Skip to content

Spessartbrett – pure Leidenschaft fürs Handwerk. Eine Markengeschichte

Spessartbrett Design – Aus Liebe zur Heimat, Quelle: Spessartbrett

Spessartbrett Design – Aus Liebe zur Heimat, Quelle: Spessartbrett

Am Anfang jeder Markengeschichte stehen Menschen, die mit ihren Ideen und ihrer Leidenschaft eine Marke zum Leben erwecken, um so Produkte und Design möglich werden zu lassen. Der Tradition folgend, junge Unternehmen und Marken wie BraufactuM oder Pfeffersack & Soehne im dt vorzustellen, sprach ich mit dem Gründer von Spessartbrett, Franklin Zeitz.

In der Spessartbrett-Manufaktur werden hochwertige, funktionale und nachhaltige Schneidebretter sowie andere schöne Dinge aus Holz hergestellt. Pro verkauftem Brett pflanzen die Macher eine Eiche im Spessart. Für dt-Mitglieder stehen im Rahmen einer Verlosung Preise im Wert von 300 Euro bereit.

dt: Wie lange gibt es euer Unternehmen in dieser Form schon? Wie ich gelesen habe, hast du nach Jahrzehnten die Liebe zu deinem Lehrberuf wiederentdeckt.

Franklin: Die Idee zu Spessartbrett entstand 2016 nach einer genesenen Krebserkrankung. Ich machte mit meiner Frau Urlaub am Lago Maggiore, um die vergangenen Monate sacken zu lassen und Kraft zu tanken. In einem wundervollen kleinen Lokal wurde uns auf Brettern das Essen serviert. Der erste Gedanke war: solche Bretter möchte ich für unsere Küche haben.

Ein Freund hat eine große Schreinerei. Und im Laufe von ein paar Monaten ergab sich aus der Idee eins zum anderen. 2017 waren die ersten Muster fertig und getestet, sodass es losgehen konnte. In diesen Monaten konkretisierten wir unsere Ziele und Vorgehensweise: regionale Produktion, faire Entlohnung aller Partner, Nachhaltigkeit und Synergien nutzen. Getreu dem Motto: „Jeder macht das, was er am besten kann“. Warum also eine CNC-Fräse kaufen, wenn es regionale Partner gibt, die bestens ausgerüstet sind und Kapazitäten haben. Auch eine Kooperation mit einer Behindertenwerkstatt ergab sich.

„Spessartbrett war und ist pure Leidenschaft.“

dt: Was hattest du bis dahin gemacht?

In den letzten 25 Jahren widmete ich mich dem Vertrieb. 2010 erfolgte die Gründung einer Handelsagentur. 2008 kauften wir ein altes Firmengelände, wo wir dann ein Jahr lang unseren Lebensraum bauten. Hier habe ich die Lust und die Leidenschaft fürs Handwerk wiederentdeckt.

dt: Wie kam es zur Gründung der Marke Spessartbrett? Ich habe gesehen, dass ihr Spessartbrett als Markennamen 2017 habt eintragen lassen.

In den letzten Jahren bauten wir den B2B-Kundenstamm für verschiedene Hersteller und Großhändler auf. Dadurch kamen wir in Berührung zu Online-Plattformen in Deutschland, China und Südkorea. Aus den daraus resultierenden Erfahrungen, Problemen und Situationen wuchs der Wunsch, es selbst anders, besser zu machen. Spessartbrett war und ist pure Leidenschaft. In der Anfangsphase war es mehr Hobby als „straightes“ Business. Allerdings mit der klaren Ausrichtung, dass wir es ordentlich machen wollten. Auf unsere Art und Weise. Und dazu gehörte natürlich auch der eingetragene Markenname.

dt: Ihr macht Schneidebretter, Hackbretter und andere Küchenutensilien aus Holz und in Handarbeit. Was macht für euch den Reiz dieser Produkte und diese Art der Arbeit aus?

Franklin: Wir planten von Anfang an keinen statischen Prozess, sondern ließen uns auf ein flexibles Wachstum mit unseren Kunden und Märkten ein. Beispielsweise hatten wir Geschenke gar nicht auf dem Plan. Firmen kamen auf uns zu und wir reagierten darauf auf verschiedenen Kanälen. Auch Kundenanfragen nach Maßarbeiten kamen hinzu. Aus meinem Interesse, Lösungen für die Probleme/Situationen der Kunden zu finden, ergaben sich neue Bereiche wie z.B. das Thema Backen. Angefangen hat es mit einer Maßarbeit für eine dänische Kundin. Mittlerweile ist das Sortiment allein in diesem Segment auf über 20 Modelle einschließlich Teigrollen usw. angewachsen.

Der Reiz ist ganz klar den Engpass zu erkennen und eine Lösung anzubieten. Daraus entstehen immer neue und gute Partnerschaften. Für die Nudelhölzer etwa fanden wir einen Drechsler, der noch mit Wasserkraft arbeitet, und zwar in der Region Spessart. Die Augen aufhalten, wachsam sein, kreativ und mutig. Es gab mit noch keinem Partner Probleme. Partnerschaften mit eben diesem Drechsler, einer Behindertenwerkstatt und vier Schreinereien, einer Hammerschmiede, einer Messermanufaktur u.a. sind nicht nur reizvoll, sondern auch sehr angenehm.

„Wer bei uns einkauft, ist bereit, ordentliche Löhne, Arbeit und eben Kosten und Steuern zu bezahlen.“

dt: „Handmade in Germany“ – wie steht es deiner Meinung nach um dieses Qualitätsversprechen? Gibt es einen Bedarf nach handgearbeiteten Schneidebretter und Küchenutensilien?

Franklin: Ich kann nur für uns sprechen. Was wir mit unseren Partnern leisten, das ist „Handmade in Germany“. Und es ist gut. Wir hatten 2018 eine Förderung bekommen samt Einladung zur IMM – „junge innovative Unternehmen made in Germany“. Das war zwar nicht lukrativ aber lehrreich. Dort hatte ich einige intensive Gespräche mit Herstellern aus Osteuropa, von denen wir dann auch Muster bekamen. In anderen Ländern gibt es auch sehr gute Arbeit und Qualität. Dem Baum ist es letztlich egal, ob er in Slowenien wächst oder in Deutschland. Die niedrigen Löhne allerdings, die dort bezahlt werden, auch was Fairness, Nachhaltigkeit und Arbeitssicherheit anbelangt, wäre das für uns ein NoGo.

Wer bei uns einkauft, ist bereit, ordentliche Löhne, Arbeit und eben Kosten und Steuern zu bezahlen. Natürlich gibt es Bedarf, sogar großen. Firmen, die jahrelang „Plastikmüll“ aus China verschenkt haben, merken immer mehr: wer „was Gescheites“ geschenkt bekommt, dem geht das Herz auf. Solche Dinge sind von Dauer und nachhaltig.

dt: Als die Corona-Pandemie Anfang 2020 begann, haben viele Selbstständige und kleine Unternehmen ihre berufliche Existenz verloren. Wie ist es eurem jungen Unternehmen in dieser Phase ergangen? Konntet ihr vielleicht sogar davon profitieren, dass für immer mehr Menschen wichtig geworden zu sein scheint, so jedenfalls meine persönliche Einschätzung, Waren lokal und regional einzukaufen?

Franklin: In den ersten Wochen war es für mich sehr schwierig. Das war genau zu der Zeit, an der ich meine anderen Tätigkeiten auslaufen lies und mich voll auf Spessartbrett konzentrierte. Ich erinnere mich an das Rundschreiben vom Steuerberater. Er riet dazu, Soforthilfe zu beantragen. Diese wurde jedoch abgelehnt. Dann ging es sehr schnell. Innerhalb von ein paar Wochen hatten wir uns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vom Umsatz her verfünffacht! Das war verrückt. Denn die Leute konnten bedingt durch die Lockdowns nicht mehr raus, hatten Zeit, und kauften dann halt online. Das ging auch so weiter. Wir waren klare Gewinner in der Krise.

dt: Das Thema Nachhaltigkeit scheint euch, wie man eurer Website entnehmen kann, sehr wichtig zu sein. Erzähl man weshalb.

Franklin: Wir wollten einen Mehrwert bieten, für die Käufer und für uns. Was lag also näher, als etwas zu spenden oder gutes zu tun. Im ersten Ansatz kauften wir 300 Eichenpflanzen in einer Baumschule und pflanzten sie selbst in ein Waldstück von uns. Kurze Zeit später lernte ich einen Naturliebhaber kennen, der rein zufällig auch noch der Revierförster von drei umliegenden Gemeinden ist. Er nahm mich öfter mit in den Wald und erklärte mir den Kreislauf und auch, dass Eichen besser nicht gepflanzt, sondern gesät werden sollten. Daraus ergab sich ein fruchtbare Partnerschaft. Mittlerweile lassen wir das in Kooperation mit Profis machen. Dazu gehört Rodung, Bodenanalyse, Einzäunung, Pflege und auch die richtige Wahl von Baumarten.

Es gibt bei uns mittlerweile auch Baumpatenschaften, die wir auf einem Waldstück betreiben, das der Trockenheit zum Opfer fiel und nun sorgsam wieder aufgeforstet wird. Dort gibt es immer was zu tun. Wir bieten Interessenten an, mit anzupacken. Auch beim Thema Nachhaltigkeit sind wir nicht statisch. Wir sind achtsam und gehen auf die jeweilige Situationen ein. Wir beschränken uns aktuell auf den Spessart, unsere Heimat.

„Open Minded ist die Devise – Form folgt Funktion.“

dt: Was ist dir und euch beim Design der Schneidebretter wichtig? Welche Formen und Materialien bevorzugt ihr? Und warum?

Franklin: „Open Minded“ ist die Devise. Und dann der gute alte Spruch „Form folgt Funktion“. Als erstes muss es gescheit funktionieren. Und gut aussehen darf es dann auch. An manchen ungehobelten Bohlen und Brettern laufe ich monatelang vorbei. Bis ich schließlich eines Tages weiß, was daraus werden wird. Das kann dann eine Vase, ein Schneidebrett oder eine Garderobe sein. Es gibt Bretter, die ich im Holzhandel als Reste kaufe – die keiner mehr haben will. Ich denke dann gleich:„aus dir machen wir ein paar wunderschöne Messerhalter“. Klar, wenn wir einen Auftrag über 400 Stück von Produkt XY bekommen, geht so etwas nicht. Solche Aufträge brauchen wir natürlich, aber das ist nicht das Salz in der Suppe.

dt: Wie sehen aktuell die Rahmenbedingungen für euch hinsichtlich der Holzbeschaffung aus? Mit welchen Umwelteinflüssen habt ihr es zu tun, Stichwort Unwetter/Klimawandel und mit welchen wirtschaftlichen Herausforderungen, Stichwort Holzpreise?

Franklin: Wir haben es kommen gesehen, dass Bauholz teurer wird. Anfangs betraf uns das noch nicht. Als uns dann im Mai Lieferanten darüber informierten, dass Preislisten ihre Gültigkeit verlieren werden und sie fortan Tagespreise berechnen, war das erst einmal ein Schock. Gegenüber einigen B2B-Kunden mussten wir die Situation erklären, dass die Preise deutlich teurer werden würden. Letztlich haben wir trotz Preissteigerungen aber nicht so einen Wahnsinn erlebt wie z.b. beim Bauholz. Nichtsdestotrotz habe ich mir Gedanken gemacht, wie wir mit der Situation umgehen könnten, falls es eine Verknappung bei unseren Großhändlern gibt oder die Preise noch weiter steigen. Die Lösung lag wieder vor der Tür bei uns im Spessart. Warum eigentlich kein Holz direkt bei Sägewerken kaufen, vielleicht sogar Stämme?

Daraus ergab sich im Mai 2020 wieder ein neues Projekt: einen kompletten Kreislauf, vom stehenden Baum bis zum fertigen Produkt auf dem Tisch. Im Februar wurden „unsere“ Eichen geschlagen, Wochen später ins Sägewerk gebracht und dann hieß es warten. Im Juli kamen dann die Eichenstämme, aufgeschnitten zu Brettern und Würfel zu uns. Jetzt heißt es weiter warten. Denn bis wir die Bretter in die Kammertrocknung geben können, dauert es mindestens ein Jahr, besser zwei damit die Feuchtigkeit erst mal langsam aus dem Holz kann. Denn in der Kammer würden sie andernfalls sofort aufreißen. Also wieder ein Projekt, an dem man an morgen denkt. Und das ist gut so, nachhaltig.

dt: Ihr habt eure Website spessartbrett.de, über die ihr die Produkte vertreibt, im Sommer relauncht. Was war euch beim Relaunch wichtig?

Franklin: Wir begannen mit einem WordPress-Shop samt Woocommerce. Das funktionierte erst mal gut, war aber doch recht hemdsärmlig, sodass wir ein Jahr später auf JTL umswitchten. 2020 war klar, dass wir weiter wachsen wollen und mit JTL an Grenzen gelangten. Zunächst hatten wir vor mit Shopware zu arbeiten. Dann ergab sich jedoch, auf Basis von Shopify, ein Joint Venture mit einer Agentur. Jetzt haben wir mit dkd einen guten Partner, der sich um den Shop, die Technik und das Marketing kümmert.

dt: Wenn ich das richtig gesehen haben, plant ihr zudem eine weitere Marke zu launchen, um über diese speziell Messerhalter zu bewerben. Was sind die Gründe für diesen Schritt?

Franklin: Das ist richtig. Da ich mich doch wieder viel im Backend beschäftigen muss, ständig Bücher über Growth Hacking, Texte, Marketing usw. lese. Tutorials bei YouTube, Udemy usw. durcharbeite und aktuell eine Weiterbildung zum Digital Manager mache, wollte ich ein komplett eigenes Projekt starten, ein weiteres. *grins* Nebenbei wurde bei mir eine weitere Leidenschaft entfacht: Edelholzmesserhalter.

dt: Wo möchtet ihr mit Spessartbrett in fünf Jahren stehen?

Franklin Zeitz, Spessartbrett, Quelle: SpessartbrettFranklin: 30 Mitarbeiter, 6 Millionen Umsatz, 30 Stunden Wochen für alle und Lambo Countach … *grins* Nein, es gibt bei uns keine StartUp-BWL-Agenda. Heute gehts mir gut, morgen solls mir gut gehen und in 5 Jahren auch. Klar ist. Ich möchte und werde nicht noch einmal mit Idioten arbeiten. Man lernt aus den Fehlern der Vergangenheit. Lass uns einfach in 5 Jahren nochmal reden.

– Mit Franklin Zeitz sprach Achim Schaffrinna –

Verlosung

dt-Leser können 1 x ein Schneidebrett nach Wahl (bis 200 Euro) sowie 2 x einen 50-Euro-Gutschein gewinnen. Wer bis zum 28. September 20:00 Uhr einen Kommentar hinterlässt und schreibt, welches Brett bzw. Produkt der Marke Spessartbrett einem gefällt, nimmt an der Verlosung teil. Wichtig: die Teilnahme an der Verlosung setzt eine dt-Mitgliedschaft voraus. Alle dt-Mitglieder nehmen automatisch an der Verlosung teil. dt-Mitglieder, die an dieser Stelle einen Kommentar hinterlassen, haben eine zehnmal höhere Gewinnchance.

Dieser Beitrag hat 20 Kommentare

  1. Die Frage “welches Brett gefällt”, ist schwierig: Ziemlich viele. Nach einigem Hin- und Herklicken entscheide ich mich jetzt für das “Stielbrett Bolte – Nussbaum”.

    Sehr schöne Bretter!

  2. Tolles Interview,
    ich finde es sehr inspirierend bei solchen Geschichten zuzuhören. Menschen, die so einer Leidenschaft folgen und dies mit gutem Gewissen tun darf es gerne mehr geben. Auch, nie stehenzubleiben ist hierbei definitiv ein wichtiger Faktor. Gerne mehr solcher Interviews!

    Bei den Brettern ist es wirklich schwierig sich zu entscheiden, unglaublich tolle Auswahl:
    Schneidebrett Vollholz Nussbaum mit Baumkanten, Nr. 48

  3. Tolle Geschichte! Es ist immer wieder beeindruckend und inspirierend zu sehen, was manche Leute aus dem Boden stampfen. <3

    P.S.: Weil wir hier schon beim Designtagebuch sind. Ich finde ja, dass das Logo auf die Eicheln oder den Specht verzichten könnte. Nicht nur, dass sie unterschiedliche Stile haben, es braucht auch nicht zwei solcher Elemente. Würde ich sagen

  4. Tolles Projekt, tolles Interview. Vielen Dank!

    Nussbaum habe ich noch nie genutzt, insofern wären Krombach oder Blankenbach meine Wunschbretter.

  5. Starke Hintergrund-Geschichte über einen mittelständisches Unternehmen, bei dem ich jetzt spontan gerne mal im Shop stöbere. Als Hobbykoch bin ich natürlich ein Fan von Schneideblöcken. Mein aktueller handgemachter hält schon seit Jahren. Aber als Geschenk für Freunde lohnt sich das Stöbern gerade… ;)

  6. Sorry, passe. Das wirkt für mich alles etwas zu indentitär. Angefangen mit dem Eichenlaub über das Heimatgefühl und die Farbe Gelb auf den Shirts.

    1. Klar ist der Heimatbegriff in der Werbung mittlerweile schon sehr überstrapaziert – kann man mögen, muss man nicht. Die Verbindung aber, die du siehst, ist schon sehr an den Haaren herbeigezogen.

    2. Verstehe. Aber Du liest und kommentierst hier im dt, ja bist sogar dt-Mitglied, obwohl im Header fast der gleiche Gelbton zum Einsatz kommt, wie im Logo der genannten Bewegung. Ob und inwieweit Farben, Zeichen und Symbole von der rechtsextremen Szene verwendet werden und möglicherweise als „besetzt“ angesehen werden können, darüber kann man sich gerne austauschen. Aber so ein verkürzter Kommentar grenzt an übler Nachrede. Ebenso gut könnte man schreiben, man meide Hotels, Gaststätten, Apotheken, oder auch ganze Ortschaften etc., deren Namen in gebrochenen Schriften gesetzt sind. Völlig abstrus. So was von …

      1. Ja, ich mag und unterstütze das DT. Ich finde es immer spannend über Design zu lesen und zum Diskurs anzuregen. Ich habe auch nichts gegen die Farbe Gelb. Deiner finde ich übrigens sehr gelungen und einladend, eher ein warmes Sonnengelb.

        Und ja, mein Kommentar etwas verkürzt und bezog sich auf meinen Eindruck. Zuerst okay, viel Weiß, etwas Grün. Der Specht für den Spessart. Das Eichenlaub für das Holz und die zu pflanzenden Eiche. Je länger ich auf der Seite unterwegs war wurde mein Eindruck aber immer negativer. Besonders bei der Kleidung. Mehr und mehr “Heimat”, “Stolz” und dann auch noch die Farbkombi Scharz-Gelb. Für mich ergibt sich daraus eher ein negatives Gesamtbild.

        Mag sein, dass ich etwas empfindlich geworden bin, was Codes angeht. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Neuen Rechten geschickt tarnen und nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Bei dieser Kombintion drängt es sich der Verdacht für mich einfach auf. Mag sein, dass ich den Leuten unrecht tue und sie nicht so denken. Ich kenne sie nicht. Für mich ist das erst einmal eher nicht ansprechend, andere finden es vielleicht gerade deshalb. Ich wollte einfach mal zur Diskussion stellen, ob man sich als Gestalter nicht genau im Klaren darüber sein sollte, welches Bild man transportiert.

        Also, ich hoffe ich konnte meinen “abstrusen” Kommentar etwas verständlicher machen.

        1. Also, ich hoffe ich konnte meinen “abstrusen” Kommentar etwas verständlicher machen.

          Das konntest Du, ja. Ich glaube, dass sich viele Menschen überhaupt keinen Kopf machen, was so ein, sorry, hingeschluderter Kurzkommentar ausrichten kann. Die Folgen, wie beispielsweise im Beitrag „How One Stupid Tweet Blew Up Justine Sacco’s Life“ der NYTimes nachzulesen ist, können drastisch sein! Siehe auch „Die smarte Diktatur“ von Harald Welzer. Ganz allgemein gesprochen: erst nachdenken, bevor man kommentiert. Egal wo im Netz. Und das gilt auch für ein Fachblog zum Thema Kommunikationsdesign.

          Mag sein, dass ich etwas empfindlich geworden bin

          Achtsamkeit, im Sinne von Augen auf, halte ich für sehr hilfreich. Empfindlichkeit hingegen kann leicht ins Zwanghafte driften -> Kontext Wahrnehmung visuelle Kommunikation, versteht sich. Wahrnehmung ist immer subjektiv und basiert auf Interpretation. Und die eigene Wahrnehmung ist unmittelbar an unsere Erwartungshaltung gekoppelt. Ein Phänomen, das jeder schon einmal erfahren hat, wenn vielleicht auch nicht bewusst: Schwangere bemerken beispielsweise überall Menschen mit Kinderwagen. Solange sie nicht schwanger sind, nehmen sie Kinderwagen hingegen nicht bzw. kaum wahr. Wenn wir etwas suchen, achten wir vor allem auf Schilder. Geräusche und Gerüche werden dann weitestgehend „ausgeblendet“, da unserer Gehirn nicht im Stande ist, allen Sinnen die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Wer möglicherweise überempfindlich ist und erwartet, dass regionale Unternehmen, ortsansässige Vereine oder andere heimatbezogene Einrichtungen „versteckte Codes“ verwenden, wird sie als solche identifizieren. Das wäre dann gewissermaßen das Gegenteil der Redensart „Auf dem rechten Auge blind“. Visuelle Codes als Gestalter nicht zu kennen, ist fahrlässig – sie überall hineinzuinterpretieren, ist mindestens hinderlich. Denn selbstverständlich ist die Verwendung von Eichenblattdarstellungen in diesem Fall absolut nachvollziehbar, legitim und zum Kontext passend.

          Natürlich freue ich mich über Deine Unterstützung Axel. Umso sprachloser war ich, einen solchen Kurzkommentar von einem dt-Mitglied zu lesen. Kritik kann auch kurz, sachlich und fair vortragen werden, ohne dabei Anderen unlautere Absichten, Intentionen oder gar rechtsextremes Gedankengut zu unterstellen. Beispielsweise hatte Christian angemerkt, dass seiner Ansicht nach im Logo von Spessartbrett zu viele unterschiedliche Elemente enthalten sind. Einen in dieser Weise konstruktiven Diskurs wünsche ich mir von allen dt-Lesern.

  7. Tolle Produkte, scheinbar nette Gründer. Aber man muss auch sagen: MEINE GÜTE KANN MAN TEURE BRETTER PRODUZIEREN!

    Wenn man aber weiterforscht, warum der Preis ist, wie er ist, wird man sofort Fanboy!

    Das „Kleine Au” würde ich dann schon nehmen.

    PS: Zum Thema Design; nachdem ich das Interview gelesen habe, habe ich eine moderne, aber gesetzte Seite erwartet: Schnörkellos, schwarz, dunkel, edel, einfarbiges Logo. Der junge Anstrich der Webseite hat mich im Vergleich zum Produkt sehr überrascht – ob positiv oder negativ mag ich garnicht bewerten!

  8. Einen besser riechenden Job als mit Holz zu arbeiten, kann ich mir kaum vorstellen.
    Mein Lieblingsholz ist Eiche, deshalb hat mir das Pizzabrett „Breitfurt“ aus Eiche direkt zugesagt :)

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen