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Rock am Ring – auch ein Festival der Stile

Rock am Ring Logo, Quelle: Wikipedia

In einer Woche steigt auf dem Nürburgring in der Eifel “Rock am Ring”. Zum 25-jährigen Bestehen gönnte sich die Festival-Leitung ein neues Outfit. Bei der Gestaltung des neuen Schriftzugs fiel die Wahl auf einen Freefont, der sowohl Einflüsse des Jugendstils aufweist, sich aber auch stark an das Erscheinungsbild von Runen anlehnt. Die Buchstaben M und N in der Wortmarke des Festival-Logos wurden nachträglich modifiziert. Im Ergebnis steht ein ungemein sperriges und kantiges Wortungetüm, ein typographischer Kraftprotz.

Bemerkenswert: Stilrichtungen wie der Jugendstil und Arts & Crafts, die sich beide durch geschwungene, elegante, florale Formen und in der Typographie durch teilweise besonders schmale Buchstaben auszeichnen, geben dem Rockfestival das typographische Gesicht. Dazu muss man allerdings sagen, dass besonders die Pflug ähnlichen Ecken im C und im G so ganz und gar nicht elegant und auch wenig nach Jugendstil ausschauen. Daran erkennt man, dass der Freefont eben eine Retroversion ist. Nick Curtis gestaltete die Schrift namens: „Fortune Cookie NF“ im Jahr 2006 und fügte gewissermaßen eine Portion „Härte“ hinzu, was sicherlich sehr im Sinne des Veranstalters sein dürfte.

Rock am Ring 2010 Plakat
Rock am Ring 2010 Plakat

Das Artwork zum Festival ist wahrlich ein Mix der Stile. Eine Faust in Holzschnitt-Manier reckt eine Gitarre in die Höhe und wird dabei von schwarz-roten Blitzpfeilen zu beiden Seiten unterstützt. Im Hintergrund sorgen mit einem Verlauf versehene Strahlen für eine Portion Feierlichkeit. Ohne es böse meinen zu wollen, jedes Klischees wird erfüllt. Die Blitze in Kombination mit den Farben wecken Assoziationen in Richtung des Erscheinungsbildes der Nationalsozialisten. Auch die runenhafte Form der Lettern verstärkt diesen Eindruck. Die Rockband KISS verwendet in ihrem Schriftzug übrigens die gleiche Sig-Rune, wie die SS im dritten Reich. Auch AC/DC schmückt sich mit einer Art Blitz-Sig-Runen-Mischung. Bands wie Motörhead „spielen“ ganz bewusst mit dem „Reiz“ der NS-Gestaltung. Das muss man nicht an die große Glocke hängen, aber unter den Tisch kehren sollte man diese Zitate auch nicht.

Rock am Ring Logo – vorher und nachher
Rock am Ring Logo – vorher und nachher

Es schadet nicht zu wissen, welchen Ursprung die verwendeten Formen haben. Blitze, Beile und Reichsdevotuionalien sind schwer angesagt in der Hardrock-Szene. Ohne das „böse-Buben-Image“ geht es dort nun einmal nicht, zuweilen auch auf Kosten einer politisch korrekten Gestaltung. Jan Delay, Gossip oder auch die Sportfreunde Stiller sind mir da deutlich lieber. Die lassen es auf der Bühne auch ordentlich krachen, ohne dass sie dabei in die „braune Kiste“ greifen.

Den Webauftritt steuert Makalu Interactive bei.

Dieser Beitrag hat 75 Kommentare

  1. Ich denke das passt im Großen und ganzen zu dieser Veranstaltung. Allerdings fühle ich mich auch an irgendwas erinnert. Naja, egal. Dieses alte Thema werde ich jetzt nicht zum 100.000.mal aufwärmen. Nicht ich. Soll das mal schön jemand anderes machen. Ich hab nix gesagt.

  2. Interessant, dass immer alles gleich mit dem CI der Nazis assoziert wird. Darf man jetzt keine Blitze mehr verwenden? Wir, gerade als Deutsche, sollten langsam mal mit der Vergangenheit abschließen.

  3. Total daneben! Ein Redesign war nötig, aber dass es stilistisch das Design des Metal-Genres zitiert, geht in die falsche Richtung. Da Rock am Ring sämtliche Musik-Genres bedienen will, schreckt man ggf. potenzielle Nicht-Metal-Besucher ab.

  4. Nachtrag/Korrektur zum 3. Kommentar:
    Es kann natürlich sein, dass man plant, in den nächsten Jahren ein reines Metal/Heavy/Hard-Rock Festival aus Rock am Ring zu machen. – In diesem Fall liegt man mit dem neuen Design total richtig!

  5. Also ich muss gestehen, dass mir die Verbindung zur “braunen Kiste” etwas zu weit geht. Es mag sein, dass sich der Stil ähnelt, aber auf den ersten Blick erkennt wohl nur das äußerst geschulte Auge eben diese Parallelen.

    Mir scheint die Bewertung etwas gewagt zu sein.

  6. Die Nationalsozialisten haben “diese” Gestaltung bestimmt auch nicht erfunden … aber sie haben Sie “populär” gemacht.

  7. Dass die Blitze mit den Nationalsozialisten assoziiert werden, finde ich auch sehr eigenartig. Der Zusammenhang ist auch definitiv falsch, denn bereits in den Zwanzigern blitzte und funkte der Fortschritt, wo er nur konnte. Man denke nur an das Telefunken-Logo oder das von RCA, um nur zwei Vertreter einer ganzen Gattung zu nennen.

  8. Wenn statt der zwei diagonalen Blitze zwei horizontale Adlerschwingen zu sehen wären, würde ich mir die Beurteilung oben eingehen lassen. So ist das aber mE völliger Blödsinn und an den Haaren (!) herbeigezogen.
    Hoffentlich liest das Zeus nicht und schmeißt ein paar Blitze zur Erde…

  9. Ich finde das ganze nicht zu sehr an NS erinnernd, erstens weil das inflationär angewandte “Böse-Buben-NS-lookalike-für-Metalbands” die Assoziation mit dem 3ten Reich zumindest bei mir schon beinahe wieder ersetzt hat. Zweitens weil der Großteil der Stilelemente und Farbgebung (bis auf Runen) nicht von den Nazis erfunden wurden sondern damals Trend waren (google: wahlplakate weimarer republik). (@Tilo: den Stil hätte warscheinlich jeder der damals an die Macht gekommen wäre populär gemacht)
    Die erhobene Faust wirkt außerdem durch die Assoziation mit Revolution/Kommunismus als krasser Ausgleich geradezu wie ein Hinweis darauf das ganze nicht auf die Goldwaage zu legen ;)

    Klar, die Anmutung ist da, aber ich finde das inzwischen vertretbar (warscheinlich eine Generationenfrage).

  10. Heutzutage guck ja überall der böse Nazi um die Ecke. Das erinnert einen immer an die Paranoia der Stalinära, als auch hinter allem und jedem der “Trotzkist” vermutet wurde oder in der DDR wurde der Klassenfeind ja schon an westlichen Plastiktüten festgemacht. Dabei ist das neue Logo vom feinsten und erinnert an die Signets der 20er Jahre. Wirklich cool.

  11. Mit großer Affinität zur Metallmusik stört mich weniger die Gestaltung die an die Kunst totalitärer Regime erinnert, (die, seien wir mal ehrlich, gerade in Richtung Plakatgestaltung immer noch erschreckend gut funktioniert), als viel mehr die schwache Umsetzung.

    Die Typo funktioniert m.M.n. nicht wirklich da “Rock” deutlich breiter erschient als “Ring” da geht mir zuviel Symmetrie verloren die für diese Optik, speziell mit dem sehr hübschen Comicartigen “am” in der Mitte notwendig ist. Hier hätte man sicher ein wenig an den Buchstaben feilen können um z.B. o und c schmäler zu bekommen.

    Das Posterartwork ist mir viel zu lieblos. Diese Hand, bzw. die Gitarre ist nicht konsequent umgesetzt und viel zu sehr an den Rand gedrückt, die Blitze rechts und links wirken auf mich eher störend. Insgesamt scheint mir der Gesamtaufbau eher unglücklich – alle Elemente streiten sich um den platz auf dem Poster, die Typo drängt sich zwar irgednwei zwischen Logo(s) und Grafik, ist aber trotzdem gesperrt gesetzt (was ich pers. überhaupt nicht leiden kann), die GitarrenHand ist viel zu klein, braucht aber trotzdem fast ein Viertel des Gesamtformats.

    Sehr schön und passend für “Rockmusik” finde ich das Farbthema, Emotional, ein wenig düster, ein wenig aggressiv – wunderbar! Und natürlich verdient es sowieso Lob das man sich endlich von den 90er-gelben Blockbuchstaben verabschiedet hat…

  12. Ich hab die Tage einen Trailer auf Mtv dazu gesehen und entsprechend auch das neue Logo und ja auch ich musste direkt an das dritte Reich denken :/

    Doch wie bereits geschrieben im Kontext zur Musik passt es auch soweit, wären da nicht die vielen Bands, die nicht wirklich viel mit Hardrock/Metall zu tun haben.

  13. Interessant, dass immer alles gleich mit dem CI der Nazis assoziert wird.

    Gehts denn auch etwas weniger pauschal? Von “immer” und “alles” kann doch keine Rede sein.

    gerade als Deutsche, sollten langsam mal mit der Vergangenheit abschließen.

    Nichts wäre verkehrter als das!

    Es mag sein, dass sich der Stil ähnelt

    Genau das zeigt der Artikel auf.

    dass mir die Verbindung zur “braunen Kiste“ etwas zu weit geht.

    Na dann sind wir ja einer Meinung ;-)

    Dass die Blitze mit den Nationalsozialisten assoziiert werden, finde ich auch sehr eigenartig.

    Die Form des Blitzes kann als eine Art Metapher für die Sig-Rune angesehen werden. Das zeigen Beispiele wie diese. So wird bei der Andeutung einer NS-Symbolik das Verbot der Darstellung der Doppel-Sig-Rune umgangen. Auch die Wolfsangel nimmt grundsätzlich die Form eines Blitzes auf.

    So ist das aber mE völliger Blödsinn und an den Haaren (!) herbeigezogen.

    Ich möchte doch sehr dafür werben, nicht alles über einen Kamm zu scheren. Es braucht doch nicht ein Hakenkreuz oder den Reichsadler, um einen visuellen Bezug zum Erscheinungsbild der Nazis zu stiften. Nicht jeder ist in der Lage diese teils subtilen Anleihen zu erkennen. Umso wichtiger ist es, dass auf den Ursprung der Formen hingedeutet wird. Wer Slayer-Produkte kauft, ist blind, wenn er keinen Bezug zur Gestaltung der Nationalsozialisten erkennt.

    Wichtig ist zudem, dass in diesem Artikel natürlich keine Aussage in Bezug auf eine politische Haltung seitens der Veranstalter getroffen wird. Das sollte man von der Betrachtung der visuellen Botschaft trennen können. Hier wird lediglich besprochen, welche grundsätzliche Aussage die Gestaltung trifft. Oder ob sie die von mir angesprochene Botschaft eben nicht transportiert. Schön wären in diesem Rahmen dann aber auch Gegenthesen.

  14. Wenn statt den Blitzen Sterne verwendet würde wäre es eher Kommunistisch angehaucht. Genrell hat das Design etwas marzialisches, von daher passt die Assoziation zu politischer Propaganda aus den 30ern und 40ern – aber eben auch zu Metal, weil das nun mal marzialisch sein muss :-)

    Greetz
    Till

  15. Mir gefällt das neue Logo nicht wirklich. Die Schrift ist mir irgendwie zu dünn, um richtig rockig daher zu kommen. Was die Ausgewogenheit der “25 Jahre” angeht, scheint man sich auch nicht einig zu sein. Im Website-Header ist es anders (schlechter) gelöst als auf dem Plakat.
    Ebenso, wie Jürgen bereits ansprach, läuft Rock breiter als Ring, wobei zwischen C und K, sowie zwischen K und dem “am” unschöne Lücken entstehen, die man hätte schließen können.

    Die Faust auf dem Plakat mit den Strahlen drumherum hat mich direkt an das St.-Anger-Cover von Metallica erinnert. Zufall?

    @SiSeo
    Hier Bedenken bzgl. der Ähnlichkeit zu Nazi-Elememten zu äußern, halte ich durchaus für legitim. Auch wenn es nervt, das gehört nun mal zu unserer Vergangenheit und wird auch in Zukunft noch oft thematisiert werden. Außerdem geht es hier nicht nur um Blitze, es geht eher um die Gesamtwirkung aller Elemente, die die Assoziation wecken.

  16. Jetzt möchte ich doch noch etwas loswerden:
    Wenn man sich ein wenig mit der Kunst und Typografie des nationalsozialistischem Realismus beschäftigt, hat das Logo nichts im geringsten mit “braunem Design” zu tun! Wie von Achim Schaffrina beschrieben, wird hier der Stil des Jugendstils und der Arts & Crafts Bewegung zitiert, die es lange vor den Nazis gab. Auch die Verwendung der anderen Gestaltungsmittel, wie der Blitz wurde schon früher verwendet, um Kraft und Schnelligkeit zu visualisieren. Man erinnere sich einfach noch mal an Fritz Lang’s “Metropolis” und auch spätere SF-Filme, wie Batman etc.

  17. Den kritischen Unterton des Artikels kann ich zwar nachvollziehen – das Spiel mit den Klischees ist aber auf der anderen Seite wichtig um sich mit dieser Sache auseinander zu setzen.

    Es ist an der Zeit wieder den Mut haben zu können mit Elementen zu spielen, die zwar an diese Zeit erinnern, jedoch nicht in dieser Zeit entstanden sind. Es ist so nervig das wie eine Erbschuld mit sich herum tragen zu müssen, man muss das auch mal ruhen lassen können und sich wieder spielerischer annähern dürfen, solange man die Geschichte mahnend im Hinterkopf behält.

    Die neuen Logos finde ich ehrlich gesagt sehr langweilig. Ich mochte den alten, sommerlichen Look – der hat das Feeling der Festivals besser transportiert. Ebenfalls hat es durch die schlechte Lesbarkeit, den langweiligen Satz und der zu klischeehaften Aufteilung und keinerlei Innovation kaum Wiedererkennungswert.

    Coole Idee, schlecht umgesetzt.

  18. mein erster Blick auf das Vorher-Nachher-Bild hat bei mir “Drittes Reich” und somit Reaktanz hervorgerufen. Erst auf den 2. Blick hab ich geschnallt dass es um ROCK-AM-RING geht. Ich denke die Farbgebung ist ausschlaggebend für meine Assoziation. Wäre Grün wieder mit im Spiel oder Rot weggelassen hätte dies bei manchen (wenigen?) Betrachtern wie mir verhindert werden können.

    Ich meine dass es Wurscht ist, ob wir unsere alte geschichte zu den Akten legen wollen oder sollen. Ich bin auch dafür, wir leben jetzt und nicht gestern – aber gespeicherte Bilder lassen sich nunmal nicht entfernen. Nur weil es den Absender eines CDs nicht mehr gibt, heisst es nicht, dass sich auch keiner mehr an den damaligen Look erinnert.

  19. @Matteo: das mit den gespeicherten Bildern sehe ich auch so.
    Auch mir ging es beim allerersten Blick und vor dem Lesen so, dass ich sofort an das Gestaltungsbild der Nationalsozialisten dachte. Eine solche Assoziation finde ich ziemlich unangenehm aber keinesfalls abwegig oder fürs “äußert geschulte Auge” (@Benni).

    finde das Redesign unpassend zur Thematik des Festivals

  20. ich bin überrascht das noch gar nicht der name shepard fairey gefallen ist, ich finde dass das artwork sehr stark davon beeinflußt ist, typo, blitze, holzschnittoptik, strahlen usw… klar ist das eine typische “propaganda-optik”, aber gerade obey hat das aus den alten kisten hervorgeholt und zu “seinem” stil überarbeitet und wieder populärt gemacht… ich vermute dahinter eher einen “obey-rip-off” (etwas hart formuliert) nach dem motto: “komm wir machen mal was trendiges im obey-style”

  21. Also erstmal erinnert mich die Gestaltung in ihrem Stil auch eher an Metropolis-Retro als Nazi-Retro und auch wenn es in damaliger Verwendung durchaus Überschneidungen gab, denke ich nicht zuerst ans dritte Reich. Es gibt so viel Artwork von Nicht-Core oder Metal Bands, die diesen Stil schon nutzten und eindeutig nicht “in die braune Kiste” griffen (QOTSA, ZZ Top, Faith No More uvm).

    Tatsächlich finde ich die verwendete Type einfach nicht so wirklich schön, aber gut.

  22. Ich sag mal: Die Gestaltung ist kein Wunder, wenn man mal zumindest EINEN Blick auf die geladenen Bands wirft.

    Links oben springt einem doch gleich das “KISS” in die Augen. Und nebendran Rammstein. Passt also klischeemäßig hervorragend zusammen. Nur mal zur Erinnerung:

    Kiss-Logo / Wikipedia Doofland

    Ich würde hier aber sowieso nicht freiwillig hingehen. Und wer mir ne Karte schenken würde: Ich würde sie für gutes Geld auf E-Bay verscherbeln, um mir davon z.B. Karten fürs PSOA oder Boarstream Open Air zu besorgen. Der Idioten- und Prollanteil liegt dort definitiv DEUTLICH niedriger ;)

    cu, w0lf.

  23. Mir hat das alte Logo besser gefallen. Das neue wirkt auf mich ein klein wenig “billig”. Irgenwie so 0815…

    Das alte sieht für mich mehr nach einem Erlebnis aus. Viel positiver und frischer als die neue Variante.

  24. Ich bin da ganz bei Hank. Auch meine erste Assoziation war eindeutig Shepard Fairy und auch ich bin überrascht, dass das scheinbar kaum jemand anders so sieht…

  25. Muss mich an die beiden Vorredner anschließen: Eindeutig Shepard Fairy! Und dieses Rip-Off finde ich dann doch “peinlicher”, als die Parallelen zur Propaganda der 30er Jahre.

    Dass natürlich auch diese Parallelen, an die man ohne genaue Kenntnis von Fairy natürlich in erster Linie denken muss, etwas unpassend sind, wenn eins der Festivals – Rock im Park – auch noch auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände stattfindet, muss man schon auch zugeben.

  26. Ich finde das neue Logo genial! Es lehnt an die 20er und 30er, ist aber heutzutage eine willkommene Ausnahmeerscheinung. Kein Glossy, keine Verläufe, kein 3D, keine Modeschrift – das muss man erstmal wagen!
    Und mich stört es auch ziemlich, dass alles, was schwarz, weiß und rot ist gleich mit den Nazis gleichgesetzt wird… Das hat mit Nazis doch nicht viel zu tun, da finde ich die Telefunken- und Metropolis-Assoziationen schon näher dran.

  27. Ich muss ganz ehrlich sagen: Die konkreten Assoziationen bleiben bei mir aus, ohne es jetzt genauer zu analysieren. Ich bin wohl nicht so vergangenheitsfixiert? Und eigentlich mag ich Rockmusik gar nicht so sehr, Abstumpfung kanns also wohl auch nicht sein.

  28. Ich bin schockiert was hier (und anderswo) für eine gefährliche Tendenz zur Relativierung Einzug erhält. Unabhängig vom Rock-am-Ring-Design (das eine NS-Assoziation meiner Meinung nach provoziert) darf niemals die in der Geschichte einmalige, systematische Vernichtung von Millionen Jüdinnen und Juden relativiert werden, sowie die Morde an Sinti, Roma, Lesben, Schwulen und Menschen mit Behinderung. Dies IST eine Erbschuld, die wir als Nachkommen der Täterinnen und Täter tragen und ob wir wollen oder nicht, sind wir dazu verpflichtet alles, was damit im Zusammenhang steht zu bekämpfen und zu hinterfragen, damit so etwas nie wieder geschieht. Und dies ist unabhängig von den Generationen, die dazwischen liegen. Als Jüdin oder Jude, deren Familien im Holocaust ausgelöscht wurden, oder die in ihren Familien Überlebende des Holocaust haben, deren Trauma sich durch die Generationen tradiert, würde ich anhand vieler Kommentare hier erschauern!

  29. @Moritz: Man darf nie vergessen, was passiert ist, und es ist auch sehr wichtig, dass viel und oft darüber geredet wird. Ich will bestimmt nicht die Verbrechen der Nazizeit relativieren, im Gegenteil, sie müssen uns immer vor Augen sein. Aber ich finde, dass Deutschland ein Problem hat, weil es sich zu sehr auf Kleinigkeiten konzentriert. Spontan fällt mir da der Eva-Herman-Rauswurf bei Kerner ein, bei dem sie die Nutzung des Wortes “gleichgeschaltet” damit begründet hat, dass man heute auch noch Autobahnen nutzt, die zur Nazizeit gebaut wurden. Dadurch, dass in Deutschland Unmengen an Begriffen, Symbolen und Farben wegen der Nazikonnotation nicht erlaubt sind, erhöht man in meinen Augen die Nazizeit. Man gesteht ihnen Schriften, Stile und sogar ganze Farben zu, die aber im Prinzip (wie schon richtig gesagt) einfach Entwicklungen der damaligen Zeit waren. Die Verbrechen geraten dadurch stärker in den Hintergrund, als es in meinen Augen sein sollte.
    Warum sagt man nicht einfach: rot-weiß-schwarz sind die Farben der Flagge des Deutschen Reichs seit 1871, Blitze sind uralte Symbole, man darf Worte wie “gleichgeschaltet” auch mal verwenden, um etwas zu kritisieren. Im Gegenzug wäre die Nazizeit dann wieder auf das reduziert, was historisch nie vergessen werden darf: Wie konnte eine derart grausame Diktatur entstehen? Was kann man tun, damit so etwas nie wieder vorkommt? Wie kann man Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit vorbeugen?
    Diese Stildebatten führen nämlich oft genau an diesen Fragen vorbei.

  30. Also bei dem Logo denke ich auch eher an Metropolis oder irgendne Radiofirma aus den 30ern als an Nazigestaltung… Für diese ist das irgendwie nicht “deutsch” genug, auch wenns leicht an Runen angelehnt ist. Irgendwie wirkt sie gleichzeitig aber auch wieder sehr amerikanisch.

  31. ach herrje. man hätte so schöne sachen aus rock am ring machen können. mir kommen grad tausend ideen (den stil betreffend). man hätte beispielsweise mit einer sonderfarbe und schwarz/weiß arbeiten können, zumal es farblich ohnehin so reduziert ist. ein leuchtendes pantone 805, einfache formen zur grafischen gestaltung.

    aber dieses ergebnis ist überladen, unentschieden (stilistisch) und im prinzip nichts neues. das erinnert an so viele plakate mit ähnlichem stil, dass es als CD untergeht und keine wirkung entfalten kann. wirklich schade. dennoch besser als der bisherige auftritt, wenn man es als kleineres übel ansieht.

    verzeiht mir, wenn ich ignorant wirken sollte und nicht auf andere kommentare eingehe, aber ich habe irgendwann aufgehört, sie zu lesen. das ging zunehmend am thema vorbei.

  32. 1. Ich finde, dass “Rock am Ring” beim besten Willen keine Heavy Metal- und noch nicht einmal ein Hardrock-Restival ist. Es ist von allem etwas und würde mir als Heavy Metal-Fan im Verhältnis viel zu viel “Schrott” bieten.

    2. Desweiteren ist es doch lächerlich, aus einer Farbkombination und einigen wenigen gestalterischen Merkmalen einen “Griff in die braune Kiste” abzuleiten. Blitze und Beile? Als Gestaltungsmerkmale der Nationalsozialisten? Vielleicht, die werden aber auch unzähligen anderen Zusammenhängen verwendet.

    Mir kommt der Eindruck, dass sich hier mal wieder jemand in einer großen Pfütze Political Correctness suhlen musste.

    Dann lass es mal bei Jan Delay und den Sportfreunden Stiller krachen, ich geh weiterhin auf andere Konzerte, trage Nietenarmbänder (Hatten die Nazis die auch schon? Bestimmt.) und schwere schwarze Stiefel. Die Stempel der “Alles-In-Schubladen-Stecker” wisch ich nachher gerne ab, ich fühl mich nicht genötigt, meine so gar nicht rechte Gesinnung klarzustellen.

  33. […] was ich sogar ganz attraktiv fände, wenn die handwerkliche Umsetzung für das Plakat nicht unter aller Kanone wäre. Es sieht so krampfhaft bemüht aus, dass ich den Eindruck gewinne, dass der Gestalter dafür 2 Stunden Zeit bekommen hat. Dieser Stil lebt von den feinen Details, was sofort unschön auffällt, wenn das ignoriert wird.

    Den Satz der Bands mag ich überhaupt nicht. Das Querformat war ebenfalls ne schlechte Wahl, was die Komposition zusätzlich auseinandergerissen erscheinen läßt. Was unangenehm auffällt ist die dilettantische Platzierung der Sponsoren die sich, anders als MTV, nicht ins Konzept einfügen und wie Fremdkörper aussehen.

    Hätte ein nettes Zitat werden können. Sieht leider wie gewollt und nicht gekonnt aus. Schade.

  34. Um mal zum eigentlichen Thema des Redesigns zurückzukommen … finde ich, dass Rock am Ring damit einen Rückschritt gemacht hat. Ich fand das alte Logo DEUTLICH mehr stilprägend und einzigartig. Es hatte mehr Kraft und erinnert gleichzeitig auch an die alten Fernsehwerbungen und weckt etwas nostalgisches. Ich finde so ein Logo hätte man NIE verändern dürfen.
    Ausserdem fehlt im neuen Logo das MTV. Warum eigentlich? Das Festival wird doch noch weiterhin von MTV veranstaltet oder irre ich mich da?

  35. jaja alles geklaut. Und zwar beim Fusion Festival.
    Und die Habens von Shepard Fairy, und das der alles und überall klaut is ja auch nich neu. Der hats also von den alten propagandaplakaten… und wo haben die geklaut?

    Das im Design NICHTS neues mehr erfunden wird sollte auch in der engsten Stirn langsam angekommen sein.

    btw das Design is sowas von beliebig, ausgelutscht und langeweilig… typisch deutsch unmutig… da hat wieder mal irgendn selbsternannter Designexperte einfach mal in irgend ne Stilkiste gegriffen undn bisl rumgewürfelt… et voila. Sieht alles sehr Konzeptlos aus…

  36. was als reiner ausschnitt vom logo für mich der erste blickkontakt war und noch im bereich meiner “toleranz” lag, so hat mich der anblick nach klick auf den link zur website einfach nur überrascht. schockiert, nicht mehr wirklich. und hinweise auf gestalter die stilistisch den rahmen aufgreifen würden, na ja, dort aber doch mit mehr feingefühl für “angemessene” appearance. form- und farbwahl der website vermitteln ziemlich eindeutig eine hoffentlich vermeintliche nähe zu den ewig gestrigen. generell kann/darf man gestalten mit allem was geht und ging, aber man muss letztlich vor sich selbst verantworten, was dabei rauskommt (wenn man kann und überhaupt sieht, was man da macht…)

  37. Rot, Schwarz und Weiß. Die Kombination wirkt einfach martialisch. Nicht mehr, nicht weniger. Jede “radikale Szene” nutzt diese Farbkombination. Die rechte, genauso wie die linke.

    Man denke an die Farb-Themen der AntiFa oder sonstwo.
    Man sieht aber, dass die Assoziation mit der rechten (von mir aus auch einfach nur “radikalen”) Szene einfach schnell da ist – also kann man darüber streiten, ob es schlau ist, einem “Mainstream-Festival” einen solchen Look zu verpassen.

    Mir persönlich gefällt das neue Logo gar nicht. Aber das ist ja Geschmackssache. :-)

  38. Na wenn du meinst dass die Sportfreunde es “krachen” lassen dann ist klar wieso du mit den “härteren” Logos nichts anfangen kannst. Tipp: Meide Feindflug, Nachtmahr usw

    Es ist schlimm dass alles was auch nur an Runen erinnert gleich ins 3. Reich abgeschoben wird.

  39. Soweit wir wissen – das kann man zumindest in einem Statement von MLK nachlesen (https://is.gd/csWjB) – ist Shepard Fairey wohl der kreative Kopf hinter dem Logo und Artwork, somit wurden die “Anleihen” hier schon erkannt aber eben nicht ganz korrekt interpretiert.

  40. Gekonnte Umsetzung eines angesagten Retro-Stils. Trotz aller Martialität sticht es erfrischend aus allen anderen bekannten Logo-Erscheinungen heraus. Das Rock-Festival hat endllich auch ein Rock-Logo bekommen.

  41. @40, Chris: Das Festival wurde noch nie von MTV veranstaltet, sondern schon immer von Marek Lieberberg. MTV ist lediglich der Hauptsponsor.

  42. Übrigens sehr amüsant, wie sich hier beschwert wird, man hätte von Shepard Fairey geklaut. Das neue Design IST von Shepard Fairey :-D

  43. Wenn ich Kommentare wie die von Raphael lese, muss ich c. leider Gottes zustimmen. Nicht besonders erbaulich, was an „Diskussionsbeitrag“ da teilweise so hinzukommt. Man sieht an dieser teils rumpeligen Diskussion, dass ein echter Dialog über die Gestaltung nur sehr schwer möglich ist, wenn das Thema Nationalsozialisten in welcher Ausprägung auch immer mit ins Spiel kommt, und dass es diese Verbindung gibt, kann doch ernsthaft von Gestaltern nicht bezweifelt werden.
    Die Mischung aus eleganter Jugendstil-Typo und der spröden Runenform bietet wahrlich Anlass, sich darüber auszutauschen. Stattdessen halten Einige eine visuelle Verbindung von Runen, dem Dritten Reich und der hier vorgestellten Gestaltung für absurd. DAS ist eigentlich das Absurde an dieser Diskussion. Fehlende Substanz dem Artikel zu unterstellen und gleichzeitig nicht mal im Ansatz etwas Konstruktives z.B. eine Gegendarstellung beizusteuern ist wirklich schwach (#8 und #46). Das kommt nicht über WH1 hinaus ;-) Um so dankbarer bin ich denjenigen, die Lust haben, sich einzubringen. Dank Dir Christian für den Link zum Artikel! So schließt sich der Kreis.

  44. Das DFB Logo besteht aus Runen bzw. dem keltischen Valknut. Im oben stehenden Rock am Ring-Logo sehe ich jedoch keinen Griff in die braune Kiste. (Beim DFB Logo übrigens auch nicht.) Es wirkt allerdings sehr archaisch und das trifft gut die Thematik. Archaische Logos sind nie politisch korrekt. Aber das liegt nicht an den Logos, sondern an der politic correctness. :-)

  45. Da stimme ich dir zu Tom!

    Das scheint bei einigen ja schon fast eine Phobie auszulösen wenn sie derartig mächtige gestaltungen sehen. Die Typo ist super gelungen, Modern/Retro und einizigartig. Bis auf das “AM” mit den Blitzen finde ich etwas fummelig gelöst.

  46. @Achim

    Die Runen gab es doch vor den Nationalsozialisten. Was ist daran so schlimm? Die Siegesrune wurde missbraucht von den Nazis und die Hippies haben die Lebensrune umgedreht und als Peace Zeichen verwendet :)
    Und im Rock am Ring Logo sieht man nur sehr wenig Runenartiges da es keine einzige Rune gibt die eine Rundung aufweist. Also ist das wenn überhaupt, eine schöne Weiterentwicklung unserer braunbefleckten Kultur.

  47. Also ein Großteil schwarz mit geringen Teilen weiß und rot ist eigentlich schon ganz schön SS.
    Nichtsdestotrotz sollte man dabei doch die Zielgruppe berücksichtigen. Ich glaube nicht daß vielen Besuchern des ROCK AM RING die Farbkombination einen nationalsozialistischen
    Hintergrund nahelegt. Zumal da ja immer wieder kräftig gegen rechts gerockt wird.
    Ich persönlich möchte auch keinen Schlußstrich unter unser “Erbe” ziehen, aber es kann doch nicht sein daß die ganzen geilen Farbkombis und haufenweise anderen Stilelemente für immer den Nazis gehören sollen.
    Warum soll man nicht mit künstlerischem Geschick und “Fingerspitzengefühl” so einiges zurückholen, nach Hause holen ?

  48. Die Runen gab es doch vor den Nationalsozialisten. Was ist daran so schlimm?

    Weil einige Runen ebenso wie das Hakenkreuz, das als Swastika ja eigentlich ein Glück verheißendes Symbol ist, von den Nationalsozialisten besetzt und stigmatisiert wurden. Die Geschichte und die Bedeutungsebene lässt sich nicht ohne weiteres von einer Form loslösen. Ebenso wie man ein Stopschild nicht grün färben kann, lassen sich die Farben und Formen, die an das Erscheinungsbild der Nazis erinnern, nicht vollkommen unvoreingenommen einsetzen. Wer sich als Gestalter in diesem Segment tummelt, muss immer damit rechnen, dass die Kreation nicht als „spielerische Weiterentwicklung“ verstanden wird, die politisch inhaltslos konzipiert ist – denn als solche würde ich das RAR-Design aufgrund der Mischung der Stile tatsächlich einstufen –, sondern als ein Zitat, das ganz gezielt eine antisemitische Haltung transportiert, Beispiel: Afrikaner Weerstandsbewegung. Natürlich haben die Nazis Runen und etwa die Farbe Rot nicht erfunden. Die Annektierung der Farbe Rot, die bislang von den Kommunisten genutzt wurde, war allerdings der erste Sieg über den Klassenfeind wahrlich ein Schachzug.

    @ jaoTe – RoyalSlimLine Genau dieses Fingerspitzengefühl ist wichtig, das zeigt dieses Beispiel. Rot ist nicht gleich Rot und Jugendstil ist nicht zwangsläufig als Jugendstil erkennbar. Die wenigsten Besucher des Festivals lesen und interpretieren die Gestaltung, wie wir es hier tun. Die Diskussionen im Musikumfeld zeigen, dass es entweder in Richtung: „Ich finds hässlich. Fand das alte Logo besser“ geht oder in Richtung: „Ich mags. Sieht irgendwie metal-mäßig aus“. Ich finde es aber wichtig, sich mit dem Ursprung zu beschäftigen, vor allem vor dem Hintergrund, wenn eine Veranstaltung beworben wird, die auf einem ehemaligen Reichsparteitagsgelände stattfindet (RIP). Danke debruehe für den Hinweis!

  49. Der Vorteil des alten Logos war, dass man es oft sieht und sofort erkennt, zum Beispiel auf T-shirts und Kappen.

    Das neue Logo hingegen wirkt mit seinen vermischten Stilrichtungen zwar nicht unausgereift, trifft aber auch keine eindeutige Aussage. Vom Stil her mutet es sogar ein wenig griechisch an. Was gut passt sind die oberen harten Kanten der Schrift. Das “AM” im Kugelblitz könnte größer sein und die Blitze im Gegenzug etwas kleiner.
    Ich denke es hätte ein bessere Lösung für das Logo geben können, aber man kann sich damit anfreunden.

    Die Homepage wirkt durch das rot-schwarze Design und die dicken Rahmen ebenfalls sehr hart und schwer. So wirklich modern kommt es dadurch nicht rüber. Ein bisschen mehr Leichtigkeit und hellere Farbabstufungen hätten es für das Auge vielleicht abwechslungsreicher gemacht.

  50. Passend dazu gibt es das Favicon auch in SWR Reichsflaggen Ansicht. Undifferenzierte Übernahmen von Stilen ohne Kritik – sei es hartgesottene Metaloptik mit freiwilligem NS-Bezug oder die direkte Anlehnung an den NS – reproduzieren Werte der Ideologie. Punkt

  51. Es erinnert eher an ein modernes Kyrillisch und allgemein wenn, dann eher an die Rotefraktion anstatt die NS.

    Der Beitrag ist mehr als dürftig und nichts aussagend.

    Grüße…

  52. Hallo Achim,

    ich finde es super, dass Du Dich vehement gegen NS-Verharmlosung positionierst. Ich kann allerdings Deine Einlassungen zum RAR-Logo beim besten Willen nicht nachvollziehen.

    Mich erinnert das Artwork an alte Propagandaplakate aller Couleur (s. SPD-Plakat in Beitrag 15), die Blitze sind für mich typische “Sendegeräte”-Blitze, wie sie bei Telefunken oder RCA zu finden sind. Die ganz unnazihaften Franz Ferdinand oder die Dead 60s machen Cover Art in diese Richtung.

    Bei AC/DC (Gleichstrom/Wechselstrom) steht der Blitz übrigens für “High Voltage” (daher auch das Album dieses Namens), das heißt: kräftig Strom auf den Gittarenverstärkertürmen. Die Schrift ist für mich weniger an nordische Runen angelehnt als an zahlreiche handtypografierte Hard-Rock und Metal-Logos (z.B. Iron Maiden). Witzigerweise hatte ich auch sofort das Led-Zep-Cover aus Beitrag 34 vor augen

    Dass der Gebrauch von schwarzweißrot oder den ästhetischen Vorlieben der Nazis eine Gefahr der Verharmlosung der NS-Verbrechen bergen sollen, ist eine andere Sache. Ich kann Dir auch da nicht folgen, aber darüber lässt sich sicher streiten. Ich persönlich fände es besser, wenn eben nicht jeder bei schwarzweißrot “Nazi-Design” schreit. Wenn jeder dritte (und auch Du) sofort diesen Reflex hat, muss man das als Designer wohl berücksichtigen. Schade, weil das einfach eine sehr “starke” Farbkombi ist – und nicht per se rechtsaußen.

    Eher ketzerisch mag die Theorie sein, dass sich ein Design auch neu und positiv besetzen lässt: ich erinnere mich, dass schwarzrotgold bis zur WM 2006 (in diesem Fall ohne historisch belastet zu sein) abseits von Olympia und Kanzleramt auch ein nationales “Geschmäckle” hatte (als auch die REPs noch größer als die NPD waren) und jetzt freut man sich, dass alles in unseren Landesfarben erstrahlt, von Lena bis Luftballon.

    Meine Meinung: den Nazis nicht die Blitze und schwarzweissrot überlassen! Lieber Rockfestivals damit verbinden!

  53. es liegt ja nicht nur an den farben …

    vielleicht ist unten angeführtes buch ganz hilfreich ;-)

    NSCI – Andreas Koop

    Das visuelle Erscheinungsbild der Nationalsozialisten 1925 – 1945
    152 Seiten mit ca. 300 meist farbigen Abbildungen
    ISBN 978-3-87439-768-1
    29,80 EUR

  54. @bendschi Über NSCI von Andreas Koop hatte ich im letzten Jahr berichtet.

    Hallo Philip, ich finds wunderbar, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast. Als einer der wenigen hast Du meinen Versuch, mich gegen eine Verharmlosung der NS-Symbolik zu stellen, erkannt und honorierst ihn. Im Grunde genommen sind wir (alle?) nicht sooo weit aus einander. Natürlich sollte man Schwarz/Weiß/Rot nicht den Braunen überlassen. Aber wer mit den Gestaltungsstilen aus der Geschichte „spielt“ sollte die Geschichte kennen, denn sonst wird aus einer gekonnten Weiterentwicklung schnell ein falsch verstandenes Zitat.

  55. also ich geb achim zu hundert prozent recht!

    von der anmutung her hat mich das logo alleine schon etwas an den nationalsozialismus erinnert. als ich dann den flyer gesehen hab musst ich nicht mal den text lesen und die assoziation war sofort da. dabei find ich es irrelevant ob dieses “design” damals auch andere parteien benutzt haben oder ob es das schon in den zwanzigern gab oder welche anderen firmen diese elemente auch unbedenklich nutzen. so tief geht jemand gedanklich nicht der sich das plakat oder flyer anguckt um das zu rechtfertigen. die assoziation is ganz klar da und das sollte nicht sei.

    mal abgesehen davon – und darum geht es in diesem blog ja wohl – ist die optik sowohl vom logo typographisch als auch vom artwork sowieso nicht ansprechend und meiner meinung nach einfach nur daneben. mich spricht es jedenfalls nicht an. man hätte es definitiv besser machen können!

  56. was für ein Bullshit, die Nazis waren auch nur dumme Trendhuren und haben genommen was grad in Mode war. Im übrigen ist Frakturschrift, so überhaupt nicht naziesque , sondern die auch heute beliebte Futura. Nur so am Rande. Gebt den Deppen mit den kurzen Haaren doch nicht auch noch das alleinige Anrecht auf bestimmte Blitze, Farben, Schriften, etc

  57. vor rock am ring hätte ich auch gedacht wie übertrieben dies doch sei.
    doch nun muss ich sagen, das geht absolut nicht. auf unserem campingplatz war eine große gruppe, die die ganze zeit rechtsradikale musik hat laufen lassen. NIEMAND ist mal dahin und hat was gesagt. da ich auch nicht allein hin wollte, hab ich leute gefragt, ob die das denn nicht stören würde und die meisten meinten sowas wie “naja stimmt ja auch was die da singen” also stand ich letztlich allein vor dieser gruppe und hab mich beschwert und hey, nach dem 5. mal da stehen hats was gebracht, die musik wurde ausgemacht.
    oben auf dem gelände hab ich mitbekommen wie eine dunkelhäutige an einem pizza stand von so nem deppen zu boden geschupst worden war und auch dort, niemand sagte was.
    nach den erfahrungen bin ich der meinung, dass man sich mit dem logo ganz klar von sowas differenzieren sollte.

  58. ich denke, die einzigen, die in diesen 68 kommentaren richtig liegen, sind die wenigen, die den bezug zu shepard fairey hergestellt haben. das abkupfern ist offensichtlich, nur leider konnte man es nicht ganz so gut wie das vorbild.

    mit sicherheit hat keiner beim entwurf gedacht: “komm, wir machen was, das aussieht, als wär’s vonne nazis, das finden die metaller alle cool”…

    das nachahmen des obey-stils brüllt einen nun wirklich dermaßen an…

  59. Herzlichen Glückwunsch zu diesem gelungenen Artikel!

    1. hast du mit deinem Statement absolut recht. Es ist schlicht egal, was die Nazis erfunden haben. Dass sie bestimmte Insignien verwendet haben, reicht vollkommen, dass man es danach eben anders sehen muss als davor. Und die Schwere der NS-Vergangenheit mindert sich auch nicht irgendwann, da es nicht um Schuld, sondern schlicht um Verantwortung. Gerade hier haben die Verantwortlichen bei RAR versagt. Wer allein die “Höhöhö!”-Assoziationen der 16-jährigen kommerziell ausschlachtet, handelt verantwortungslos. Zudem ist das Logo einfach enorm unkreativ.

    2. Dir gebührt großer Respekt, dass du auch solche Aspekte – unabhängig von ihrer konkreten Bedeutung – hier auch thematsierst! Sowas gehört nicht in Special-Interest-Blogs, sondern mitten in unseren Alltag. Danke!

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