Sandisk, ein Hersteller von Flash-Speicherkarten, vollzieht ein Rebranding. Ab 2025 tritt Sandisk wieder als eigenständiges Unternehmen im Markt auf. Das Logo, zuletzt vor 14 Jahre überarbeitet, wurde im Zuge der Trennung von Western Digital (WD) von Grund auf neu gestaltet.
Der US-Festplattenhersteller Western Digital (WD), zu dem Sandisk seit 2016 gehört, verfolgt schon seit längerem die Aufteilung der Geschäftsbereiche in HDD- und Flash-Speicher. Im Oktober 2023 hatte das Unternehmen ankündigt, dass die Bereiche HDD und Flash/SSD vollständig getrennt und in zwei unabhängige, börsennotierte Unternehmen überführt werden sollen. Anfang des kommenden Jahres soll die strategische Neuausrichtung abgeschlossen sein.
Begründet wurde die Trennung mit einem marktspezifischen, strategischen Fokus. Das Unternehmen verspricht sich von dem Schritt, die jeweiligen Marktführerschaftspositionen ausbauen und mit den unterschiedlichen Kapitalstrukturen effizienter operieren zu können. Unter sandisk.com gibt das zukünftig eigenständige Unternehmen Sandisk bereits einen Ausblick auf die neue visuelle Identität.
Auszug der Pressemeldung
Sandisk Corporation today previewed its new corporate branding and creative direction, signaling a bold debut of the company’s comeback launch as a standalone Flash and memory technology innovator, planned for early 2025. Defined by a ‘Mindset of Motion’, Sandisk’s new creative direction represents a future forward philosophy where by creating paths and possibilities for people to go without limits, the company unites the current moment and their aspirations. This mindset brings people closer to their ambitions and creates a circle of collaboration for progress and future growth.
Sandisk, 1988 gegründet, hat im Laufe seiner Firmengeschichte bereits mehrfach das Logo geändert, zuletzt im Jahr 2007. Das nun vollzogene Redesign gehört zu den umfassendsten. Wie bisher besteht auch das neue Logo aus einer roten Wortmarke, doch Stilistik und Ausdruck sind gänzlich verschieden. Die bisher in einer Serifenschrift in Gemischtschreibweise gehaltene Wortmarke mutet eher klassisch an. Im Vergleich dazu wirkt die neue Wortmarke mit ihren kantigen, teils unvollständigen Lettern futuristisch. Im A fehlt der Querstrich, das D hat keinen Stamm und bei den beiden S fehlt der untere Bogen.
Das neue Sandisk-Logo sei darauf ausgelegt, Innovation zu verkörpern, so das Unternehmen: „Klare Linien und das minimalistische Design spiegeln die Geschwindigkeit und Effizienz der Flash-Technologie wider“. Die offene Buchstabenform solle Partnerschaftlichkeit und die Zukunft der Technologie vermittelt. Beim S ist anstelle des unteren Bogens ein kleines Quadrat platziert, vom Unternehmen als Pixel bezeichnet.
Der neue Markenauftritt resultiert aus einer Zusammenarbeit zwischen dem In-House-Team bei Sandisk und der Agentur ELA Advertising (Los Angeles).
Kommentar
Eine Wortmarke, die sehr deutlich Technologie-Affinität erkennen lässt. Doch eine „klare Linienführung“ oder ein „minimalistisches Design“ zeichnet die Wortmarke meines Erachtens nicht aus. Wie auch die ersten veröffentlichten Visuals alles andere als minimalistisch gehalten sind. Auf mich wirkt das Logodesign eindimensional, vor allem konzeptionell unausgereift.
Denn anders als das neue Logo vermittelt die in Serifenschrift angelegte bisherige Wortmarke zweierlei: einerseits lässt die unkonventionelle „nD“-Ligatur den Willen zu innovativen Lösungen erkennen – das Logo vermittelt auf diese Weise eine gewisse Technologie-Zugewandtheit. Andererseits, was mindestens ebenso bedeutend ist, vermittelt die bisherige Typographie Verlässlichkeit. Die klassische Note der 2007 eingeführten Wortmarke artikuliert Qualitätsanspruch, sowie, bezogen auf die Produkte, die verlässliche, sichere Verwahrung von Daten. Unvollständige, bruchstückhafte, fragmentierte Schriftzeichen, wie sie im neuen Logo dargestellt sind, sind in dieser Hinsicht eine denkbar unpassende, ungünstige, um nicht zu sagen schlechte visuelle Entsprechung und Bildmetapher.
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Gefällt mir gut, bis auf die rechte untere Ecke des „N“. Die sollte nicht abgerundet sein. Dann würde das offene „D“ auch besser wirken. Wobei ich da vielleicht auch die Hälfte der linken Seite mit dem D-Strich versehen hätte. Ich sehe natürlich, dass das offene „D“ aus dem alten Logo übernommen wurde, aber das Logo wäre wahrscheinlich kompakter, wenn es zumindest teilweise nicht offen wäre.
https://youtu.be/MSMhRRgQjAg?si=F3ujoWh5rABgpeX2
Der Kollege bringt es ziemlich treffend auf den Punkt.
Die Anpassungen, die Linus vornimmt, sind rein grafischer Natur. An der angesprochenen konzeptionellen Schwäche (Fragmentierung) ändern auch kosmetische Eingriffe nichts.
Der entscheidende Punkt ist nicht, dass die neue Wortmarke optisch unharmonisch/unausgewogen wäre, sondern dass die gewählte Gestaltung eine unpassende visuelle Entsprechung / Bildmetapher ist, um das Thema Sicherheit / sichere Verwahrung von Daten zu kommunizieren. So wie ein Haus, bei dem Dach und mehrere Stützbalken/Träger fehlen, eine schlechte Metahpher ist, um Schutz und Sicherheit zu kommunizieren.
Da widerspreche ich Dir!
Aus meiner Sicht “muss” das Logo deine genannte Bildmetapher nicht unbedingt erfüllen!
Klar hätte man auch ein Schlossbügel in das “D” einbauen können. Oder eine Art Tresor in einer Punze verstecken können.
Ein Logo muss das Werbeversprechen einer Marke nicht zwingend visualisieren.
Es reicht doch, wenn das Logo gewisse Attribute visualisiert und am Ende eben einfach nur “techy” aussieht.
Dank Dir Markus.
Technologie-Zugewandtheit kommunizieren zu wollen, ist in diesem Kontext (in gewisser Hinsicht) nachvollziehbar. Das ist nicht der Punkt. Das neue Logo sieht nicht „einfach nur techy aus“ – oberflächlich schon –, es vermittelt in seinem technophilen Look Unvollständigkeit.
Es gibt Wege und Möglichkeiten Technologie-Affinität zu kommunizieren, ohne dass die Typo bruchstückhaft und unvollständig anmutetet, wie beispielsweise Xbox, Sega, Intel, Vaio, HP und viele andere Tech-Marken veranschaulichen.
Davon abgesehen: Technologie ist produktbezogen. Sicherheit hingegen ist menschbezogen. Ein zentrales Merkmal guter, zeitgemäßer Markenkommunikation ist, dass nicht das Produkt und dessen Vorzüge und Features im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr der Mensch und seine Bedürfnisse. So machen es führende Tech-Unternehmen wie Apple und Samsung, und im Grunde der gesamte Markt (Telekommunikation, Versicherung, Reisen, etc.).
Einfach nur techy aussehen, ist schon sehr wenig/dünn.
Fragmentiert und bruchstückhaft sind übrigens auch die ersten Visualisierungen, die Sandisk im Kontext von Social Media verwendet. Brutalism Design in Reinkultur. Und ein krasser Wechsel zum bisherigen Kampagnendesign („Store Your World in Ours“).
Sandisk Brand Design Visual, Quelle: Sandisk, Facebook
Das bisherige Kampagnendesign („Store Your World in Ours“)
Sandisk „Store your World“ Billboard
Dass die alte Wortmarke eher Verlässlichkeit und Qualität vermittelt sehe ich ein. Dass der Betrachter (ohne den typografischen Blick) aber in der nD-Ligatur Innovation erkennt, halte ich für weit hergeholt. Genauso die Vermutung, dass die neue Schrift die Assoziation von (Daten-)Fragmentierung und Unsicherheit erwecken würde. Ich vermute eher, dass der neue Schriftzug hauptsächlich als futuristisch empfunden wird, während die Serifenschrift im bisherigen Logo eher veraltet wirken könnte(?). Das neue Logo würde sich nahtlos in nächsten Cyberpunk-Videospiel als beleuchtete Werbung einfügen lassen.
Ich habe nicht behauptet, Chris, dass jeder Betrachter in der nD-Ligatur Innovation erkennt / erkennen würde. Ich habe geschrieben, dass die unkonventionelle „nD“-Ligatur den Willen zu innovativen Lösungen erkennen lässt, in meiner Wahrnehmung und Deutung. Ebenso wenig habe ich die Vermutung geäußert, das neue Logo würde per se Assoziationen hinsichtlich (Daten-)Fragmentierung und Unsicherheit erwecken.
Ich habe also nicht spekuliert, wie das neue Logo von anderen Betrachtern gelesen und verstanden wird, vielmehr habe ich aus meiner Perspektive ausgeführt, welche Botschaften mit dem Logo konnotiert sind.
Ich vermute, wie Du auch, dass das neue Logo mehrheitlich vor allem und in erster Linie als futuristisch empfunden wird, auf einer oberflächlichen, unkritischen Ebene. Es lohnt, wie ich finde, jedes Zeichen kritisch zu hinterfragen.
Die Cyberpunk-Analogie ist tatsächlich sehr treffend. Sie bekräftigt meine Interpretation. Denn charakteristisch für eine Cyberpunk-Welt ist unter anderem, dass sie ein Gefühl einer heruntergekommenen, zerrütteten Zivilisation vermittelt und das Bild einer „verloren gegangenen Sicherheit des Individuums“ zeichnet, um eine Beschreibung aus dem Wikipedia-Beitrag zu übernehmen.
Okay, dann habe ich in Deinem Kommentar “vermittelt” falsch interpretiert in dem Sinne, dass ich glaubte, deine Assoziationen und Eindrücke von dem Logo wären so gemeint, dass diese auch bei der Kundschaft ankommen würden. Wie gesagt, kommt das neue Logo bei mir hauptsächlich als futuristisch und “schnell” an. Meine Assoziation geht in Richtung Formel 1 oder eben futuristische Videospiele. In dem von Bodo verlinkten Video wird als Beispiel Wipeout genannt, das fand ich ziemlich treffend. Mein Beispiel Cyberpunk war auch nur oberflächlich unkritisch auf die futuristische Ästhetik gemünzt, nicht auf die Dystopie. Weil ich deine Assoziation der fehlenden Sicherheit und Verlässlichkeit durch die bruchstückhafte Schrift persönlich nicht so stark empfinde. Ich kann es schwer beschreiben, das alte Logo wirkt klassischer, “verlässlicher” aber da dieser Aspekt im neuen Logo fehlt, wirkt es auf mich dadurch nicht negativ “unverlässlich”. Die Frage ist, ob es ein schlechtes Logo ist, wenn es ausschließlich “ZUKUNFT” ruft.
Danke an euch beide!
Die Punkte von Achim:
– „nD“-Ligatur
– Assoziation Fragmentierung
sind treffend.
Der (Plus)Punkt von Chris:
– futuristische Anmutung
hat in Achims Beitrag einfach noch gefehlt.
Meine Meinung:
Das alte SanDisk Logo ist altmodisch. Das neue futuristisch. So wie es sein soll. Aber das Neue ist trotzdem noch nicht wirklich gut. Es fehlt Ihm nämlich ein besonderer Kniff (wie die „nD“-Ligatur) oder eine sinnvolle Herleitung (Assoziation Fragmentierung).
Nein, hat nicht gefehlt. Siehe Beitragstext: „Im Vergleich dazu wirkt die neue Wortmarke mit ihren kantigen, teils unvollständigen Lettern futuristisch.“ Zudem schrieb ich im Kommentar: “Eine Wortmarke, die sehr deutlich Technologie-Affinität erkennen lässt.”
Abgesehen davon. Weshalb sollte das Logo einer Marke, unter der Datenträger vertrieben und angeboten werden, Produkte also, die dafür Sorge tragen sollen, dass digitale Daten verlässlich gesichert und geschützt sind, futuristisch wirken? Sicherung und Erhalt sind ureigen konservative Funktionen und Merkmale. Weshalb also ist eine futuristische Anmutung in diesem Fall Deiner Ansicht nach ein Plus?
Falls ich mich in der Bewertung eures kleinen Disputs geirrt habe, tut mir das leid. Natürlich steht es jedem frei, das wieder geradezurücken.
Der Austausch zwischen Chris und mir ist weniger einer Disput/Streitgespräch, denn in der Sache sind wir ja grundsätzlich einer Meinung, vielmehr habe ich in einer Erwiderung präzisiert, wie die im Beitrag formulierte Bewertung gemeint und zu verstehen ist.
Aber noch einmal die Frage an Dich, lieber Flee: Weshalb ist eine futuristische Anmutung in diesem Fall Deiner Ansicht nach ein Plus?
Ich war zunächst so gar nicht deiner Meinung, Achim. Dank dieser Diskussion jedoch, kann ich deine Argumentation ein gutes Stück nachvollziehen und verstehe nun deine Assoziationen.
Ich muss gestehen, auf den ersten Blick war ist mir das neue Logo gefälliger – vermutlich weil eben moderner und nicht so altbacken wie die Serife Schrift des alten. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dassfür die Mehrheit der Nutzer der erste Eindruck triggert – und dieser vermittelt unstrittig Moderne, Tech und auch irgendwie Geschwindigkeit. Das sind Eigenschaften die ich bei SD-Karten und co. beführworte.
Sicherlich hast du damit recht – Sicherung und Erhalt sind ureigen konservative Funktionen und Merkmale. Und soweit habe ich tatsächlich anfangs nicht gedacht – vielen womöglich auch nicht. Aber: Diese Assoziationen würde vielmehr auf Western Digital zutreffen! Das ist der Hersteller der HDDs: Festplatten – ein Relikt aus der Vergangenheit um es übertrieben zu Formulieren. Diese sind die konservativen Produkte (und Marken), um Daten langfristig zu speichern und zu erhalten.
Flashspeicher sind modern, schnell um Daten relativ flüchtig zu speichern oder zu transferieren.
Im Zuge dessen kann ich also ein modernes ReBranding (mit entsprechenden Atributen) durchaus nachvollziehen und beführworten.
Vielen Dank Kai. Schön, dass Du Dir die Zeit für einen Kommentar genommen hast und auf meine Frage eingegangen bist. Eine gute Argumentation, die nachvollziehbar macht, was die Verantwortlichen zu diesem Rebranding bewogen haben mag.
Als altbacken oder altmodisch (siehe Kommentar Flee) empfinde ich das bisherige Sandisk-Logo in keiner Weise. Das Logo des Mitbewerbers Kingston wirkt auf mich altmodisch. Die alte Sandisk-Wortmarke empfinde ich hingegen als zeitlos schön. Aber gut. So ist der Lauf der Dinge.
Übrigens: Mitbewerber Verbatim hatte sich bereits im Sommer 2024, ebenso wie Sandisk, von einer in Serifenschrift gesetzten Wortmarke getrennt. Im Vergleich zum lückenhaften neuen Sandisk-Logo ist das neue Markendesign bei Verbatim meiner Meinung nach überzeugender, konzeptionell ausgereifter, auch visuell ansprechender.
Erinnert mich irgendwie an eine Leiterplatte. Der Weißraum zwischen A und S stört mich.
Abgesehen vom konzeptionellen Unterbau erscheint es mir formal erschreckend unausgegoren: Der Weißraum zwischen S und A, das viel zu schmale N, das D ohne Serife, einige Buchstaben sind abstrahiert andere wieder nicht, u.s.w.
Spricht nicht gerade für eine verlässliche Qualitätsmarke mit durchdachten Produkten wie ich finde.
Sandisk ist nicht das erste Unternehmen, dessen unausgereiftes Logo hier präsentiert wird. Und immer wieder frage ich mich: Wie kann das passieren? Sandisk ist ja keine kleine Klitsche, die sich keine gute Agentur leisten kann. Für die Agenturen, die solche Arbeit abliefern, geht ja auch ne Menge Reputation flöten. Klar, liegt jeder Fall anders und „die einzig wahre Wahrheit“ zu der Geschichte wird es nicht geben …
Gerade bei Speichermedien gibt es für Hersteller nur extrem wenig Stellschrauben um sich von Mitbewerbern abzuheben. Insbesondere wenn man die hochpreisigen Produkte anschaut bleibt neben der versprochenen Geschwindigkeit eigentlich nur das Vertrauen in die Marke verbunden mit der Hoffnung dass der Hersteller die Speicherbausteine gut selektiert hat.
Die Kernkompetenz von Sandisk sollte die sichere Speicherung von Daten sein.
Dieses Logo sieht eher nach Datenverlust oder Korrumpierung von Daten aus.
Noch schlimmer als das neue Logo ist aber die Pressemitteilung. Eine Wortwüste aus Marketing BS ohne jeglichen Informationsgehalt.
“Never change a running system”. Das alte Logo hatte doch schon fast Kultstatus, die SanDisk Produkte waren auf einen Blick erkennbar im Regal.