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Sólyom Hungarian Airways – eine neue Airline nimmt Gestalt an

Sólyom Logo

Sólyom Logo

Eineinhalb Jahre nach dem Ende der staatlichen Fluglinie Malev soll die neu gegründete Fluggesellschaft Sólyom Hungarian Airways eine Lücke im ungarischen Flugverkehr schließen. Während mit Ryanair und Wizz Air bereits zwei Low-Budget-Carrier den hiesigen Markt unter sich aufgeteilt haben, schickt sich Sólyom an, das Premium-Segment zu erschließen. Nicht nur Luftfahrtexperten halten dieses Vorhaben für ein äußerst schwieriges Manöver, auch aus Sicht der Markenführung darf man Zweifel haben, ob die Verantwortlichen dieser Herausforderung gewachsen sind.

Wenn etablierte Fluggesellschaften sich ein neues Erscheinungsbild zulegen, dann wird dies mittlerweile nach einem fein ausgeklügelten Plan äußerst medienwirksam inszeniert (siehe Rebranding American Airlines / Germanwings bekommt neuen Markenauftritt u.v.a). Der Start der neuen Marke Sólyom, dessen Name internationale Reisegäste bereits vor sprachliche Herausforderungen stellen dürfte, ist alles andere als ausgeklügelt.

Sólyom Aircraft
Quelle: Sólyom Hungarian Airways

Die Art und Weise, wie sich das Unternehmen bislang in der Öffentlichkeit präsentiert, vermittelt den Eindruck, als gedenke Sólyom Mitbewerber wie Ryanair in erster Linie über den Preis anzugreifen. Um es anders zu formulieren. Sólyom wirkt wir eine Billig-Airline. Angesichts der vor wenigen Tagen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellten Inneneinrichtung der Flugzeuge, die die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten, erscheint eine Positionierung im Premium-Segment wie ein schlechter Scherz. Ähnlich stilistisch fragwürdig präsentiert sich Sólyom in den digitalen Medien. Der Umstand, dass sich Sólyom derzeit noch in der Rekrutierungsphase befindet, sollte eine solche Website nicht rechtfertigen (Abb. unten).

Sólyom Website

„Sólyom“ heißt übersetzt „Falke“ und so fungiert ein Falke, der im Logo eher wie ein Papagei erscheint, als Erkennungszeichen der Airline. Viel mehr als dieses Logo gibt das Erscheinungsbild der Fluggesellschaft nicht her. Ein CD-Konzept ist nicht erkennbar. Die Verwendung der Nationalfarben Ungarns mag nachvollziehbar erscheinen, zumindest vordergründig. Für die Erschließung eines gesamt-europäischen Marktes scheint dieser Farbklang, zumal er den Premium-Anspruch transportieren soll, ungeeignet.

Die rot-grüne Bildmarke und eine bronzefarbene Wortmarke wollen zudem stilistisch einfach nicht zusammenfinden. Die Gestaltung des Titelbildes auf Facebook (Abb. unten) spricht Bände. So stellt man sich als komfortverwöhnter und gleichsam preisbewusster Flugreisender den Ostblock vor. Ein Formenwirrwarr, bei dem es einem den Magen verdreht.

Sólyom Airways / Facebook Titelbild
Quelle: Sólyom Hungarian Airways

Schwer vorstellbar, das die Flotte von derzeit 6 Maschinen auf 50 Flugzeuge im Jahr 2017 anwachsen werden wird. Finanziert wird das Unternehmen, wie es in Fachmedien heißt, von namentlich unbekannten Geldgebern aus dem Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Vertrauensstiftend ist dies ebenso wenig wie das Erscheinungsbild, das gerade einer Fluggesellschaft lieb und teuer sein müsste. Sólyom allerdings, das zeigt der Umgang mit der eigenen visuellen Identität, spart zum Start an der falschen Stelle.

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Dieser Beitrag hat 19 Kommentare

  1. Der erste Falke, der grad aufsteigt statt zu rütteln oder im Sturzflug zu sein. Und dazu noch bunt. Sehr merkwürdig.

    Die Schriftart wirkt für mich auch nicht wirklich edel, das könnte auch irgendne Technik- oder Baufirma oder so sein.

  2. Also wer schielt bzw. einfach locker drauf schaut, erkennt an Stelle des Adlers einen Donald Duck mit Krone auf dem Kopf …

  3. Das Logo und der dazugehörige Font sind allenfalls Geschmackssache. Ich muss zugeben: einen Falken hätte ich auch nicht unbedingt erkannt, wenn man mich nicht darauf gestossen hätte. Aber – Geschmäcker sind eben, kulturell bedingt, verschieden. Bedenklich für mich ist lediglich, dass mit der Marke als solches niemand (ausser die Menschen in Ungarn selbst) irgendetwas anfangen kann. Es könnte sich dabei auch um einen Energydrink aus Ouagadougou handeln. Es lässt sich weder ein Zusammenhang zu einer Fluggesellschaft herstellen, noch zum Herkunftsland, da die Airlinebezeichnung im Logo völlig verschwunden ist. Die Webseite ist, na ja, sage ich diplomatisch mal, preisgünstig gestaltet. Im Resultat sind wir uns vielleicht grösstenteils einig: ein Europa-League oder gar Global Player wird nicht daraus werden.

  4. Die diversen galligen Kommentare beruhen u. a. auf dem Nichtkennen der überaus dramatischen Geschichte des ungarischen Volkes. Der Falke Turul (verwandt mit dem türkischen Torul = Falke) war der mythische Vogel, der den Magyaren bei der Landnahme 896 vorausgeflogen sein soll.
    Ungarn war jahrhundertelang die Barriere für Mitteleuropa gegen den verheerenden Angriff der Mongolen Dschingis-Khans um 1200 sowie der osmanischen Armeen ab 1526. Österreich und alle übrigen westlicher gelegenen Staaten haben von dieser Barriere gelebt. Meine Heimatstadt Köszeg (Güns) musste – wie viele andere ungarische Städte – türkische Belagerungen durchstehen, ohne jegliche Hilfe des Deutschen Reiches. Für Wien gab es 1683 ein Entsatzheer, niemals aber für ungarische Städte. Daher auch der historische Patriotismus, der sich in den nationalen Farben des Falken ausdrückt. Ungarn musste immer wieder Ruinen beseitigen, zuletzt nach dem jahrzehntelangen Kommunismus, der das Land in vielen Bereichen geschwächt hatte, weshalb es jetzt vieles nachzuholen hat. Spott ist hier nicht angebracht. Der Österreicher soll sich seiner immer privilegierten Lage und Geschichte erfreuen, die Ungarn nie genossen hat.

  5. Sehr geehrter Herr Dr Eugen Scherer,

    ich denke, Sie haben (mit Verlaub) nicht erkannt, dass es in Herrn Schaffrinna’s Designtagebuch schlichtweg um Design geht. Nicht um Menschen oder Völker und deren Geschichte zu verunglimpfen oder zu hinterfragen. Die Kommentare sind durchaus subjektiver Natur, allerdings auf sachlicher Basis. Denn es geht nach wie vor nur um Design. Dass es sich bei dem “Falken”, der wirklich eher einem Papgei ähnelt, um einen geschichtlich mythischen Vogel handelt, mag den Meisten, auch mir, nicht bekannt sein. Um so eher ein noch deutlicherer Hinweis darauf, dass (wie ich bereits in meinem vorherigen Kommentar erwähnte), dies nur den Menschen in Ungarn bekannt sein dürfte. Jedenfalls allgemein betrachtet. Sie mögen die Kommentare “gallig” empfinden. Ich bspw empfinde Ihren Beitrag als völlig zusammenhanglos im Designkontext und der Sache an sich.

    MfG
    Timo Scherer :)

  6. Ich finds grauenhaft. Es wirkt alles schrecklich billig und überhaupt nicht premium.
    Stefan, ich fänds toll wenn du mir sagen könntest, wo du Bilder vom Innenraum findest.
    Die Sitze in der First/Business gefallen mir ebenfalls nicht. Viel zu düster und schwer. Von der Farbgebung überhaupt nicht stimmig.

    Ob Falke, oder nicht, ist das kleinste Problem der Airline. Die Umsetzung geht einfach gar nicht.
    Schade.

    *Nachtrag* Rot, grün und weiß als Nationalfarben Ungarns kann ich mir erklären. Aber die Schrift in dem Gold erinnert mich – v.a. auf den Flugzeugen – dann doch ein wenig zu sehr an Emirates.

  7. Also wenn ich so einen Vogel z.B. am Stuttgarter Flughafen vorbeiflattern sähe, würde ich ihn GARANTIERT NICHT als einer ungarischen Fluglinie zugehörig identifizieren.

    Vogel = Papagei – Falken sehen bedeutend anders aus. Und: Soll das nicht eine internationale Airline werden? Da haben andere Startups mit weniger Geld wesentlich mehr zusammengeklöppelt.

    Wirkt schwer wie im Webdesign – der unbedarfte Internet-Newbie oder aber Firmenchef Mitte 50 Marke Internetausdrucker, lässt sich bei Agentur XYZ eine Typo3-Website mit Magento-Shop andrehen. Super gestaltet, super individuell, aber total nichtssagend und nirgendwo einzuordnen. Fazit: Agentur = 5000 Euronen reicher, Website = nach einem Jahr offline, weil die zugehörige Firma pleite ging / aufgrund zu geringer Nachfrage sich das Online-Geschäft nicht gelohnt hat.

    Oder aber wie hier in Mittelfranken: Ladengeschäft macht auf – Null Werbung, keine Website (bzw. eine, bei der man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll), Öffnungszeiten jenseits von Gut und Böse, der Inhaber pulvert noch im Nebenjob zusätzlich rein – und ein halbes Jahr später ist der Laden wieder Geschichte. Wen wunderts ..

    Ähnliches prognostiziere ich auch hier – immerhin sind die Billigmarken, die mit voller Absicht auf “Billig? Kauf ich!”-Design setzen, schon lang genug im Rennen, und haben die meisten Nischen ebenso lange schon besetzt.

    cu, w0lf.

Kommentare sind geschlossen.

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