Schwartau Extra, eine zur Schwartauer Werke gehörende Konfitürenmarke, erhält ein neues Design. Das seit 1969 verwendete Glasdesign wird durch eine organische Glasform mit Blätterprägung ersetzt. Auch die Rezeptur ändert sich und wurde vereinfacht.
Auszug der Pressemeldung
Das bekannte X-Glas – Markenzeichen der Schwartau Extra seit 1969 – weicht einem modernen Design: Die neue, organische Glasform erinnert an Einmach-Gläser, die feine Blätterprägung am unteren Glasrand sorgt für eine höhere Wertigkeit und angenehme Haptik. Auch auf dem Etikett spiegelt sich mit der Auslobung „Natürlich lecker“ und naturgetreueren Fruchtabbildungen die neue Rezeptur wieder. Das neue Glas wird künftig Vorbild für eine ganze Glasfamilie aus dem Hause der Schwartauer Werke.
Mit einer breit angelegten Kampagne soll die Neueinführung der Konfitürenmarke mit veränderte Rezeptur und neuer Optik unterstützt werden. Ab September werden über einen 9-monatigen Zeitraum Werbespots auf reichweitenstarken Sendern geschaltet. Ab Oktober folgen Anzeigenschaltungen im Print und in Social Media.
Neues Verpackungsdesign
Im Zuge des Redesigns erfuhr auch das Logo der Schwartauer Werke ein Update. Während die für die Marke typische Stadtsilhouetten-Darstellung unverändert bleibt, wurde der Schriftzug neu gesetzt. Die vergleichsweise statische, Helvetica-ähnliche Wortmarke wurde zugunsten eines individuelleren Schriftzugs ausgetauscht. Dessen Buchstaben wirken, da sie weniger gerade Linien beinhalten, dynamischer und ein wenig verspielt. Auch die Ecken der schwarzen Logokachel wurden abgerundet.
Modifiziertes Logo
Für Konzeption, Positionierung und Packaging Design zeichnet die Agentur Roman Klis Design (Herrenberg) verantwortlich. Die Agentur Hirte (Hamburg) unterstützte im Bereich der Umsetzung. Der Webauftritt Schwartau.de wurde vor wenigen Tagen relauncht und in diesem Schritt auf ein responsives Design umgestellt (mit kreativer 404-Fehlerseite).
Kommentar
Der Trend in Richtung mehr Natürlichkeit ist derzeit im Lebensmittel-Verpackungsdesign die wohl bedeutendste Entwicklung. Scriptuale Schriften statt Groteske, fließende, florale Formen statt eckig, dezente, grüne-erdige Farbgebung statt knallig. Ob die auf diese Weise vermittelte Natürlichkeit mit den Inhaltsstoffen der jeweiligen Produkte im Einklang steht, ist freilich eine andere Sache. Suggestion <> Realität.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, die neue Glasform in Händen zu halten. Rein optisch wirkt die neue Aufmachung ansprechend und hochwertig. Dank des abgerundeten Bodens sollte umständliches Gestocher mit Messer oder Löffel nach den letzten Resten Konfitüre der Vergangenheit angehören. Dem gegenüber steht eine mutmaßlich geringe Standfestigkeit des Glases.
Dass im Zuge eines solchen für die Marke umfassenden Redesigns auch das Logo modifiziert wurde, ist aus Sicht des Auftraggebers / der Agentur nachvollziehbar. Wenn sich nach fast fünf Jahrzehnten (!) das Markenzeichen von Schwartau Extra ändert, ist dies mehr als ein Routineanpassung, wie sie allenthalben nach wenigen Jahren erfolgt. Während das neue Packaging samt neuer Glasform dem Konsumenten rasch auffallen dürfte, schon der veränderten Haptik wegen, sind die Änderungen am Logo so subtil, dass diese am Supermarktregal kaum in Erscheinung treten.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Was die neuen Etiketten im Vergleich zu den alten auf jeden Fall implizieren ist: in der neuen rezeptur sind weniger Früchte enthalten.
Ansonsten finde ich das ganze Redesign stimmig und ansehnlich. Ich bin gespannt, ob man auch geschmacklich eine Veränderung spürt.
Neues Glas und Etikett gefällt mir gut. Marmeladenreste aus einem Glas zu bekommen, dass nach unten hin auch noch breiter wird war bisher wirklich eine Zumutung.
Beim Logo hätte ich mir mehr Mut gewünscht. Die schwarze Fläche könnte komplett weggelassen werden wodurch das Logo nicht mehr wie ein Fremdkörper auf dem ansonsten frischen, hellen Etikett wirken würde. Naja, vielleicht soll es die Erkennbarkeit als Übergangslösung vereinfachen.
Die 404 ist super!
Ich finde die Neugestaltung insgesamt gelungen: Der hellere Hintergrund der Etiketten wirkt auf mich freundlicher und “zugänglicher”; auch der Scriptfont ist “einladender” als der früher verwendete Versalsatz für die Fruchtsorte (auch wenn er recht klein gesetzt ist); die Glasform sieht weniger “technisch” aus und unterstützt damit die Vorstellung von “Natürlichkeit”.
Was nicht ohne Weiteres ins Konzept passt, sind die Blätterprägungen und der auf dem Etikett abgebildete Ast mit Blättern: Soll wahrscheinlich zusätzlich Natürlichkeit symbolisieren, sieht für mich aber irgendwie “baumartig” aus und passt deshalb nicht recht zu vielen Früchten, die für den Inhalt des Glases verarbeitet wurden. Ist also eher gestalterischer Kitsch aus meiner Sicht.
Was mich wie so häufig nervt, ist die Pressemitteilung des Unternehmens: Ich glaube, man tut sich mit solchen pseudobedeutungsvollen Erklärungen keinen Gefallen, zumal die Formulierungen nicht notwendigerweise positiv zu verstehen sind. Beispiel: ‘Das bisherige Markenzeichen weicht einem modernen Design’. Heißt das, Schwartau extra war bisher unmodern, und man distanziert sich von der bisherigen Geschichte, schließlich schafft man ein “Markenzeichen” ab? Überhaupt das Wort “modern”: Man muss den Begriff jedes Inhalts entleeren, um “organische” Formen und Do-it-yourself-Einmachglas-Vorstellungen für den Inbegriff von Modernität zu halten. Und sieht jemand einen Unterschied in der Darstellung der Früchte auf dem Etikett; die waren doch vorher genauso “naturgetreu” wie jetzt, oder?
Und ein Punkt, der wohl meiner eigenen Déformation professionnelle geschuldet ist: Man darf eine Pressemitteilung auch Korrektur lesen lassen, damit keine Schnitzer wie “wiederspiegeln” passieren.
Ich kann dieses Marketing-BlaBla auch nicht mehr hören. Was ein grober Unsinn mit den “naturgetreuen Früchten”. Statt sich wirklich mal was zu trauen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen, macht man alles wie vorher (und wie alle anderen Wettbewerber) und versucht es sich dann selbst mit künstlichen Worthülsen schön zu reden.
Mal ausnahmsweise nehme ich den Marketing-Sprech in Schutz. Insbesondere der Teil mit den “naturgetreueren Früchten” stimmt tatsächlich, man muss nur mal hinsehen. Im Vorher-Nachher-Bild sind die Erdbeeren vorher unnatürlich rot, fast wie Himbeeren, das Grün dagegen viel zu giftig. So sehen selten Erdbeeren aus.
Man hat sich da wieder – sehr positiv – zurückgenommen und die Früchte etwas realistischer dargestellt. Es “gewinnt” halt nicht die roteste Erdbeere mit dem grünsten Grün.
Das Glas ist ganz nett mit den Blättern am unteren Rand, wobei ich das fast zeitlose Design des Vorgängers nie auf so alt geschätzt hätte. Lediglich die Ausbuchtung oben wird es mal wieder unmöglich machen, diese sauber auszukratzen. Design schlägt hier Funktion, leider.
[…] Der Trend in Richtung mehr Natürlichkeit ist derzeit im Lebensmittel-Verpackungsdesign die wohl bed… […]
Und noch immer zeigt das Logo nicht den Firmensitz und Namen “Bad Schwartau”, sondern die Silhouette der benachbarten Hansestadt Lübeck.
Ich finde das Redesign insgesamt auch gelungen. Man hat sich hier wohl von der modernen und weicheren Formsprache leiten lassen. So ist zumindest mein Eindruck, Die wichtigsten Elemente wie das Logo wurden nur geringfügig verändert. Ich finde auch, dass das Schwarz komplett weggelassen werden könnte, um noch frischer zu wirken. Ich denke aber dass dieser Cut zu groß gewesen wäre. Wenn ich so drüber nachdenke, erkenne Schwartau im Regal eben auch schnell am Logo und das Schwarz trägt dazu seinen Teil bei. Das Glas an sich gefällt mir auch ganz gut. Die Blätter finde ich passend. Am logo ist das eher nicht der Fall, wirkt leicht aufgesetzt. Der Deckel mit seiner Optik erinnert mich hingegen an die Natur, das habe ich hier (https://www.brief-huellen.de/inspiration/bilder-der-natur) auch schon mal ähnlich gesehen. Wirkt recht passend, aber mehr auch nicht. Insgesamt werde ich wohl bald im Supermarkt mal danach Ausschau halten und die Sache unter die Lupe nehmen.
Das ein neues Design egal ob Verpackung oder nur Etikett/Logo auch immer mit einer tollen “neuen” Rezeptur einhergeht ist ja nichts neues. Vielleicht ergibt sich ja im Supermarkt noch schnell die Möglichkeit alte und neue Inhalte zu vergleichen, oder das alte Glas nicht unachtsam in den Müll schmeisen.
Gefällt mir gut und hebt sich etwas vom Wettbewerb ab. Vielleicht bekommt man bei den neuen Gläsern dann auch unten die Reste richtig raus :)
Bin aber gespannt, ob es bei der Neugestaltung auch zu einer Verringerung des Inhaltes insgesamt kommt – wäre ja nicht das erste mal, dass nach Veränderungen auch der Inhalt verringert wurde …
Hallo muss “man” das Design dieser Markenproduzenten regelmässig hochjubeln und sich als Weisungsgebundene Zweck- und Konformgestalter daran hochziehen, solche wichtigen Taten begangen zu haben und / oder Kollegen dafür loben, dass diese Welt auch damit und anderen Maarkenprodukten keinen “Deut” besser wird, sondern sich alle allesamt was vormachen und ihren Job wie Soldaten verrichten und die Welt weiterhin mit sonst “weit” geschlossenen Augen betrachten?
Ja sicher, oder “wie bitte”?
Gruss BY Debecker
Ui, das ist ein langer Satz.
Ich nehme “wie bitte?”.
Wie bitte?
Ich wünsche mir bitte Reactions hier, wie auf Buzzfeed oder Facebook.
Meine Reaction hierzu wäre: :D
Da hatte heute morgen wohl jemand keine leckere Erdbeermarmelade auf dem Brot :D
Auch wenn das neue Design sehr gefällig ist, finde ich es schade, dass Schwartau sein eigentliches Markenzeichen – eben die besondere Glasform – aufgibt. Man konnte im Regal in der Regel sofort erkennen, welches Schwartau Extra ist. Aus einem “Alleinstellungsmerkmal” wird ein Marmeladenglas, welches ebenso gut auch von einer Eigenmarke von LIDL oder ALDI stammen könnte.
Sehe ich auch so! Selbst ohne Etikett hätte ich Schwartau immer erkannt!
Da kann ich Dir nur zustimmen, Tino. Ist nun leider sehr viel beliebiger.
Ich hatte des Glas gestern durch Zufall abends im Supermarkt in der Hand, meine Eindrücke:
– Deckel und Etikett haben eine mattere Optik/Haptik im Vergleich zu vorher, was wertiger erscheint. Allerdings gibt es im Regal bereits andere, hochpreisige Konkurrenten, die ein ähnliches Produktdesign nutzen
– die Blätter an der Unterseite fallen kaum auf und sind deutlich schwächer zu sehen und fühlen, als das Foto des Beitrages vermuten lässt.
– die veringerte Standfestigkeit wie von Achim vermutet konnte ich nicht feststellen, da das Glas nach unten hin sehr bauchig ist, dürfte es eher schwerer umzuwerfen sein
– subjektiv erscheinen die Gläser kleiner als vorher
Menge des Inhalts reduziert? Wirkt zumindest so.
Es bleibt bei 340 Gramm.
Aber das war in der Tat auch mein erster prüfender Blick im Supermarkt.
Tino, Recht hast du!
Ich, als alter neunundsechziger, kann da nur zustimmen.
Schade um diese Tradition.
Damit hat man mal eben ein wirklich zeitloses Design einem kurzlebigen Trend geopfert. Besonders bedenklich dabei: diese Marmeladen gehörten zu den vergleichsweise wenigen Produkten im Supermarkt, deren Verpackung die Verbraucher quasi blind ertasten können, danach Ausschau halten, die (bewusst oder unbewusst) nahezu jedem Verbraucher hierzulande vertraut ist.
Wenn es eine derzeitige Mode gibt, die längerfristigen Erfolg verspricht, dann Regionalität zu unterstreichen, zumindest wo diese wirklich vorhanden ist. Schwartau ist ja nach dem Ursprung und Sitz, der Stadt Bad Schwartau benannt. Sozusagen ein norddeutsches Produkt, was nahezu niemand, der nicht zufällig aus S-H kommt, bekannt ist. Dem ganzen einen nordischen Touch zu versetzen wäre sehr positiv angekommen, da bin ich mir sicher. Da hätte fast klassische, reduzierte alte Design der Gläser, die an skandinavisches Industriedesign erinnern, wunderbar im Rahmen eines Redesigns neu positioniert und unterstrichen werden können.
So ist das für mich zu einem Allerweltsprodukt im Supermarktregal geworden. Eine verpasste Chance.
Die Marmelade schmeckt mir nicht mehr seit der Rezepturumstellung. Vereinfachung der Rezeptur bedeutet hier wohl die Erhöhung des billigen Pektinanteils und weniger Frucht. Nun muss ich wieder auf die Suche nach einer neuen Lieblingssorte gehen.
Es ist wesentlich weniger Frucht im Glas. Das neue Glas hat keinen Wiederkennungswert, die zeitlose Schönheit wurde dem Kinderspiel mit den Blättchen geopfert. Schwartau ist nichts Besonderes mehr von außen und schmeckt nicht mehr von innen …
Leider wurde der Zuckergehalt bei der Aprikosenkonfitüre um 20% erhöht. Schmeckt mir nicht mehr. Schade. War früher meine Lieblingssorte.