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Tagesschau sendet aus neuem Studio

Die „Tagesschau“ sendet ab kommenden Samstag aus dem neuen Studio. Es ist das seit mehr als einem Jahr erwartete Redesign für Deutschlands älteste Nachrichtensendung.

Bereits im März 2013, so NDR Sprecher Martin Gartzke, wurde das Studio, aus dem zukünftig „Tagesschau“, „Tagesthemen“ und weitere Formate gesendet werden, weitestgehend fertig gestellt, zumindest baulich. Da es jedoch keinen Zeitdruck gebe, kümmerte man sich seitdem um Nachbesserungen bei der Software. „Erst wenn das Team sicher ist und alles zu 100 Prozent läuft, wird gesendet“, schrieb mir Gartzke noch vergangene Woche. Nachdem BILD fälschlicherweise im Dezember 2012 eine Meldung verbreitet hatte, wonach das neue Design zum 2. Weihnachtsfeiertag 2012 hätte live gehen sollen, ist es nun also wirklich so soweit.

Das Studiodesign ist neu und wirkt aufgrund der Beibehaltung der prägenden Hausfarbe Dunkelblau zugleich vertraut. Im Vergleich zum alten Studio (siehe Links unten) sind die Farben im neuen Set nicht mehr so satt, so sind die Tische nicht mehr rötlich, sondern weiß-grau. Notebooks, etwa wie beim heute journal, werden auf der blau-schimmernden Oberfläche der Tische nicht abgelegt, denn die Tische verfügen bereits über entsprechende Computer-Displays.

ARD/NDR, Tagesschau ab 19. April aus neuem StudioArbeitssituation während einer Tagesthemensendung im neuen Studio. v.l.: Andreas Käckell (Sport), Judith Rakers (Nachrichten), Thomas Roth (Moderator). © NDR/Thorsten Jander
ARD/NDR, Tagesschau ab 19. April aus neuem Studio
Arbeitssituation während einer Tagesthemensendung im neuen Studio.
v.l.: Andreas Käckell (Sport), Judith Rakers (Nachrichten), Thomas Roth (Moderator).
© NDR/Thorsten Jander

Dunkle Holzoptik, die an die Planken eines Schiffes erinnert, sorgt für Bodenhaftung der Moderatoren. Auch weiterhin werden alle Texte innerhalb des On-Air-Designs in der Thesis TheSans beziehungsweise der Thesis TheSerif gesetzt. Auffallend anders hingegen: Bildbeiträge werden nun nicht mehr in einem Fenster, innerhalb eines begrenzten Rahmens eingeblendet, sondern erscheinen vollflächig im Hintergrund. „Mit großformatigen Fotos können wir die Themenausdrucksstärker, authentischer und emotionaler bebildern. Das erhöht die Verständlichkeit. Wir möchten den Zuschauerinnen und Zuschauern seriösen Nachrichtenjournalismus in einer ansprechenden und modernen Aufmachung bieten.“, so Dr. Kai Gniffke, Erster Chefredakteur ARD-aktuell.

Ein Gestaltungskonzept, das neugierig macht. Aufgrund der großen Anlauf- und Testphase sollte man erwarten, dass es Kinderkrankheiten wie beim ZDF, seien es ruckelnde Kamerafahrten, Probleme bei der Darstellung der Schriften wie auch in Bezug auf Anchorman-angemessene Kleidung (siehe Bauch zeigen), nicht geben wird. Gespannt sein darf man nicht nur auf das neue Design in Aktion, sondern auch den neuen Klang. Zum siebten Mal wurde die tagesschau-Titelmelodie neu arrangiert, Komponist Henning Lohner ist hierfür verantwortlich. Die Gesamtkosten für das neue Studio samt neuer Optik belaufen sich auf 23,8 Millionen Euro, darin sind auch die Ausgaben für das Design, die Studioeinrichtung, für Mitarbeiterschulungen, den Probebetrieb und die Wartung für mehrere Jahre enthalten.

Mediengalerie

Hier noch einmal zum Vergleich der 360-Grad-Blick ins alte Studio sowie ein 360-Grad-Video vom alten Studio.

Ein kleiner Appetitmacher auf das neue Design

Weiterführende Links:

[Update 20.04.2014]

Ansichten der Premiere

Dieser Beitrag hat 34 Kommentare

  1. Ich nominiere Achims Kommentar von 18:13 Uhr in der Kategorie “Ausgezeichnet kommentiert”!
    Und weise in dem Zusammenhang auf einen aktuellen DW-Artikel zur Deutschen Berichterstattung im Ukraine-Konflikt, besonders die ZAPP-Analyse von t.hemen und -schau: https://www.dw.de/unausgewogen-wie-deutsche-medien-%C3%BCber-den-ukraine-konflikt-berichten/a-17571572

    Über das neue Studio-Design äußere ich mich wenn überhaupt erst, wenn ich es “live” gesehen habe… Das Konzept mit der Panorama-Wand und den vollwandigen Bildern erinnert mich aber stark (und eigentlich ganz positiv) an das aktuelle Studio-Design der Aktuellen Stunde des WDR.

  2. Na okay, doch noch eine Einschätzung ‘vorab’:

    Das neue tagesschau-Studio wirkt offener und moderner, auch als das aktuelle heute-Studio. Es erinnert mich sogar irgendwie an eines der nicht-so-wenigen CNN-Studios (der einzige internationale Vergleich, den ich derzeit habe). Was ich sehr, sehr gut finde!
    Dabei fällt mir aber auch auf, dass zwar vorgesehen ist, dass die Moderatoren sich “frei im Raum” bewegen können/sollen, aber wohl lediglich hinter und neben (vgl. Bild Nr. 2), jedoch weniger vor dem Pult. Ich meine speziell mittig auf Höhe des ganzheitlichen Bühnenrandes, an der Bühnenfront sozusagen. (Also so, wie man es z.B. von CNN kennt. Oder aber von der AKS im WDR!)
    Die Auftrennung des Moderatorenpultes begrüße ich sehr, besonders im Vergleich mit dem aktuellen heute-Studio. Ein etwas weitläufigere Trennung, sprich größerer “Durchgang” zwischen den Pulten (ca. 40 cm vielleicht), hätte den Raum für das Auge vlt. noch etwas luftiger wirken lassen können; aber nicht zwingend notwendig.
    Spannend finde ich den Globus auf dem rechten Pult (Bild 9), wobei der wohl eher nicht zum Einsatz kommen dürfte…

    Sehr gut finde ich im Übrigen auch die Farbgestaltung der Pulte: Das Weiß-Grau/Silbermetallic wirkt eleganter, schlichter (zurückgenommener) und seriöser als das bisherige orangebraun. Oder das Naturbraun des heute-Studios – zumal sich dieses mit dem ZDF-Gelb beißt (vgl. Intros/Opener der aktuellen Ausgaben).

    Schade eigentlich, dass das Gesamtstudio lediglich in den tagesthemen, nicht aber in der tagesschau zu sehen sein wird.
    Ich begrüße daher auch sehr die Verabschiedung vom “begrenzten Rahmen” des On-Air-Designs (bei Nahaufnahme Moderation). Da wirkten die Nachrichten (bzw. die Aufmachung) im ZDF schon seit längerem ‘offener’. Ob allerdings das kommende Design “offen genug” wirken wird, muss man noch sehen…

    PS: “Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …” (H. Hesse) ;-)

    PPS: Warum werden eigentlich die beiden Haupt-Nachrichtensendungen im Deutschen Fernsehen klein geschrieben??

  3. @Peter: Ich denke mal, dass die Bildschirmlöcher “live” kaum ins Auge springen dürften, da man bei Nahaufnahme Moderation seltenst den Tisch noch mit drauf hat.
    Mal abgesehen davon scheint sich das in der Branche durchzusetzen, vgl.
    CNN’s Amanpourhttps://i2.cdn.turner.com/cnn/dam/assets/121015102644-exp-obama-romney-iran-amanpour-00012029-horizontal-gallery.jpg
    und
    WDR Aktuelle Stundehttps://www1.wdr.de/fernsehen/aks/themen/studioaktuellestunde100.html

  4. Auffallend anders hingegen: Bildbeiträge werden nun nicht mehr in einem Fenster, innerhalb eines begrenzten Rahmens eingeblendet, sondern erscheinen vollflächig im Hintergrund.

    Also so, wie es in den 1970ern schon einmal Standard war?

  5. Ein Urteil abgeben kann man erst, wenn man Vorspänne und alle Sendepositionen mal gesehen hat – also auch tagesthemen und nachtmagazin. Die Hintergrundbilder werden eine ganz neue Kunst, wenn man so bildstark sein will, wie in den Demobildern. Und das Foto von Frau Miosga vor dem Hafenpanorama relativiert sich auch, wenn man sich vorstellt, dass da immer auch noch ein tagesschau-Sprecher für den Nachrichtenblock rumsitzt.
    Insgesamt überwiegt aber die Vorfreude – es ist schön, dass bei der Sendung, deren Texte man auch “auf Latein verlesen könnte” (lt. Helmut Thoma) endlich blauer Rauch aufsteigt.

  6. Da die Diskussion hier inzwischen auch die Berichterstattung betrifft (obwohl das hier doch das DESIGN-Tagebuch ist, @schlechtelaune):
    Nicht nur die von mir bereits verlinkte Deutsche Welle (übrigens eine ARD-Anstalt!), sondern auch andere Medien bemängeln die meist einseitige und blauäugige Berichterstattung, so z.B. Die Zeit, FAZ, und (besonders interessant, da Interview) Die Welt: https://www.welt.de/vermischtes/article126879589/Die-Tagesschau-ist-grausam-parteilich.html
    (Allerdings frage ich mich: Wird nicht auch beim ZDF teilweise noch das Blatt benutzt?? [<– Anmerkung zur zitierten Aussage Claus Klebers]

    Bei stern.de wird zudem die Brücke von den Grafiken zur Berichterstattung geschlagen:

    Die großformatigen Fotos und Bilderstrecken an der Wand sollen mehr Emotionen transportieren und Nachrichten besser vermitteln und erklären. Dabei gehe es nicht um Boulevardisierung oder Betroffenheitsjournalismus. “Die Emotion, die erzeugt werden soll, ist Neugier“, sagte Kai Gniffke, Erster Chefredakteur ARD-aktuell.

    https://www.stern.de/kultur/tv/neues-studio-fuer-die-tagesschau-start-am-samstag-2103770.html

    Die dortige Bildergalerie beinhaltet im Übrigen andere (weitere) Bilder als die bekannten: https://www.stern.de/kultur/tv/neues-tagesschau-studio-die-alte-tante-erstrahlt-in-neuem-glanz-2103928-ba03050d994ef8ec.html

    Für die Realisierung der Studioerneuerung zeichnet übrigens die Studio Hamburg Media Consult International (MCI) GmbH verantwortlich, die zuletzt auch das N24-Sendezentrum und das ZDF-Nachrichtenstudio umgebaut hat. (https://www.focus.de/politik/diverses/tagesschau-studio-studio-hamburg-mci-erneuert-tagesschau-studio_id_3785073.html)

    Ich möchte zudem auch noch darauf hinweisen, dass das beim NDR angesiedelte Team um ARD-aktuell lediglich etwas über ein Jahr benötigt hat, die erkannten Probleme zu beheben. Die Kritik, die – ja nicht nur hier im DT – teilweise geäußert wird, klingt doch eher so, als hätte es über zwei Jahre gedauert…

    Zum Schluss noch eine Neuigkeit, die heute erst durchgesickert ist: Focus (online) berichtet (und DPA bestätigt), dass künftig die deutsche Synchronstimme Angelina Jolies den Zuschauer mit der tagesschau-Ansage bei der Hautpausgabe um 20 Uhr willkommen heißt!
    https://www.focus.de/kultur/kino_tv/nicht-mehr-neutral-und-unsexy-angelina-jolie-spricht-den-tagesschau-jingle_id_3784775.html
    https://www.focus.de/panorama/boulevard/medien-deutsche-stimme-von-angelina-jolie-sagt-neue-tagesschau-an_id_3785089.html
    https://www.focus.de/kultur/kino_tv/angelina-jolie-deutsche-stimme-von-angelina-jolie-eroeffnet-tagesschau_id_3785291.html

    PS: Ich fände auch mal einen Vergleich interessant, der aufzeigt, wie oft und in welchen Abständen die Studios von tagesschau/tagesthemen und heute/heute-journal “modernisiert” wurden.!?

  7. Vielen Dank Nando-Raffael. Sehr schön, was Du zum Thema Redesign der Tagesschau alles zusammengetragen hast!

    Interessant ist zudem, dass in Zeiten von Telepromptern und auch nach dem Redesign nach wie vor Papierbögen auf dem Tisch liegen. In der ersten Sendung hat Jan Hofer lediglich ein einziges Mal hinunter geschaut, zumindest tat er so, als würde er auf das Papier schauen :)
    Papier als Metapher für Verlässlichkeit. Wohl ein weitaus wirkungsvoller „Effekt“ als aufwendig inszenierte Animationen auf der Multimediawand.

  8. Nachdem nun schon Sendungen mit dem neuen Design On Air gegangen sind und ich sie alle geschaut habe, sage ich: Für mich das seit langem beste Redesign! Großartig!
    Von den Titelmelodien, die leiser arrangiert wurden und damit super hochwertig wirken, über die dunklere Farbgebung und Umgebung bis zum Wetter mit toller Kartengrafik. Ich habe den Eindruck, dass wirklich auf jedes noch so kleine Detail geachtet und mit dem CD abgestimmt wurde. Selten hat mir Fernsehen und Nachrichten wieder so viel Spass gemacht, wie derzeit in der ARD. Bravo.

  9. »Papier als Metapher für Verlässlichkeit«?
    Vor allem aber wohl als Backup, falls der Autocue mal ausfällt, was durchaus nicht unwahrscheinlich ist. Bis vor ein paar Jahren wurde in der 20 Uhr-Ausgabe sogar tatsächlich ausschließlich vom Papier gelesen, ohne Teleprompter, während alle anderen Ausgaben jenen schon nutzten.

    Und auch, wenn eine bereits gedruckte Meldung sich verändert, wird sie nicht nur im Teleprompter und im Bildschirm im Tisch geändert, sondern i. d. R. auch neu ausgedruckt und ganz manuell ins Studio gebracht (bei der BBC steht dazu sogar ein Drucker hinter dem Nachrichtentisch).

    Zum Studio selbst:
    Ein paar Kleinigkeiten stören doch, aber im Großen und Ganzen eine sehr gelungene Änderung, was Studio, Grafik und auch Musik betrifft.
    Die Kleinigkeiten wären vor allem das Dauer-Cornerlogo, die Inserts, die nicht außerordentlich lesbar sind und auch die Voll-Grafiken (Lottozahlen, Bundesligatabelle) – die sahen im vorherigen Look trotz Retro-Anmutung besser aus und waren vor allem besser lesbar:

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