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Ryman Eco. Die schönste nachhaltige Schrift der Welt?

Kurzer Rückblick: Im März dieses Jahres geisterte die von Mashable losgetretene Story überflüssigerweise auch hierzulande durch die Presse. Ein 14-jähriger Schüler habe errechnet, dass die US-Regierung jährlich Kosten in Höhe von 467 Millionen US-Dollar einsparen könnte, wenn diese bei ihren Druckerzeugnissen statt der Times New Roman die Garamond einsetzen würde. Unter anderem hat John Brownlee auf Fastcodesign.com das Ganze als Blödsinn entlarvt.

Offensichtlich ließ Monotype das Thema nicht los. So ließ man den Schriftgestalter Dan Rhatigan einen Font namens Ryman Eco entwickeln, den sie, der Werbewirksamkeit wegen, als „world’s most beautiful sustainable font“ bezeichnen. Mit dem Font ließen sich, so wird in einem zweiten Video erklärt, im Vergleich zu „herkömmlichen“ Fonts ein Drittel an Druckkosten einsparen. Auf rymaneco.co.uk kann Ryman Eco kostenlos heruntergeladen werden.

Bei aller Bewunderung, die ich der ausgefeilten typographischen Arbeit entgegen bringe: man sollte die Aktion als das begreifen, was sie in erster Linie ist: Gut gemachte PR und Marketing. Mit Nachhaltigkeit wesentlich mehr zu tun hat da schon eher die Frage, ob man wirklich jede Rohskizze, jeden Entwurf, jedes Briefing und jedes Textdokument ausdrucken muss. Das lässt sich leicht auch ohne Video beantworten. Nein, muss man nicht.

Dieser Beitrag hat 19 Kommentare

  1. Das gab es doch schonmal vor ein paar Jahren mit dieser Punktschrift, Ecofont hieß sie glaube ich. Bis dann eine Gegenrechnung auftauchte, die das ganze als unnütz hinstellte und die Geschichte wieder verschwand. Und jetzt nochmal?

  2. Richtig, Ecofont – diese Öko-Schriftaktion gab es schon einmal.
    Natürlich kann man Tinte sparen je nachdem welche Schrift man benutzt, aber dafür muss man entweder einfach kleiner werden oder eine dünnere Schrift nehmen oder in 70% schwarz drucken… oder einfach gründlicher darüber nachdenken was man zu Papier bringen mag!
    Aber naja was will man auch von den Kalkulationen eines 14jährigen halten?!!

    1. Auch wenn ich dir in großen Teilen recht gebe, den letzten Satz finde ich ein bisschen schade. Allein, dass ein 14-Jähriger sich mit dem Thema befasst hat und die Idee hatte ist meiner Meinung nach schon mehr, als andere (auch ältere) zu Stande bringen.

  3. Gibt es denn eine Kalkulation aus der hervorgeht, dass es ökologischer wäre nicht auszudrucken und einen Text statt dessen am Rechner zu lesen?
    Könnte nicht auch ganz schnell der Punkt erreicht sein, ab dem es ressourcenschonender wäre doch zu drucken?

    Man denke an:
    Stromverbrauch (Kohle-, Holz-, Gasverbrauch)
    Verschleiß von Monitor und Rechner (Beanspruchung von Technik mit Bauteilen in denen Materialien verwendet sind, die unter aufwändigen Bedingungen gefördert und weiterverabeitet werden).

    ?

    1. Interessanter Ansatz, hat nur den Haken das in der Regel der Rechner nicht ausgeschaltet wird während man sich den frisch ausgedruckten Text auf Papier durchliest. Daher addiert sich in den meisten Fällen wohl der Stromverbrauch und Verschleiß noch zusätzlich zu Tinte und Papier dazu.

  4. Ich kann dem Font ästhetisch durchaus etwas abgewinnen. Blöd nur, dass die Schrift ausgerechnet im Titel des Videos (bei 00:17) so starkes Moirée bildet, dass sie sich für die Bildschirmdarstellung – zumindest ist dieser Größe – selbst disqualifiziert. Auch wenn es hier um Einsparungen beim Drucken geht, ist das doch betrüblich.

  5. Eine Software (Druckertreiber, Seitenbeschreibungssprache) die nur den Rand von (nicht zu großer) Schrift kräftig druckt und auf der Fläche Tinte / Toner spart, wäre optimal, da kein sichtbarer Unterschied.

    Beidseitiger (Duplex) Druck spart zusätzlich Platz im Ordner. Bei großer Schrift und mit guten Augen spart man noch mehr Papier, Platz und Gewicht mit 2 Seiten auf 1 Seite, also 4 auf einem beidseitig bedruckten Blatt.

  6. Verbraucht ein Drucker nicht auch mehr Strom, wenn er mehr Feinheiten drucken muss..?

    Unabhängig davon, dass es natürlich keine ernsthafte “Welt-Verbesser”-Sache ist und wenig mit effizienter Nachhaltigkeit zu tun hat, finde ich es an der Sache trotzdem nicht verkehrt, dass auch auf diese Weise das Thema Verschwendung ins Gedächtnis gebracht wird – “Sieh her: Drucken verbraucht halt Tinte!” Wenn man mal beobachtet, in welch großzügigen Mengen heutzutage an manchen Stellen gedruckt wird, würde diese Gewissheit bei vielen Menschen auf Neuland stoßen.

  7. Interessant jenseits des Officebereichs ist doch sicherlich die Verwendung im Buchdruck großen Stils. Man denke an 500000 H. Potter Bände etc.

  8. Wirtschaftlichkeit und Ökologie hin oder her, die Frage ist ja auch: Wie sieht’s mit der Lesbarkeit aus, mit dem Grauwert etc. Die Schrift kann in kleinen Graden z.B. nicht funktionieren und ein “richtiges Schwarz” bekommt man damit auch nicht hin. Wenn das Lesen dadurch erschwert wird, ist der ökonomische Vorteil dahin.

    Schriftexperten tüfteln in monate- bis jahrelanger Handarbeit an Strichstärken, Punzen, Kerning etc. herum und nun soll es ausreichen, dass das Auge die Lücken schließt?

    Ich sehe die Schrift als schöne Alternative für die Gestaltung, nicht aber als “nachhaltigen Font”. Nachhaltig wäre es, auf die tägliche Entwicklung tausender weiterer Schriften zu verzichten, die ohnehin nie oder kaum genutzt werden. Das spart Lebenszeit – und Papier.

    1. Du wirst jetzt nicht allen Ernstes die Kreativität der Menschen aus ökonomischen Gründen heraus beschneiden wollen?

      1. ihr meint beide “Ökologie” oder?

        Ökologisch wäre es wohl auch, die Datenbanken nicht mehr Kommentaren wie Euren oder meinen vollzustopfen und damit Strom zu sparen.

      2. Ich will gar nix (und niemanden) beschneiden. Und ich meine sowohl “Ökonomie” als natürlich auch “Ökologie”. Im Artikel geht es ganz deutlich um Kostenreduzierung und Nachhaltigkeit.

        Da man mir die Schrift als nachhaltig verkaufen möchte, äußere ich Zweifel. Der vermeintlich wirtschaftliche (ökonomische) Vorteil durch den geringeren Tintenverbrauch UND der damit einhergehende (ökologische) “Nachhaltigkeitsvorteil” sind in dem Moment vom Tisch gefegt, in dem Leser länger für die Lektüre benötigen oder der Text aufgrund mangelnder Lesbarkeit z.B. größer gesetzt werden muss.

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