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Sizilien präsentiert sich fortan als „your happy island“

Sicilia Logo „your happy island“, Bildquelle: Assessorato Turismo Regione Siciliana
Sicilia Logo „your happy island“, Bildquelle: Assessorato Turismo Regione Siciliana

Sicilia Logo „your happy island“, Bildquelle: Assessorato Turismo Regione Siciliana

Sizilien legt sich ein neues Tourismuslogo zu. Die Tourismusabteilung der Region Sizilien setzt, nachdem seit Anfang Juni die Einreise aus dem EU/Schengen-Raum und Großbritannien ohne besondere Gründe und ohne Quarantänepflicht wieder gestattet ist, auch auf einen neuen Markenauftritt, um so wieder ausländische Touristen auf die größte Insel im Mittelmeer zu locken.

Der Tourismus ist in Italien traditionell ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. So belegt Italien weltweit mit rund 61,2 Millionen Ankünften internationaler Touristen im Jahr 2018 den fünften Platz hinter Frankreich, Spanien, den USA und China. Italien zählt zu den von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen Ländern. Bis zum 31. Juli 2020 gilt in Italien noch der Notstand, der im öffentlichen Raum, in Geschäften sowie Restaurants weiterhin einen Mindestabstand sowie eine Maskenpflicht vorsieht.

Um die Tourismusbranche wiederzubeleben, hat die Tourismusabteilung der Region Sizilien nun eine Kommunikationskampagne initiiert. Sizilien biete Touristen das ideale Reiseziel, „ein Ort, an dem man neu beginnen und glückliche Momente verbringen kann“, wie es im Rahmen der Vorstellung der Kampagne heißt. Die zentrale Botschaft lautet: „Sizilien ist ein sicheres und jetzt Covid-freies Land, das auf Sie wartet!“. (Anm. d. Red.: In jüngster Zeit wurden für die Region Sizilien an mehreren Tagen keine oder lediglich wenige Neuinfektionen gemeldet, siehe Quelle 1 / Quelle 2). Das Kampagnenmotto „your happy island“ sei als Einladung zu verstehen, „die Kunst, Geschichte, Kultur, Aromen und wundervollen Landschaften der Insel mitten im Mittelmeer wieder zu erleben“.

Sicilia Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Assessorato Turismo Regione Siciliana, Bildmontage: dt
Sicilia Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Assessorato Turismo Regione Siciliana, Bildmontage: dt

In der Vergangenheit wurden touristische Kommunikationsmaßnahmen Siziliens unter dem offiziellen Absender der Region betrieben, welcher eine Triskele (Trinacria) mit einem verzierten Kopf enthält. Die Triskele ist ein Symbol, das in unterschiedlichen Ländern/Orten zum Teil seit der Antike Verwendung findet und das für die Sonne oder den Lebensweg steht. Das neue Tourismuslogo besteht aus einer in Großbuchstaben gesetzten Wortmarke, deren Lettern unterschiedlich farbig angelegt sind. Entworfen wurde das Logo von der Agentur World Srl (Catania).

In italienischen Medien wird einhellig die Einfallslosigkeit der Wortmarke kritisiert. Das „SICILIA“-Logo ähnele stark dem zur Expo 2015 in Mailand oder auch den Tourismusmarken Trentino und Israel, so der Vorwurf. Die mit 30.000 Euro angegebenen Kosten für die Gestaltung werden zudem als zu hoch beanstandet.

Kommentar

Zunächst ist festzuhalten, das 30.000 Euro ein überschaubares finanzielles Budget darstellen. Als Auftraggeber darf man für eine solch bescheidene Summe nicht viel erwarten. Die Entwicklung einer Standortkampagne (place branding) kann gerne 150.000 Euro und weit mehr veranschlagen. Sowohl die farbige Wortmarke wie auch das etwa einminütige Kampagnenvideo (siehe unten) lassen Originalität, Kreativität und auch Professionalität vermissen – beides wirkt wie ein Schnellschuss.

Ich kenne die Insel von mehreren Reisen inklusive Besteigung des Ätna, habe sie aufgrund ihrer Vielfalt schätzen gelernt und muss sagen, dass mich die Machart vor allem des Videos ein wenig sprachlos macht. Claim, Logo und Video wirken plump, handwerklich unbeholfen und wenig authentisch. Auf Basis dieser generisch und lieblos wirkenden Elemente/Marken-Assets eine stimmige und ansprechende Tourismusmarke aufzubauen, halte ich für aussichtslos. Damit lässt sich kein positives Image befördern. Wenn Urlauber wieder anreisen, dann nicht wegen, sondern trotz der nun beschlossenen Kommunikationsmaßnahmen.

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Dieser Beitrag hat 28 Kommentare

  1. Das Image-video ist so nichts sagen, das Logo an sich dagegen ist aber sehr schön, wobei ich den Claim ein wenig größer gemacht hätte :)

  2. Ich war schon mehrmals auf Sizielen.

    Es ist barock, bunt, verspielt, vergangensheitsverliebt, geheimnisvoll, arabisch beeinflußt,
    barock, verziert, viel Ornamentig, erdig…..blühend….

    Das erkenne ich beim plumpen Logo gar nicht.

  3. Das wirkt alles so unfassbar generisch und “old”.
    Ich sehe die gebauten und verblassten Lettern an einer austauschbaren Promenade quasi vor mir stehen. Beim ansehen des Videos hatte ich aufgrund der Musik einen Kloß im Hals + zweimal Sekundenschlaf…

  4. Für jemanden mit sizilianischen Wurzeln, ist das ziemlich traurig anzusehen.
    Trotz des mickrigen Budgets hätte, man da schon noch was rausholen können.
    Vielleicht ist gutes Design dem Norden Italiens vorbehalten.

  5. Für Sizilien hätte ich ganz viele wunderschöne Worte im Kopf, nur “happy” ist da irgendwie so gar nicht dabei. Weder auf die meisten Menschen dort bezogen, noch auf die Kultur oder Umgebung. Das ist irgendwie alles andere (schöne), aber nirgendwo irgendwie “happy” …

    Naja, zu den Kinder-Club-Farben ist ja schon genug kommentiert. Da hätte man auch mit der Hälfte des Budgets etwas drei mal besser machen können, ja.

  6. Davon lässt sich doch niemand vom Sizilien-Urlaub abhalten?!
    “” Viel mehr wundern mich die unprofessionellen Kommentare bezüglich der Vergütung. 30000 Euro sollen es sein? Das ist offensichtlich Wucher, wie schon Achim schreibt. Wucher im Sinne von Dumping seitens der Auftragnehmer wohlgemerkt. Die Vergütung von Design richtet sich ja nur zu einem kleinen Teil nach dem eigenen Aufwand (und der geht die Auftraggeberin nichts an), sie richtet sich vor allem nach dem wirtschaftlichen Nutzen für die Auftraggeberin. Und ich sehe hier durchaus einen positiven Nutzen: Beim vorigen Zeichen, einer Triskele (danke für die Weiterbildung, Achim), musste man vorher schon wissen, dass man es mit Sizilien zu tun hat. Jetzt liest man es sofort, ein unschätzbarer Vorteil. Ob es zu Sizilien passt oder ob es handwerklich ordentlich ausgeführt ist, steht auf einem anderen Blatt.

    1. Ich gehe mal schwer davon aus, dass vorher auch schon irgendwo Sicilia erwähnt wurde neben der Triskele, nur halt nicht einheitlich. Dass die Nennung des Namens als “unschätzbarer Vorteil” verkauft wird, finde ich schon etwas gar gesucht. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

  7. War das mit den bunten, halb transparenten und sich überlappenden Buchstaben vor circa zehn Jahren nicht mal total im Trend? Mir kommt das so absolut bekannt vor (und ich beziehe mich dabei nicht auf die genannten Fälle)… Von daher fehlt mir da etwas die Originalität.

    Dass die Triskele nun nicht mehr verwendet wird, finde ich aber richtig und notwendig. Wenn ich die sehe, kriege ich irgendwie Halsweh – Tradition hin oder her, sie wirkt nicht einladend.

    “Dein Style; Mein Schiff; your island” – der Trend hin zu diesen Formulierungen a’la “das ist dein, das ist für dich, du, du, du” wird von mir missgünstig beäugt, symbolisiert es doch die Überindividualisierung in unserer Gesellschaft und eine narzisstisch-hedonistische Denkweise, die zunehmend saloonfähig wird. Es gibt schon viel zu viele Leute, die sich aufführen, als würde alles ihnen gehören, bei Touristen sowieso. Und ganz nebenbei stimmen diese Formulierungen einfach nicht – es ist weder mein Schiff, noch ist es meine Inseln.

  8. Warum ein englischer Claim für eine Region eines Landes, in dem man als eins der wenigen im “alten Europa“ erfreulich schlecht mit Englisch durchkommt?

Kommentare sind geschlossen.

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