Die Stiftung Warentest präsentiert sich seit wenigen Tagen mit einem modifizierten Markendesign. Das Erscheinungsbild wurde vereinheitlicht und das bisherige Farbschema zugunsten von Rot als einzige Primärfarbe umgestellt. Von den bislang verwendeten produkt-spezifischen Logoabsendern (u.a. Finanztest) verabschiedet sich die Verbraucherorganisation.
Die Stiftung Warentest wurde 1964 auf Initiative des Deutschen Bundestages gegründet. Als unabhängige Stiftung des bürgerlichen Rechts unterliegt die Verbraucherorganisation der rechtlichen Aufsicht des Bundesminister für Wirtschaft. Jedes Jahr werden von der Stiftung Warentest mehr als 30.000 Produkte und Dienstleistungen getestet und dem Urteil der Warentester unterzogen. Die Ergebnisse veröffentlicht die Verbraucherorganisation in ihren Publikationen.
Die letzte nennenswerte Anpassung des Markendesigns erfolgt im Jahr 2008 (dt berichtete). Seinerzeit wurde auch das Testsiegel der Stiftung Warentest umfassend neugestaltet. Damals erhielt das neue Design in einer von einer Markenberatungsfirma durchgeführten Studie überwiegend schlechte Noten. Im Zuge des nun durchgeführten Redesigns wurde auch die Gestaltung des Testsiegels überarbeitet.
Auszug der Pressemeldung
Seit 60 Jahren steht die Stiftung Warentest für unabhängige Tests und verlässliche Verbraucherinformationen. Um diese wichtige Arbeit noch besser sichtbar zu machen, haben wir einen Frühjahrsputz gemacht und aufgeräumt. […] Unser bekanntes Rot wird nun durchgängig für alle unsere Marken verwendet. Das graue Logo der Stiftung Warentest sowie die blauen und orangefarbenen Varianten für Finanztest und test.de gehören der Vergangenheit an. Diese Vereinheitlichung soll Ihnen die Orientierung erleichtern und unsere Marke noch erkennbarer und unverwechselbar machen.
Testsiegel – vorher und nachher

Nicht nur das Markenlogo der Stiftung Warentest, auch das Testsiegel erfährt ein Makeover. In beiden Zeichen kommt die neue Hausschrift der Stiftung Warentest zum Einsatz: The Best. Bereits seit Sommer 2024 nutzt die Stiftung Warentest die von Typedesigner Lucas de Groot gezeichnete Schriftart. Sukzessive wurden in den vergangenen Monaten die bisherigen Hausschriften The Antiqua und Univers Next durch The Best abgelöst.
Auch im neuen Markenlogo und in den unterschiedliche Testsiegelformaten wurde der eigens für die Stiftung entwickelte Corporate Font implementiert. Die Wortmarke „Stiftung Warentest“ ist weiterhin in Gemischtschreibweise gehalten, allerdings fortan in schwarz auf weißem Grund, statt in weiß auf grauem Grund. Zudem befindet sich die Wortmarke nun unterhalb der t-Bildmarke, anstatt darüber. Der in der roten Bildmarke bisher enthaltene Schriftzug „test“ entfällt.
Obwohl die Strichstärke der Buchstaben im Vergleich zu bisher minimal kräftiger ist, ist die Wortmarke insgesamt, bedingt durch die geringere Laufweite der Zeichen, ein Tick schmaler. Ihren Namen – The Best – verdankt die Schrift übrigens, wie sich einem auf typografie.info veröffentlichten Forenbeitrag entnehmen lässt, Nina Mascher, der Kreativdirektorin bei Stiftung Warentest.

Mit der Umstellung auf das neue Markendesign sind unterschiedliche Namen (Stiftung Warentest, Finanztest, test.de) und die damit einhergehende unterschiedliche Farbgebung (rot, blau, orange) passé. Das Corporate Wording wurde geschärft, und das Farbschema vereinheitlicht. Die Vereinheitlichung stärke den Wiedererkennungswert und sorge für eine klarere Kommunikation, wie es seitens der Verbraucherorganisation heißt.
In einer Übergangszeit würden Verbraucher im Handel noch das bisherige Design mit Orange und Blau antreffen – dieses werde jedoch nach und nach verschwinden.
Entstanden ist das neuen Markendesign in Zusammenarbeit mit EdenSpiekermann.
Kommentar
Die Maus ist grau, redensartlich. Ob ihrer zahlreichen negativen Zuschreibungen und Assoziationen – trist, gefühllos, unnahbar, unsicher – wird die Farbe Grau im Kontext von Marken- und Unternehmenspräsenzen eher selten verwendet, noch seltener als Primärfarbe. Die Stiftung Warentest hält grundsätzlich an Grau als Sekundärfarbe fest. Wohl aus gutem Grund.
Denn die Farbe Grau weckt auch zahlreiche positive Assoziationen. So wird ihr etwa Neutralität, Seriosität und Kompetenz zugeschrieben. Attribute, die innerhalb heutiger Markenkommunikation für viele Marken von zentraler Bedeutung sind. Es kommt nicht von ungefähr, dass das Logo von Wikipedia grau ist, und innerhalb der Benutzeroberfläche der Online-Enzyklopädie eine wichtige Funktion einnimmt. Wikipedia in Pink wäre völlig unvorstellbar. Auch die Charité Berlin macht sich, so wie auch weiterhin die Stiftung Warentest, der farbpsychologischen Wirkung von Grau zunutze. Grau verleiht der Verbraucherorganisation Neutralität, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit. Bedeutende Eigenschaften, gerade auch für diese Marke.
Der Webauftritt test.de (Screenshot) ist nach dem Relaunch, da der Anteil von weiß erhöht wurde, optisch aufgehellt. Aufgrund des Verzichts des grau-orangen Headers und des nunmehr roten rechteckigen Logoabsenders ähnelt die digitale Präsenz der Verbraucherorganisation nunmehr jedoch, rein optisch, jener der Nachrichtenmarke Stern (stern.de).
Auch für eine Marke wie die Stiftung Warentest, eine Stiftung des bürgerlichen Rechts, ist essentiell, dass sie sich in ihrer Kommunikation auf der Höhe der Zeit bewegt, auch dass sie in gewisser Weise als attraktiv/ansprechend wahrgenommen werden kann. Eine Annäherung an Methoden und Prinzipien, wie sie in der Nachrichten- und Medienwelt zunehmend Verbreitung finden, etwa Effekt-hascherische Überschriften (Click-Baiting) oder animierte Gifs und Videos (statt Bilder), wäre für die Verbraucherorganisation nach meiner Auffassung jedoch der falsche Weg. Ziel einer Marke, die wie die Stiftung Unabhängigkeit, Vertrauen und Transparenz in ihrem Leitbild verankert hat, kann kaum sein, gewissermaßen der Aufmerksamkeitsökonomie folgend, in ihrer Kommunikation immer lauter und kräftiger aufzutreten. So gesehen bewegt sich die Stiftung Warentest mit ihrem neuen Erscheinungsbild auf einem zunehmend schmaler gewordenen Grat.
Die neue Typo – The Best – gefällt. Auch das nunmehr dreigeschossige „g“ mit Fähnchen verleiht der Wortmarke mehr Eigenständigkeit und Charakter, und Überschriften eine menschliche(re) Note. Gleichwohl erscheint der Schriftschnitt, zumindest in meiner Wahrnehmung, ein Hauch zu fett, zu kräftig, eben ein Tick zu laut. Auch deshalb ist es wichtig, an Grau als ausgleichendem Pol festzuhalten.
Mediengalerie
- Stiftung Warentest Markenauftritt – Mockup Hefte und Mobile, Quelle: Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest Cover Redesign
- Stiftung Warentest Finanztest Cover Redesign
- Stiftung Warentest Logo Architektur, Quelle: Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest Logo (ab 2025), Quelle: Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest – neues Logo, Quelle: Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest Rebranding, Quelle: Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest – Testsiegel Visual, Quelle: Stiftung Warentest
- Stiftung Warentest Testsiegel – vorher und nachher, Bildquelle: Stiftung Warentest, Bildmontage: dt
- Stiftung Warentest Website – vorher und nachher, Bildquelle: Stiftung Warentest, Bildmontage: dt
Weiterführende Links
Stimmige Evolution. Es ist unaufgeregt und sortiert die Marke sinnvoll neu.
Die neue Wortmarke greift beim kleinen “t” die Bildmarke nicht mehr auf. Nicht notwenig aber schade, dass man keinen Weg gefunden hat das weiterhin zusammengehörig aussehen zu lassen.
Ich habe in meinem beruflichen Alltag recht viel mit den Siegeln zu tun, da Händler und Hersteller diese selbst setzen. In der Regel haben viele Lieferanten zur Arial gegriffen. Das sag mit der Univers Next ganz OK aus. Neben der The Best wirkt es, wie auf deinem Beispiel zu sehen ist, etwas komisch aus – vor allem aufgrund des neuen “g”.
Aber das ist nur der Gestaltungs-Monk in mir. :)
Wie sich aber bei dieser Abbildung zeigt, scheint man im »Siegel-Eindruck« ja tatsächlich die Arial zu verwenden. Ob das wirklich so beabsichtigt war? Oder hat hier einfach der Pragmatismus »gesiegt«? Aber vorher funktionierte es ja offenbar auch überall einheitlich!?
https://www.designtagebuch.de/wp-content/uploads/mediathek//2025/02/stiftung-warentest-testsiegel-redesign-2025.jpg
Grundsätzlich stehe ich Fonts von LucasFonts immer erstmal offen und positiv gegenüber, weil ich deren technische und ästhetische Qualität über die Jahre schätzen und lieben gelernt habe. Auch Schriften mit komplexen g sind mir oft lieber weil sie in der Regel weniger unterkühlt wirken.
In diesem Fall aber fand ich die neutrale, zeitlose Univers – passend zum neutralen Grau – treffender, weil ernsthafter und seriöser. Vielleicht hätte man das bei der neuen Hausschrift noch etwas zurückhaltender sein können (siehe auch San Francisco, Apple).
Auch das Layout des vorigen Magazin-Covers wirkte in seiner Klarheit und gekonnten Hierarchie deutlich innovativer und aufgeräumter, so ähnlich wie bei einem MacBook oder Mac Mini, deren Designs eigentlich so stimmig sind, dass sie kaum signifikante Veränderungen benötigen*.
Fazit: In meiner Wahrnehmung eher ein Schritt zurück als noch vorn.
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*Aber bei Apple ist Grau auch nicht eine Sekundär- sondern die Primärfarbe. ;-)
Grundsätzlich sehr schick aber ich finde es erstaunlich wie sehr ich das Logo aus dem Augenwinkel aufgrund des angedeuteten weißen Kreuz auf rotem Quadrat mit der Schweiz assoziiere.

…geht mir nicht so, selbst wenn die Bildmarke nur allein steht. Dafür ist es nicht symmetrisch genug (Strichstärke, der Bogen beim T, Linienlänge…), aber klar, das ist eine rein subjektive Wahrnehmung…
Ansonsten finde ich es eine sehr gelungene Evolution, auch die Rückführung unter einem einheitlichen Markendach…
Gefällt mir gar nicht. Ich assoziiere damit ohnehin immer eine “1” auf rotem Grund. Und das hat mich schon immer an dem Logo genervt.