Der Webauftritt der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wurde gestern relauncht. Ziel des Relaunchs war es, neben einer verbesserten Übersichtlichkeit und einer optimierten Aufbereitung für mobile Endgeräte, stärker den Auftritt auf die Kundenbedürfnisse hin auszurichten. Wie es heißt, wurden ausführliche Usability-Tests durchgeführt, die im Resultat eine schnelleren Kauf der Bahnkarten möglichen machen soll. „In drei Klicks zum Billetkauf“, wie es in der begleitenden Pressemeldung heißt, ist allerdings eine ziemlich geschönte Formulierung, denn tatsächlich benötigt ein Nutzer von der Startseite bis zum Erwerb eines Billets mindestens 5, als nicht registrierter Nutzer mindestens 8 Klicks.
Dass die SBB bei den Klickzahlen schummelt, sollte man nicht allzu kritisch bewerten. Der Kaufprozess von Bahnkarten ist komplex. Die einzelnen Schritte im neuen SBB-Auftritt sind logisch und werden mittels Statusleiste gut für den Nutzer einsehbar abgebildet. Wichtiger als die reine Klickzahl ist, dass der Nutzer zu jedem Zeitpunkt des Bestellprozesses seine Position kennt, dass er bei Bedarf auf Hilfsfunktionen zugreifen kann und dass das Interface möglichst wenige Hürden für den potentiellen Käufer bereit hält. All das scheint mir im neuen Webauftritt der SBB gegeben. Im Farb- und Schriftklassenkonzept wird zwischen wichtigen Informationen und weniger wichtigen Informationen unterschieden. Mittels roter Schaltflächen wird der Nutzer durch den Prozess geführt. Fraglich ist, warum innerhalb der Statusleiste die bereits durchlaufenden Prozessschritte nicht anwählbar sind, um etwa eine Angabe zu ändern. Da der hierfür vorgesehene graue Zurück-Button auch schon einmal aus dem sichtbaren Bereich herausfällt, muss der Browser-Pfeil herhalten, um einen Schritt zurückzugehen.
In der Verbindungsübersicht fehlen die Preisangaben (siehe Bild oben), was natürlich schade ist. Erst auf der Folgeseite werden Normal- und Sparpreise angezeigt. Bei der Deutschen Bahn sind die Preise direkt in der Verbindungsübersicht sichtbar.
Das Screendesign wirkt ansprechend, zweckoptimiert und aufgeräumt. Das Farbkonzept, bestehend aus Rot, Blau, Grau und Schwarz ist überzeugend. Was den Aufbau der Startseite betrifft, muss man allerdings sagen, dass hier das Thema Usability nicht ganz so ernst genommen wurde. Der Cover-Flow-Look scheint mir eher bauchgetrieben, denn vom Kopf gesteuert zu sein, denn besonders intuitiv ist diese Lösung in Bezug auf die Nutzerführung nicht. Um eine Detailseite aufzurufen, die etwa in der linken Box angeteasert wird, sind drei(!) Klicks erforderlich. 1. Klick = Box tritt in den Vordergrund. 2. Klick = Teaser erscheint groß. 3. Klick = über „weiter“ – nicht jedoch via Grafik oder Überschrift –, gelangt man schließlich zur Detailseite. Das ist schon reichlich umständlich, um so mehr, da mit dem Relaunch ja das Ziel verbunden ist, Prozesse zu verkürzen.
Nennenswert ist neben dem schön aufbereiteten, in blau gehaltenen Aufklappmenü noch die am unteren Fensterrand fest sitzende Footer-Leiste, die einerseits die Suchmaske beinhaltet als auch sogenannte SBB-Widgets. Einmal definierte Verbindungen lassen sich im unteren, schwarz eingefärbten Bereich als Direktzugriff ablegen, die dank Cookie-Speicherung im Browser beim nächsten Besuch wieder aufgerufen werden können. Praktisch! Leider erscheint die Leiste allerdings nicht unter Mac/Safari. Auch die Cover-Flow-Mechanik der Startseite will bei meinem Erstbesuch nicht anlaufen. Die SBB-Kunden unter den dt-Lesern dürften sicherlich auch eine Meinung zum neuen Auftritt haben. Bin gespannt. Realisiert hat den Auftritt übrigens Namics. Laut inside-it.ch stand für das Projekt ein Budget in Höhe von 4 Mio. Franken, rund 3,2 Mio Euro zur Verfügung.
- So sah SBB.ch bislang aus
- sbb.ch: der neue Bahnhof im Internet. | sbb.ch
Uff – erstmal umgewöhnen.
Der technische Fortschritt war auf jeden Fall nötig, mir fehlt bloß das Bildmaterial – bzw. ich sehe nicht sofort dass ich auf einer Webseite bin die mit Bahnfahren (ÖV) zu tun hat.
Sehr informative Inhalte:
Die “drei Klicks” gelten wohl ab hier: https://www.sbb.ch/ticketshop/b2c/adw.do?125
Grundsätzlich für mich und mein Auge eine deutliche Verbesserung.
Für mich als fast täglicher Benutzer des Fahrplans ist diese jedoch immer noch zuwenig grafisch aufbereitet. Mir fehlt es an Übersichtlichkeit, alles ist so gedrängt, mir hats da einfach zuviele Infos und Zahlen auf zu kleiner Fläche. Das wurde mit dem Relaunch leider nicht behoben. Auch die grau Schrift bei Start/Ziel ist anstrengend. Hinsichtlich das Fahrplans also eine Enttäuschung.
Als ich das gesehen hab musste ich vom farblichen Aspekt mit den Grauverläufen usw. zuerst an die Deutsche Bahn denken
Auf den ersten Blick sieht es aus wie Deutsche Bahn… Aber wenn ich mich so durchklicke bin ich froh das ich es nicht benutzen muss ;)…
Wollte mal wissen nach welchen Kriterien die Themen ausgewählt werden ?
Letzte Woche hat nämlich Alternate seine neue Website gelauncht mit leicht überarbeitetem Logo und davon hört man keinen Piep…
Die Fahrplanauskunft im SBB-Auftritt ist ein Drittsystem von der Firma HaCon, das bei einigen Verkehrsanbietern zum Einsatz kommt. Aus diesem Grund ähneln sich in der Regel die Fahrplanauskünfte im Aufbau. Erst kürzlich wurde die Website vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (http://www.rmv.de) einem Relaunch unterzogen und auch hier ist das System im Einsatz.
Kurze Anmerkung: Läuft auf dem iPad leider nicht…
Ich finde die Seite nicht gut gelungen – ist eine Mischung aus “sieht gut aus” und “sieht veraltet aus”
Teilweise erscheint mir die Schrift zu groß, die Farbwahl ist hier und da unglücklich gewählt und die Startseite ist für mich mich langweilig und unpersönlich da z.B. Bilder fehlen.
Irgendwie habe ich auch das Gefühl das die Seite noch gar nicht richtig fertig ist – rechts sehe ich so eine “Box” in der überhaupt nichts steht, oder soll das so sein?
Die Übersicht ist im neuen Auftritt auf das Wesentliche konzertiert. Auf dem ersten Screen hat es wenig Werbung oder Querverlinkung, was den Fokus deutlich auf die Bedürfnisse der User legt. Später werden dann die Links klarer zum Inhalt abgegrenzt dargestellt, was eine Verbesserungen zur alten Seite ist. Auch der Geschäftskunden Bereich wurde aktualisiert und dies ebenfalls mit dem Fokus auf das Wichtige.
Die Schweiz, als Mac-Land Nr. 1 hat für Ihre Bahn einen Auftritt der nicht im Safari und auf dem iPad funktioniert. Das ist mir unbegreiflich. Da besteht dringender Nachholbedarf.
Nebenbei: habe ich nur den Eindruck, oder werden Schweizer Beiträge stets weniger engagiert diskutiert?
alles holzköpfe bei SBB und den ÖV betrieben der schweiz. man sollte nur mal die Ticketautomaten bedienen, dann sieht man, dass usability bei denen ein fremdwort ist.
sorry achim, ich weiss total unnütz mein kommentar, aber das musste sein.
@ Achim: Du hast die Verlinkung nicht auf die Homesite von SBB.ch gelegt, sondern auf «Bahnhof und Seervice». Ist das gewollt?
Auch ein erwähnenswerter Relaunch ist der des Rhein-Main-Verkehrsbund da hat sich wirklich einiges getan.
http://www.rmv.de
Ist schon klar, nur sind es eben mehr als drei Klicks, die benötigt werden.
@DerSiedler Das ist mir ebenfalls unbegreiflich.
@Bastian Mmh, so pauschal würde ich das nicht sagen, nur bei einer Seite, die dermaßen stark frequentiert wird, da hätte ich schon gedacht, dass hier etwas mehr Rückmeldung von schweizer Seite kommt. Der Anteil von dt-Lesern aus der Schweiz ist mit 3,3% ziemlich stabil. Wenig (Negativ)Kritik ist nicht selten ja auch ein Merkmal für gute Arbeit ;-)
@Kushtrim Versteh schon. Bahn-Bashing gibt es auch hierzulande.
@Smörebröd Ja, die Verlinkung ist kein Zufall ;-) Der Link zeigt, wie nicht selten bei Website-Besprechungen hier im dt, auf die entsprechende Pressemeldung zum Relaunch.
Gerade bei einer Seite, die auf ein sachliches, zurückhaltend eingefärbtes Design setzt (was hier ja auch durchaus Sinn macht), kommt dem Thema Bildkonzept eine immens hohe Bedeutung zu. In diesem Punkt versagt die Seite aber meiner Meinung nach komplett: Eine einheitliche Bildsprache ist nicht erkennbar (außer vielleicht, dass man oft dunkle, unterbelichtete Bilder verwendet – was hier wiederum so gar keinen Sinn macht). Stattdessen eine wilde Stil-Mixtur, angereichert mit Billig-Stock und unprofessionellen Schnappschüssen.
“In der Verbindungsübersicht fehlen die Preisangaben (siehe Bild oben), was natürlich schade ist.”
Die Basis-Preisangaben sind für alle Strecken gleich, im Bildbeispiel wären es jeweils 23,50 Sfr., vermutlich wurde deswegen an dieser Stelle darauf verzichtet. Der Benutzer wählt demnach erst die passende zeitliche Verbindung, und anschliessend, ob er ein Spar- (falls verfügbar) oder Normalbillet kaufen möchte.