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Sieger des Human-Rights-Wettbewerbs

Human Rights Logo

Human Rights Logo

Nun haben Menschenrechte also eine eigene visuelle Entsprechung. Der Anfang Mai gestartete weltweite Wettbewerb hat mit dem aus Serbien stammenden Predrag Å takić seit gestern Abend einen Gewinner. Der 32-jährige in Belgrad lebende Grafikdesigner darf sich über das Preisgeld in Höhe von 5.000 € freuen. Die Kampagne war ziemlich erfolgreich, zumindest, wenn man als Maß hierfür die Zahl der Einreichungen ansetzt, die bei über 15.000 lag (dt berichtete).

Jeder solle sich als Mensch frei entfalten können, so Å takić bei der Preisverleihung gestern Abend in New York. “Free as a man” heißt sein Logo, für das sich die Jury letztendlich entschieden hat, eine Verbindung der beiden universell bekannten Symbole Hand und Vogel. Ob sich das Logo tatsächlich auch etablieren wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Ohne Vorlage lässt sich das Zeichen jedenfalls nicht so ohne weiteres reproduzieren. Genau dies müsste solch ein Symbol aber von Hause aus mitbringen, etwa wie es beim Peace-Zeichen der Fall ist, das bereits Grundschüler aus der Erinnerung heraus aufzeichnen können. Die Verquickung von Hand und Vogel im Human-Rights-Logo bedingt eine ganz bestimmte Linienführung, die keine Toleranz erlaubt.

Wir werden sehen, ob die Menschen im Jemen, in Syrien und anderen Ländern, die von totalitären Regimen regiert werden, „Free as a man“ auf Transparenten und Schildern hoch halten werden. Viel wichtiger als die Frage, ob sie dies tun, ist, ob sie ihr Ziel erreichen werden, in einem Staat zu leben, der die Rechte seiner Bürger respektiert, anstatt auf sie zu schießen. Das wäre ihnen zu wünschen.

Video der Preisverleihung des Human-Rights-Logos

Dieser Beitrag hat 53 Kommentare

  1. Ich finde das Logo trotz aller angesprochenen Schwächen ebenfalls sehr gelungen. Den Vogel habe ich aber auch nicht gleich erkannt. Das mag daran liegen, dass ich von links nach rechts lesen und daher auch erwarte, dass der Vogel von links nach rechts fliegt, und nicht umgekehrt.

    Wenn man das Logo spiegeln würde, wäre es dynamischer und würde einen offene rechte Hand darstellen – die Hand, die ich auch zum Begrüßen “Hände schütteln” verwenden.

  2. Was hat ein Tier in einem Logo für Menschenrechte zu suchen? Soll das die bekannte Friedenstaube sein? Die gibt es doch schon? Und was hat dann Frieden damit zu tun? Menschenrechte != Frieden.
    In die richtige Richtung geht die Hand, aber wie sieht die aus? Die macht eher eine Stoppbewegung, wie hier:

    Handwerklich ist das Logo gut gemacht, auch die Idee ist rein äußerlich schön umgesetzt. Aber ein Logo für Menschenrechte ist es für mich nicht. Eher ein Logo gegen den Krieg; stoppt den Krieg, entlasst die Friedenstauben, so mutet es für mich an.

    Der wichtigste Aspekt der Menschenrechte ist die Universalität: sie gelten für alle, für Arme, für Reiche, für Verbrecher, für Staatsleute, für Arbeitslose, für Obdachlose, für jeden Mensch, auch für jene ohne Hände (womit das schon mal flach fällt). Dieser Aspekt fehlt beim Logo.

  3. Auch wenn die Kritik überzeugend klingt, wird so ein Logo nicht jeder Mensch hinterfragen. Wenn also die Hand bzw. die Taube erkannt werden, ist das primäre Ziel erreicht. Die handwerkliche Qualität trägt mit Sicherheit zum Erreichen des Ziels bei.

    Ich persönlich glaube, dass die Hand als Zeichen für’s Erheben des Rechts zusammen mit der Taube (Frieden) so ziemlich die Knotenpunkte darstellt, denen sich das Thema Menschenrechte aktuell überwiegend widmet. Ich meine, die Bedeutung des Wortes Frieden umfasst mehr als nur die Definition von “kein Krieg” und lässt sich zum Teil auf jedes Aufgabengebiet der Organisation beziehen.

    Zusammenfassend gesagt also lieber ein relativ “oberflächliches” Logo welches zumindest die Grundsätze anschneidet als ein “All-In”, welches dafür schwer zu verstehen ist. Nach diesen Aspekten zu urteilen ist Å takić sein Entwurf auf jeden Fall sehr gelungen!

  4. Meiner ganz persönlichen Meinung nach wäre ein abstraktes Zeichen, dem bisher keine Bedeutung zugeordnet wurde, wesentlich besser geeignet gewesen. Die Verwechslungsgefahr mit bereits bestehenden Symbolen (Friedenstaube steht nicht für Menschenrechte sondern erst einmal für Frieden. Die 30 Artikel der Menschenrechtsvereinbarung enthalten aber noch viel mehr) oder Gesten (“Talk to the hand” oder https://en.wikipedia.org/wiki/Moutza).
    Die Aufgabe der Menschen hätte dann nur noch darin gelegen dieses Zeichen als DAS Menschenrechtssymbol zu propagieren (wie seinerzeit das Peace-Symbol). Entweder man kennt so ein Zeichen und weiß wofür es steht oder man kennt es nicht und macht sich schlau. Bei diesem Zeichen kann es eben sein, dass Menschen die es nicht kennen, darin eine Friedenstaube sehen oder eben einfach nur eine Hand (ohne deren Hintergrund zu verstehen oder zu hinterfragen), je nachdem wie genau dieses Logo in Zukunft reproduziert wird.

  5. Die Kommentare von Frank Wagner und Balthier9999 bringen die Makel auf den Punkt. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen. Aber wirklich interessant ist doch wie es dazu kam. Denn anders als so oft wurde die Entscheidung nicht von einer Pseudo Experten Jury getroffen sondern von sehr einer sehr großen vermeintlich weltweiten Wählerschaft, die wohl im Durchschnitt eher Laien sind. Insofern ein spannendes Experiment, dass in dieser Größenordnung wohl bisher einzigartig ist.
    Der Stimmenvorsprung des Logos ist mehr als deutlich, damit stellen sich natürlich auch Fragen, gerade wenn nun im Nachhinein die zu erwartende Kritik aufkommt.
    Wie kam es zu diesem Abstimmungsverhalten? Liegt die Hauptleistung des Siegers vielleicht mehr in der Werbung um Stimmen für sein Logo als für die Gestaltung selbst? Ist vielleicht die dirkete Gegenüberstellung der Logos bei der wirklich nur visuelle Erscheinung und nicht deren Erklärung im Vordergrundsteht doch nicht so geeignet, zu emotional geprägt? Ich finde den Wettbewerb großartig, da sich dadurch viele neue Fragen stellen und damit Möglichkeiten zur Verbesserung und das nicht nur im Kontext Logoentwicklung.

  6. Ich gebe Frank Wagner voll und ganz Recht. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass mit dem durchgestylten Siegerlogo ein Gewinner aus dem Wettbewerb hervorgeht, der nicht der eigentlichen Intention entspricht: ein einfaches Symbol zu finden, dass weltweit von Menschen unterschiedlichster Kulturen auf einfachste Weise genutzt und reproduziert werden kann. Dazu gehört auch, dass sich der Gewinner nicht an dem wettbewerbsinternen Abstimmungsverfahren beteiligt hat, aber in seinem Heimatland fleißig Werbung für sein Logo in den Medien gemacht wurde – ein Schlag ins Gesicht aller Teilnehmer, die sich mit viel Aufwand auch mit den Arbeiten der Kollegen auseinandergesetzt und durch Ihr Voting unterstützt haben. Ich selber bin eigentlich kein Freund des Crowdsourcings, habe mich aber hier beteiligt, weil mich das gesellschaftliche, soziale Ziel überzeugt hatte, nämlich ein Symbol “von den Menschen für die Menschen” zu schaffen, das tatsächlich über kulturelle Grenzen hinweg weltweit eingesetzt werden kann. Doch auch hier wurde das selbst gesteckte Ziel nicht erreicht, die negative Bedeutung der offenen Hand in vielen Kulturkreisen wurde ja schon thematisiert. Statt dessen ist Serbien jetzt stolz auf “Sein” Human Rights Logo und “seinen” Designer. Nationalstolz und ein Zeichen für Menschenrechte – besser kann man das Scheitern dieses Projekts wohl nicht deutlich machen … dies wäre nicht passiert, wenn sich die Organisatoren einmal ernsthaft mit den mit ihnen seit Beginn (also seit 4 Monaten) im Forum diskutierten Verbesserungsvorschlägen beschäftigt hätten.

  7. Ich greife zunächst nur die Punkte “Zeichnerische Reproduzierbarkeit” sowie “Taube als Motiv” auf:
    Die Frage nach der einfachen Reproduzierbarkeit stellte sich mir auch direkt; dann habe ich von der Idee gelesen, dass jeder Mensch die Schablone für das Logo bereits mit sich trägt: Hand umzeichnen, Daumenansatz aussparen – fertig. Find ich grundsätzlich einen tollen Gedanken!

    Der Vogel als Motiv ist das, was mich am meisten verunsichert, allerdings unter dem Vorbehalt, nicht genauer nachgeforscht zu haben. Aus unserer Sicht: Vogel – Taube – Friedenstaube = Christliches Symbol weil aus der Arche Noah entnommen, oder irre ich mich da?
    Gibt es in der nicht-christlichen Welt eine ähnliche Interpretation?
    Anderer Gedankengang: Vogel = frei wie ein Vogel – dazu der Spruch “free like a man” – kommt mir plausibel vor, zumal dann der Einwand herausfiele, dass Frieden nicht gleich Menschenrechte sei.

    Soweit meine spontanen Gedanken.

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