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SPD Wahlplakate zur Europawahl

SPD Wahlplakat

So sehen sie aus, die Plakate, die die Agentur Butter im Auftrag der SPD für die im Juni stattfindende Europawahl kreiert hat. Anders als gemein hin üblich, finden sich keine Kandidaten auf den Plakaten, die mehr oder weniger natürlich lächeln und uns eine Botschaft mitteilen möchten, sondern poppige Illustrationen, denen eine provokante Behauptung zur Seite gestellt wurde.


SPD Wahlplakate

Hier in Hannover hängen die Plakate schon. Zwischen den anderen Motiven ragt der Illustrationsstil deutlich hervor. Die Kampagne möchte offenbar provozieren und soll der Europawahl Auftrieb verschaffen und die Menschen an die Wahlurnen locken (Wahlbeteiligung 2004: 43%). Gemeinnützig ist der plakative Ansatz dann aber wohl doch nicht. Natürlich möchte sich die SPD gegenüber ihrer Konkurrenz positionieren und – interpretiert man die Motive – distanzieren. Gestalterisch gelingt ihr das jedenfalls. Auch die Provokation ist, wie man liest, auf fruchtbaren Boden gefallen…

Dieser Beitrag hat 103 Kommentare

  1. Mir sind die Plakate auf Anhieb positiv aufgefallen. Ich denke sie stechen vor allem durch die zunächst ungewöhnlich anmutenden Darstellungen und durch die insgesamt peppige und moderne Aufmachung im Gegensatz zur Konkurrenz wesentlich effektiver hervor.

  2. Ich finde diese illustrierten Motive super! Die Idee ist nett, die Umsetzung sehr stimmig, das Ergebnis wirklich gelungen und in jedem Fall auffällig.
    Da mir der Hai am besten gefällt frag ich mich ob nicht weitere Tier-Analogien witziger gewesen wären als die etwas gezwungenen Bildideen mit dem Fön und vor allem der eher schwachen Münze. Ich denke man hatte hier sicher Sorgen zu sehr in der Comic- und Komikecke zu landen – vielleicht auch zurecht. Da ich aber mit Comic nun gar keine Berührungsängste habe wären mir mehrere “Charakterdarsteller” noch lieber gewesen als die Münze und der Fön…

    Naja, aber trotzem schön, vor allem der Illustrationsstil gefällt mir gut – sehr schön gemalt!

  3. @Bastian: Vergleichende Werbung ist in Deutschland seit ein paar Jahren erlaubt. Daher denke ich, dass das Problem der “Lauterkeit” nicht zutrifft.

    Gestaltungstechnisch halte ich die Plakate der SPD für einen Benchmark. Gute Farbwahl, den roten Faden genutzt, da im CD gestaltet, moderne Anmutung, knackige Frische in der Formengebung, passende Symbolik.

    Inhaltlich: Plakate sollen auffallen und Aufmerksamkeit erregen. Im besten Falle passiert dann das, was hier passiert ist: Man unterhält sich bzw. diskutiert. Wichtige Fragen sind bei so einer Kampagne zu beantworten: Wer gehört zur Zielgruppe der SPD, die schon seit Jahren abnehmende Mitgliederzahlen verzeichnen und nicht zuletzt seit Beck ein Imageproblem hat? Wie kommuniziert man, um das Imageproblem in den Griff zu bekommen? Wie bekommt man enttäuschte Wähler zurück? Wie bekommt man Wechselwähler?

    Schwierig, aber dafür hat man ja nun viele Kanäle. Und mit dem Kanal Plakat wird man sicherlich keine überzeugten Stammwähler auf seine Seite bekommen, die eine andere Parteizugehörigkeit schon in die Wiege gelegt bekommen haben. Es sind doch eher die Untschlossenen, die große Masse der Wechselwähler, bei denen man zunächst einmal Interesse erwecken möchte. Für die sind alle Parteien eh gleich. Daher setzen sie sich doch schneller mit einer Partei auseinander, wenn ein innovatives, auffälliges und witziges Design vorliegt. Inhalte können eh nur schwer in aller Tiefe interessant auf Plakaten verbreitet werden. Wer liest schon im Vorbeifahren Parolen, die länger als 5 Worte sind?

    Also legt man es darauf an, den Kanal Plakat zu nutzen, um tatächlich Diskussionen zu schüren und auf die anderen medialen Kanäle zu lenken. Ein Bild sagt dann mehr als 1000 Worte, und die Symbolik mehr als ein Passbild in Plakatdimension. Die überzeugenende Tiefenarbeit muss dann durch die Kandidaten und das Wahlprogramm erbracht werden. Völlig probat, wenn man mich fragt. Auf der Website und im Parteiprogramm finden sich dann alle Antworten, die man benötigt. Und wenn man schon die Wahl nicht gewinnt, hat man sich zumindest einen innovativen Ruf erarbeitet. Mir persönlich gefällt auch der Versuch, vom personenbezogenen Wahlkampf wegzukommen und wieder einen Parteiwahlkampf in Angriff zu nehmen. Schließlich befindet man sich in Deutschland in einer Parteiendemokratie und nicht einem präsidentiellen System. Man wählt nicht den Kanzler, wie mittlerweile gemeinhin vermutet, sondern den Bundestag, der wiederum einen Kanzler wählt.

    Weder Stammwähler noch Wechselwähler bekommt man im Übrigen überzeugend mit einem Foto-Plakat im Gesichterwald gefasst. Da vermute ich, dass beide Wählerformen eher auf die jetzige Kampagne anspringen, als auf die “Graue-Maus-Variante”. Aufmerksamkeit ist so ein seltenes Gut geworden in unserer vollmedialisierten Welt. Ich halte die Plakate daher für gelungen. Mein Interesse an den wirklichen Inhalten ist geweckt.

    Sorry für den inhaltlichen Überschuss, aber ich denke, dass in einer Wahlkampfkommunikation auch die Hintergründe bewusst werden müssen. Hier stellt sich immer erst die Frage nach der Reihenfolge von “form” und “function”. Eine saubere Gesprächsbasis verhindert dann auch die von der persönlichen Parteienpräferenz geprägten, subjektiven Ausführungen.

  4. @Patrick
    Das ging mir zuerst auch so, als ich es im RSS-Feed gelesen habe. “Hm? Finanzhaie ist doch was Negatives.. *grübel* Ah, SPD..” Könnte wirklich nach hinten losgehen, wenn man an solch einem Plakat vorbei düst.

  5. Gestalterisch sind die Plakate wirklich gelungen, sonst aber inhaltsleer. Es werden ja nur die anderen Partein runter gemacht und dann z.B. mit den eigenen Sprüchen geworben – “Für ein Europa in dem klare Regeln für alle gelten”, “Für ein Europa indem die Verantwortung zählt”.

    Eine Partei die so banale Floskeln an den Tag legt sollte man eigentlich schon mit Absicht nicht wählen – und dabei so viel Geld aus dem Fenster wirft!

    Ich denke die Wahlbeteiligung fällt häufig gering aus, weil die Partein es insgesamt nicht schaffen oder nicht wollen Ihre Ziele klar und definiert ans Publikum zu bringen. Es sei denn man liesst sich stundenlang das Parteiprogramm auf den einzelnen Webseiten durch, das macht aber kaum jemand und bestimmt keiner der sowieso nicht allzu politikinteressiert ist.

    In sofern nichts neues und bei der Geldverschwendung nervt es mich eher. Bei der nächsten Wahl sollte die Regierung mal Broschüren Verteilen in denen präzise die Wahlziele aller Partein drinstehen und kein geistiger “Dünnschi…”. Aber da das bestimmt keine Partei will, man muss sich ja rausreden können, wird die gewissenhafte Wahlbeteiligung auch nicht großartig ansteigen. Irgendwas zu wählen was man so gehört hat bringt ja auch nichts, dann lieber gar nicht.

    Aber schön sind Sie – ein Lob an den Gestalter, wenigstens der hat gute Arbeit gemacht :-)

    Grüße
    Till

  6. das kleine einmaleins der kommunikation: wer nur auf andere zeigt ist unsympathisch. dieser ansatz hat noch nie funktioniert und wird auch hier scheitern. butter sollte der spd das honorar zurückzahlen.

  7. Aufwertung durch Abwertung. Ekelhaft. Glatter Durchschuss bei der Botschaft: Hängen bleibt FDP, Die Linke und Co.

    Die SPD ist zu niX mehr in der Lage. Traurig.

  8. @heinrich(8) / matt(10): Danke! Das weiß ich ;-).
    Und wenn es nicht durch’s Layout geleitet wäre, würde ich es in einem Zug mit dem prominenten Satz lesen und es ginge nach hinten los.
    Sieht man die Plakate draussen, hat man keine Zeit, diesen Satz in der Ecke noch zu lesen. Da kann man froh sein, den SPD-Joker im Würfel noch zu erfassen

    @karl(13): Cool, Pleitegeier! Glaube ich auch.

    Insgesamt kann ich mir unter den Sätzen, die dort stehen, nichts relevantes vorstellen. Ich denke für die meisten ist ‘Europa’ eh zu weit weg als daß es noch jemanden interessiert.
    Schlimm genug, wenn man bedenkt, wieviel dort inzwischen entschieden wird von Leuten, die wir nicht kennen, in D schonmal abgewählt haben, die nach Brüssel weggelobt oder aufs Altenteil verschoben wurden.
    Aber das gehört nicht hierhin.

    Glückwunsch zu den 10.000, Achim! Eine stolze Zahl.
    (Habe ich eben erst gesehen.)

  9. Die Plakate sind alle ganz prima.

    Wenn das Unterfutter der SPD ebenfalls Substanz hätte.
    Dann hätte ich mich riesig gefreut.

    Hat es aber nicht und haben genügend Kommentaristen hier auch dankenswerterweise aufgeführt.

    Fazit: Nur relevant für (junge?) (politisch wenig wissende?) (Wechsel?-)Wähler, die unter extremem Alzheimer leiden und das Schicke, Provokante bevorzugen. Vielleicht was das genau die Absicht.

    Natürlich wäre es ideal, wenn sich Form, Idee UND Substanz (der wahre Inhalt) genialisch treffen würden. Das ist der Royal Flush. Seien wir mal ehrlich unter uns katholischen Pokerern: Wie oft gibt es den? (Nicht einmal immer bei Apple.)

    Die “Schuld” geht also hier weniger an die Werber, eher an die SPD.
    Für ein Produkt ohne Substanz ist ein Flush halt schwierig, egal ob me-too-Saft einer me-too-Handelsmarke oder verbrauchte Politiker-Phrasen/Fressen. Es ist der Job des Werbers, das so gut wie möglich zu verkaufen, der Auftrag, den es zu erfüllen gilt.

Kommentare sind geschlossen.

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