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SPD.de wird „zum Ort des Dialoges“

Relaunch SPD

Die SPD hat am gestrigen Sonntag ihre neue Website scharf geschaltet. Keine zwei Jahre war damit der Vorgängerauftritt im Netz (dt berichtete). Der neue Auftritt ist im Stile eines Nachrichtenportals angelegt. „Nicht bloß Verlautbarungsplattform des Parteivorstandes, sondern ein lebendiges Abbild der Partei“, so heißt es von offizieller Seite her.

Die Navigationsleiste ist nun wieder konventioneller, was keinesfalls als Abwertung verstanden werden soll. Die fünf Navigationspunkte „Aktuelles, Partei, Politik, Suche“ sowie „Mein Bereich“ (letzterer für registrierte Nutzer und SPD-Mitglieder) sind das Gegenteil von überladen. Auf die „Schubladen“-Funktionalität, wie sie im Vorgänger zu finden war, hat man nun wieder verzichtet. Sie wird nicht wirklich vermisst. Von dem bislang prägenden Türkisblau, das seinerzeit von der Agentur Butter eingeführt wurde, ist nur noch eine 4 Pixel hohe Linie im Header übrig geblieben. Natürlich würde auch diese niemand vermissen, wäre sie verschwunden. Der dreidimensionale SPD-Würfel hat einen Schatten verpasst bekommen, der zu einer zweidimensionalen Fläche gehört, was nicht sonderlich stimmig ausschaut.

Im Grunde schaut die Startseite, die über einen zweispaltigen Aufbau verfügt, wie ein schlichtes Blog-Theme aus. Das großflächige Nachrichtenkarussell unterhalb der Navi wurde entfernt. Stattdessen führt die Top-Schlagzeile eine Liste von Nachrichten an. Die Schlichtheit werden Einige gut und Andere langweilig oder ideenlos finden. Ich tendiere eher zu erstem, finde allerdings den Wortwolken-Schnelleinstieg im oberen Bereich etwas blass, optisch wie inhaltlich. Für ein Nachrichtenportal ist solch eine, eher statische Komponente an so einer exponierten Position ungeeignet. Alle aktuellen Nachrichten werden unnötigerweise 160 Pixel hinunter geschoben. Gerade einmal die Top-Schlagzeile ist auf vielen Monitoren noch zu sehen; der Rest liegt im scrollbaren Bereich. In der rechten Spalte wäre die Wortwolke besser untergebracht. Auch eine einfache Linkliste mit den letzten 5-10 Schlagzeilen im direkt sichtbaren Bereich, entspräche etwas mehr der Idee von einem Nachrichtenportal. Wie man liest, wird das Portal seitens der Verantwortlichen nicht als „fertige Internetseite“ betrachtet. So ließe sich ja noch im Nachgang die Schriftgröße der Artikeltexte anheben, um sie lesefreundlicher zu gestalten. Im direkten Vergleich zu den in der Georgia gesetzten und 25 Punkt großen Überschriften, tut sich das Auge mit der etwa 11 Punkt großen Arial doch recht schwer.

Jeder Artikel kann sowohl kommentiert, sowie per Sternchen bewertet werden. Diskussionen und Debatten sind dabei immer nur direkt am Artikel möglich. Wer darüber hinaus zu anderem Themen diskutieren möchte, besucht meinespd.net. Twitter- und Facebook-Beiträge werden außerdem in der rechten Spalte in Echtzeit eingespielt und unterstreichen den konzeptionellen Ansatz und die Philosophie der politischen Online-Kommunikation.

Das Konzept des neuen Internetauftritts entwickelte die Social Media Agentur Torben, Lucie und die Gelbe Gefahr (TLGG).

Fazit

„Ungewöhnlich“ ist ein Attribute, das eher auf den Vorgängerauftritt zutraf. Dafür aber lenkt die Einfachheit des neuen Designs wesentlich weniger vom Inhalt ab. Offenheit, Transparenz und Aktualität kennzeichnen den neuen Auftritt. Damit aus dem Konzept tatsächlich ein echtes Nachrichtenportal wird, sind allerdings noch ein paar Handgriffe erforderlich. Die Richtung stimmt.

Dieser Beitrag hat 18 Kommentare

  1. Dachte schon, Spreeblick hat ein neues SPD-Theme im Blog freigeschalten. Und über den Würfelschatten wurde ja schon gelästert – ich enthalte mich. Die Grundidee gefällt, ein bisschen kantig und sperrig kommts noch daher, aber wenn noch etwas geilt wird (spickt mal beim Daimler-Blog, Jungens), dann könnte es gut werden. Hoffentlich überlebt soviel zelebrierte social-media Bürgernähe auch die nächste Wahl.

  2. Interessante Entwicklung. In den letzten Jahren gingen ja fast alle großen politischen Seiten (Parteien, Fraktionen, Länder usw.) in Richtung weniger Text auf der Startseite (stattdessen “Portalseite”), und das “Karussel” wurde auch fast überall obligatorisch. Jetzt schlägt das Pendel offenbar zurück. Und ich finde das ausgesprochen positiv.

  3. Meiner Meinung nach hat momentan keine der großen Parteien im Bundestag eine wirklich ansprechende Homepage. Die Startseiten sind meistens alle noch ok, aber sobald man in die Seite einsteigt, wird es schon ziemlich haarsträubend und unübersichtlich. Die neue Homepage der SPD geht in die richtige Richtung. Einfacher Aufbau, nicht mehr so bunt, seriöser, whitespace. Alles gute Ansätze, aber die Seite passt eher zu einem Landesverband. Es wirkt wirklich so, als hätte jemand ein Standardtheme draufgeschmissen und lieblos angepasst.

  4. Der Ansatz eines »Mitmach-Portals« ist sicher ganz OK. Aber gestalterisch fand ich den Vorgänger innovativer und übersichtlicher. Für mich auch fraglich, warum nach »nur« 2 Jahren schon wieder eine Menge Geld dafür in die Hand genommen wurde. Musste das wirklich sein. Man hätte den besseren Vorgänger genauso gut um ein paar Features »updaten« können. Ich denke, wir wollen/müssen sparen. Dann bitte mit gutem Beispiel voran liebe SPD.

  5. Ansich ist das eine Verbesserung zur alten Website, da die alte doch eher wie die Visitenkarte wirkte und die neue zum Dialog einlädt somit zeigt man Nähe zum Wähler. Fraglich ist nur wer daran teilnehmen sollte? Klar die junge Generation wird sicherlich da mitmachen, vorallem die politisch Aktiven, aber was ist mit der älteren Generation die kennen nicht mal den Unterschied von einem Blog oder einer Website. Gestalterisch ist das so in Ordnung erinnert an einen Blog, das Logo oben mit dem harten Schatten wirkt zu massiv, passt nicht wirklich zum Auftritt sollte dann docher eher einen softeren Schatten haben. Die Position der Tagcloud finde ich etwas Missglückt das hätte man durchaus besser machen können, weiß jetzt nicht ob Sprechblasen hier das richtige Mittel ist. Im gesamten ein guter erster Schritt, mal sehen was da noch folgen wird.

  6. Fangen wir mit dem positiven an: Der Schritt hin zu einer inhaltlich aktuellen Seite, die fortlaufend informieren will, halte ich für richtig. Aber damit hört es dann auch schon auf.

    Das Schriftbild ist eine Katastrophe. Schriftgröße, das Verhältnis zwischen Headline und Fließtext, der Zeilenabstand – hier stimmt einfach nichts. Die Zwischenüberschriften in den Artikeln (die technisch übrigens schlampig als Absätze ausgezeichnet sind) sind so fummelig, dass ein schnelles Scannen des Artikels und ein einfaches Orientieren unmöglich wird.

    Wenn wir schon beim technischen sind:

    – Für einige Grundfunktionen, wie z.B. das Anmelden oder Registrieren, wurde kein JavaScript-Fallback geschaffen. Debattieren darf man, ja, aber nur wenn man die technischen Voraussetzungen erfüllt.

    – Beim Laden werden 20 einzelne (!) Javascript-Files, zig Stylesheets und unzählige Futzelgrafiken geladen. All das von der gleichen Domain, ohne Kompression und im Header der Seite (JavaScript). Hier ist so gut wie nichts optimiert. Die SPD, eine Partei der gut ausgebauten DSL-Gebiete.

    – Statt einer vernünftigen Print-CSS wurde eine (ebenfalls ohne JS unbrauchbare) Printfunktion geschaffen. Wer die Druckfunktion des Browsers nutzen will, druckt unter den Artikel nochmals 1,5x soviel Schrott wie Inhalt. Das machen die Grünen als Umweltsünder übrigens auch nicht besser.

    – Neben den “Zwischenüberschriften” (p class=”p–heading-5″, autsch!) hat man auch sonst komplett auf eine durchdachte Überschriftenarchitektur verzichtet. So ist die prägnanteste Headline, die Hauptüberschrift der Seite, als h4 nur unwichtiges Beiwerk zu den mit h2 ausgezeichneten Top-Trennern in der rechten Marginalspalte (“Beliebt”, “Echtzeit”…).

    – Zieht man das Browserfenster auf unter 1210px Breite oder kommt gar mit einer niedrigeren Auflösung daher, beginnt ein nervendes horizontales Scrollen. Schuld sind zwei Teaser, für dessen vernünftige Platzierung man scheinbar keinen Zeit mehr hatte.

    Aber auch aus Sicht des Benutzers gibt es viele Unstimmigkeiten: Nach einem Klick auf “Suche”, einem der vier Hautpnavigationspunkte(!), fühle ich mich gehörig verarscht. Ich kann mich zwar ohne JavaScript nicht Anmelden, bekomme aber für einen einsamen Suchschlitz eine eigene Seite angezeigt. Den habe ich bereits auf der Startseite und zusätzliche Suchoptionen bekomme ich ebenfalls nicht. Das ist ideenloses Patchworking. Im Fußbereich begegnet mir dann eine Box in Reiteroptik. Ich habe gelernt, dass sich hier hiermit der Inhalt der Box umschalten lässt, werde aber überraschend auf einen neue Seite geleitet. Da kann ich schon fast darüber hinweg sehen, dass das Javascript-Akkordion im Übermaß eingesetzt wird, so dass ich solch ausführlichen Antworten wie “Ja!” oder “Nein!” erst aufdecken muss. Teils passt auch leider nicht die ganzen Fragen in den Kopf, so dass ich selbst diese aufklicken muss. Ich revidiere: Darüber lässt sich nicht hinweg sehen.

    Das Design. Ja, es wirkt wie ein schlichtes Blog-Theme. Aber eben auch wie ein enorm schlechtes. Neben den enormen Defiziten im Schriftbild (s.o.) wirken die eingesetzten Effekte nach schrecklich ausgelutschtem Photoshop-Standard. Wie bereits angemerkt: Der 3D-Würfel wird durch den Schatten wieder platt gedrückt, der Verlauf in der Hauptnavigation (Von Rot nach Rot auf Rot?) hat bereits 10 Jahre auf dem Buckel.

    Die SPD will offen sein, wirkt aber unzugänglich und unverständlich. Die moderne SPD, wie sie noch auf https://www.frank-walter-steinmeier.de/ lebte, wurde gegen ein beliebiges Blog-Theme ersetzt, das der zweite Jahrgang einer Mediengestalter-Berufsschulklasse zusammen besser hinbekommen hätte. Technisch einfach nicht auf der Höhe der Zeit. Ich ziehe meinen Hut vor soviel Opferbereitschaft. Das eigene Bild der modernen Partei gegen das Image eines diskussionsbereiten Dorfstammtisches, mit exakt dieser Design- und Codequalität, zu taschen, erfordert Mut. Chapeau. Es fehlt an Konzept, an Liebe (nicht nur fürs Detail), einfach an allem. Dieser Auftritt ist einfach nicht regierungsfähig.

    PS: Ich bin der SPD übrigens grundsätzlich positiv gestimmt, auch wenn sie nicht die Partei meiner Wahl ist, bin ich eher enttäuschter Sympathisant als politischer Gegner.

  7. Am meisten begeistert mich die Maus beim “How-to” des Relaunches ;)
    Wohl nicht zeitgemäß aber evtl. Zielgruppenwiedererkennungswert :)

  8. @Sebastian von der SPD (gibt es da nur einen?): Gerne. Ich bin gespannt was sich noch tut. Das nächste mal besser vorher anrufen. Kostet dann zwar Geld, rentiert sich aber im Endeffekt. Wer hat den Relaunch eigentlich umgesetzt?

Kommentare sind geschlossen.

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