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#saynotospec – no to free speculative creative work

2:32 Minuten, in denen die ganze Absurdität von unentgeltlich erbrachten Designleistungen im Rahmen von Pitches auf wunderbar einfache Art und Weise zum Ausdruck gebracht wird. Insbesondere Auftraggeber dürfen einmal genau hinschauen. Bravo Zulu Alpha Kilo, die für das Video verantwortlich zeichnen!

Dieser Beitrag hat 46 Kommentare

  1. Das ganze Elend, Arbeiten im Voraus zu verlangen, nur um mal zu gucken ob es passt (“ob es einem gefällt…”), kommt hauptsächlich daher, dass man etwas einzukaufen gedenkt, das es noch nicht gibt.

    Es ist einfach schwieriger, so etwas zu verkaufen. Es ist die Königsklasse des Verkaufs; dieser Verkäufer ist ein Genie, um das man sich reißen müsste. Er kann nicht hochbezahlt genug sein.

    Das nutzt natürlich “König Auftraggeber” weidlich aus, dass die meisten unter uns eben keine Verkaufsgenies dieser edlen Kunst sind, sondern herumstottern. Und er lässt dann die Puppen tanzen.

    Jetzt zum Video.
    Die darin in unserer Branche gern gezogenen Vergleiche sind ein Ärgernis. Sie stimmen nicht, auch wenn man sie noch so oft wiederholt:

    1. Bilderrahmenteile kann man sehen, ob sie im Stil passen, breit genug sind, etc. Es gibt sie, sie sind da, man kann sie anfasssen.

    2. Backwaren kann man zumindest vorher sehen, man kann ihren Duft riechen, um taugliche Wahrscheinlichkeits-Rückschlüsse auf den Geschmack zu ziehen. Da würde ich ebenfalls so einen Käufer mit so einem merkwürdigen Ansinnen aber zacka aus meinem Laden werfen.

    Schon interessanter:
    3. Der Inneneinrichter hat im Idealfall ein Ladengeschäft, wo man sich Stoffe und Objekte bereits anschauen kann, den Stil spürt, die Persönlichkeit des Inneneinrichters kennenlernen kann, den man gedenkt zusammen mit der Beratung und den Plänen “einzukaufen”.

    Inneneinrichter machen keine Spec Work Pitches. Da ist nichts eingerissen in diese Richtung.

    Einzig Werber und Designer kriegen es anscheinend seit Jahren nicht hin, ihr – ähnlich wie beim Inneneinrichter – in der Zukunft erstelltes Produkt so zu verkaufen, dass sie aus dem Hamsterrad des ständig sich beweisen Müssens herauskommen, das am Revenue nagt. Und nicht nur das: Es ist dermaßen eingerissen, also schon lange so, dass ich fürchte, dass man als Agentur kaum mehr rauskommt aus dieser Kostenlos-Nummer.

    Paradoxon:
    Es ist ausgerechnet auch noch einer Branche, die glaubt, ihren Auftraggebern erzählen zu können, wie Verkaufen geht …

    Müßige Argumentation im Video, die uns Designer erotisch jetzt nicht sonderlich weiterbringt:

    Vergleiche mit Bilderrahmengeschäften und Bäckern.

    Sie hinken schwer. So arg, dass sie schon im Rollstuhl sind. Da sind die Produkte doch schon da, sichtbar. Und standardisiert vorgefertigt. Es ist nicht sonderlich schwer, die ohne Spec Work zu verkaufen.

    Besser ist es, sich am Inneneinrichter und seiner Dienstleistung zu orientieren. Was macht der richtig. Wie verkauft man ein unsichtbares Produkt, eine Dienstleistung die a) ein individuelles Werk sind, das man nicht skalieren kann und b) das erst in der Zukunft erstellt wird.

    Da muss die Verkaufsstrategie ansetzen.

    Als nächstes braucht es, es um diese schwierige und hohe Kunst, eine Dienstleistung zu verkaufen, die noch gar nicht existiert, eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und eine Person, der man Vertrauen schenkt.

    Genau dies scheint mir trotz der herzigen Großmäuligkeit vor allem der Werbebranche gegenüber dem Auftraggeber nicht zu bestehen.

    Man muss sich bei manchen Werber-Figuren nur die Frage stellen: “Würde ich von diesen Typen einen Gebrauchtwagen kaufen?” Dann weiß man ehrlicherweise, wie man selbst handeln würde (“Sofort Spec Work von diesem seltsamen Kameraden bestellen! Aber hey!!” ;-) ).
    War jetztn Scherz.

    Ausnahmen, Persönlichkeiten, die gut in der hohen Kunst dieser besonderen Akquise und der Verkaufskunst sind, Zukunft zu verkaufen (Spiekermann etc.) bestätigen die Regel.

    1. Ich muss dir ein wenig widersprechen:

      1. Kauft man dort einen fertigen Rahmen? Wohl kaum, man lässt sich einen individuellen Rahmen produzieren. Auch dieser Bilderrahmen kann schlecht verleimt sein, das verwendete Glas ein falsches sein. Ähnlich würde ich es auch bei einem Tischler sehen …

      2. Ein Brötchen kann nicht fertig gebacken sein, oder innen noch roh …
      Der Duft schürt nur eine Erwartungshaltung die ebenso bitter enttäuscht werden kann.

      Natürlich hast du Recht, dass man häufig fertige Produkte an den gezeigten Stellen kauft, aber eben nicht immer. Somit tritt man doch mit einer gewissen Erwartungshaltung an den Verkäufer heran. Und ähnliches sehe ich auch bei Designern. Kaum ein Kunde klingelt mal eben an die Tür weil er sich heute ein Logo kauft. Ich behaupte, sofern nicht irgendwelche Beziehungen dahinter stecken, hat der Kunde die freie Wahl sich einen Designer zu suchen. Web-Präsenz und Portfolio vermitteln wie die Arbeiten des Designers bisher daherkamen, das ließe dann ebenso auf eine gewisse Erwartung schließen …

      Wie auch immer – die einzige sinnvolle Methode die eine Haltung ändern, ist das Eliminieren von Pitches. Ob das möglich ist? Ich denke ja! Wettbewerbe gibt es ja zum Beispiel auch in der Architektur, diese laufen aber meist doch sehr anders ab.

      Im Moment schadet sich die Branche aber nach wie vor selbst – sei es in der Form von unbezahlten Leistungen im Bereich der Pitches oder auch mit dem Einsatz von unterbezahlten Trainees und Praktikanten.

      Ich denke, dass man in erster Linie beim Verkaufen die Wertschätzung und das Wesen von Design besser vermitteln müsste. Letztlich steckt da mehr dahinter, als “gefallen” oder “nicht gefallen”. Erst wenn der Kunde das begreift, wird er einsehen, dass auch im Design eine angemessene Bezahlung niemals in Frage gestellt werden sollte.

      1. Wer Architekt ist weiß, dass in diesen Wettbewerben auch der Hund begraben ist. Man für nix ackert. Für Rum und Ähre.

        Und wo Auftraggeber dennoch tricksen und das Architekturbüro für lau arbeiten lässt.
        Nicht zuletzt dann das Generalunternehmerding. Es gibt keine Branche wo mehr getrickst wird, als die Baubranche. Architekten, wenn sie ihren Beruf nicht so hartnäckig lieben würden, würden lieber den ganzen Tag im Park sitzen und weinen.

        (“Wettbewerbe gibt es ja zum Beispiel auch in der Architektur, diese laufen aber meist doch sehr anders ab.”)

        1. Recht zynische Antwort.

          Nicht alle Wettbewerbe bei der Architektur laufen so ab. Es gibt genügend, die zumindest eine Aufwandsentschädigung erhalten. Zudem läuft das mit Ausschreibungen anders ab …
          Aber gut, die Projekte sind auch etwas “gewichtiger” als Designprojekte, und das im wahrsten Sinne des Wortes – wenn ein Gebäude steht, steht es. Design kann im Vergleich gewiss etwas “flüchtiger” sein bzw. flexibler gehandhabt …

          Achja, und weil du bei Ärzten die Kammer erwähnst – gibt es bei Architekten auch. Man darf sich sogar nur dann als Architekt bezeichnen, wenn man bei einer solchen Kammer ist.
          Aber ja, ich bin kein Architekt, daher kann ich nur mein Wissen aus den Erfahrungen in meiner Familie schildern …

  2. Einspruch erneut:
    Diese Rahmen kann man sich schon sehr gut vorstellen.
    In de Regel hängen in solchen Läden komplett fertig konfigurierte Bilderrahmen herum. Das man sich das schön vorstellen kann.
    Wer als Händler nicht ganz blöde ist oder wessen Kundschaft mit derart einfacher Imagination dennoch ein Problem hat, stellt sogar eine Konfigurationssoftware hin, wo der Kunde SEIN Bild mit SEINER ausgesuchten Rahmenlatte samt Gehrung und Leimung als ganze Einheit sieht.

    Das ist nicht das Problem.

    Mich nerven nur immer die Designer-Vergleiche mit den Brötchen, den Autos und dem ganzen fertigen und halbfertigen (konfigurier-…) Konsum-Plembel.

    Designer und Werbeagenturen verkaufen Ideelles. Darum gehts.

    Aber ich sehe schon ein, dass es viele in unserer Branche gibt, die genau das nicht verstehen wollen und sich permanent auf die Ebene der Brötchenbäcker begeben.
    Daher sind wir ja auch da wo wir sind: keinen Hauch weiter.

    1. Und auch hier:
      “…stellt sogar eine Konfigurationssoftware hin…”

      Wer macht die Software? Wer stellt die zur Verfügung? Wer bedient die?

      Ich will nur darauf hinweisen, dass auch andere Branchen in Vorleistung gehen, bzw. Vorbereitungen gemacht werden müssen oder es einfach das Vertrauen und die Vorstellungskraft des Kunden benötigt. Und es läuft trotzdem bei denen.

  3. Klasse Clip.
    Die gebotenen Beispiele auf Passgenauigkeit zu unserer Branche abzugleichen finde ich nicht sinnvoll. Klar verkaufen wir etwas, was noch nicht existiert und es ist individuell und maßgefertigt. Aber das tun Anzugschneider, Frisöre, Tättowierer, Bestatter, Hochzeitsfotografen, Prostituierte, Ärzte und viele andere Berufe auch.

    Die Tatsache, dass in unserer Branche noch immer zu diesen Konditionen gearbeitet wird liegt letztlich an uns, nicht an den Kunden. Wenn keiner von uns zu den Konditionen arbeitet, wäre das System erledigt …

  4. Auch Einspruch:
    Da schauen wir uns doch mal die immer wieder gern die von uns selbst mit uns verglichenen Berufsbilder an:

    Der Anzugschneider hat, wenn er nicht ganz naiv ist, fertige Schnitte vorbereitet, die er nur noch auf die Körpermaße des Kunden anpasst.
    Er hat fertige Anzüge und Hemden im Laden hängen, um die Knopflochstickerei zu zeigen und wie das gearbeitet ist. Der Rest ist Anpassarbeit an die Plauze ;-) des Kunden.

    Der Frisör hat ebenfalls fertige Schnitte und fertige Schnittechniken im Repertoir, die er anpasst, dem Kunden für seine Gesichtsform empfiehlt.

    Der Tättowierer hat die Tattoos an der Wand hängen. Meist selbst genügend an seinem Leib als lebender Musterkatalog. Da kann der Kunde studieren, wie ein Tattoo bei ihm wird, akkurat oder schlampig.

    Der Bestatter, das Beispiel verstehe ich nicht ganz. Der hat fertige Särge, Urnen in seinem Ausstellungsraum, er wird keine neuen als Extraanfertigung töpfern; seine Reden bestehen aus bewährten salbungsvollen oder freidenkerisch modernen fertigen Textmodulen, die er an die Lebenssituation der Familie und des Beerdigten nach einem Angehörigen-Interview lediglich anpasst.

    Der Hochzeitsfotograf hat seinen individuellen Stil und seinen Arbeiten im Laden hängen, als Portfolio dabei. Man kann schwer danach gehen, dass es bei einem selbst dann auch so aussieht: Entweder modern und frei im Maisfeld, oder traditionell vor an die Wand gebeamtem Schloss Sanssouci … Wo soll man da als Kunde auf das in so einem Fall wirklich schräge Brett kommen, unentgeltlich vorher auf Probe fotografieren zu lassen.

    Prostitutierte zeigen sehr viel von ihrem Körper.

    Ärzte, falsche Kategorie, passt hier nicht rein, kein richtig freier Markt. Die haben in der Regel eine Kammer für die Gebührenordnung und Krankenkassen, die ihnen die Patienten bringen.

    (“Anzugschneider, Frisöre, Tättowierer, Bestatter, Hochzeitsfotografen, Prostituierte, Ärzte und viele andere Berufe auch.”)

    1. Auch Designer zeigen sehr viel von ihrer Arbeit. Beim Designer kann man sich vorher im Portfolio anschauen, was er bisher so gemacht hat und wie das ausssieht. Ob sein Stil mir zusagt. Ob er schlampig gearbeitet hat oder akkurat. Ob er bereits für meine Branche tätig war oder nicht.

      Auch der Designer hat, wenn er nicht ganz naiv ist, bestimmte Gestaltungstechniken erlernt und Hilfsmittel vorliegen (Farbkataloge, Schriftkataloge, Typographie-Lehrbücher, Formen), die er nur für den Kunden individuell zusammenstellt, anpasst und ihm empfiehlt.

      Und Ärzte ist durchaus eine passende Kategorie. Gerade dort weiß man erst nach der Behandlung, ob er seine Arbeit gut gemacht hat. Und gerade dort hängt sie auch von meiner Mitarbeit als “Auftraggeber” ab. Und sehr wohl herrscht dort ein freier Markt. Ich wurde noch nie von der Krankenkasse zu einem Arzt geschickt (Stichwort “freie Arztwahl”).

  5. Abgesehen davon, dass einige Vergleiche etwas hinken, zeigt das Video dennoch recht anschaulich wie absurd die Auftrags- / Arbeitssituation (nicht nur) in der Werbebranche ist.

    i like it ;)

  6. Ach Designtagebuch – Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Und das hier gezeigte schon gar nicht.

    Im Übrigen ist es auch von den miserablen Vergleichen abgesehen müßig, sich darüber zu echauffieren – offenbar sind ja genug Designer bereit, an derartigen Pitches teilzunehmen.

    Wäre die Dienstleistung aus Auftraggebersicht so …

    a.) transparent (“Ich habe ein gutes Gefühl dafür, ob das Werk mir gefallen wird”)
    und b.) selten zu bekommen (“Ich finde kaum Dienstleister für diese Design-Dienstleistung”)

    …würde er wohl gar nicht erst auf die Idee kommen, solche Pitches zu starten.
    Warum auch! Es kostet auch den Auftraggeber mindestens Zeit und Nerven, und zumindest Ersteres bedeutet in der Regel auch Geld.

    Love it, Leavte it or Change it. Heult nicht rum. Am liebsten den hippen kreativ-chaotischen Job haben wollen, aber gleichzeitig mit der Auftragssicherheit und Planbarkeit einer Brötchenbackstube? Tja, da hätte man auch früher drauf kommen können, das da eventuell ein Widerspruch drinsteckt.

    Greets.

    1. Hachja.
      Das ist genauso super wie der Kassiererin beim Kik zu sagen, sie hätte ja etwas anständiges lernen können und soll nicht rumjammern wegen der 3,50 Stundenlohn.

      Für dich zur Info von einem, der schon lange dabei ist:
      Vor einigen Jahren war der Wettbewerb noch – relativ – fair: das beste Gesamtkonzept gewann und daraus wurde ein einigermaßen lukratives Projekt, die Mitarbeiter wurden fair bezahlt. Dieses krasse Preisdumping von Quereinsteigern, die irgendwelche Fertig-Templates zusammenkloppen gab es in dieser Form nicht und es war nicht vorhersehbar, dass das so kommen würde.

      Ich weiß nicht, woher dein Vorurteil kommt, zu glauben, Designer, Informationsarchitekten, Texter, Projektmanager, Entwickler, Key-Accounter würden das wegen eines „ hippen kreativ-chaotischen“ Jobs machen ist ein Witz, und zeigt, wie wenig Ahnung du von der Materie hast. Die Allermeisten in der Branche, die ich kenne (und ich kenne einige) sind deutlich weniger chaotisch als die meisten anderen „Normalen“, dafür sehr fokussiert, konzentriert und zielstrebig.

      Dass der Film überspitzt und teilweise hinkt ist klar. Lies mal „Können Sie Altweiß?“, das zeigt die ganze Absurdität m.E. noch besser.

      1. Dieses krasse Preisdumping von Quereinsteigern, die irgendwelche Fertig-Templates zusammenkloppen gab es in dieser Form nicht (…)

        Wahrscheinlich sind viele mit Fertig-Templates (und einer kleinen Modifikation) gut bedient. Es sind eben nicht immer die ganz großen Kanonen nötig und dadurch können auch Kleinst-Unternehmen entstehen (durch geringeren Kapitaleinsatz) – so schlecht ist das vielleicht nicht.

        Hervorragendes Design gibt es nicht von der Stange aber nun ist es nicht mehr unbedingt nötig durchschnittliches sehr teuer zu bezahlen …

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