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So sieht die neue verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung in Deutschland aus

Tierhaltungskennzeichnung Deutschland , Quelle: BMEL
Tierhaltungskennzeichnung Deutschland , Quelle: BMEL

In dieser Woche hat das Bundeskabinett die Einführung einer verpflichtenden staatlichen Tierhaltungskennzeichnung in Deutschland beschlossen. Anhand des schwarz-weißen Labels mit fünf-stufiger Haltungsformeinteilung sei klar zu erkennen, wie ein Tier gehalten wurde; und diese Information können Verbraucher bei ihren Kaufentscheidungen berücksichtigen, so Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, im Rahmen der Vorstellung.

Das neue Tierhaltungskennzeichnung besteht aus einem abgerundeten, schwarz umrandeten weißen Rechteck, in dem die Bezeichnung „Tierhaltung“ am linken Rand senkrecht platziert ist und das eine fünf-stufige Haltungsformeinteilung umfasst: „Bio“, „Auslauf/Freiland“, „Frischluftstall“, „Stall+Platz“ sowie „Stall“. Vorangestellt ist den fünf Haltungsformeinteilungen jeweils ein ebenfalls abgerundetes Rechteck, wobei die zutreffende Haltungsform mittels schwarz ausgefülltem Rechteck gekennzeichnet ist. Der auf dem Etikett dargestellte Text ist in der Hausschrift der Bundesregierung, der BundesSans, gesetzt.

In der Fläche rechts neben der Haltungsformeinteilung ist zudem ein QR-Code abgebildet. Der QR-Code verlinkt, wie es von Seiten des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) heißt, auf eine Website, auf der umfangreiche Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher bereitgestellt werden sollen (Quelle).

Die fünf Haltungsstufen der neuen Tierhaltungskennzeichnung

Bio Es gibt größere Auslaufflächen und noch mehr Platz im Stall
Auslauf/Freiland Die Tiere dürfen mindestens acht Stunden pro Tag ins Freie
FrischluftställeDie Ställe sind mindestens an einer Seite offen
Stall + PlatzDie Tiere bekommen 20 Prozent mehr Raum
Stall Es werden nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt
Haltungsform-Label der Privatwirtschaft, Quelle: Haltungsform.de
Haltungsform-Label der Privatwirtschaft, Quelle: Haltungsform.de

Eine freiwillige, privatwirtschaftliche Tierhaltungskennzeichnung gibt es bereits seit einigen Jahren. Im Frühjahr 2019 wurde eine entsprechende Kennzeichnung, die eine vier-stufige Einteilung beinhaltet, im Handel eingeführt (Abb. links). Im Gegensatz zu der nun von der Bundesregierung als verpflichtend vorgegebenen Kennzeichnung enthält das Haltungsform-Label der Privatwirtschaft neben den jeweiligen Haltungsformbezeichnungen auch eine Farbskala zwecks besserer Differenzierung. ALDI Nord, ALDI SÜD, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto Marken-Discount, PENNY und REWE nutzen dieses Label. Das bestehende von der Privatwirtschaft geführte Label und die neue verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung können laut BMEL auf Verpackungen zukünftig nebeneinander stehen.

Étiquette Bien-Être Animal, Haltungsform-Label der Privatwirtschaft in Frankreich, Quelle: etiquettebienetreanimal.fr
Étiquette Bien-Être Animal, Haltungsform-Label der Privatwirtschaft in Frankreich, Quelle: etiquettebienetreanimal.fr

Auch in anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche privatwirtschaftliche Kennzeichnungssysteme, um die Haltungsform von Tierhaltung auf Verpackungen anzuzeigen. So wurde Ende 2018 in Frankreich das „Étiquette Bien-Être Animal“ eingeführt. Wie bei dem deutschen privatwirtschaftlichen Haltungsform-Label dient auch beim französischen Label-System Farbe als zusätzlicher Indikator. Und auch bei der wohl bekanntesten Lebensmittelkennzeichnung, dem Nutri-Score, wird eine Farbskala verwendet. Im direkten Vergleich wirkt das nun von der Bundesregierung vorgestellte Kennzeichnungssystem nüchtern und weniger auffällig.

Ein europaweit-einheitliches Kennzeichnungssystem besteht derzeit nicht, weder ein staatliches noch ein privatwirtschaftlich betriebenes. Die Einführung einer verpflichtenden Kennzeichnung in Deutschland sei ein erster wichtiger Schritt, um beim Umbau zu einer zukunftsfesten Tierhaltung voranzukommen, wie es in der Pressemeldung des BMEL heißt.

Kommentar

Ob man sich innerhalb des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) einmal die Mühe gemacht, sich ähnliche Kennzeichnungssysteme in anderen Ländern anzuschauen? Oder überhaupt irgend ein Lebensmittel-Kennzeichnungssystem? Der Gestaltung der vorgestellten Kennzeichnung zufolge offenbar nicht.

Es ist gut, dass ein Tierhaltungskennzeichnungsgesetz (TierHaltKennzG) verabschiedet wurde und ein damit verbundenes verpflichtendes Kennzeichnungssystem kommt. Tierschutzverbände und auch andere Organisationen wie etwa die Verbraucherzentrale fordern ein solches schon lange. Sonderlich ausgereift wirkt das Konzept, gemeint ist hier in erster Linie die Gestaltung, also die „Architektur“ des Labels und das damit einhergehende visuelle System, nicht eben. Da keinerlei Anwendungsbeispiele oder begleitenden Medien (Website, Broschüre, Plakate) präsentiert wurden, sondern einzig das Label, ist bislang kein System zu erkennen.

Ich gehe davon aus, dass der QR-Code, sobald das Label einmal implementiert ist, auf die dann zentrale Website der Tierhaltungskennzeichnung verlinken wird, so sie denn online ist. Der QR-Code beansprucht rund ein Viertel der Fläche des Labels. Eine derartige Übergewichtung erscheint mir völlig sinnfrei. Denn hervorgehoben und betont werden muss in solch einem Auszeichnungssystem nicht der Verweis auf zusätzliche Informationen, sondern die für das jeweilige Produkt zutreffende Haltungsform. So wird es auch im privatwirtschaftlichen Haltungsform-Label und im Étiquette Bien-Être Animal umgesetzt. Zwar ist eine Verlinkung auf die zentrale Website hilfreich, es wäre jedoch völlig ausreichend, da platzsparender, die Domain darzustellen.

Wie wenig überzeugend das visuelle Konzept ist, lässt sich auch daran ablesen, dass die Bezeichnung „Tierhaltung“ auf dem Kopf stehend (!) ganz an den linken Rand verfrachtet wurde. Eingepfercht wie in einem Stall ist die Bezeichnung leicht zu übersehen. Da die Bezeichnung „Tierhaltung“ innerhalb der Wahrnehmungshierarchie klar an erster Stelle verankert ist, müsste die Bezeichnung dementsprechend auch mehr Fläche und Raum einnehmen. Denn schließlich gilt es als Konsument zunächst einmal überhaupt zu erkennen, dass es sich bei diesem Etikett um eine Tierhaltungskennzeichnung handelt. Die vorgestellte Gestaltung jedoch erschwert, dass das Label dem Kontext Tierhaltung zugeordnet werden kann.

Ich bemängele nicht etwa eine fehlende formal-ästhetische Qualität des Labels, sondern ich kritisiere das offenkundige Fehlen eines Gestaltungskonzeptes und eines modernen Informationsdesigns. Denn entscheidende Kriterien wie Leserlichkeit, Zugänglichkeit und Skalierbarkeit finden in dem Label keine bzw. deutlich zu wenig Berücksichtigung. Das vorgestellte Etikett, von Bundesernährungsminister Cem Özdemir im Rahmen der Vorstellung als „mein Tierhaltungskennzeichen“ bezeichnet, lässt im Prinzip alle zentralen Merkmale vermissen, die in Design systemisch gebunden sind und die gute Gestaltung ausmachen.

Noch der Hinweis: Meine Anfrage an die Pressestelle beim BMEL blieb bislang unbeantwortet. Sofern mir noch Informationen bereitgestellt werden, wer genau für die Gestaltung der Kennzeichnung verantwortlich zeichnet, reiche ich diese noch nach.

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Dieser Beitrag hat 23 Kommentare

  1. Mindestens eine farbliche Kennzeichnung hätte ich auch erwartet, von den anderen Schwächen abgesehen.

    Und dann bitte besser als bei dem privatwirtschaftlichen Label, wo die bessere Haltungsform 3 in der Warnfarbe Orange und die 2 in Blau dargestellt wird und nicht umgekehrt. Das finde ich frech und ist maximal irreführend.

  2. Die neue Kennzeichnung sieht so aus, als ob ursprünglich eingeplant war, das richtige Kästchen von Hand anzukreuzen, anders kann ich mir diesen Aufbau nicht erklären. Wenn das ein Praktikant gemacht hätte, wäre meine erste Frage: Hast du mal gegooglet, wie andere Firmen das machen?
    Die Farben sind nicht ganz optimal, aber ansonsten zeigt die privatwirtschaftliche Variante eindeutig, wie es besser geht. Alles ist gut lesbar, es steht nur das drauf, was relevant ist und sogar eine einfache URL, die ohne QR-Code Reader funktioniert.

    1. Naja, optimal ist die privatwirtschaftliche Kennzeichnung trotz Farben sicher nicht:
      rot (schlecht) -> blau (weniger schlecht) -> orange!! (besser) -> grün (okay).
      Also, blöder kann man nicht staffeln.
      Dann doch lieber schwarzweiß und je höher das ausgemalte Feld ist, desto besser die Haltungsform. Daran kann man sich auch gewöhnen und sollte für Sehbehinderte recht barrierearm sein. Denke, deswegen “darf” das offizielle Siegel keine Farben verwenden…

      Das mit dem QR is vermutlich unnötig, aber irgendjemand im Ministerium hat wohl mitbekommen, dass QR der “latest shit” ist und man das für tolle Sachen nutzen kann…

      1. Ich denke das Etikett der Privaten sieht wegen der Farbkontraste so aus. Rot neben Orange unterscheidet sich jetzt wenig, besonders wenn das Zeichen mal in s/w dargestellt wird.

  3. macone und Christoph kann ich nur zustimmen.
    Es muss farblich sein! An der momentan privatwirtschaftlichen Variante orientiere ich mich jetzt schon in den div. Einkaufsmärkten. Es ist kurz und einprägsam.
    Die Aussage “von Hand ankreuzen” ist super – hatten wir damals (über 20 Jahre ist es her) auch in der Firma weil wir nur ein Verpackungskarton-Design hatten aber verschiedene Volt-Angaben für unsere Elektrogeräte für die div. Länder. Also nichts Neues.
    Dieses S/W – Kennzeichnung hätte ich gar nicht zur Kenntnis genommen, wenn ich es hier nicht gelesen hätte. Muss bei meinem nächsten Einkauf darauf achten.
    Und auch meine Fachverkäuferin in meinem Supermarkt darauf ansprechen :)
    Schade eine Chance für die Kennzeichnung des Tierwohl ist hier vertan … :(

  4. Der Grund, warum beim Label nicht mit Farben gearbeitet wird, ist wohl politischer Natur. Laut diesem Artikel bei ZEIT Online verbiete das EU-Recht klar wertende Skalen bei einem nationalen Alleingang wie diesem. Das hat natürlich keine Auswirkungen auf die Labels der Privatwirtschaft, die sich bunt austoben können.

    1. Danke Kim, für die Ergänzung!
      Leider wird in dem verlinkten Zeit-Artikel keine Angabe gemacht, um welche EU-Verordnung es sich in diesem Fall handelt.

      Der Anfrage der Fraktion der CDU/CSU aus dem August 2022 (PDF) ist allerdings folgendes zu entnehmen. Die Regierung betont, dass es sich bei dem vorgestellten Tierhaltungskennzeichen nicht etwa um „ein Kennzeichen, sondern um eine verbindliche Verbraucherinformation“ handele. Spezifizierend heißt es: „neutrale Verbraucherinformation“.

      Demzufolge ist ablesbar, dass eine neutrale, nicht-wertende Gestaltung seitens der Regierung beabsichtigt ist.

      Nachgereicht sei zudem die folgende Info: Die privatwirtschaftliche Initiative Tierwohl kritisiert das vom BMEL vorgestellte Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und die damit verbundene Kennzeichnung, siehe Stellungnahme (PDF).

  5. Hoffentlich werden dazu noch ein paar Fragen beantwortet!
    Worin begründet sich die S/W-Ausführung? Barrierefreiheit? Soll eine Wertung vermieden werden? Berücksichtigt man Fertigungszwänge (etikettendrucker o.Ä.)?
    Und worin begründet sich das Format? Ich stimme Achim zu: die Gewichtung auf der verfügbaren Fläche erscheint mindestens merkwürdig.

    Einige Aspekte finde ich aber tatsächlich besser als gelungen als auf den „Vorbildern“. Die Nennung aller Haltungsformen macht das Zeichen in meinen Augen deutlich verständlicher, als es eine mehr oder wenige fiktive Skala tut.

  6. Ich finde nicht, dass das “Thema” des Labels stärker hervorgehoben werden sollte. Das Label ist im weitesten Sinne zum “erlernen” gedacht. Jeder, den es interessiert hat es ab dem zweiten Kauf raus (so komliziert ist das ja nicht). Auch aus gestalterischer Sicht die Frage warum man Redundanzen (über die verschiedenen Käufe betrachtet) schaffen sollte. Bereits aus dem Inhalt des Labels ergibt sich, dass es um die Haltungsform geht. Man könnte auf das Wort “Tierhaltung” m.E. auch völlig verzichten, ohne, dass das Label schlechter geeignet wäre. Insoweit finde ich die Aufteilung des Labes eigentlich gerade gelungen. Das was an Info transportiert werden soll (bestehende Haltungsformen und Haltungsform dieses Produkte), steht optisch nicht hinter der Überschrift zurück.
    Vielleicht ein etwas hinkender Vergleich: Aber bei einem Fahrplan schreibt man ja auch nicht 100 mal “Uhr” auf ein Blatt, weil jeder weiß, dass Uhrzeiten gemeint sind. Worauf ich hinaus will ist, dass das Label meines erachtens bei der Bewertung nicht hinreichend in den Anwendungskontext versetzt wurde.

    1. Danke Zypri, für Deine Einschätzung, die ich nur bedingt teile.

      Ja, das Label muss natürlich erlernt werden. Und das dauert. Würde man die Bezeichnung „Tierhaltung“ auf dem Etikett weglassen, würde dies den Lernprozess deutlich verlängern. Davon ist auszugehen.

      Aufgrund der Vielzahl an Logos, Siegeln, Etiketten, die es mittlerweile gibt und die auf Verpackungen von frischen Lebensmitteln aufgedruckt werden, bedarf es meines Erachtens zwingend einer erklärenden Bezeichnung. Auf die Schnelle ist eben nicht ohne weiteres erkenntlich, dass mit dem Label die Haltung von Tieren klassifiziert wird, und dass es sich nicht etwa um weitere Angaben handelt, die sich auf die Beschaffenheit des Produktes beziehen, ähnlich des Nutri-Score oder um Angaben in Bezug auf das Tierwohl. Zwischen Tierwohl und Tierhaltung besteht ein Unterschied.

      Ich sehe zudem ein weiteres Problem: Aufgrund der, nennen wir es, betont neutralen Gestaltung und der Verwendung des QR-Codes könnte auf Seiten von Konsumenten der Eindruck entstehen, es handele sich hierbei um ein zusätzliches in erster Linie technisches Element, analog zum Strich-Code. Ich wäre nicht überrascht, sollte im Rahmen einer Marktforschung herauskommen, dass Konsumenten dem neuen Label kaum Beachtung schenken. Denn die Gestaltung ist genau darauf ausgerichtet. Das Etikett geht schlichtweg unter. Hier einmal einige Bildmontagen.

      Bildmontage: Milch Tierhaltungskennzeichnung (Rewe)

      Bildmontage: Tierhaltungskennzeichen Schinken (Edeka) Bildmontage: Tierhaltungskennzeichen Schinken (Edeka)

      Bildmontage: Putenfleisch Tierhaltungskennzeichnung (Rewe) Bildmontage: Putenfleisch Tierhaltungskennzeichnung (Rewe)

      Bildmontage: Hähnchen-Schnitzel Tierhaltungskennzeichnung (Aldi) Bildmontage: Hähnchen-Schnitzel Tierhaltungskennzeichnung (Aldi)

  7. Ich finde dieses Label schneller und intuitiver zu erfassen als die bunte Version der Privatwirtschaft. Dort muss ich mich viel länger mit dem Inhalt beschäftigen, bis mir klar ist wie die Skala funktioniert (ist 1 das Beste oder 4?), oder was die etwas euphemistischen Bezeichnungen konkret bedeuten könnten. Bei der staatlichen Version ist die Hierarchie für mich auf Anhieb ersichtlich, und die Begriffe stärker selbsterklärend. Zudem ist die s/w-Gestaltung markanter und lässt sich auf der Verpackung vermutlich auch schneller finden als die bunte Version die zwischen den sonstigen Labeln rasch untergeht.

  8. Ich finde, dass das Label gerade auffällt, weil es nicht so bunt ist wie die anderen Labels, die um Aufmerksamkeit buhlen, sondern nüchtern (zum Beispiel wie die Inhaltsstoffe/Nährwerte). Lediglich die Überschrift TIERHALTUNG ist in meinen Augen ungünstig angelegt, weil auf den ersten Blick nicht nicht als solche erkennbar. https://i.imgur.com/yG7qt57.jpeg

  9. Ich finde das neue staatliche Label eigentlich ziemlich prägnant. Dass es um Tierhaltung geht, ergibt sich meiner Meinung nach bereits aus den Kategorien, so dass eine prominente Überschrift nicht zwingend notwendig ist. Kennt man das Label einmal, kann man bereits aus dem Augenwinkel erfassen, welche Stufe das Produkt besitzt. Lediglich der QR-Code ist vermutlich überflüssig.
    Die beiden gezeigten privatwirtschaftlichen Labels finde ich dagegen gar nicht überzeugend. Beim deutschen Label dienen die Farben eher zur Verwirrung, die Zahlen sind kontraintuitiv und die Bezeichnungen z.T. nichtssagend (was heißt denn „Premium“?). Das französische Label ist aus meiner Sicht überladen. Meine Augen mussten lange schweifen, bis ich endlich erkannt habe, dass die relevante Information in dem Kasten oben rechts steckt. Einfach ist anders.

  10. Besten Dank für Eure Kommentare und Einschätzungen!

    Mein Konzept für eine neutral gehaltene, nicht-wertende Tierhaltungskennzeichnung sähe in etwa so aus:

    Tierhaltungskennzeichnung (Konzept) Tierhaltungskennzeichnung (Konzept)

    Einige Gedanken hierzu.
    1. Die Grundannahme ist, dass die Kennzeichnung nicht wertend sein darf, wodurch die Verwendung von Zahlen und Buchstaben (sofern diese eine Rangfolge darstellen) wie auch einer Farbskala ausgeschlossen wird.
    2. Ferner sollte das Etikett möglichst wenig Fläche beanspruchen.
    3. Gleichzeitig sollte das Etikett aufmerksamkeitsstark sein und sich von anderen Labeln und Siegeln abheben.
    4. Alle Bezeichnungen sollten leserlich und sofort lesbar sein (auch ohne die Verpackung drehen zu müssen) -> Zugänglichkeit. Daher auch eine Gemischtsschreibweise, statt einer Schreibsweise in Versalien (siehe leserlich.info).

    Die im gezeigten Entwurfskonzept verwendete runde Korpusform sorgt für Differenzierung und sie ist aufgrund der quadratischen Grundfläche skalierbarer und leichter handhabbar als die horizontale Rechteckform des staatlichen Labels. -> Praktikabilität

    Inhaltlich unterscheidet sich das Entwurfskonzept zudem in der Anzahl wie auch in der Bezeichnung der Haltungsformen. Auf die Form „Bio“ wird verzichtet. Denn, und hier teile ich die im oben verlinkten Zeit-Artikel geäußerte Kritik: „Ein Schwein aus konventioneller Haltung, das sich den ganzen Tag draußen im Dreck suhlen darf, ist aber ziemlich sicher glücklicher als ein bio-ernährtes, das die meiste Zeit im Stall steht. An der Fleischtheke wirkt es anders.“ Deshalb halte auch ich eine Haltungsformbezeichnung „Bio“ für wenig hilfreich.

    Anstelle der niedrigsten Haltungsformbezeichnung „Stall“ scheint mir tatsächlich, und hier greife ich den Hinweis der Agentur Ruska Martín auf Twitter auf, der Begriff „Käfig“ angemessener, da dieser, im Gegensatz zu „Stall“, nicht beschönigend ist.

    Interessant ist bei dem Entwurfskonzept, wie ich finde, dass die untereinander aufgeführten Haltungsformbezeichnungen umso mehr horizontalen Platz beanspruchen können, je weiter sie oben platziert sind. Das Design enthält also, in Analogie zur Haltung der Tiere, eine bildhafte Entsprechung der abgebildeten Textinformation, ohne dass dabei eine Bewertung vorgenommen würde.

    Genau genommen ist auch dies bereits eine Art der Wertung. Das ist klar. Allerdings ist jedwede lineare Aufzählung von oben nach unten, wie auch eine Aufzählung von Begriffen von links nach rechts eine Art der Wertung. Eine zu 100 % wertungsfreie Gestaltung ist also in diesem Kontext unmöglich!

    1. Interessant!
      Während du “Stall” als beschönigende Bezeichnung für “Käfig” empfindest, sehe ich eher “Stall” als neutral und “Käfig” als negativ.

      1. Nun… die Unterscheidung zwischen “Stall + Platz” (als zweitkleinste Haltungsform) und “Käfig” (als kleinste Haltungsform) beschreibt, wie ich denke, besser das für Tiere zur Verfügung stehende unterschiedliche Raumangebot. Käfig ist in meiner Wahrnehmung hier rein beschreibend und nicht wertend. So wie Vögel, Hamster und Kaninchen als Haustiere in Käfigen gehalten werden (oder viele Hofhunde in Zwingern). Aber klar: wenn wir “Käfig” hören, denken die meisten Menschen wohl an ein beengtes Behältnis. Wenn damit ein gewisses Unbehagen kommuniziert wird, wäre das im Sinne des Tierwohls sicherlich nicht verkehrt. Genau darum geht es doch, oder?

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