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„Pur und radikal“ – Lancia plant Comeback mit neuem Logo und neuer Designsprache

Lancia Logo (ab 2024) Visual, Quelle: Lancia/Stellantis
Lancia Logo (ab 2024) Visual, Quelle: Lancia/Stellantis

Der italienische Automobilhersteller Lancia, seit 2021 eine Marke des Automobilkonzerns Stellantis, steht vor einem Comeback. Mit zukünftig zu 100 Prozent elektrisch angetriebenen Modellen, einer von Grund auf erneuerten Designsprache sowie einem modifizierten Markenzeichen wird Rückkehr der italienischen Automarke auf den europäischen Markt angegangen.

2014 hatte der damalige Mutterkonzern FCA beschlossen, die Produktion von Fahrzeugen mit dem Markennamen Lancia schrittweise einzustellen. Aktuell wird unter dem Namen Lancia lediglich noch ein Modell gebaut (Ypsilon), welches zudem ausschließlich in Italien erhältlich ist. Vom europäischen Markt hat sich der Autohersteller weitestgehend zurückgezogen. Das soll sich nun ändern.

Im Zuge der Fusion PSA und FCA zu Stellantis (2021) wurde seitens des Konzerns beschlossen, wieder verstärkt in die Marke Lancia zu investieren. Nachdem die Präsenz von Lancia in den letzten Jahren massiv zurückgefahren wurde, kündigte der Konzern bereits im Mai dieses Jahres an, man sei nun wieder „ready for Europe“. Ab 2028 sollen unter der Marke Lancia ausschließlich zu 100 Prozent elektrisch angetriebene Autos produziert werden.

In der vor wenigen Tagen veröffentlichten Pressmeldung gibt der italienische Autohersteller einen ersten Ausblick auf das neue Profil und die veränderte Designsprache bei Lancia. Das Konzept „Lancia Pu+Ra Zero“ (Abb. unten) ist als Ausblick auf drei neue Fahrzeugmodelle zu verstehen, die zwischen 2024 und 2028 auf den Markt kommen werden. „Lancia Pu+Ra Zero“, eine Synthese aus Skulptur, Kunstwerk, Design und Fahrzeug, schlage „eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, bei dem sich klassische Eleganz und radikaler Formengeist die Waage halten“, so die Ankündigung. Die unter der Bezeichnung „Lancia Pu+Ra“ entwickelte Designsprache schaffe einen Raum mit reinen und radikalen Formen in einer für die Automobilindustrie untypischen Form.

Lancia Pu+Ra Zero Visual, Quelle: Lancia/Stellantis
Lancia Pu+Ra Zero Visual, Quelle: Lancia/Stellantis

Im Rahmen der angekündigten strategischen Neuausrichtung und Vitalisierung der Marke wurde auch das Logo von Lancia neu designt. Die letzte signifikante Anpassung am Markenzeichen erfolgte vor mehr als zehn Jahren.

Lancia Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Lancia/Stellantis, Bildmontage: dt
Lancia Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Lancia/Stellantis, Bildmontage: dt

Das neue Logo symbolisiere den Wandel von Lancia zum Anbieter von ausschließlich elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, so der Autohersteller. Für Luca Napolitano, CEO Lancia, verkörpert das modifizierte Markenzeichen den „Beginn einer neuen Ära der Marke Lancia“. Es sei Ausdruck einer klaren Design-Vision und verkörpere den Einstieg in die Elektromobilität.

Bei der Gestaltung des neuen Markenlogos orientierte sich das Designerteam an den sieben Varianten, die Lancia seit mehr als einem Jahrhundert verwendete. Das neue Markenlogo ist von dem Wappen inspiriert, das 1957 zum ersten Mal die Lancia Flaminia am Kühlergrill trug (siehe Lancia Logo-Evolution). „Das Logo gleicht einem Juwel, das in seiner Ästhetik sehr klassisch ist und bei dem Schlichtheit und grafische Geradlinigkeit auf exklusive Farben, Materialien und Verarbeitung treffen“, so die offizielle Beschreibung. Neben dem Markenzeichen (Emblem) wurde auch der Lancia-Schriftzug neu gestaltet.

Ab 2024 sollen das neue Logo und der neue Schriftzug an Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Das Logo ist zudem Bestandteil der neuen Corporate Identity, nach der die europäischen Autohäuser bis Anfang des Jahres 2024 umgestaltet werden und die außerdem alle Kommunikationsaktivitäten umfasst, sowohl online als auch offline, wie der Autobauer erklärt.

Kommentar

Bezogen auf die Designstudie „Pu+Ra Zero“ ist „pur“ durchaus ein passendes Adjektiv. Das zukünftige Markenzeichen von Lancia ist hingegen alles, nur nicht pur und minimalistisch. Die „Radikalität“ des neuen Markenzeichens liegt vielmehr darin, dass der italienische Autohersteller die weltweite zudem branchenübergreifende Entwicklung hinsichtlich vereinfachter Formensprache, bezogen auf Logogestaltung, grundsätzlich zu negieren scheint.

Während Mini, Audi, Volkswagen, Kia, Renault und all die anderen automobilen Marken in den vergangenen Jahren die Darstellung ihres Logos respektive Emblems (am Fahrzeug) auf eine einfarbige, zweidimensionale Form umgestellt haben, feiert Lancia die Renaissance des Chroms/Aluminiums. Das ist einerseits erfrischend. Denn natürlich besteht kein Automatismus dahingehend, jede Entwicklung im Design mitgehen zu müssen. Die Entwicklung ist gleichwohl mehr als ein modischer Trend.

Klar: eine Marke sollte über ein eigenständiges, wiedererkennbares Profil verfügen. Dass Lancia am Chrom-Look festhält, ist in jedem Fall ein deutliches Differenzierungsmerkmal. Andererseits ist die Frage, ob dieses Differenzierungsmerkmal ein geeignetes Mittel darstellt, um die Marke Lancia in der beabsichtigten Weise zu positionieren, nämlich im Premium-Segment. Kann die Marke so im Kontext Elektromobilität / Polymobilität bei Konsumenten punkten? Mit einem „Classic-Look“ der Nullerjahre?

Darüber hinaus ist fraglich, inwieweit eine Designstudie wie „Pu+Ra Zero“, vom Kontext Automobil / Gebrauchsfahrzeug offenkundig weitestgehend befreit und darüber hinaus an der Lebensrealität und dem Bedarf wohl der allermeisten Menschen vorbei-designt, als Ausblick auf das zukünftige Modellangebot von Lancia taugt.

„Lancia, the New Renaissance“ lautet das im Rahmen der Präsentation ausgegebene neue Motto. Auf mich wirkt das Konzept (Design / Marke), wie eine Antithese in Sachen Bedarf, Nutzwert, Funktionalität und Praxistauglichkeit. Erst wird die Marke fast komplett abgewickelt und abgewirtschaftet (siehe lancia.de) – und nun soll Lancia als Premium-Marke wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen. Italian Mut.

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Da die Studie wie eine Lanzenspitze aussieht und eine Lanze generell die gewünschte Dynamik transportiert, hätte ich mir “mehr Lanze” gewünscht. Der Schiftzug hat auch nichts im Signet verloren. Ich hätte die äußere Wappen-Form erhalten, die Farbe Blau wegen Elektro, aber in das Wappen nur eine Schlanke Lanzenspitze mittig platziert. Tradition, Eleganz, Dynamik, Angriff.

  2. Hm, die “new Renaissance”? Eine Wiedergeburt wäre ja an sich eigentlich schon etwas neues, und neue Wiedergeburt wohl eher ein Pleonasmus. Oder ist Lancia schonmal wiedergeboren worden? I don’t know. Das neue Logo hat im Rahmen der Logo-Historie natürlich seine Berechtigung, mir persönlich ist es zu dekorativ. Die durch die unterschiedliche Bürstung entstehende Materialität finde ich allerdings durchaus spannend und hoffe, sie bald auf einem der neuen Raumschiffe bewundern zu können. Pur und radikal ist es jedenfalls mit Sicherheit nicht, eher Retro-Future. Wobei man auch sagen muss: Das Lancia Logo war noch nie richtig gut und ich erkenne hier zum ersten Mal, dass der “Aufwärts-Pfeil” des klassischen 70er/80er/90er Logos eigentlich mal ein Fahnenmast war.
    Kernfrage bleibt für mich: Wer will irgendetwas anderes von Lancia, als einen Martini-gebrandeten Delta? Kein einziges Design seither hat mich überzeugt (ganz im Gegenteil). Aber vielleicht kommt sie ja jetzt wirklich, die new Renaissance.

    1. Lanze (“Lancia”), also eine Waffe, kein Flaggenmast oder Pfeil. Da steckt also Tradition und Dynamik gleichzeitig drin. Hätte man nutzen können. Der Strich vermittelt leider nichts.

      1. Ja, eine wehende Fahne auf einer als Fahnenmast genutzten Lanze. In der Tat, nun ist es weder Lanze, noch Fahnenmast, noch Pfeil – sondern ein seltsam nutzloses, dekoratives Element.

  3. Mir gefällt es so mittelgut. Ich sehe darin keine Lanze, keinen Pfeil, keine Fahne. Für mich sind es drei Elemente, die zusammengewürfelt worden sind. Die Lanze ist in meinen Augen keine Lanze, sondern, wenn überhaupt, ein Fahnenmast. Die Schrift ist moderner, das gefällt mir. Wieso aber die Flagge nicht an der Lanze (den Fahnenmast) nicht abschließt, sondern diese überlappt, will mir nicht recht einleuchten.

  4. Nun ja, pur und radikal ist das neue Logo wahrlich nicht. Der Schriftzug alleine wäre völlig ausreichend gewesen oder alternativ eben eine schlichte Lanze. Was den Entwurf des Fahrzeugs angeht, darf man gespannt sein, ob man beim ersten Serienprodukt noch irgendetwas davon wiedererkennen wird.

  5. Eine lateinische Schrift mit minimalen Serifen, dafür aber das A ultramodern zum griechischen lamda reduziert, ergibt keinen Sinn. Die Lanze retromäßig wieder an die Seite zu stellen, finde ich nachvollziehbar, aber nicht die beste Lösung, besonders neben der Fahne. Viele Linien.. Das Blau muss ja nicht “Elektro” symbolisieren, weil das a) eh schon alle machen und b) Elektro demnächst Standard ist. Blau ist einfach schon ewig im Lancia Logo (wie auch lange bei BMW, VW, Alfa, Ford…) wenn auch dunkler.
    Den Effekt mit 2 verschiedenen Schliff-Effekten finde ich gut, dafür taugt das 3D-artige. Das Logo ist nun mal ein Schild, kein 2D-Objekt in s/w. Das bisschen Retro-Luxus darf sie abheben, sonst wäre es nur eine weitere Stellantis-Badge. Nochmal ein paar Tage dran sitzen, dann wird das.
    Bei dem Render-Modell dachte ich “oh, eine neue Maus” Als Fahrzeug höchstens ein Boot – das schlecht schwimmt. Na, ich mag Lancia, hatten immer interessante Autos.

  6. Ich fasse zusammen:

    Der Schriftzug ist in einem Rahmen “eingekästelt” :-)
    Der Rahmen wird von einem Kreis umschlossen…
    …eine Linie/Lanze ist liegt unter dem eingekästelten Schriftzug – aber über den Kreis
    Ein Wappen hält das Ensemble zusammen.

    Okay – kindlich ausgedrückt.

    Für mich ist das ein Sammelsurium von Elementen auf kleinsten Raum und daher unruhig und zu weit weg von “Premium”.Die Lesbarkeit sei mal dahingestellt – ich hab da so meine Probleme und ich bin sehr gespannt, wie lange sich dieser Entwurf hält. Zugegeben stehe ich auf reduzierte Formensprache (Renault oder Audi) und hätte es gerne mal gesehen, ob sich Lancia in dieser Richtung bewegt hat und warum sich das Logo letztendlich durchgesetzt hat.

    By the way:
    Das Konzeptrendering steht für mich im krassen Widerspruch zum neuen Logo.

  7. Das neue Logo ist ein Höhepunkt des Design Dilettantismus. Ein Brand muß sowohl markant wie authentisch sein. Dieses Logo ist unlesbar und total austauschbar. Wenn ich an die neuen Automodelle denke ist mir jetzt schon übel. Vom Lancia Mythos keine Spur. Das Management von Stellantis ist scheinbar überzeugt, die Marke gehöre ihnen. Die Marke gehört den Kunden. Sie haben sich ein Lancia Narrativ geschaffen. Das gilt es umzusetzen.

  8. Dem Konzept fehlen die Reifen. Und die Scheiben. Und die Türen. Und die Blinker.
    Ernsthaft: Ich frage mich, was uns das Konzept als Ausblick auf das kommende Fahrzeug-Design sagen soll. So gut wie nichts davon lässt sich auf ein realistisches, verkaufsfähiges Fahrzeug übertragen. Und hinsichtlich neuer Technik ist es auch ohne Aussagekraft – es sei denn, Lancia hat den Hovercraft-Antrieb entwickelt.
    Diese “Skulptur” mag ja schick aussehen, verfehlt ihre Aufgabe aber völlig. Selbst das Konzept des 1-Liter-Autos von VW (XL1), das zwar in der Werbung zu sehen war aber bei einer Stückzahl von 200 natürlich niemals Teil des Straßenbildes wurde, war wenigstens noch praktisch fahrbar.

    Das Logo aber gefällt mir, ganz besonders die Materialanmutung. Und ich finde es weder generisch, noch retro. Wie Achim kommentiert hat, sollte es kein Muss zum Kontrast-Flatdesign geben.
    Einzig störend finde ich die Fahnenstange, die die sonstige symmetrische Harmonie im Logo stört.

    Uuund in der Form erkenne ich sofort einen Wankelmotor-Kolben. Bestimmt nicht beabsichtigt aber ein grober Schnitzer – will man sich doch eben von konventionellen Antrieben distanzieren.

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