Relaunch der New York Times
Die New York Times hat seit gestern einen neuen Webauftritt. Erste Eindrücke der neuen Umgebung wurden bereits im März vergangen Jahres präsentiert (dt berichtete). Nicht nur aus publizistischer Sicht gilt die NY Times als eine der führenden und einflussreichsten Nachrichtenmarken weltweit. Mit der Umstellung auf das neue Interface könnte sie auch webtechnologisch Benchmarks setzen. Grund genug, sich das neue Design einmal genauer anzuschauen.
Relaunch? Ja, ein großer!
Zunächst suggeriert die neue Startseite, als habe sich im Vergleich zur Vorversion kaum etwas geändert. Ein Trugschluss, wie sich nach ein paar Klicks herausstellen wird. In der Vergangenheit galt nytimes.com als ein wahres Spaltenmonster – fünf von ihnen fanden sich bislang auf der Startseite (siehe Abb. unten). Auf der neuen Homepage wurde die linke Navigationsspalte zugunsten einer besseren Übersicht geopfert. An der grundsätzlichen Optik ändert sich jedoch wenig. Anders etwa als zuletzt bei USA Today, das im Zuge eines Relaunchs/Redesign gleichzeitig einen völlig neuen Markenauftritt bekam, bleibt dieser bei der New York Times unangetastet.
Alte Artikel werden voraussichtlich auch nicht auf das neue Design portiert werden. Aufgrund des hohen Traffics der Seite werden alle Artikel der NYT als statische Seiten aus dem Redaktionssystem heraus erzeugt. Das macht es auch schwierig für die Entwickler, an der Plattform “ad hoc” Änderungen vorzunehmen, da ein riesiges Artikelarchiv als “Rattenschwanz” hinten dran hängt. So werden immer nur aktuelle Beiträge überarbeitet, Archivmaterial bleibt in dem Zustand, wie es erstellt wurde.
Täusche ich mich, oder ist der Webauftritt nach dem Relaunch nicht einmal responsiv? Weiß hier jemand, ob es nachvollziehbare Gründe gibt, bei einem Relaunch auf Responsivität zu verzichten? Es gibt natürlich Apps – ich finde jedoch, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen Benutzer nicht auf Apps zurückgreifen und Webseiten mittels des Smartphone-Browsers aufrufen.
Immer wieder kann man beobachten, dass große Unternehmen oder Institutionen (bewusst?) auf Responsivität verzichten. Klar sind die Kosten erhöt, aber doch nicht drastisch, sofern die Vorgabe zu Beginn der Entwicklung klar ist.
Oder hängt es in diesem speziellen Fall mit der dahinter stehenden Technik bzw. dem Redaktionssystem / CMS zusammen?
Mir gefällt der neue Webauftritt der nytimes auch sehr gut. Allerdings bin ich ein wenig überrascht von der neuen Artikelansicht, welche sich dann doch deutlich vom restlichen Design der Seite unterscheidet. Wählt man von der Artikelansicht eine Section aus, erscheinen die Artikel in einem 3 Spalten-Layout. Somit unterscheidet die nytimes zwischen Hauptseite (4 Spalten), Section-Seite (3 Spalten) und Artikel. Sieht alles gut aus, ist aber nicht wirklich intuitiv…
Die Kommentare sind übrigens technisch gesehen nicht in einem iFrame sondern ein DIV-Layer der eingeblendet wird ;-)
Gefällt mir gar nicht. Man kann reininterpretieren was man will, intuitiv ist es nicht, besonders hübsch auch nicht. Die Seite ist nach wie vor vollkommen farb und emotionslos. Selbst der Spiegel macht mehr Spaß als die NYT. Aber die hat eben den großen Namen eines internationalen Blattes und damit verblendet es einige Personen. Manche finden ja alles was neu ist ohnehin gut, auch wenn es nicht besser sondern nur anders ist. Für mich nach wie vor keine gute Seite, die würde hier in DE nicht erfolgreich sein oder in einem Land das nicht durch siene internationale Ausrichtung weltweit gelesen wird. Was die alten Inhalte angeht, so kriegen das andere ebenfalls sehr trafficlastige Seiten auch hin, hier wird einfach aus Bequemlichkeit gespart.
@Steffen, die Seite ist mehr oder weniger Responsiv. Wenn man mit einem mobilen Gerät (u.a. iPhone) die Seite aufruft, wird automatisch https://mobile.nytimes.com geladen.
@Arne: Danke! Dann also über eine extra Adresse. Bei meinem Windows Phone funktionierte das nicht. Aber das bin ich bei dem Betriebssystem ja auch schon gewohnt. Da ich heute der Fragensteller bin, gleich noch eine hinterher: Gibt es Argumente pro bzw. contra die Methode, mobile Endgeräte über eine extra Webadresse zu schicken (m.besipiel.de / mobile.beispiel.de / etc. ) ?
Nein, die Responsivität greift unter der Desktop-Umgebung sehr wohl auch auf der Hauptdomain, allerdings erst auf Artikelebene.
[…] Relaunch der New York Times | Design Tagebuch – nytimes.com hat sich erneuert. Achim Schaffrinna hat den Relaunch ein wenig genauer unter die Lupe genommen. […]
Ich komme zu einem zwiespältigen ersten Fazit.
Gut gelöst:
Content im Mittelpunkt, der ganze Portal-Kram ist endlich weg. Die Kommentare an der Seite und ausblendbar sind schön. Dass ein Feature wie “Story Scrolling” (= ein Artikel wird nicht in einer 324-teiligen Klickstrecke “aufbereitet”, sondern komplett auf einer Seite dargestellt) als tolles neues Feature präsentiert wird, ist eigentlich eine Frechheit, als User erwarte ich das als Selbstverständlichkeit.
Schlecht:
Irgendwie habe ich mit dem Desktop permanent den Eindruk, mit dem falschen Gerät auf die Seite zuzugreifen, das Design fühlt sich viel zu sehr nach Tablet-Optimierung an. Wahrscheinlich würde das schon durch eine minimalistische Navigationsleiste links (so wie bisher) im Wesentlichen zu lösen sein. In Sachen Navigation war die konventionelle Lösung mit der Maus besser. Verschlimmert wird das dadurch, dass die Ressorts in keinster Weise kennzeichlich gemacht sind, sondern, genauso wie Überschrift und Text, schwarz dargestellt sind. Hier bleiben für mich Guardian und El PaÃs die Benchmarks.
Es wird im übrigen noch eine Slab-Serif verwendet. Diese ist jedoch nicht als Webfont, sondern meist als GIF eingebunden:
Beispiel:

Siehe auch:
https://www.typophile.com/node/46082
https://www.typophile.com/node/39558
https://www.typophile.com/node/38152
Um welche Schrift es sich dabei genau handelt, konnte ich auf die Schnelle nicht in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich Memphis Extra Bold.