Skip to content

Schlecker – auf Wortmarke folgt Bildmarke

Schlecker Logo – FOR YOU. VOR ORT.
Schlecker Logo – FOR YOU. VOR ORT.

Die Drogeriemarktkette Schlecker hat ihr Ende letzten Jahres vorgestellte Firmenlogo erneut modifiziert. Im Zuge einer TV-Kampagne, die für Schlecker die erste ihrer Art überhaupt darstellt, wurde die Wortmarke um eine vorgestellte vielfarbige Bildmarke erweitert.

Die Erweiterung des Schlecker-Logos kommt überraschend. In aller Regel erfolgt die Vorstellung eines neuen Firmenlogos am Ende eines meist mehrmonatigen, zuweilen auch langjährigen Prozesses. Die Entwicklung des Corporate Designs ist zu diesem Zeitpunkt bereits sehr weit fortgeschritten und nicht selten liegt auch schon ein Styleguide vor, in dem verbindliche Gestaltungsvorgaben definiert sind, sodass das neue Erscheinungsbild zügig angewandt werden kann. Im Idealfall werden zeitgleich mit der Vorstellung einer neuen visuellen Identität bereits erste Anwendungen im neuen Design ausgeliefert, etwa eine erste Kampagne oder die Website. Auf diese Weise unterstreicht das Unternehmen seine Entschlossenheit und seinen Willen, die mit dem neuen Design verknüpften Ziele schnellstmöglich zu erreichen und den selbst formulierten Ansprüchen gerecht zu werden. Schlecker agiert allerdings anders.

Schlecker Bildmarke

Spontanität als Ersatz für ein Strategie?

Zunächst einmal wurde ein neuer Schriftzug und ein neues Instore-Design präsentiert, allerdings in Form eines Ausblicks, wie das in der entsprechenden Pressemeldung verwendete Foto einer Filiale zeigt, die noch im alten Design erscheint, und erst im zweiten Schritt wurden ersten Broschüren und Medien auf das neue Logo umgestellt. Währenddessen testete Schlecker einen ersten TV-Spot, der noch ganz auf die Positionierung als Billigmarke zielt und rein gar nichts mit dem Versprechen, den „direkten Dialog mit unseren Kunden zu suchen“ zu tun hat. Auch die ersten Filialen wurden geöffnet, die mit dem neuen Konzept umgestaltet und mit den neuen Schriftzug versehen wurden.

Nun, fast ein halbes Jahr später, präsentiert sich das Firmenlogo erneut verändert und zwar nicht unerheblich. Der Schriftzug wurde durch eine bunte Bildmarke ergänzt, die, so die mutmaßliche Intention, dem Logo eine freundlichere Anmutung verleihen und die Vielfalt im Angebot symbolisieren soll und dabei eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Logo des Twitter-Bilderdienstes yfrog aufweist. Ich vermute, dass die Idee zur Logoerweiterung im Zuge des Aufsetzens des Schlecker-YouTube-Kanals und der Facebook-Fanpage geboren wurde. Welchen Wert darf man einer Unternehmensaussage beimessen, und als solche würde ich die Präsentation des eigenen Firmenlogos einstufen, wenn kurze Zeit später diese Aussage revidiert beziehungsweise maßgeblich umformuliert wird? Noch während der Auslieferung des CDs erfolgt eine Anpassung, die weitere Änderungen an bereits umgesetzten Anwendungen zur Folge haben dürfte.

Design als Testlauf

Die erneute Logoanpassung offenbart, wie wenig Konzept hinter dem im letzten Jahr gestarteten Redesign doch eigentlich steckt. Natürlich kann man hierfür nicht ausschließlich die betreuende Agentur verantwortlich machen. Design ist nicht zuletzt auch Ausdruck einer Haltung, die zunächst einmal von den Verantwortlichen auf Unternehmensseite verkörpert werden muss. Die Sprunghaftigkeit des Firmenlogos ist insgesamt sicherlich keine vertrauensfördernde Eigenschaft. Eigentlich wollte man ja erreichen, dass mit einem neuen und frischen Design ein Image-Wandel eingeleitet wird, was insofern nur bedingt möglich ist, da ein Image nicht in der Form steuerbar ist, wie etwa die Kommunikation oder ein Erscheinungsbild, aber das ist ein anderes Thema. Mit dieser Salami-Taktik beim Logo bekräftigt Schlecker, wie unberechenbar die Drogeriemarktkette auch derzeit noch ist. Der Entstehungsprozess des Designs, der sich vor aller Augen abspielt, vermittelt diesen Eindruck jedenfalls. Sicherlich sollte man die Logoerweiterung auch nicht überbewerten. Die Chance für eine konsistente und konsequente visuelle Identität besteht nach wie vor, dann nämlich, wenn sich die Erkenntnis breitmachte, dass Corporate Design kein Testballon ist.

Die neue Kampagne

Die neuen, von Grey entwickelten TV-Spots verstärken den Eindruck einer wenig überzeugenden Neuausrichtung des Unternehmens. “Es ging darum, eine authentische wie auch sympathische Kampagne zu kreieren, die dann natürlich zum Einkaufen bei Schlecker motiviert”, so Christian Hupertz, Kreativchef bei Grey (Quelle: blog.grey.de). Sympathisch? Aha.

Die Intention der Spots ist schon klar. Mit Hilfe des Produktes – hier Schlecker – ließe sich ein Szenario, wie das in der Werbung gezeigte, vermeiden. Ein Ansatz, der gerne von Versicherungen aufgegriffen wird. Während die nach diesem Muster gestrickten Spots zumeist Situationen beschreiben, die nachvollziehbar erscheinen, und die darauf setzen, dass sich der Zuschauer mit den Protagonisten identifiziert, rümpft man angesichts der schleckenden Familie im Schlecker-Spot doch eher die Nase, als dass man Sympathie entwickelt. Die Spots sind zu sehr um die Ecke gedacht. Bei nicht Wenigen wird nämlich hängen bleiben, dass es bei Schlecker vor allem Produkte für Leute gibt, die ziemlich eklig sind.

„For You. Vor Ort“ lautet der neue, in der Schrift MyriadPro gesetzte Slogan. Hier findet dann schließlich doch noch die angekündigte Bereitschaft zur Kundennähe ihren Ausdruck. „Für Dich vor Ort“ wäre eine weniger gekünstelte, sprachlich elegantere Fassung. Der neue Claim „polarisiere gewollt“, wie es im Agenturblog von Grey heißt.

Die neue Bildmarke stammt ebenso von KW43 wie der Schriftzug.

Vielen Dank Markus und Flo für Eure Mails.

Dieser Beitrag hat 102 Kommentare

  1. Ja, Schlecker ist schon eine schräge Firma. Wer schon mal am Hauptsitz in Ehingen (BaWü) war, bekommt einen guten Eindruck was los sein könnte. Das Verwaltungsgebäude neben dem Markt könnte glatt von einen Geheimdienst sein. Ein dunkel Verglaster, uneleganter Klotz. Total unheimlich.

    Ich frag mich die ganze Zeit ob das alles noch Auswirkungen der Entführung in den 80ern sind. Das war sicherlich sehr schrecklich für die Familie, aber muss man nun so seine Mitarbeiter und Kunden behandeln?

    Am Ende muss es echt ein Graus sein mit denen zu arbeiten. Die Einrichtung der Märkte gibt ja schon genügend Aufschluss wie hier über Gestaltung gedacht wird. Ich fands immer den totalen Grusel, vor allem bei den großen Supermärkten im Süden.

  2. Warum nicht ganz einfach auf Deutsch: “Für Dich. Vor Ort.”?

    Englisch zu benutzen ist weder “cool”, noch kundenfreundlich.

    Herr Gott, schaff endlich dieses Denglisch ab!

  3. Beim Spot musste ich sofort an Teller-Schlecker denken. Eine unglückliche Assoziation finde ich.

  4. Passt ja hinten und vorne nicht zusammen.
    Und der Slogan ist ja gruselig.

    Pat zeigt meiner Meinung nach in #32 einen deutlich ansprechenderen Lösungsweg auf.

  5. Pure Panikaktion oder Offenbarungseid? SCHLECKER steht mit dem Rücken zur Wand: Umsatzeinbruch, miserables Image usw usw. Aber: Sie sulen sich immer noch in Hochmut und Arroganz und Selbstherrlichkeit. Solche Kunden nennt man auch: Beratungsresistent. Da ist Hopfen und Malz verloren… Das Logo kommentiere ich nicht- zu grottig-absoluter Tiefpunkt. Ich gehe davon aus, dass SCHLECKER sich selbst eleminiert. Eines ist jedenfalls sicher: Die Werbeabteilung vom Branchenprimus “dm” in Sachen Marketing, düfte sich kaputtlachen. Selbst bei ROSSMANN dürften die Korken knallen…Eines habe ich begriffen: Manche Firmen wollen mit dem Kopf durch die Wand und wollen par tou ewig “dummbleiben”. Ok-akzeptiert.

  6. uuuuaahhhhh ist das scheußlich, und so peinlich für die designagentur, wer weiß ob die am ende nicht noch mal jemanden günstigen dazugeschaltet haben (auf kundenseite) der dann am fertigen design rumgeschraubt hat bis dem verantwortlichen auf kundenseite das herz aufging, eigentlich wäre eine stimme von agenturseite jetzt mal sehr interessant … es zeigt aber auch mal wieder auf welchem stand deutschland in punkto design und markenwelt ist, schade, echt schade. und der claim geht gar nicht, das sollte evtl. so ganz bischen in richtung geiz ist geil oder ich bin doch nicht blöd gehen und ist jetzt nix halbes und nix ganzes, ehrlich, das ergebnis dieses redesigns ist niederschmetternd da kann der spot auch nix dran ändern …

  7. ihr nehmt euch aber auch alle ein wenig arg wichtig. ja der “claim” ist unelegant. was erwartet man, bei schlecker kauft niemand ein, der stil beweisen will. nach allem, was über die arbeitsbedingungen rauskam, ist es eine schande zuzugeben, dass man dort einkauft. das ist das eigentliche problem der marke, das kind ist in den brunnen gefallen. und da nützt ein redesign nur bei denen, die auf soziale aspekte eh nicht achten. und denen gefällt der claim und die bunte blume eventuell ganz gut.

  8. @ chris
    diese Dinge interessieren mich überhaupt nicht. Da geht es um das Redesign und den Werbespruch aber nicht um Arbeitsbedingungen und soziale Einstellung des Konzerns.

  9. Ist ja eigentlich alles gesagt.
    Zum Spot nur noch: Der ist ein 100%iges Plagiat. Es gab schon vor Jahren einen aus dem englischen Sprachraum, mit zwei Kerlen in der Küche. Leider finde ich den nicht auf die Schnelle.

    Wenn man diese Peinlichkeit noch mit dem Firmennamen “Schlecker” kombiniert – ich habe mich lange nicht mehr so sehr fremdgeschämt!

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen