Der Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) präsentiert sich seit wenigen Tagen im neuen Erscheinungsbild. Vorgestellt wurde der veränderte Außenauftritt seitens des Verbundes bislang nicht.
Die Regio-Verkehrsverbund Freiburg GmbH (RVF) ist ein Verkehrsverbund in Baden-Württemberg, der den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Freiburg im Breisgau und der umliegenden Region koordiniert. Der Verbund wurde 1994 gegründet und umfasst Busse, Straßenbahnen sowie Regionalzüge verschiedener Verkehrsunternehmen. Eigenen Angaben zufolge nutzen rund 100 Mio. Menschen pro Jahr die Busse und Bahnen der Verbundpartner.
Vor wenigen Tagen wurde der Webauftritt des Verbundes unter rvf.de relauncht. Wie der Verband in einer kurzen Meldung erklärt, sei dieser für die Ansicht auf Mobilgeräte hin optimiert und schon weitgehend barrierfrei. Auf den Umstand, dass der Verbund sich damit gleichzeitig ein völllig neues visuelles Erscheinungsbild zulegt, wird nicht weiter eingegangen.
Immerhin ein Vierteljahrhundert lang trat der RVF in den Farben Blau, Rot und Gelb auf. Ab sofort nutzt der Verkehrsverbund, in gewisser Weise in der Spur der Deutschen Bahn fahrend, Rot, Weiß und Grau. Im Zuge des Redesigns legt sich der RVF auch ein neues Logo zu. Auf rvf.de wird das neue Zeichen wie folgt beschrieben:
Eine Marke für den Mobilitätsverbund. Unsere Ambitionen und die intensive Zusammenarbeit aller Partner drücken sich in unserer neuen Dachmarke für den Mobilitätsverbund aus. Das gedrehte “V” im Logo des RVF steht für einen vernetzten Verkehr und gibt die Richtung vor: Vorwärts. Damit du ankommst.

Erstmals seit rund 25 Jahren bekommt der Verkehrsverbund auch ein neues Logo. Die Abkürzung „RVF“ ist, statt in blau, nun in rot gehalten. Das V ist um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht, einen nach rechts weisenden Pfeil andeutend. Im V in weiß eingebettet sind drei Kreisflächen, die durch zwei Linien miteinander verbunden sind.
Bereits vor einigen Wochen wurde damit begonnen, das neue Logo in ersten Medienanwendungen wie Fahrplänen zu implementieren. Mit dem Relaunch der Website und der Aktualisierung der App wurde nun vollständig auf das neue Erscheinungsbild umgestellt. Als Hausschrift fungiert dabei fortan die Source Sans.
Kommentar
Ein Logo, bei dem Bildmarke und Wortmarke untrennbar verbunden sind, ist weniger flexibel als die klassische Konstuktion, bei der beide Elemente räumlich von einander getrennt sind. Deshalb gibt es von erstgenannter Machart vergleichsweise wenige Zeichen (u.a. Rossmann, Switzerland, NOS). Warum ist geringe(re) Flexibilität ein Problem?

Markenkommunikation ist per se multimodal – entsprechende Botschaften werden in Form von Text, Sprache, Bild, Video, Klang transportiert (ebenso werden Markenbotschaften über Haptik, Duft und Geschmack gesendet). Bedingt durch die Vielfalt der Medienlandschaft und der Vielheit an Medienformaten und -kanälen braucht es heutzutage auf größtmögliche Variabilität ausgelegte Kommunikationslösungen und Brand Assets, keine starren, untrennbaren Komposita, wie man sie zuhauf noch in den 1980er-, 1990er-, 2000er-Jahren verwendet hatte, in der vordigitalen Ära. Das RVF-Logo ist nicht so variabel wie es sein könnte. Eine konventionelle Anordnung, wie in einem alternativen Entwurfsansatz dargestellt (Abb. rechts), ist deutlich variabler.
Zwar kann das „gedrehte V“ auch solitär verwendet werden, etwa als App-Symbol, dies gilt allerdings nicht für die Wortmarke, da sie mit der Grafik gekoppelt ist. Wenn Wortmarken und Bildmarken getrennt von einander verwendet werden können, wie es Lufthansa, Nike, Volkswagen, Deutsche Bank und viele viele andere machen, dann vergrößert dies das Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Da Marken viele, teils heterogene Zielgruppe adressieren, braucht es auf den jeweiligen Bedarf abgestimmte, passgenaue Lösungen. Ein möglichst breites Spektrum bietet also große Vorteile.
Das RVF-Logo ist aus einem weiteren Grund suboptimal, in gewisser Hinsicht auch problematisch. Lesbarkeit ist, wie wir wissen, bei der Gestaltung eines Logos zwar weniger relevant, weil wir Logos nicht wie ein Wort/Text lesen, sondern vielmehr wie ein Bild erfassen. In diesem Fall erschwert das eingeschobene Bildelement jedoch das Erfassen des Namens entscheidend. Und dies betrifft auch Menschen ohne Wahrnehmungseinschränkung. Das Ergebnis ist eine Mischform ähnlich eines Rebus.
Touristen, Neuzugezogene wie auch Menschen mit eingeschränkter Wahrnehmung müssen das Bilderrätsel-gleiche Zeichen decodieren. Zwar erklärt sich ein Name / der Sinn in der Regel aus dem jeweiligen Anwendungskontext, und im Prinzip müssen alle Zeichen, damit sie korrekt verstanden werden, zunächst decodiert werden, doch bestimmte Wörter und Zeichen erfordern einen höheren Aufwand, um den Sinn zu erschließen. Hierzu gehört auch das RVF-Logo, und zwar sowohl das alte wie auch das neue.
Nicht nur im Kontext von Barrierefreiheit und Leichter Sprache ist eine klare, unmissverständliche Kommunikation wichtig, hier allerdings in besonderem Maße. Denn es gilt Informationen und Inhalte für Menschen mit kognitiven Einschränkungen leicht erfassbar und zugänglich zu machen. Wortinterne graphische Einheiten wie Apostroph, Schräg- und Bindestrich oder Genderstern erschweren nicht nur das Lesen von Worten, es beeinträchtigt auch das Erfassen von bildhaften, grafischen Zeichen.
Sicherlich sind Empfehlungen hinsichtlich Barrierefreiheit (im digitalen Raum WCAG) und in Bezug auf Leichte Sprache, wie sie unter anderem der Verband Inclusion Europe formuliert (PDF), im Kontext Logogestaltung nicht bindend / maßgebend. Insbesondere Unternehmen, die durch öffentliche Mittel finanziert werden, sollten sich allerdings der mit Barrierefreiheit verbundenen Ziele in besonderer Weise verpflichtet fühlen. Und zwar auf allen Ebenen.
Wenn wir Gebäude, Verkehrsmittel- und Infrastruktur, Arbeitsumgebungen barrierearm respektive möglichst barrierefrei gestalten, warum dann beim Markendesign unnötige Barrieren schaffen? Zumal der Verkehrsverbund selbst in seiner Kommunikation Barrierefeiheit als wichtigen Aspekt formuliert. Was spricht also dagegen ein Logo mit konventionellem Aufbau zu verwenden? Abgesehen vom ästhischen Eindruck, der bekanntlich subjektiv und individuell sehr verschieden ist, rein gar nichts! Selbst wenn die Gestaltung in formal-ästhischer Hinsicht teilweise als schwächer aufgefasst werden würde, selbst dann wäre ein Markendesign, das den Aspekt der Zugänglichkeit berücksichtigt und das tatsächlich alle Menschen adressiert, in Summe besser. Denn es bietet die Chance, der in Textform zugesagten Verpflichtung auch im Visuellen Ausdruck zu verleihen, gleichermaßen dem Gesagten Nachdruck. Wer Marke ganzheitlich denkt, kann gar nicht anders.
Übrigens: auch der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) nutzt (seit 2021) eine Art Größer-als-Zeichen als Markenabsender.
Mediengalerie
- Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) Logo – vorher und nachher, Bildquelle: RVF, Bildmontage: dt
- Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) Logo, Quelle: RVF
- RVF Website
- RVF Welcomekarte Flyer, Quelle: RVF
- RVF Claim „Ankommen“, Quelle: RVF
Ich habe zuerst RAF gelesen und fand das Logo unpassend, weil es nach rechts zeigt. Spaß beiseite: Ich bin ein Freund von spielerischen Logos – doch dafür müssen sie möglichst eindeutig interpretierbar sein. Besonders in einem Unternehmen wie diesem ist es mir unverständlich, weshalb man sich für diesen Entwurf entschieden hat. Für mich erschließt sich auf dem ersten Blick weder die Abkürzung noch die Art des Unternehmens.
Oha, diese Assoziation hatte ich spontan nicht, aber alleine wirst du damit sicher auch nicht sein. Und das war nun sicher nicht die Intention der Verantwortlichen. Ich sehe noch einen Ausweg: man könnte den Verkehrsverbund fix in “Regio Freiburg” (RF) o.ä. umbennenen. Dann wäre das durchaus schicke und funktionale Symbol eben nur noch ein Symbol und kein verdrehter Buchstabe mehr.
Die RAF-Analogie ist als Scherz zu verstehen, und wurde von Phil auch als solcher kenntlich gemacht.
Ein verspielter Buchstabe kann ja ganz nett sein. Aber ein verspielter und gedrehter Buchstabe? Ich lese in dem Logo nur „RF“. Das V habe ich als Buchstaben gar nicht wahrgenommen.
Tatsächlich wäre der alternative Entwurfsansatz, welchen Achim in seinem Kommentar aufzeigt, nicht nur deutlich variabler, sondern weitaus verständlicher lesbar.
Das alte Logo gab es nicht nur freigestellt, sondern i. d. R. ergänzt um Claim ‘in erster Linie’ und um drei symbolisierte Fahrzeuge Bus, Stadtbahn und Zug auf den Verbundfarben Blau-Rot-Gelb. Ich denke das alte Logo war daher wenig erklärbedürftig. In der Regio ist der RVF eine Marke.
Erklärtes Ziel ist die Ausweitung zum Mobilitätsverbund – also mehr als klassischer ÖPNV.
Das neue Logo wird wie auf dem Flyerbeispiel ersichtlich durchaus ergänzt mit dem erklärenden ‘Regio-Verkehrsverbund Freiburg’.
Aber nicht durchweg (z. B. nicht auf der Startseite des Webangebots). Das Symbol alleine ist das Erkennungszeichen auf den Fahrzeugen – ergänzt um Partner im RVF. Ich denke nicht nur bei Touristen sondern auch bei routinierten Nutzern wird das Zeichen über einen längeren Zeitraum Rätsel aufgeben. Das Zeichen alleine ist halt keine lesbare Marke.
Anhand des Flyers wird auch deutlich, dass die Wahl der Gestaltung von einem individuellen, einmaligen Design hin zu einer gewissen Beliebigkeit ohne Wiedererkennungziel erfolgt ist:
Bild mit Weißraum und roter Schrift könnte ein beliebiger Info-Flyer vom Stadtmarketing oder einem Museum etc. sein. Zum Vergleich der direkte Vorgänger des Flyers im Webarchiv:
https://web.archive.org/web/20230307190114/https://www.rvf.de/fileadmin/user_upload/techdocs/prospekte_rvf/rvf_22_flyer_welcomekarte_d_web.pdf
[Stand 2022 – in einzelnen Zwischenproduktionen wurde die Gestaltung wohl schon entschlackt: einheitliche Schrift ohne Rundungen und ohne Schatten, kein Raster im Gelb – da wurde wohl zuletzt etwas experimentiert – Beispiel: https://web.archive.org/web/20240626122201/https://www.rvf.de/fileadmin/user_upload/techdocs/prospekte_rvf/rvf_22_flyer_mobilticket_web.pdf%5D
Im Verbund sind zahlreiche Fahrzeuge der Unternehmen ebenfalls in Rot gehalten. Ein freigestelltes Logo ist daher nicht so gut zu gebrauchen. Die Fahrzeuge haben die letzten Wochen ein ‘> – Partner im RVF’ auf weißer Fläche erhalten – was nicht so gut aussieht. Offensichtlich hat man das aber bereits erkannt und eine inverse Variante entwickelt.
Der Verbund umfasst die Fläche der Stadt Freiburg UND der Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald. Die bisher verwandte Farbgebung hatte stärker die Zugehörigkeit zu allen drei Verwaltungseinheiten ausgedrückt – die Farben finden sich in den Eigendarstellungen der Landkreise wieder. Nur Freiburg nutzt allein Rot.
R und F-Buchstabenhöhe und Abstände zum Größerzeichen finde ich irgendwie nicht so harmonisch. Vielleicht ist es erklärtes Ziel einen Moment länger an dieser Zeichenfolge hängenzubleiben, weil es irritiert…?
Auf mich wirkt die Gestaltung irgendwie als hätte man zwei Konzepte kombinieren wollen, damit man sich nicht entscheiden muss. Das V als Pfeil symbolisiert erstens die Verbindung von A nach B, nur hier halt von R nach F – mit einer klaren Bewegung in Leserichtung. Aber gleichzeitig ist dann im V eine Strecke mit Stationen gezeigt und diese bewegt sich erst nach recht und dann wieder nach links. Merkwürdig.
Hätte man sich für die zweite Variante entschieden, hätte man das V gar nicht drehen brauchen und die Lesbarkeit wäre erhalten geblieben. Vielleicht wäre das besser gewesen.
Ich mag’s. Der Pfeil ist ein passendes Icon, die Lesbarkeit des V ist natürlich quasi nicht gegeben, aber ich denke, da RVF in der Region wahrscheinlich bekannt ist, kann es schnell gelernt werden?
Vielleicht kann man umgangssprachlich wirklich kurz “Regio Freiburg” etablieren (wie Michael schon kommentierte), das rollt meiner Meinung nach besser von der Zunge als “ErrEffVau” oder “Regio-Verkehrsverbund Freiburg”.
(Bei den weiterführenden Links hat sich ein Fehler eingeschlichen.)
Danke für den Hinweis Chris. Ist korrigiert.
Ich bin ja kein Freiburger, und auch wenn ich es optisch ganz schick finde, das Logo, so lese ich mangels lokaler Kenntnisse immer “R-Größer-F”.
Stimmt doch, die Region ist größer als Freiburg. Das habe ich auch darin erkannt … (ja all die Mathematiker, Ingenieure usw.)
Mal um die Ecke gedacht: Das V steht für Verkehrsverbund genauso wie das Icon. Insofern passt es erstmal, wären da nicht die vielen anderen Assoziationen.
Mich stört es aber auch formal: Das gekippte V hat runde Strichenden, da R und F aber nicht.
Was wäre den gewesen wenn man das V-Icon in seiner Ausrichtung einfach flexibler eingesetzt hätte? In der Buchstaben-Marke als V und losgelöst in alle möglichen Richtungen?
Ich finde der Ansatz hat Potential, aber die Umsetzung ist noch nicht ausgereift.
Auf meinem vollen und dadurch sehr bunten Homescreen ist das App-Icon das auffälligste, was ich als positiv empfinde.