auf der Agenda. Allerdings entschied man sich, nach zähem Ringen in internen Diskussionen, an dem bisherigen Logo festzuhalten. Im Design Tagebuch wird die modifizierte, jedoch verworfene Version vorgestellt. Ein hervorragender Anlass über die Reibungsfläche von Festhalten an traditionellen Werten und Modernisierung des Erscheinungsbildes zu diskutieren.

Über das Logo

Das Logo – die Athene und der dreizeilige Schriftzug in schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund – als Markenzeichen der Technischen Universität Darmstadt – bleibt also unverändert. Eine gute Entscheidung, wie ich finde. Das neue TU-Logo hätte auch anders aussehen können. Nachfolgend abgebildet:

Technische Universität Darmstadt Logo

Hatten die “konservativen Kräfte” der Uni Recht, als sie die Beibehaltung des bisherigen Logos beschlossen? Ich meine schon. Hätte man mehr Mut zur Veränderung im Logo wagen sollen oder gar müssen? Mit Blick auf die verworfene Version, komme ich sehr schnell zu der Ansicht: In keinem Fall. Die Frage ist: Was kann das neue Logo besser, als sein Vorgänger? Weder die Überarbeitung der Athene, noch die neue Typografie stellen eine Verbesserung dar. Ich will auch gerne sagen, warum ich dieser Meinung bin. Die Schärfe geht verloren. Logos sind zuweilen wie Menschen. Sie brauchen Ecken und Kanten, an denen man sich reiben kann. Erst dann entsteht ein “Typ”. Die visuellen Reizpunkte des alten und zukünftigen TU-Logos sind dermaßen markant und ausgeprägt, dass eine Verbesserung aus meiner Sicht kaum noch möglich erscheint. Die verworfene Fassung ist zurecht zurückgewiesen worden, da sie aus einem echten Logotyp eine weichgespülte Gestalt macht. Visuelle Bezüge zur griechischen Mythologie gehen verloren. Die Typo verliert an Biss. Gerade die Ornamentik im (alten) Helm brennt sich in ihrer Originalität in die Netzhaut regelrecht ein. Eine wunderbare Struktur.

Die bereinigte Version enthält nicht nur handwerkliche Defizite – die Abstriche im Kamm vollziehen eine perspektivische Verzerrung, welche allerdings vom Rand des Kamms nicht mitgetragen wird, sondern sie ist ganz einfach weniger markant. Wem nützt denn eine formschönere Nase? Weder der Athene, denn die hat gewiss mehr Augenmerk für die Kriegstaktik, die Künste und die Wissenschaften, noch der Uni, denn das Corporate Design wird kein Deut besser. Im Gegenteil. Nach der “Gesichtskorrektur” wirkt die Bildmarke wie einer Piktogrammserie entnommen. Hier ist sie Eine unter Vielen. Hingegen die “Stirnnase” im alten Logo sowie das falsch positionierte Auge, machen aus der Bildmarke einen echten Charakterkopf. Anleihen bei Picasso tragen dazu bei. So ein Kopf setzt sich in den Köpfen fest. Genau das ist die Aufgabe eine Logos.

Technische Universität Darmstadt Corporate Design

Das neue Corporate Design

Essentielle Bestandteile des Corporate Designs der TU Darmstadt sind das Logo, eine sogenannte Identitätsleiste sowie eine Abschlusslinie. Klingt erst einmal wenig aufregend, muss es aber auch gar nicht sein. Die Identitätsleiste befindet sich stets im obersten Bereich. Sie nimmt jeweils die Farbe eines Ressorts bzw. eines Fachbereichs an. Architektur ist schwarz und Biologie oliv. Da ich aktuell die Hochschulseiten der HBK Braunschweig in ein neues Design überführen durfte, welche ebenfalls über einen Farbcode verfügen, kenne ich nur zu gut die Tücken solche eines Leitsystems. Bei 5 bis 6 Fachbereichen gibt es keinerlei Probleme. Bei einer Hochschule, die wie die TU Darmstadt über 16 Fachbereiche verfügt, ist es nahezu unmöglich jedem Bereich eine eigene und vor allem eindeutige Farbe zuzuordnen. Dass, was ein Farbleitsystem eigentlich leisten sollte – Orientierung schaffen – geht bei solch einem Konstrukt meist verloren.

Noch sind nicht alle Fachbereiche auf das neue Corporate Design ausgerichtet worden. Mit Blick auf die im alten Stil vorgehaltenen Sites wie z.B. Physik wird deutlich, dass die Umstellung auf ein neues Design nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig war.

Dieser Beitrag hat 23 Kommentare

  1. Tatsächlich gefällt mir der Nase-Stirn-Bereich beim neuen Logo besser. Aber wirklich essentiell ist diese Veränderung nicht. Und die alte Athene ist in ihrer Gesamthewit wirklich viel markanter.

    Die neue Typo wäre moderner, frischer gewesen. Allerdings hätte ich das »Darmstadt« dann nicht in Light sondern genauso wie die restliche Schrift gesetzt.

  2. Naja… ich hätte mich ganz klar für das letzten endes verworfene Logo eingesetzt. Das wirkt meines Erachtens wenigstens nicht so altbacken, und verliert trotzdem nicht seinen Wiedererkennungswert. Ein gutes Beispiel für eine schöne Reduktion.

  3. Schöne Reduktion? Ich gebe Achim in allen Punkten recht. Das bisherige Signet ist scharf, kantig, ausdrucksstark, ornamentiv tiefer und spröder als das untere, welches so „nett in die Welt gucke’ dut“. Saftlos und Kraftlos.

    Auch die neue Schrift drückt nichts mehr aus: Sie ist abgrundet und nach unten hin abgemagert.
    Die Schrift vom anderen hingegen steht breitbeinig und sattelfest. Man könnte meinen, da stehen Leute, die stolz ihre Hände in die Hüften stecken. Absolut toll gemacht.

  4. Auf der Webseite geht in der kleinen Darstellung des Logos allerdings die schöne Ornamentik ganz schön verloren; da sähe eventuell die verworfene reduziertere Variante besser aus?

  5. Eine Logoüberarbeitung wäre durchaus sinnvoll gewesen. Ich finde ebenfalls, dass die alte Version zwar einprägsam ist, aber durchaus auch etwas “altbacken” daher kommt. Die Webseite hingegen wirkt mittlerweile recht zeitgemäß. Hier muss man sich entscheiden in welche Richtung man gehen will. Ein seriöser und “etwas” altmodischer Auftritt ist bei einer traditionellen Universität nicht unbedingtlich schlecht, muss aber auch nicht sein.

    Die Logoüberarbeitung hätte ich in diesem Fall auch abgelehnt, da das Redesign zu halbherzig ist. Wenn die Bildmarke schon reduziert wird, dann auch richtig. Für ein zeitgemäßes Signet ist der neue Entwurf ebenfalls noch viel zu komplex und geht, wie schon von Achim erwähnt, eher in Richtung Piktogramm. Hier hätte man dann schon einen richtig großen Schritt machen müssen. Über die Typo könnte man streiten, wenn man bei Technik an die zukunftsweisenden Biotechnologien denkt macht eine rundere Anmutung im Sinne von Bionik Sinn.

    … das die Bildmarke nicht passt erübrigt sich das aber, schließlich muss das Gesamtkonzept stimmen.

    Viele Grüße
    Till

  6. Die Stirn-Nase ist übrigens ein Schönheitsideal aus dem alten Griechenland! Die Ornamentik des alten Helms (sie zeigt einen Greif) ist tatsächlich wilder, als die zu glatte und weich laufende Haarsträhne des neuen Helms! Allerdings tue ich mich bei der Schrift etwas schwer! Man hätte die Anordnung der Schrift etwas weniger Blockig machen können! Aber wer weiß, was intern im Grafikbüro und zwischen Grafikbüro und Auftraggeber gelaufen ist!

  7. Tja, je öfter ich mir die beiden Varianten des Signets anschaue, desto schlechter gefällt mir das verworfene. Auf den ersten Blick hätte ich gesagt, dass es ein durchaus schönes ReLaunch wäre, aber mittlerweile wirkt es tatsächlich nicht mehr so markant wie das bewährte.

  8. Ich finde das alte wesentlich ausagekräftiger, wenn man genau hinsieht ist ja im haarteil bei malten nicht eine ornamentik zu erkennen sondern ein Wappentier, mir fällt leider nicht mehr ein wie man sowas nennt.

    jedoch finde ich den gewählten Font des alten Logos etwas altbacken das neue hingegen finde ich passend und stimmig.

    Mein Vote geht zum alten, Wer ein Redesign braucht soll ne neue Marke oder Universität gründen ;-)

Kommentare sind geschlossen.

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