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Relaunch von Tagesspiegel.de

Tagesspiegel Relaunch

Der Tagesspiegel aus Berlin hat seinen Webauftritt überarbeitet. Mit mehr Übersicht im Aufbau und weniger kleinteiligen Modulen sieht sich die Redaktion rund um Onlinechef Markus Hesselmann gut gerüstet, das „hartnäckige Klischee, nach dem im Internet nur kurze Texte gelesen werden“, zu widerlegen. Das überarbeite Nachrichtenangebot im Web soll das passende, und durchaus vertiefende Pendant der Zeitungsausgabe sein. Die verbesserte Übersicht, die ganz oben auf der Liste der Ziele zum Relaunch stand, und die man der neuen Website attestieren kann, hat ihren Preis: den der Konformität.

Der Relaunch wurde notwendig, da „die Seite durch diverse Softlaunches zwar graphisch sehr ansprechend, aber von der Usability her zu komplex geworden ist“, so Hesselmann. Direkteinstiege in die Ressorts und etwa auch in die Fotostrecken sollen das Navigieren im Auftritt einfacher machen.

Immer wenn es im dt um gut gemachte Nachrichtenseiten ging, durfte ein Link zu den Berlinern nicht fehlen. Der für hiesige Verhältnisse unkonventionelle Aufbau ließ tagesspiegel.de stets aus der Fülle an Nachrichtenportalen herausragen. Auch die konsequente Namensführung über alle Medienkanäle hinweg empfand ich immer als sehr wohltuend. Gerade aber vom teils verschachtelten Aufbau, der vielleicht sogar leicht schrullig wirkte – im positiven Sinne –, hat man sich nun getrennt. Die fünf Teaser im Header fehlen ebenso wie die stilprägende ultraschmale, mittlere Spalte. Im linken Bereich sind die Teaser-Blöcke nun nicht mehr vertikal, sondern horizontal angeordnet. Das nennt man dann wohl “best practice”. Ist es nun gut, dass das Auge die Inhalte leichter erfassen kann oder ist es schade, dass man nun Spiegel Online und Stern mit einer analogen Lösung gefolgt ist? Irgendwie beides. Die Nutzbarkeit verbessert sich, es geht aber auch ein Stück eigene Identität dabei verloren.

Tagesspiegel Relaunch

Das Logo sitzt nun mittig; zur Linken ein Teaser-Modul und zur rechten die Eingabemaske zur Volltextsuche, die eine überzeugend gut aufbereitete Ergebnisübersicht erzeugt. Die Hauptnavigation bleibt optisch nahezu unverändert. Überraschend ist für mich nach wie vor, dass es keinen Direkteinstieg zu den Videos und Fotostrecken gibt. Das “Mediacenter” kann einzig über die Footer-Navigation als Übersicht angesteuert werden.

Die prominente Position des ersten Moduls in der rechten Spalte nimmt ein Fotostrecken-Teaser ein. Vermutlich ziehen die Fotostrecken reichlich Klicks und sollen weiter gepusht werden. Aber dann hätte man sich auch in der Hauptnavigation etwa als zweite Ebene, die bei Rollover erscheint, aufhängen können.

Aufgrund der Einsparung der mittleren Spalte steigt die Anzahl der Teichen pro Textzeile auf etwa 90. Zum Vergleich: SpOn hat 70. Damit liegt tagesspiegel.de am oberen Ende des derzeit gängigen Bereichs, den man mit 70 – 90 definieren kann. Die Detailansicht wirkt dadurch sehr wertig, was auch gut der oben eingebundene Screenshot zeigt. Die Abstände z.B. innerhalb der unterschiedlichen Textkomponenten erzeugen ein sehr ausgewogenes Gesamtbild. Auch das Schriftklassenkonzept macht einen guten Eindruck. Fließtext wird in der Serife „Georgia“ gesetzt – hier könnte eine Anhebung des Zeilenabstands für ein ruhigeres Schriftbild sorgen –, hingegen die „Arial“ die führende Schrift innerhalb der rechten Spalte ist. Beim Vorgänger wurde auch hier die Serifenschrift verwendet.

Das Design selbst bleibt sich treu. Eine Kombination aus gestrichelten und gepunkteten Linien verleiht dem Interface in Kombination mit beigen Farbtönen, die nun auch die Site einrahmen und im Footer hinterlegt sind, seinen Stil. Nur wenn Module angepasst oder ausgebaut wurden, etwa wie bei der Multimedia-Box oder den angesprochenen, mit einem Balken ausgestatteten Ressorteinstiegen im linken Bereich, dann kommen neue Grafiken bzw. neue Stile, die sich im Rahmen der vertrauten Gestaltung bewegen, zum Einsatz. Auch der Formularstil wurde modifiziert. Tags (“Themen”) wurde in der rechten Spalte eingeführt und Informationen, etwa auf Artikelebene gebündelt. Sehr schön werden hier Datum, Autor, Kommentaranzahl und die Artikelfunktionalität auf einer Linie platzsparend angeordnet.

Gestemmt wurde der Relaunch von Urban Media und Holtzbrinck Online Services, die in enger Zusammenarbeit mit der Redaktion und gemeinsam mit Community- und Entwicklungs-Chef Atila Altun designt und entwickelt haben.

Fazit

Nach wie vor optisch und vom Aufbau her eine sehr gelungene Nachrichtensite, der man allerdings das sympathisch Schrullige und auch ein Stück weit das Individuelle zugunsten einer gängigeren Anordnung genommen hat. Die Besonderheiten im Vorgänger fehlen (mir). Dafür bekommt der Leser jedoch praktische Direkteinstiege zwischen den Ressortblöcken und andere „Annehmlichkeiten“ gereicht, die den neuen Auftritt vor allem navigationstechnisch nach vorne bringen.

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. Die Aufteilung der Seite ist ähnlich der von Zeit-Online aber die Typografie ist extrem Mittelmäßig. Da helfen dann auch diese gepunkteten Linien nicht.. die stiften eher Unruhe.

  2. Mal was am Rande:
    Was ich mich immer wieder frage: Wie kommst du zu den Screenshots der “vorher” Seiten, wenn doch nur noch die neue Seite online verfügbar ist?

Kommentare sind geschlossen.

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