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Stadt Wuppertal erhält Corporate Design – Schenkung löst in der lokalen Designwirtschaft Kontroverse aus

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In Wuppertal sorgen derzeit zwei Entscheidungen der Stadtverwaltung für Wirbel innerhalb der Designszene. Zu verlockend war das Angebot der Wuppertaler Agentur Illigen Wolf Partner an die Stadtverwaltung, ein komplett neues Corporate Design für die Stadt zu entwickeln, unentgeltlich. Die Schenkung einer solch komplexen Designleistung stößt bei vielen Kreativen in Wuppertal ebenso auf Kritik wie die Vergabe eines Auftrags zur Findung einer Stadtidentität, mit der die Düsseldorfer Agentur Scholz & Friends beauftragt wurde.

Dass einerseits lokale Dienstleister zum Nulltarif arbeiten, ein externes Unternehmen sich jedoch über ein Auftragsbudget in Höhe von 200.000 Euro freuen kann, sehen viele Gestalter mit Sorge und auch mit Argwohn. Mit ihrer Kritik wenden sich rund 50 Designer in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Peter Jung. Im dt kommen beide Seiten zu Wort, die verantwortlichen Designer und auch die Verfasser des offenen Briefes.

Bevor die verantwortliche Agentur zu Wort kommt, folgt zunächst einleitend der Inhalt des offenen Briefs. Auf Basis dieser Grundlage sollte sich jeder einen Überblick über die Vorgänge verschaffen können, um im Anschluss in eine spannende Diskussion einzusteigen.

Offener Brief an OB Peter Jung

(erstmals am 19.06.2013 veröffentlicht)

* * *

Wuppertal, 19. Juni 2013
Sehr geehrter Herr Jung,

wir schreiben Ihnen als Fach- und Führungskräfte der Wuppertaler Designwirtschaft und beobachten mit Sorge die aktuelle Vorgehensweise der Stadt Wuppertal im Bereich Kommunikation und Design.

Die zeitlich und inhaltlich sehr ungeschickt platzierten Meldungen über ein mittelgroßes Budget für die Entwicklung einer Stadtidentität, welches an die Düsseldorfer Agentur Scholz & Friends vergeben wurde und andererseits eines Corporate Designs, welches der Stadt von der Wuppertaler Agentur Illigen Wolf Partner kostenlos zur Verfügung gestellt wird, sorgen für offene Fragen, zumal diese Prozesse nicht nachvollziehbar dargelegt wurden.

Das großzügige und offensichtlich notwendige Geschenk der Agentur Illigen Wolf Partner schließt mit Sicherheit eine wichtige Lücke. Doch auch wenn Sie die Analyse, Konzeption und Gestaltung als Geschenk erhalten haben, zieht die Implementierung aus unserer Erfahrung Folgekosten nach sich. Sei es für die weitere begleitende detaillierte Ausarbeitung, fachliche Unterstützung sowie auch für die Umsetzung.

Als Wuppertaler Kolleginnen und Kollegen der Designwirtschaft möchten wir Sie bitten, transparent darzulegen, wie der Prozess zur Entstehung des Corporate Designs genau abgelaufen ist und ob dieser zukünftig mit weiteren Bedingungen verknüpft ist.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir begrüßen es, dass die Stadt Wuppertal sich um einen professionellen visuellen Auftritt bemüht und wir schätzen die Arbeit unserer Kollegen aus dem Tal. Wir wissen um den wirtschaftlichen Wert dieser Arbeit. Durch den Akt der Schenkung wird jedoch ein falsches Signal gesetzt. Denn somit wird der Wert von Kreativ- und Designleistungen grundsätzlich in Frage gestellt.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns hierzu Antworten geben könnten. –¨Zu einem persönlichen Gespräch laden wir Sie gerne ein.

Mit freundlichen Grüßen
Jens Albrecht, Geschäftsführung bürger albrecht partner GmbH
Leonie Altendorf, Diplom Designerin
Christoph Baum, Mediendesigner
Philipp Blombach, Diplom Designer
Christian Boros, Geschäftsführung Boros GmbH
Dirk Büchsenschütz, Diplom Designer
Patrizia Cacciotti, Diplom Designerin
Jacob Economou, Diplom Designer
Anja Eder, Diplom Designerin picnic grafik-design
Verena Engel, Geschäftsführung Engel und Norden GbR
Rob Fährmann, Geschäftsführung wppt:kommunikation GmbH
Jan Federmann, Geschäftsführung FKK .design gmbh
Sebastian Gimmel, Diplom Designer
Olaf Glasmacher, Diplom Designer
Sebastian Glück, Diplom Designer
Andy Gumpertz, Geschäftsführung zumquadrat – Visuelle Kommunikation GbR
Wolf-Nicolas Henkels, Geschäftsführung Media Nova GmbH
Andrea Hold-Ferneck, Geschäftsführung hold-ferneck kommunikationsdesign
Nicole Hoppe, Fotografin
Swen Hoppe, Geschäftsführung Praxis für visuelle Kommunikation
Hanna Hüttepohl, Diplom Designerin
Sonja Kampczyk, Geschäftsführung FKK .design gmbh
Süleyman Kayaalp, Geschäftsführung wppt:kommunikation GmbH
Andreas Komotzki, Diplom Designer
Pascal Kremp, Geschäftsführung Pinetco Webdesign
Jonas Künstler, Geschäftsführung zumquadrat – Visuelle Kommunikation GbR
Sandra Lehner, Geschäftsführung vielfein konkret
Dirk Longjaloux, Geschäftsführung Büro Longjaloux GmbH
Kristine Löw, Diplom Designerin
Thomas Milz, Geschäftsführung tm
Eberhard Norden, Geschäftsführung Engel und Norden GbR
Anni Roolf, Creative Consultant MBA
Michael Römer, Diplom Designer picnic grafik-design
Mycha Schekalla, Diplom Designer
Thomas Schekalla, Diplom Designer
Annette Schild, Geschäftsführung Praxis für visuelle Kommunikation
Juliane Schlörscheid, Mediendesignerin
Jessica Scholz, Geschäftsführung Einars & Scholz Partnergesellschaft
Dorothea Schwabe, Geschäftsführung adby Kommunikationsdesign
Lena Stiller, Diplom Designerin
Anna Tertel, Diplom Designerin
Klaus Untiet, Geschäftsführung wppt:kommunikation GmbH
Norbert Vallu, Kommunikationsdesigner
Susanne Weiß, Diplom Designerin Weissheiten Design
Wolfram Zwanziger, Geschäftsführung zwonull GbR

* * *

Fragen an Jörg Illigen (Illigen Wolf Partner)

Ich sprach mit Jörg Illigen über die Hintergründe zum neuen Corporate Design, über die Schenkung und auch über die im offenen Brief angesprochene Kritik hinsichtlich der Vergabepraktiken der Stadtverwaltung.

dt: Herr Illigen, ihre Agentur hat für die Stadt Wuppertal ein komplettes Corporate Design entwickelt und dieses der Stadt als Schenkung überlassen. Wie kam es zu diesem Entschluss?

Illigen: Das alte Corporate Design der Stadt Wuppertal war nur unvollständig entwickelt und wurde zudem nie gepflegt. Die Geschäftspapiere und Publikationen der Stadt Wuppertal waren daher in einem gestalterisch höchst fragwürdigen Zustand. Es gab faktisch kein Corporate Design mehr. Viele städtische Mitarbeiter entwickelten ohne die erforderliche Qualifikation eigene Publikationen. Das kostete viel Zeit und brachte qualitativ minderwertige Ergebnisse hervor.

Aufgrund der diffizilen Haushaltslage standen und stehen keine Mittel zur Verfügung, um ein solches Projekt – weder gegen reguläres noch ermäßigtes Honorar -durchführen zu können. Zu Beginn unserer ehrenamtlichen Tätigkeit unterlag die Stadt zudem dem Haushaltssicherungskonzept. Dies bedeutet, dass keine Mittel für freiwilligen Aufgaben wir die Erstellung eines CDs aufgewendet werden durften.

Bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement hat in Wuppertal eine lange Tradition. Waren es vormals Parkanlagen oder die Stadthalle, die durch die Bürger und Unternehmer der Stadt geschenkt wurden, entstehen heute durch Bürgerbeteiligung und Stiftungen richtungsweisende Projekte wie die Nordbahntrasse. Der Zähler auf www.meinestundefuerwuppertal.de weist über 200.000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit von Wuppertaler Bürgern aus. Das ist ein Spitzenwert. Dieser Tradition folgend haben wir der Stadt angeboten, das dringend erforderliche Corporate Design honorarfrei zu entwickeln.

dt: Wie viele Arbeitsstunden haben sie in etwa in das Projekt investiert?

Illigen: Wir haben Ende 2009 mit den Arbeiten am CD begonnen. Die Arbeitsstunden können wir nur schätzen, es dürften etwa 1.000 – 1.200 gewesen sein.

dt: Was erhoffen sie sich von der Schenkung?

Illigen: Ziel der Schenkung war und ist, zur Entwicklung und positiven Wahrnehmung der Stadt in der Außen- und Innenwirkung beizutragen und ein Zeichen in Richtung Engagement für die Stadt zu setzen. Leider wird in Wuppertal viel gemeckert, wodurch die positiven Aspekte in den Hintergrund rücken. Ein weiteres, gegenüber der Stadtführung explizit erklärtes Ziel ist, dass wir dieses Projekt zur Eigenwerbung nutzen wollen.

dt: Sind sie der Ansicht, dass solch ein Modell auch auf andere Städte oder gar Unternehmen übertragbar ist?

Illigen: Ich würde nicht von einem Modell sprechen. Dies ist eine einmalige Aktion. Inwieweit andere Designbüros sich in gleicher Weise engagieren, können wir nicht beeinflussen. Für privatwirtschaftliche Unternehmen kann ich nur davon abraten, kostenfreie Leistungen zu erbringen. Für uns kommt ein Arbeiten für ein reduziertes Honorar lediglich zur Unterstützung anerkannt gemeinnütziger Institutionen in Frage.

dt: Nicht dass unentgeltliche Designleistungen etwa für karitative Verbände oder auch kulturelle Einrichtungen unüblich wären. Angenommen jede Agentur in Deutschland – Wikipedia meint zu wissen, dass es gut 12.000 sind, ich würde allerdings von einer deutlich größeren Zahl ausgehen – würde auch nur ein einziges Projekt dieser Größenordnung als Schenkung realisieren, würde dies die ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen in der Designbranche, insbesondere für Selbstständige, enorm verschlechtern. In der Bevölkerung findet die Schenkung natürlich Anklang, da keine Steuergelder ausgegeben werden. In Kommentaren auf lokalen Nachrichtenportalen (siehe WZ) wird die Schenkung sogar als vorbildhaft dargestellt. Die Frage ist, ob Eigenwerbung auch dann noch lohnenswert bzw. vertretbar ist, selbst wenn diese den eigenen Berufsstand in Bedrängnis bringt.

Illigen: Ich glaube, dass keine Agentur einen Job ohne Honorar durchführt, wenn sie es sich nicht leisten kann. Der Berufsstand kann durch Aktivitäten, die in der Bevölkerung und Wirtschaft positiv gesehen werden, nur gewinnen. Viele Entscheider wissen nicht, was gute (!) Designer eigentlich machen . Jede Information und Imageverbesserung ist daher gut für die Branche. Unser Projekt hat bereits vielen Wuppertalern Bürgern und Unternehmern gezeigt, dass ein Corporate Design eine umfangreiche, aufwendige und sinnstiftende Maßnahme ist und das Bewusstsein, dass dies entsprechend zu vergüten sich lohnt, geschärft.

dt: Rund 50 Wuppertaler Designer und Kreative haben sich in einem offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt gewandt und Kritik an der Vergabe von Designaufträgen geübt. Unter anderem kritisieren sie, dass das Corporate Design unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde, was ihrer Meinung nach Designleistungen entwerte und ein falsches Signal sei. Wie denken sie über die geäußerte Kritik?

Illigen: Die Kritik unserer Designerkollegen ist in Ermangelung ausreichender Kenntnisse über den Projektverlauf unzutreffend. Wir werden uns mit den Kollegen in Kürze treffen und die fehlenden Informationen geben, wodurch sich die Kritik erledigt haben wird. Der Kern der Kritik richtet sich ohnehin nicht gegen uns, sondern betrifft das Vorgehen der Stadt hinsichtlich anderer Marketingmaßnahmen, wobei auch hier Missverständisse vorliegen. Dazu gab es im übrigen gestern eine Pressekonferenz. Es wird leider viel veröffentlicht, ohne zunächst die Hintergrundinformationen einzuholen. Das gilt sowohl für unsere Kollegen wie auch für die Presse.

Der uns betreffende Teil der Kritik bezieht sich darauf, dass wir die Arbeit unseres Berufsstandes entwerten und unlautere Absichten hinsichtlich möglicher Folgeaufträge hätten. Dies greift ins Leere. Den Auftrag, ein Corporate Design gegen ordentliches Honorar zu erstellen, hätte die Stadt aufgrund der o.g. Gründe niemals vergeben können. Wir haben das Corporate Design nicht für ein Dumping-Honorar erstellt, sondern geschenkt. Dies ist ein wesentlicher Unterschied. Unser Grundsatz ist, dass Design nur gegen ordentliche Vergütung zu haben sein muss. Das bedeutet für uns beispielsweise, dass wir nicht ohne ausreichendes Honorar an Pitches teilnehmen und auch keine Entwürfe kostenfrei in der Akquisephase erstellen. Ich vermute, dass dies beides aber viele der Kollegen tun, die sich nun echauffieren. Die Umsetzung des Designs erfolgt durch die festangestellten Designer der Stadt Wuppertal, sodass wir keine Folgeaufträge erwarten können. Sollten im Einzelfall Aufträge in nennenswerter Höhe infolge des neuen CD vergeben werden, müssten diese ohnehin öffentlich ausgeschrieben werden. Hiervon würden dann alle Wuppertaler Designbüros profitieren – hoffentlich.

Wenn unsere Schenkung eine Diskussion initiiert, die dazu führt, dass sich Designer wie andere Freiberufler auch auf eine verbindliche Honorarordnung festlegen, wäre damit viel gewonnen.

dt: Kürzlich beauftragte die Stadt Wuppertal die Düsseldorfer Agentur Scholz & Friends mit der Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts unter dem Motto Wuppertal – macht was anders“. Das Budget liegt hierfür bei 200.000 Euro. So diffizil scheint die Haushaltslage in Wuppertal nicht zu sein. Vor dem Hintergrund der aktuellen CD-Entwicklung vermittelt sich der Eindruck: Externe Agenturen erhalten lukrative Projekte, während Agenturen in Wuppertal leer ausgehen, zumindest finanziell. Blickt man etwa nach Eindhoven (dt berichtete), wo die städtischen Verantwortlichen explizit und ausschließlich mit Kreativen aus der Region zusammengearbeitet haben, muss man feststellen, dass in der Tat Wuppertal etwas anders macht. War Ihrer Meinung nach die Stadtverwaltung gut damit beraten, die Schenkung anzunehmen?

Illigen: Die Stadt ist natürlich gut beraten, die Schenkung anzunehmen. Das CD ist ein wichtiger Schritt der Imageverbesserung und Prozessoptimierung.

Das Geld wurde nicht von der Stadt, sondern von den Wuppertaler Stadtwerken und der Sparkasse aufgewendet. Es ist also kein Geld aus dem städtischen Haushalt. Inwieweit dies zulässig ist, müsste man herausfinden, denn immerhin sind Stadtwerke und Stadtsparkasse ja – laienhaft formuliert – auch städtisch/öffentlich. Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn wir auf demselben Wegen entlohnt worden wären; allerdings hatten wir da bereits die Schenkung beschlossen. Eine nachträgliche Vergütung wäre äußerst unseriös gewesen.

Wir sehen die Vergabe an Agenturen außerhalb Wuppertals auch ungern. Hier müsste man aber das Thema Vergabeverfahren und -praxis sowie Kompetenz der Entscheider aufmachen.

dt: Bereuen Sie den Schritt oder würden Sie Ihr Schenkungsangebot noch einmal wiederholen, gerade auch vor dem Hintergrund der Komplexität der Arbeiten?
Beides: Nein. Das war von Anfang an als einmalige Aktion geplant.

– Die Fragen stellte Achim Schaffrinna –

Keiner möchte/sollte zum Nulltarif arbeiten

Auch wenn meine Position sich bereits in den Fragen widerspiegelt, möchte ich gerne die Vorgänge kommentieren. Die Schenkung war ein Fehler. Das Angebot ehrt die Kreativen, zeigt es doch ihre Verbundenheit mit der Stadt. Das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich sehen lassen. Hut ab für die kreative Leistung. Das Angebot hätte allerdings von der Stadtverwaltung nicht angenommen werden dürfen, selbst vor dem Hintergrund klammer Haushaltskassen. Dabei geht es weniger um die Designleistung als solche, sondern vielmehr darum, dass eine Stadtverwaltung prinzipiell keine Schenkungen dieser Art annehmen sollte. Das sehen auch mehrheitlich die Leser der Lokalpresse so (siehe Umfrage WZ).

Die von den Verfassern des offenen Briefes bemängelte Kritik hinsichtlich fehlender Transparenz bei der Vergabe von Aufträgen durch die Stadtverwaltung ist nachvollziehbar und angebracht. Ohne Darlegung der Vorgänge lässt sich nicht sagen, ob es sich um eine Art ehrenamtliche, unentgeltliche und äußerst großzügig Geste handelt oder ob mit der Auftragsvergabe an die Wuppertaler Designer heimliche Absprachen oder gar unlautere Geschäfte verbunden sind. Wie die Rahmenregelung in Bezug auf Schenkungen der Stadt Wuppertal aussehen, vermag ich nicht zu sagen. In Stuttgart etwa sind im vornherein unentgeltlich erbrachten Arbeits- oder Dienstleistungen nicht sachgerecht“ und somit unzulässig (Quelle: Rahmenregelung Spenden/Schenkungen | PDF (stuttgart.de)). Ob die Vergabe des Auftrags respektive die Annahme der Schenkung vor diesem Hintergrund rechtens ist, müssen Fachleute beurteilen. Ich halte sie zumindest für moralisch zweifelhaft und in Bezug auf die Frage der Wahrnehmung von Designleistungen in der Bevölkerung für wenig förderlich.

Um die Schenkung einmal in Zahlen auszudrücken und um den wirtschaftlichen Wert zu beziffern, der hinter der Designleistung steht: Die Stadt hat Leistungen im Wert von rund 80.000 Euro erhalten, gratis. Wäre der Auftrag zur Entwicklung eines Corporate Designs an eine größere Agentur gegangen, läge der Betrag leicht bei 150.000 Euro und gerne auch schon einmal deutlich darüber. Die Stadt sowie die lokale Berichterstattung erwecken allerdings den Eindruck, als ginge es meinetwegen um den Entwurf für ein Plakat, das mal so nebenbei und in ein paar Stunden entstanden ist. Dass in dem Corporate Design, so Jörg Illigen, 1.000–1.200 Arbeitsstunden stecken, wurde in der bisherigen Diskussion (siehe Links unten) noch gar nicht angesprochen. Wie viel Arbeit hinter einer solchen Maßnahme steckt, wissen nur wenige, diejenigen, die gerne die unterstellte Verschwendung von Steuergeldern“ bemängeln, am aller wenigsten. Auch der Umstand, dass die Stadtverwaltung die Schenkung bis dato mit keiner Zeile würdigt – zumindest konnte ich keine Pressemeldung finden –, wird der Sache nicht gerecht.

In der Tat – Wuppertal macht was anders“, wie das Motto rund um das geplante Entwicklungskonzept lautet. Die Stadt lässt die eigene Kreativbranche gratis für sich arbeiten, während man die städtische Zukunft in die Hände einer Düsseldorfer Agentur legt. Mit einer solchen Positionierung verschreckt man nicht nur alle ortsansässigen Kreativen, es ist auch für all diejenigen, die womöglich in Wuppertal Design studieren möchten, ein denkbar abschreckendes Signal.

Ein Treffen zwischen Oberbürgermeister Jung und den Verfassern des offenen Briefes ist geplant, ebenso ein Treffen zwischen letztgenannten und der Agentur Illigen Wolf Partner. Auf das Ergebnis beider Gespräche darf man gespannt sein.

Das neue, von der Agentur Illigen Wolf Partner entwickelte Corporate Design der Stadt Wuppertal

Weiterführende Links:

Dieser Beitrag hat 77 Kommentare

  1. Wie süüüüüß! Da wusste jemand wohl nicht was ein CD ist. Diese “Arbeit” entbährt jeglicher Diskussionswürdigkeit. Falls da jemand dachte er kann in einer Stunde (ich meine natürlich 1200 Stunden!!!) billig Werbung für sich machen wird wohl bald merken, dass sowas nach hinten losgehn kann weil:

    a) man mit einer derart miserablen “Leistung” zum Gespött der breiten Masse wird

    b) man mit einem solchen Vorgehen selbst in Misskredit gerät

    c) spätestens wenn jemand den sogenannten Briefbogen ernsthaft benutzen möchte so einige Probleme bekommen wird. Mal abgesehen von den andern “Kreativleistungen”.

    Also nochmal nachlesen was ein CD ist, gell. Dann klappts beim nächsten Mal besser.

    p.s. Der Computer kann übrigens mehrere Schrifarten darstellen. Oh man!

  2. Hallo Vroni, hallo andere…

    Eure Syntax und Semantik zeigt, dass Ihr Eure Kommentare sehr schnell und offenbar auch sehr emotional verfasst. Bitte denkt doch vor dem Posten mal nach, was substanziell haltbar ist.

    Wisst Ihr denn, ob die Stadt das Geschenk nicht doch schätzt? Ihr nehmt es lediglich an.
    Wisst Ihr, dass Aufträge öffentlich ausgeschrieben werden müssen? Wisst Ihr, das die Unterstellung der Korruption (wie immer man es auch umschreibt) ohne Nachweisbarkeit den Tatbestand der Verleumdung erfüllt? Kennt Ihr das komplette Designmanual oder nur die hier gezeigten Abbildungen? Wisst Ihr, ob das der letzte Stand ist oder ob es nur Skizzen sind?

    Bitte mehr Sachlichkeit!

  3. @ Clemens (#41)

    Offenbar hast Du Infos, dass das CD kein richtiges ist und der Briefbogen nicht umsetzbar ist. Bitte mehr Input! Was genau meinst Du mit “… den anderen Kreativleistungen”?

  4. @Hans von Groten,
    Soviel ich weiß, ist Syntax Grammatik, Satzbau.
    Am Satzbau, an der Grammatik kann man also Emotionalität herleiten.
    Süß.

    Hab zwar nix über Korruption & Ausschreibungen geäußert bis jetzt, bin wohl aber jetzt in Sippenhaftung mit anderen, da ich im Plural mit angesprochen wurde:

    Selbstverständlich ist bekannt, dass Ausschreibungen öffentlich sein müssen.
    Genauso ist aber auch bekannt der Unterschied zwischen denen und weiteren Auschreibungsarten, z. B. der freihändigen Vergabe.
    Da wird schon recht viel Schmu gemacht, auch wenns nicht immer um Drohnen geht …
    Wer Schmu vermutet, liegt unfreiwillig leider von vorneherein sehr oft richtig.

    “Wisst Ihr denn, ob die Stadt das Geschenk nicht doch schätzt?”

    Und. Wird die Aktion besser, wenn sie sie “schätzt”?
    Kanns ja nicht sein.

    Kratzfuß

  5. @Robert Elbers Danke für die Richtigstellung. Wenn auch die von Stefan #3 aufgemachte Rechnung nicht stimmt, bleibt es dennoch bei dem bezifferten Aufwand. Über welchen Zeitraum die Designleistungen angefallen sind, ohne dass diese vergütet werden, spielt in diesem Fall keine Rolle.

    @Hans van Groten Die Versachlichung der Diskussion ist unterstützenswert. Allerdings lege ich schon Wert darauf, dass hier weder durch meine Person im Artikel, noch in den Kommentaren der Vorwurf der Korruption erhoben wurde. Die entsprechende Formulierung im Artikel ist wertfrei und unvoreingenommen.
    Und zu Ihren anderen Fragen möchte ich gerne wie folgt antworten.

    Wisst Ihr denn, ob die Stadt das Geschenk nicht doch schätzt?
    Da die Stadtverwaltung zu diesem Vorgang bis heute keine Stellungnahme verlauten ließ, lässt sich die Frage nur dahingehend beantworten, dass man natürlich davon ausgehen darf, das sie die Arbeit der Agentur schätzt, vor allem auch, da diese gratis erfolgte.

    Wisst Ihr, dass Aufträge öffentlich ausgeschrieben werden müssen?
    Aufträge, die ein bestimmtes Volumen überschreiten, den sogenannten Schwellenwert, müssen öffentlich ausgeschrieben werden, national bzw. auch europaweit. Auch in NRW gelten die Richtlinien des EU-Vergaberechts. In wie weit der besagte Auftrag an die Agentur Illigen Wolf Partner hätte öffentlich ausgeschrieben werden müssen, vermag ich nicht zu sagen.

    Kennt Ihr das komplette Designmanual oder nur die hier gezeigten Abbildungen?
    24 Abbildungen sind mehr als ausreichend, um eine Einschätzung abzugeben. Nebenbei gesagt – in keinem dt-Artikel finden sich mehr Anwendungsbeispiele zu einem Design als in diesem! In der Praxis kann von einem Rezipienten auch nicht erwartet werden, dass er zunächst einmal das gesamte Spektrum an Kommunikationsmedien eines Anbieters studiert, bevor er sich ein Urteil beispielsweise zu einer Broschüre oder einer Website erlaubt. Das Plakat, das am Laternenmast hängt und für einen kurzen Moment betrachte wird, wird nicht gefragt, ob es denn konsistent mit anderen Medien sei. Entscheidend ist zunächst einmal dessen Wirkung. Corporate Design wiederum sorgt dafür, dass die bestmögliche Wirkung bei höchstmöglicher Konsistenz erreicht wird. Ich bleibe an dieser Stelle grundsätzlich, denn ich glaube, dass eine Beurteilung der erbrachten gestalterischen Arbeit die Diskussion eher verwässert, als dass es sie verbessert. Nicht die kreative Leistung an sich, sondern das Hergeben der kreativen Leistung zum Nulltarif – in diesem Umfang – ist der entscheidende Punkt.

    Wisst Ihr, ob das der letzte Stand ist oder ob es nur Skizzen sind?
    Da mir gegenüber Herr Illigen das Bildmaterial mit keinem Wort als Skizzen, Groblayouts oder Moods beschrieb, gehe ich davon aus, dass es sich um die finalen, zur Produktion bestimmten Entwürfe sind, die hier abgebildet sind.

  6. Komplizierte Geschichte, jedoch schließlich ich mich dem PR-Gag an. So was gibt es doch nur, um Geld zu machen. Auch die Geschichte mit dem offenen Briefen. Sehr verdächtig.

  7. @ Kathi

    Scheint ja sehr verwerflich zu sein, Geld verdienen zu wollen. Mr sieht das Ganze doch eher nach einer Neiddebatte aus. Da ärgern sich einige Agenturen, dass sie nicht selber auf die Idee gekommen sind und glauben zudem noch, dass es bei einer Stadt mit knappen Kassen richtig fette Jobs abzugreifen gibt.

    Wacht auf, Leute!

  8. Man nehme ein vorhandenes (!), klobiges Logo aus den späten 60ern, das Assoziationen an Bauhaus-Font, Schlaghosen und “Disco” mit Ilja Richter weckt, klatsche in einer austauschbaren, langweiligen serifenlosen Nullachfünfzehn-Schrift gesetzte langweilige, austauschbare Slogans daneben, würze das ganze noch mit unverfänglichen Ideal-Standard-Templates, die nach Gratisbeigabe zu Word und Indesign oder Produkt von Data Becker aussehen und bezeichne dies als “Corporate Design”. Yay!

    Wo bitte sind da 1200 Stunden zusammen gekommen? Da ist doch wohl das Komma verrutscht. 15 statt 150 Tage inkl. Abstimmung – wobei, wieso soll es eigentlich Abstimmung bei einem Geschenk geben? Einem geschenkten Gaul etc.? – wären mit etwas gutem Willen noch glaubhaft gewesen.

    Verschenken sollte die Ergebnisse dann natürlich trotzdem nicht.

    Oh, und lieber Wuppertaler, oder sollte ich eher Wuppertroller schreiben: SIE als Programmierer programmieren dann der Wuppertaler Stadtverwaltung natürlich auch mal eben für umme eine neue Warenwirtschaft für den Büromitteleinkauf, weil Sie so ein guter Mensch sind und das Elend mit dem ollen dbase-basierten System von 1987 (<= haltlose Spekulation) nicht mehr mit anschauen wollten, ja? Brav. Wegtreten.

  9. Wenn mir der werte Herr Schaffrina bitte noch zeigt, wo ich mit meinen Formulierungen auch nur in die Nähe einer Beleidigung komme?

    Und zum immer wieder gerne genommenen Anonymätsvorwurf: Dies hier ist Internet. Hier kann ich, wenn ich will, anonym bleiben. Hier kommentieren bei weitem nicht alle unter Echtnamen. Und wenn einem ein Standpunkt nicht gefällt, dann ist das auf einmal ein Problem? Dann schreiben Sie das Kommentieren mit Echtnamen vor, wenn Ihnen anonyme Kommentierer nicht wollkommen sind.

    Ich find es bezeichnend, wie sich Vertreter eine Branche hier Woche für Woche gegenseitig der eigenen Wichtigkeit versichern müssen. Ich dachte immer, das täte der Markt.

  10. “So was gibt es doch nur, um Geld zu machen.”

    @ Kathi Smith

    Geld? Wie soll da anschließend Geld reinkommen. Folgeaufträge, Anpassungen mache doch die stadteigenen Leute, wenn ich das nicht ganz falsch verstanden habe.
    Bekanntheit. Nur die pure Bekanntheit. Um die geht es.
    Das reicht vielen solcher PR-Stuntler schon.

    Ich empfehle wirklich dringend der sogenannten Kreativbranche, reine PR-Stunts von Marketing-gesteuerten Angeboten unterscheiden zu lernen, die wirklich einen Fuß in die Tür ermöglichen mit wirklich anschließendem Abverkauf, sodass sich die Investition wirklich rechnerisch lohnt.

    Ich bleibe als alte Handerwerkertochter bis dahin bei meinem liebgewordenen Vorurteil: Die meisten Designer können den Dreisatz nicht.

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