Skip to content

Stadt Münster bekommt neues Corporate Design

Stadt Münster – Corporate Design

Stadtlogo Münster

Die Stadt Münster schärft ihr Profil und lässt derzeit ihr Corporate Design überarbeiten. Das Stadtlogo (Abb. oben) wurde behutsam überarbeitet. Parallel zur Entwicklung des neuen Corporate Designs wurde zudem unter der Klammer „Wissenschaft und Lebensart“ eine Marke geschaffen, die ebenfalls für eine bessere Wahrnehmung städtischer Aktivitäten wie auch für einen Schub in Sachen „internationale Profilierung“ sorgen möge.

Ein Lokalredakteur der Münstersche Zeitung interpretiert die ursprünglich von der Stadt herausgegebene Pressemeldung (PDF) fälschlicherweise dahingehend, dass besagte M-Marke das bisherige Stadtlogo ablöst, was de facto nicht der Fall ist. Mittlerweile wurde der entsprechende Artikel korrigiert.

Bisheriges und zukünftiges Stadtlogo

Logo Stadt Münster – vorher und nachher

Das Stadtlogo wurde sowohl farblich wie auch in Bezug auf seine Anordnung dezent überarbeitet. Die eher drögen Blautöne wurde aufgefrischt, mit Grün als Akzent wurde das Farbspektrum erweitert. Der stilisierte Rathausgiebel bleibt auch weiterhin das prägende Erkennungszeichen der Stadt, im oberen Bereich des Logos lässt der größere Freiraum den Rathausgiebel besser zur Entfaltung kommen. Statt Helvetica kommt innerhalb des Schriftzugs nun die DTL Argo zum Einsatz. Mit vergleichsweise wenigen Anpassungen wurde das Stadtlogo in Bezug auf seine ästhetische Qualität spürbar aufgewertet.

Neue Marke „Wissenschaft und Lebensart“

Zum neuen Markenzeichen heißt es im entsprechenden Pressetext: „Ein signifikantes „M” bestehend aus vielen kleinen Münster-Symbolen. Diese versinnbildlichen die Berührungspunkte mit dem Profil „Wissenschaft und Lebensart“ innerhalb des Stadtbildes. Vom Aasee (Segelboot) bis zum Zoo (Elefant) ist im „M“ alles vertreten, was Münster als wissens-, lebens- und liebenswerte Stadt auszeichnet.“ Wie es weiter heißt, können alle, die für Wissenschaft und Lebensart stehen oder mit diesem Qualitätssiegel für Münster und sich selbst werben wollen, diese Wortbildmarke in Zukunft verwenden dürfen.

Stadt Münster – Marke „Wissenschaft und Lebensart“

Stadtdirektor Schultheiß beschreibt die Idee zum M-Markenzeichen wie folgt: „Wissenschaft und Lebensart ist das Profil von ganz Münster. Deshalb funktioniert die Marke unabhängig vom Stadt-CD. Alle, die für Wissenschaft und Lebensart stehen oder mit diesem Qualitätssiegel für Münster und sich selbst werben wollen, dürfen die Bildmarke gerne verwenden.“.

Budget und lokale Berichterstattung

Im Rahmen der oben angesprochenen fehlerhaften Berichterstattung der Münsterschen Zeitung kommt auch Thorsten Kambach, Geschäftsführer der Agentur Dachboden zu Wort. Das Gesamtbudet für die Überarbeitung des Corporate Design inklusive Entwicklung des M-Markenzeichens in Höhe von 70.000 Euro hält er für viel zu hoch. Seiner Ansicht nach seien 15.000–30.000 Euro ein realistischer Preis. Ferner vertritt er die Ansicht: „Logos entwerfen – das ist Praktikantenarbeit“.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig differenziert Kommunikationsdesign in der lokalen Berichterstattung behandelt wird. Offenbar ohne jegliche Vorkenntnisse werden von Lokalredakteuren Artikel verfasst, die mit Falschaussagen gespickt sind und in denen Personen zu Wort kommen, die keinerlei Hintergrundinformationen zum Projekt haben, dafür aber an Kritik nicht sparen und mit fragwürdigen Aussagen sich im Grunde genommen selbst diskreditieren. Fertig ist die Suppe, die man den eigenen Lesern/Bürgern auftischt. Das erste Opfer in solch einem lokaljournalistischen Rahmen ist stets die Gestaltung, um die es eigentlich geht.

Betrachtet man den Gesamtumfang der beauftragten Leistungen – entwickelt wurden eben nicht nur zwei Logos, sondern ein breites Spektrum an Komminikationsanwendungen inkl. dessen Gestaltungsregeln –, lässt sich sogar sagen, dass 70.000 Euro ein vergleichsweise geringes Budget darstellt. Die Stadt Nürnberg hatte etwa rund 100.000 Euro investiert, um ihr Erscheinungsbild grundlegend zu erneuern (dt berichtete). Auch dies ist keineswegs ein unübliches Budget. Wenn es in Regionen zwischen 250.000–500.000 Euro geht, darf und sollte man hingegen genau hinschauen, ob hinter dem Preis auch die entsprechenden Leistungen stehen.

Die Aufgabe städtischer Auftraggeber ist es, so jedenfalls meiner Auffassung nach, den Umfang der beauftragten Leistungen gegenüber seinen Bürgern bestmöglich zu verdeutlichen, damit in der Bevölkerung nicht der Eindruck entsteht, Agentur XY hätte für die Gestaltung eines Logos z.B. 50.000 Euro kassiert, denn solch ein Eindruck schadet nicht nur der eigenen, sondern vielmehr der gesamten Kreativwirtschaft. Darüber hinaus bringt es die jeweils zuständige Stadtverwaltung in Erklärungsnot.

Deshalb hier noch ein gut gemeinter Tipp an die Adresse der Stadtverwaltungen respektive städtischen Marketing-Abteilungen: Wer zum Zeitpunkt der Vorstellung eines neuen Corporate Designs einzig ein Logo als Bildmaterial herausgibt, nährt damit einseitige oder gar fehlerbehaftete Berichterstattung seitens der Lokalpresse. Besser ist es, die Bandbreite an Kreativleistungen möglichst anschaulich sprich mit zahlreichen Anwendungsbeispielen zu unterfüttern. Erst dann können Bürger, die sich nicht täglich mit Designfragen beschäftigen, sich einen Eindruck verschaffen, der wiederum die Grundlage für eine Beurteilung der erbrachten Arbeit bildet.

Je größer das Verständnis auf Seiten des Betrachters, umso unwahrscheinlicher sind – wie in diesem Fall geschehen – unsachliche Zuspitzungen in der Frage des Preis-Leistungs-Verhältnisses.

Soviel Grundsätzliches musste schon gesagt werden. Nun soll wieder dem Design in Form von einigen Anwendungsbeispielen die Aufmerksamkeit zufallen. Weitere Anwendungen sowie das zugehörige Corporate-Design-Handbuch sind derzeit in Arbeit. Verantwortlich für die Kreation zeichnet die Agentur Gute Botschafter.

Anwendungsbeispiele

Weiterführende Links:

 

Dieser Beitrag hat 27 Kommentare

  1. Der Gestaltungsanspruch bei Euch in der Stadt muss, einigen Kommentaren zufolge, aber exorbitant hoch sein. Und der Frust scheint tief zu sitzen. Wenn nur Designer aus Münster beurteilen können, was gutes Design ausmacht und was angemessen ist… mal ehrlich, schon etwas Kindergarten, oder?!

    Setzt euch lieber in den Biergarten und genießt das Wetter (zugegeben, der einzig wirklich konstruktive Teil meines Kommentars – und nicht mal wirklich zum Thema ;-).

  2. Das M ist ganz schön aber der Rest keine Weiterentwicklung und in meinen Augen viiiiiiel zu spießig für Münster. Man darf nicht vergessen, dass MS die Studentenstadt schlechthin ist.

  3. Schräg gestellte Schrift geht in der Regel nicht. Gleich um ca. 45 Grad gedreht darf man überhaupt garnicht machen; niemals nicht. Erste Klasse Grafikdesign durchgefallen. Sieht ja auch nicht gut aus, wie man sehen kann.

  4. Besonders gefällt mir die behutsame evolution des Stadt-Logos. Keine selbstverwirklichung in einer neuen kreation sondern weiterentwickelt und durch das M als zeitgemäßeres, frisches Element ergänzt. Die Farbspektren für die Stadt selbst, Wissenschaft sowie Lebensart macht richtig Sinn… Wirkt wie ich finde alles sper durchdacht. Kann man natürlich alles anders machen, muss man aber nicht

  5. Freche Überlegung: statt der Argo Futura einsetzen! Ist auch “ºretro“¹, wirkt aber bedeutend frischer, geometrischer als die piefige Verwaltungsschrift (Ok, ok, Futura war auch mal Behördenschrift. aber mutiger wäre das).

    Ein Slogan: “ºWISSENSCHAFT UND LEBENSART“¹ im Versalsatz geht ja schon gar nicht.

  6. Ich finde die Weiterentwicklung des alten Signets alles in allem ganz gelungen. In der Typoarbeit hätte ich mir noch ein paar Verbesserungen gewünscht, so ist mir das “ST” von Münster viel zu eng, aber es ist eine Weiterentwicklung. Vielleicht macht man dann in 3-5 Jahren noch mal nen schönen “Knopf dran” und dann ist es das.

    Die neue Marke finde ich eher mäßig. Klar, es hat ein paar Elemente von Münster (Fahrrad, Wissenschaft, etc.) aber das ist schon sehr allgemein. Außerdem ist es viel zu kleinteilig und zum alten Signet in keinster Weise passend. Kurz: das ist nüscht. Nett anzuschauen aber als Stadtmarke leider nicht zu gebrauchen. Zumal eine Stadt sich nicht alle paar Jahre ein neues Logo geben sollte, wenn das alte nicht mehr hip ist. Ein Stadtlogo muss eben auch dieses Kriterium vor allen anderen erfüllen. Es muss zeitlos (sprich langlebig und nicht trendy) sein.
    Wem das anzulasten ist (Agentur oder Stadt) ist natürlich nur schwer, bis unmöglich zu sagen.

    Die Vergleiche “erinnert mich an…” sind manchmal etwas nervig. Denn irgendwie erinnert irgendeinen irgendwas immer an irgendwas.

    Die Worte des Herrn Kambach sind in meinen Augen ein glattes Eigentor. Jeder Auftraggeber weiß nun, dass Herr Kambach in seiner Agentur die Erstellung von Logoentwürfe von Praktikanten machen lässt (über die Qualität solcher Entwürfe erlaube ich mir kein Urteil), aber sicher wird Herr Kambach diese Entwürfe dann auch zu Praktikantenpreisen weiterreichen… sicher. Eigentlich kann man über diese “Stutenbissigkeit” nur den Kopf schütteln. Auch wenn ich die Hintergründe und Vorgeschichten nicht kenne, so empfinde ich diese Äußerungen nur als schlechten Stil, sorry.

    Guter, fundierter Beitrag von dir, Achim. Sehr sachliche Kritik. Vor allem das Thema “Budget” hast du gut auf den Punkt gebracht. Hoffen wir dass es nicht ungelesen bleibt.

  7. @Longstreet kann ich nur beipflichten: Man muss gute Arbeiten auch mal anerkennen. Handwerklich und stilistisch absolut attraktiv und gut umgesetzt. Bei dem M bin ich mir als Ergänzung auch nicht ganz sicher (Konkurrenz zum eigentlichen Logo).

    Ich kann leider auch nicht sagen ob das Logo zum Stadtcharakter passt.
    Und @Clemens: Die Idee und derern Umsetzung ist mindestens 100.000 mal angewandt worden. Das geht schon in Ordnung!

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen