Was sich im letzten Jahr angedeutet hatte, bewahrheitet sich nun. Der rote, gekrönte Greif, von je her zentraler Bestandteil des Markenzeichens von SAAB, wird im neuen Markenauftritt keine Rolle mehr spielen. Die Gründe hierfür sind jedoch wirtschaftlicher bzw. markenrechtlicher Natur, weniger gestalterischer.
Zum Hintergrund: Nach Ausgliederung der Pkw-Sparte aus dem Saab AB Konzern im Jahr 1949 wechselte die schwedische Automobilmarke zuletzt mehrmals den Besitzer. Im Jahr 2000 übernahm General Motors das Unternehmen bis es schließlich im Zuge der Wirtschaftskrise im August 2011 einen Großteil an die niederländische Firma Spyker Cars verkaufte. Nachdem auch Spyker Cars den Weg in die Insolvenz nicht aufhalten konnte, wurde SAAB von einem neu gegründeten Konsortium namens Enter Electric Vehicle Sweden (NEVS) gekauft. NEVS wiederum ist eine Kooperation zwischen der chinesischen National Modern Energy Holding und dem japanischen Unternehmen Sun Investment.
Der Kauf durch NEVS verdeutlicht, wohin die Reise bei SAAB gehen wird. SAAB wird als Elektroautomobilmarke positioniert. Das erste zur Entwicklung anstehende Modell, wird auf dem aktuellen Saab 9-3 basieren, der für elektrischen Antrieb mit Hilfe entsprechender Technologie aus Japan modifiziert werden soll, so ist es in der Pressemeldung vom 13.06.2012 zu lesen. Als Produktionsstart wird Ende 2013/ Anfang 2014 genannt. Darauf aufbauend sollen weitere Fahrzeuge entwickelt werden.
Das bisherige kreisförmige Markenzeichen wurde im Zusammenhang mit der Übernahme durch GM im Jahr 2000 eingeführt. Das neue SAAB-Markenzeichen ist eine reine Wortmarke. Vertraglich zugesichert wurde NEVS durch die Rechteinhaber Saab AB und Scania die Verwendung des Markennamens sowie des bisherigen Schriftzugs, nicht jedoch die Verwendung der Bildmarke, des gekrönten Greifs. Gleichwohl bleibt der Greif als Erkennungszeichen für die Saab Group erhalten. Damit stellen die schwedischen Rechteinhaber sicher, dass nur dort, wo der Greif drauf ist, auch Technologie von Saab AB drin steckt.
Verantwortlich für den neuen Markenauftritt, sowohl von NEVS wie auch der neu positionierten Automobilmarke SAAB zeichnet Stockholm Design Lab.
Äußerst schade, dass ein bekannter Name so durch verschiedene Unternehmen gereicht wird. Das wäre als wenn Milka-Schokolade zwischenzeitlich von JA nach Lind und Sarotti gereicht wurde..
Ansich hab ich an der Machart nichts auszusetzen, aber grundsätzlich austauschbar, keine Persönlichkeit und für eine Automarke überhaupt nicht passend.
Uiuiui, da sieht man mal, was die unternehmerische Situation für Einflüsse auf die Erscheinung haben kann. Die hier präsentierten Gründe sind schlüssig, und ich begrüße auch den Entschluss, die Bildelemente nur dort zu verwenden, wo Saab-Technologie verwendet wird. Nichts desto trotz ist die neue Wortmarke sehr beliebig. Modern, sachlich, nüchtern – aber eben auch austauschbar und sehr emotionslos. Schade.
Nicht immer ist Minimalismus die beste Lösung. Für mich reiht sich SAAB nur in die große Menge ein (wie auch vor einigen Monaten ebay). Ein paar Buchstaben ohne viel Mühe nebeneinander gestellt. Für was braucht man dafür ein Design Lab?
Oh mein Gott, wie langweilig ist das denn? Ich verstehe zwar, dass Firmen ihre Logos vereinfachen wollen, aber einfach nur ein Schriftzug ist viel zu auswechselbar. Wenn der Greif wenigstens in einer vereinfachten “Comiczeichnung” an den Schriftzug angeleht wäre, könnte ich mich eventuell damit anfreunden, so aber nicht.
Zudem wirkt mir der Schriftzug zu dick, bombastisch und unflexibel.
Am Schriftzug selbst hat sich ja nicht sehr viel geändert. Die Ausgliederung aus dem Gesamtkonstrukt schadet aber definitiv der Wiedererkennbarkeit; rein gestalterisch betrachtet, ist die Wortmarke aus meiner Sicht in Ordnung.
Komische Kritik. Der Vogel ist schick, aber ein Teil der Scania-LKW-Mitgift (auf deren LKWs auch weiterhin gerne als Deko zu sehen) gewesen, hat also mit dem SAAB Markenkern wenig zu tun. Das Logo ist, wie unschwer in der Historie zu erkennen, jetzt wieder da wo es 1976 schonmal war. Das Schicksal von SAAB, einer Marke, die mir mal sehr am Herzen lag, hängt eh nicht am Logo, sondern am Produkt. Man wird sehen…
Kein Chromglanz!
Bedeutet diese Schlichtheit, dass potentielle Käufer eines Elektromotor-getriebenen Autos es gerne etwas einfacher haben möchten? Nicht so “blingbling”?
Oder könnte der bewusste Wechsel von der Tradition hin zur Moderne auch etwas mit Elektromotoren zu tun haben?
Und 1974 zeigt ja, dass sie sich hier ja nicht komplett neu erfinden (hielt ja 12 Jahre), auch wenn sich die potentielle Zielgruppe bestimmt nicht an dieses Logo erinnern wird…
Fazit: könnte funktionieren – zeigt zumindest einen wandel…
Inhaltlich bzw. Markentechnisch ist das alles gut nachvollziehbar und auch wenn es den Schriftzug schon mal gab, austauschbar wirkt er trotzdem. Toll find ich aber auch das es kein Chrome oder sonstiges 3D Gefumel gibt!
@Markus Wagner (1): Auch Milka wurde schon durchgereicht. Die gehörten zu Suchard die an Kraft verkauft wurden und Kraft wurde auch schon mehrmals umfirmiert. Ganz abgesehen davon das sich da auch immer wieder neue Gesellschafter investieren/sich einkaufen. So was kriegt aber keiner so richtig mit weil die natürlich einen Teufel tun werden die Marke Milka zu stark zu verändern.
Erstaunlich, Ich hätte schwören können, dass das Saab-Logo auch schon vorher so benutzt werden durfte. Naja, ich finde es eigentlich ganz gut, nur ist mir der Kontrast, zumindest auf weissem Hintergrund, zu gering.
@Peter: Wurde es ja auch an den Autohäusern auf dem dem Dach als weiße Buchstaben und auf dem Kühlergriff. Und es sieht ja eigentlich auch aus wie 1974.
Wäre jetzt mal interessant zu erfahren, welcher Umfang der Auftrag an das stockholmdesignlab hat.
Die Kurzmeldung dort erweckt ja eher den Eindruck, als wenn die Arbeit noch zu machen ist.
@In die Runde:
Ich lese hier nur hin und wieder mit. Wie sieht es hier eigentlich im Blog mit rechtlichen Problemen bezüglich der Bebilderung aus. Ich bin immer baff erstaunt, dass hier so viele Bilder erscheinen, die ja nicht immer der Pressemappe mit direkter Freigabe entnommen sind.
Um die sich dafür die Freigaben zur Nutzung zu beschaffen, kann man doch Stunden an zusätzlicher Arbeit einplanen. Würde mich mal über ein MakingOff und die Krux in Deutschland ohne FairUse ein Blog eh Tagebuch zu betreiben.
Ein starker Name braucht keine Bebilderung 2013 ff. (Freilich auch schon vorher nicht.) Reine und reingezeichnete Wortmarken: Irgendwohin muss man sich ja entwickeln … Diese Mode gefällt mir.
Gab es schon jemals so viele Designer wie heute? Baut Häuser, spielt Tennis, denkt euch Namen aus!
Naja, neu ist das nicht unbedingt. Wenn ich mich etwa an den letzten IAA-Auftritt von Saab erinnere, wo der 9-5 auf Insignia-Basis vorgestellt wurde, ist der Greif im Messeauftritt schon gar nicht mehr verwendet worden, genauso wie auf der Website schon seit längerer Zeit lediglich die Wortmarke zu sehen war – wohl auch deshalb, weil die Wortmarke harmonischer ins skandinavisch-nüchterne weiß-hellgraue Designschema passte.
Als Saab-Fahrer – 1987er 900 und 2001er 9-5 – kenne ich beides; auf den Fahrzeugen wird zB an Kühlergrill und Heck die Wortmarke und das Greifemblem auf Motorhaube, Kofferraum, Radnaben und Lenkrad verwendet. Letzteres ist mit dem letzten 9-5 bereits weggefallen.
In den Saab-Prospekten, die ich hier noch herumliegen habe, findet man das Emblem, die Wortmarke und außerdem noch eine merkwürdige Doppelmoppel-Kombination aus Emblem und Saab-Schriftzug in Gill Sans.
Der Verzicht auf den Greifen könnte man also auch als Vereinfachung bzw. Ausputz des Markenauftritts begreifen, der wohl schon zu Spyker-Zeiten angedacht worden war, siehe 9-5 II. Insofern geht die Reise ins Sachen Markenauftritt wohl da weiter, wo sie bei Spyker begonnen wurde. Allerdings stellt sich da schon die Frage, worin nun die Arbeitsleistung des Stockholm Design Lab liegt; aber vermutlich wird sich diese eher später im Drumherum des Auftritts in Print und Web zeigen als am Logo.
Subjektiv wird mir der Greif nicht fehlen – bin gespannt, wie die Wortmarke auf den neuen Fahrzeugen (sofern sie irgendwann einmal kommen mögen…) integriert werden wird.
[…] wird es kontrovers diskutiert, und auch die Presse nahm die Neuigkeit aus Schweden auf. Das Designtagebuch machte es besonders gut und veröffentlichte alle Saab-Logos seit […]
Das, was @Volker anbringt, würde mich auch interessieren bezüglich Bildrechte.
Volker und Anna, was die Verwendung von Bildern (Logos, Fotos, Grafiken, etc.) innerhalb von Artikeln betrifft, so lässt sich sagen, dass ich für die Recherche von Bildmaterial sehr viel Zeit aufwende. Ich stimme den Einsatz der Bilder im Rahmen der dt-Artikel zwar nicht in allen, aber doch in vielen Fällen mit den jeweiligen Pressestellen bzw. Verantwortlichen ab. Je exklusiver das Bildmaterial, umso größer die Abstimmung. Auch in diesem Fall hatte ich Kontakt mit dem Unternehmenssprecher von NEVS.
Der Greif war eine Mitgift des Scania-Konzerns und hatte nie wirklich etwas mit Saab und seiner History zu tun. Daher also absolut ok das der Vogel nun verschindet.
Euer Scania-Mike