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RAW bekommt mit Wechsel zu Netflix ein neues Logo, und die Liste mit Run-DMC-Meme ein weiteres Zeichen

WWE RAW Logo, Quelle: WWE
WWE RAW Logo, Quelle: WWE

Raw, eine vom US-amerikanischen World Wrestling Entertainment (WWE) seit 1993 ausgerichtete Wrestling-Show, bekommt ein neues Logo. Hintergrund sind die Übertragungsrechte, die sich der Streaming-Anbieter Netflix exklusiv gesichert hat.

Ab dem 6. Januar 2025 läuft die Wrestling-Show RAW, ebenso wie Smackdown eine Flaggschiff-Show von WWE, bei Netflix. Netflix hat sich die Rechte für die kommenden zehn Jahre gesichert; zuvor lagen diese bei USA Network. Im Zuge des Anbieterwechsels wurde auch das Logo der Show modifiziert.

RAW Logo – vorher und nachher, Bildquelle: WWE, Bildmontage: dt
RAW Logo – vorher und nachher, Bildquelle: WWE, Bildmontage: dt

Auch beim neuen Logo ist „RAW“ in fetten Großbuchstaben gesetzt, die im Fußbereich miteinander verschmelzen. Weiterhin entspricht das W stilistisch einem um 180 Grad gedrehten großen M. Im aktuellen Logo bilden die Wortmarke mit perspektivisch verzerrten Buchstaben (Eckperspektive) samt einer darunter platzierten Winkelgrafik eine sichtbare Mittelachse. Im neuen Logo wird die Wortmarke von oben und unten jeweils durch ein schmales, Keil-förmiges, rotes Dreieck eingefasst – die Wortmarke beschreibt nunmehr eine von links nach rechts ansteigende Bewegung. Ergänzt wird diese Kombination, wie bisher auch, durch das WWE-Logo, das oberhalb von „RAW“ zentrisch platziert ist.

Kommentar

Herrlich brachial, martialisch. Die Typo vermittelt in Verbindung mit scharfkantigen grafischen Elementen Kampfbereitschaft, Wehrhaftigkeit. Eine aggressive, Kraft-protzende, krawallige visuelle Sprache, passend zum Kontext. Eine grazile Helvetica Ultra Light wäre hier fehl am Platz.

Offenkundig stand bei der Gestaltung das Logo der New-Yorker Rapper Run-DMC Pate, womöglich schwirrte es auch bloß im Hinterkopf. Die Anleihen sind jedenfalls unübersehbar, trotz unvollständiger Balken. Das Mitte der 1980er-Jahre entstandene Logo von Run-DMC mit fetter, zweizeiliger Wortmarke, die von zwei roten Balken eingefasst wird, dürfte eines der meist-kopierten und meist-zitierten visuellen Zeichen unserer Zeit sein. Der Ursprung für unzählige Logos mit identischem Aufbau, gleichsam Vorlage für viele Meme und Abwandlungen („FCK NZS“, u.a.). Mit RAW kommt nun eine weitere Copycat dazu.

Die Geschichte zum Run-DMC-Logo in aller Kürze

„My Adidas“ von RUN DMC (Single Rückseite) versus Schriftzug in Originalschrift Franklin Gothic gesetzt, Bildmontage: dt
Gegenüberstellung: „My Adidas“ von Run-DMC (Single Rückseite) versus Schriftzug in Originalschrift Franklin Gothic gesetzt, Bildmontage: dt

Laut Sue Apfelbaum und Laura Forde zeichnet die Britin Stephanie Nash für die Gestaltung des Run-DMC-Logos verantwortlich. Wie Garrison Martin in einem 2022 bei Fonts in Use erschienenen Beitrag jedoch richtigerweise angemerkt hat, ist auf dem Cover zur Single My Adidas (1986), bei der erstmals die charakteristische zweizeilige Wortmarke mit roten Balken zu sehen ist, entgegen der Aussage von Nash, allerdings nicht die von Morris Fuller Benton gezeichnete Franklin Gothic zu sehen (der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Run-DMC ist weder in diesem Punkt korrekt, noch trifft die Aussage zu, das Logo sei auf dem Debütalbum abgebildet). Die Buchstaben der Franklin Gothic unterscheiden sich zum Teil deutlich von denen, die auf dem Cover der My-Adidas-Single dargestellt sind. Diese verfügen nicht nur über eine fettere Strichstärke, auch ihre Laufweite ist größer. Zudem sind die Winkel der An-, Ab- und Endstriche unterschiedlich im Vergleich zur originalen Franklin Gothic (siehe Abb. Gegenüberstellung). Beim N wird die unterschiedliche Konstruktion vielleicht am deutlichsten sichtbar.

Entweder hat Nash einen Schriftsatz verwendet, der fälschlicherweise den Namen Franklin trug oder die Original-Lettern Franklin Gothic wurden von Nash oder jemand anderem händisch dahingehend abgewandelt, dass die Buchstaben bündig mit den roten Balken abschließen. In einigen späteren Anwendungen wird hingegen tatsächlich die handelsübliche Franklin Gothic verwendet. Wohingegen auf dem vierten Album der Gruppe – „Tougher than Leather“ (1988) – der Schriftzug in der Neue Helvetica Black gesetzt ist.

Auch bei den Logoabwandlungen als Meme kommen verschiedene Schriften zur Anwendung. Gemein ist diesen, dass die Buchstaben 1. in Versalien, 2. serifenlos und 3. fett gesetzt sind. Welche Grotesk-Schriftart verwendet wird, ist in Bezug auf die Rezeption als Zitat nachrangig, ebenso, ob beide Textzeilen bündig mit den roten Balken abschließen. Zitiert wird nicht etwa Run-DMC oder das Genre Rap, sondern vielmehr das Rebellische, das Aufbegehren, die Schlagkraft allgemein der Worte / der Sprache, welche in dem Run-DMC-Logo zum Ausdruck kommen. Was die große Verbreitung dieser Zeichenkonstruktion erklärt, eben, da es einen universalen Ausdruck beschreibt. Die Einfachheit, Klarheit, um nicht zu sagen die Rohheit der Typographie, die Form schnörkelloser, fetter Versalien, die im Gegensatz zu Minuskeln die Vertikale betonen, die also Standfestigkeit und Unnachgiebigkeit vermitteln, ist hierbei DAS zentrale Gestaltungsmerkmal und ein maßgeblicher Faktor, der die Qualität als Meme begründet.

Übrigens: Nicht jedes Logo, das diese Charakteristik aufweist, ist gleichzeitig ein Zitat. Wie etwa das Logo des Elektrogeräte-Herstellers Stiebel Eltron keines darstellt, da es bereits vor der Gründung der New Yorker Rap-Gruppe entstanden ist.

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Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Sehr interessant, dass WWE hier mal einen Beitrag erhält. Und das ist hier überhaupt nicht fehl am Platz.
    Mir ist vor Langem schon aufgefallen, wie intensiv im American Wrestling Wert auf Grafik-Design gelegt wird. Nicht nur, weil jede größere Show ihr eigenes (öfters wechselndes) Logo besitzt. Auch die Athleten besitzen eigene Logos, “Hausfarben” und zusätzliche Gestaltungselemente. Besonders ist hierbei, dass die Athleten gescriptete Charaktere sind, bei denen bewusst mit eingeplant wird, ob sie vom Publikum gemocht oder gehasst werden sollen. Und das zeigt sich eben auch an der individuell orientierten visuellen Darstellung. Spannend eben auch, wenn die Charaktere sich stark ändern und umgeschrieben werden, wie sich dann auch die Logos/Namensschriftzüge ändern.

    Ja, das Meiste ist wenig herausragendes “Tattoo-Design” und Ähnliches findet man auch in der Musikindustrie o.ä. Dennoch ist es so, dass wir hier eine Branche haben, bei der Grafik-Design einen entscheidenden Stand genießt.

    Zum RAW-Logo will ich noch ergänzen, dass RAW als die “rote” Show beworben wird, während Smackdown als “blaue” Show gilt. Da nun beides bei netflix laufen und nicht mehr durch eigene Sendeplätze unterscheidbar sein wird, ist es nachvollziehbar, die farbliche Zuteilung mehr zu betonen. Das mag vielleicht sogar entscheidender gewesen sein als die Referenz zum RUN-DMC-Logo. Etwas schade ist, dass mit dem Mittelbalken nun auch die leichte Referenz zum Kampfring fehlt.

    1. Dass beide Shows, RAW und SmackDown bei Netflix laufen ist falsch. Lediglich RAW wird in den USA auf Netflix laufen, SmackDown beim USA Network und NXT bei CW. International sieht es anders aus, der Ankerpunkt bleibt aber dennoch die USA.

      Wenn die WWE einen Senderwechsel vornahm, änderte sie auch immer das Logo der jeweiligen Show. Neuer Sender, neuer Anstrich, man möchte sich ja auch vom alten Sender abheben.

      Interessant ist auch, dass die WWE alles „in House“ erledigt und nur selten auf externe Agenturen oder Designer zurückgreift. Das hat aber mehr mit ihrem Sinn von Markenrecht und Kostengründen zutun, als mit Kreativität.
      Denn leider zeigt sich auch ganz klar, dass die Designsprache wieder einmal nicht dem Zeitgeist entspricht und das Logo im Jahr 2025 sehr alt wirken wird.

      Erwähnenswert ist aber, dass das RAW logo zum zweiten Mal in der Geschichte nicht rot sein wird (ab Ende 1993 zum erste Mal für kurze Zeit in blau). Das hat sicher mit den CD Regeln von Netflix zutun. Zwei rote Logos ist wohl eines zu viel.

  2. Mich haben die roten Dreiecke mit ihrem Verlauf direkt an das condensed wirkende Netflix-Logo erinnert (noch bevor ich den Verweis auf den Erwerb der Übertragungsrechte gelesen habe).

    1. Lukas, ich glaube, es hilft, den Satz „Offenkundig stand bei der Gestaltung das Logo der New-Yorker Rapper Run-DMC Pate“ noch einmal ganz genau zu lesen.

      1. das “der” ist kein Nominativ Singular sondern ein Genetiv Plural, sonst müsste es Offenkundig stand bei der Gestaltung DES LogoS der New-Yorker Rapper Run-DMC Pate“ heissen.

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