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Plakate zur Landtagswahl 2012 in NRW

NRW Landtagswahl Plakate

NRW Landtagswahl Plakate

Vor wenigen Tagen begann offiziell der Wahlkampf zur diesjährigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Nachdem die rot-grüne Minderheitsregierung mit ihrer Haushaltsplanung im Parlament scheiterte, wurde der Landtag im März aufgelöst und Neuwahlen für den 13. Mai angesetzt. Die Zeit, Wahlkampf zu machen, ist also denkbar kurz. Die aktuellen Umfrageergebnisse der Meinungsforschungsinstitute bescheinigen Rot-Grün eine absolute Mehrheit. Von Seiten der SPD wird die Wahl als Schicksalswahl angesehen, mit der die Weichen für einen Wechsel im Bund gestellt werden sollen. Im dt werden die Wahlkampagnen der Parteien im Detail vorgestellt.

SPD

NRW SPD Wahlplakate 2012
NRW SPD Wahlplakate 2012

Fast schon erwartungsgemäß wird Hannelore Kraft auf den Plakatmotiven als fürsorgliche Landesmutter in Szene gesetzt. Die Kampagne vereint Image-Pflege mit Wahlkampf. Freundlich und verständnisvoll schaut sie die auf den Plakaten abgebildeten Menschen an. Es menschelt, was in diesem Fall durchaus positiv gemeint ist, denn Lächeln und Zuwendung wirken nicht aufgesetzt, die Begegnungen nicht sonderlich inszeniert.

Die Typographie der Großflächenplakate ist farblich auf die Kleidung Krafts abgestimmt (oder ist es gar anders herum?). Bereits auf den Wahlplakaten zur Landtagswahl in Saarland war zu beobachten, dass das SPD-Logo jegliche Schutzzone abgelegt zu haben scheint. Auch dieses Mal stößt es direkt an eine weiße Fläche, in der der jeweilige Spruch eingefasst wird. Diesbezüglich zeigt sich die SPD experimentierfreudig. Weshalb auf den hochformatigen Themenplakaten der Slogan „Gut für NRW“ in einer anderen Farbe und einer anderen Schriftart gesetzt ist als auf den Großflächenplakaten, entzieht sich dem visuell geschulten Auge. Das hätte man auch harmonisieren können.

Mag sein, dass mein letzter Skiurlaub noch nachwirkt – im Motiv mit Handschuh und Helm sah ich zunächst Kraft, wie sie vor einer Seilbahngondel stehend ihre Skier hält. „Sportlich, sportlich“ war mein erster Gedanke. Erst auf den zweiten Blick sah ich Fahrer, die Lagerhallen-Szenerie und die gelben Hörschützer. Apropos… leicht schräg war auch die Plakataktion der NRW-SPD, die als Siegerentwurf eine Currywurst sah.

Fazit
Einer freundlich lächelnden, authentisch wirkenden Hannelore Kraft ist es zu verdanken, dass die Motive emotional ansprechen – der verantwortliche Fotograf tut sein Teil dazu. Abgerundete Ecken und Pastelltöne innerhalb der Themenplakate sind im Vergleich zu den anderen Parteien deutlich weniger auffällig, passen jedoch zur mütterlichen Aura, von der Kraft umgeben wird.

CDU

NRW CDU Wahlplakate 2012
NRW CDU Wahlplakate 2012

Die Kampagne der CDU erklärt uns, wofür „NRW“ eigentlich steht, nämlich für „NORBERT RÖTTGEN WÄHLEN”. Die GRÜNEN haben den Spruch mittlerweile in ihrem Sinne umgetextet. Auch der Darstellung dieses NRW-Mottos ist es geschuldet, dass die Typographie auf den Plakaten für CDU-Verhältnisse merkwürdig ungeordnet ist. Mal ist das dreizeilige NRW-Motto links an der NRW-CDU-Logo-Kachel (Themenplakate) ausgerichtet, mal befindet es sich in vertikaler Verlängerung zur CDU-Kachel (Großflächenplakate).

Ebenfalls uneinheitlich: Während der Spruch „Unser Land verdient das Beste” im Großflächenplakat innerhalb des Fotos platziert wurde, erscheint er auf den Themenplakaten im blauen Fußbereich.

Zum Fotomaterial: Anders als Hannelore Kraft und etwa auch Christian Lindner, blickt Norbert Röttgen direkt in die Kamera, was zumindest auf dem hochformatigen Themenplakat kein Anlass zur Kritik gibt. In der Aufnahme mit dem Jungen hingegen erscheint fraglich, ob der Blick in die Kamera nun die beste Option darstellt. Während sich nämlich in den Motiven der SPD Kraft den Menschen zuwendet und Augenkontakt herstellt, gilt Röttgens Aufmerksamkeit nicht dem Kind, sondern einzig der Kamera. Was insofern nicht unpassend erscheint, sagte man Röttgen in den vergangenen Wochen doch von verschiedenen Seiten nach, dass er sich mehr fürs politische Treiben in Berlin interessierte, als für die Menschen in Nordrhein-Westfalen. Jedem Betrachter ist es natürlich selbst überlassen, ob er dieser zutiefst subjektiven Bildanalyse folgt. Politisch motiviert ist sie jedenfalls nicht.

Was noch auffällt: Als einzige Kampagne der hier vorgestellten Parteien verfügen die Plakate der CDU über keinen QR-Code, der, ein Smartphone vorausgesetzt, eine komfortable Verbindung zur jeweiligen Website bereitstellt.

Fazit
Typographisch unausgewogen. Fotografisch im Vergleich zu den anderen Parteien weniger gekonnt.

DIE LINKE

NRW Die Linke Wahlplakate 2012
NRW Die Linke Wahlplakate 2012

“Nur mit uns!” heißt es auf jedem der Plakate der Linkspartei. Aktuelle Umfrageergebnisse zeigen allerdings, dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen mit einem Zuspruch von gerade einmal 4% DIE LINKE durchaus für abkömmlich erachten. Ebenso wie der FDP könnte der Linkspartei der Einzug in den NRW-Landtag verwehrt bleiben. Und dabei lesen sich die Wahlversprechen auf den Plakaten doch überaus glückverheißend und nutzbringend. „Kita für Alle“, „Sozial-Ticket für alle in NRW“ und „Löhne rauf” – zumindest bei der Frage der Kindergartenbeitragsbefreiung erscheint der Alleinstellungsanspruch ungerechtfertigt, denn auch die bisherige rot-grüne Landesregierung sieht nach Einführung des beitragsfreien letzten Kindergartenjahrs mittelfristig die Abschaffung des Kindergartenbeitrags vor.

Die rein typographische Plakatgestaltung folgt dem bewährten Linkspartei-Duktus. Weiße Versalien auf rotem Grund mit Schwarz als Akzent wirken laut und angriffslustig, was insbesondere im direkten Vergleich mit den blassen SPD-Plakaten deutlich wird. Aus formalästhetischer Sicht können die Plakate durchaus überzeugen. Aufteilung, Abstände und Größen der verschiedenen Elemente sind gut gewählt. Jede Botschaft erschließt sich auch bei nur flüchtiger Betrachtung – ein Merkmal guter Plakatgestaltung. Lediglich die gedukten Versalumlaute sind nicht sonderlich schön anzuschauen.

Fazit
Bewährte, typolastige Plakatgestaltung. Keine groben Ausrutscher, aber auch keine positiven Überraschungen.

Dieser Beitrag hat 44 Kommentare

  1. Vielen Dank für den tollen Überblick. Ich finde auch die einzelnen Bewertung durchweg richtig, auch wenn ich in der Gesamtwertung etwas anders platzieren würde.

    Obwohl ich kein Fan der SPD bin, finde ich die Bildmotive extrem gelungen. Kein Vergleich mit den ungelenken Menschlichkeitsversuchen im soeben verstrichenen Frankfurter Wahlkampf. Auch wenn mir die langweiligen Typoplakate nicht gefallen, sehe ich die Kampagne dadurch weiter vorn als die der FDP, obwohl diese im ganzen stimmiger ist. Bei der FDP fehlen einfach abwechslungsreiche Bildmotive.

  2. Zur FDP:
    Ja, besser als früher und auch schön “Corporate-Visual-konzernmäßig” an ihrer Zielgruppe – Transparenzen gibts momentan bei vielen Konzern-Visuals. Die Headlines kommen gut rüber. Leider wurden die Hintergründe nachträglich hineincomposed, das wirkt mir dann doch zu konstruiert. Das Energie-Motiv halte ich für misslungen, außerdem wirkt da sein Kopf/Rumpfverhältnis merkwürdig.

    Zu den Linken:
    Gewohnt agressive Kampf-Ästhetik. Tausendmal gesehen. Wirkt auf mich immer unseriös. Und eher beängstigend.

    CDU:
    Boah. Schlecht. Das mit dem Kamerablick hat Achim ja schon erwähnt. Das wirkt alles so derartig gestellt, dass ich dieser Partei gar nichts abnehme und Herr Röttgen schaut auch nicht besonders symphatisch. Das Großvater-Model findet sich auch auf gleich zwei Motiven wieder. Von der Typo bekomme ich Kopfschmerzen. Zuwenig Zeit aus den Komponenten und dem aus Fotografensicht dankbaren Kandidaten (Clooney Röttgen) etwas anständiges zu basteln. Versteh ich nicht,

    Zur SPD:
    Frau Kraft hat man hier gut inszeniert und das wirkt, wie schon Achim anmerkte, realistischer. Die Farben gefallen mir auch. Kommt optimistisch rüber, die Bildsprache.
    Womit ich gar nichts anfangen kann, sind dieses pastelligen Typo-Plakate. Nicht nur, dass mir diese Verläufe (Frühling?) Brechreiz hervorrufen, Das ist so ganz weit weg von den Foto-Visuals. Das Logo sitzt da oben links. Der Claim hat eine andere Typo. Näh – gefällt mir nicht.

    Die Grünen
    Schön grün, aber optisch stören sich die engesetzten Elemente irgendwie gegenseitig, so dass ich bei dem optischen Auftritt immer die Orientierung verliere. Ich habe keine Lust da hinzuschauen. Komisch. Potenzial verschenkt

    Die Piraten:
    bei den Foto-Visuals: Flippige “Schuhmoden-Ästhetik” fällt mir da spontan ein. Bisschen zu werblich und leider austauschbar. Die Farben gefallen mir.
    Die Typo-Visuals:
    Geht meiner Meinung gar nicht: die grafische Gestaltung der Plakate wurde aus dem Design des Piraten-Logos hergeleitet. Dadurch geht es in der Gesamtgestaltung unter. Deshalb musste es auch so groß gemacht wären. Markenführungstechnisch ein großer Fehler.

    Meine Reihenfolge: (ich habe mir die Abstimmung noch nicht angeschaut)
    FDP
    SPD
    Grüne
    Piraten
    CDU
    Linke

  3. Also das Kindermotiv von Röttgen ist gruselig in zwei Richtungen, er wirkt etwas desinteressiert, während Chucky, die Mörderpuppe, übles plant … und bei “Aus den Augen” denke ich eher an https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haarmann#Haarmann-Lied

    Ich finde, bei den Grünen passt die Hochglanzoptik überhaupt nicht zum Image, über den Humor lässt sich streiten. Hier würde etwas Mut zur Hässlichkeit wie bei der Basteloptik der Piraten oder dem Demo-Charme der Linken (die Umlaute sind grauenhaft) durchaus passen – oder unkonventionelle Motive wie bei den Grünen in SH …

    Bei der SPD versteckt man das quadratische Logo wie schon im Saarland nicht mehr in einer Ecke, sondern rückt es (selbst-)bewusst näher an die Ministerpräsidentin. Mit dem runden Spruch-Schutzraum, der in das quadratische Logo mit seinen 90°-Ecken übergeht, kann ich mich aber nur wenig anfreunden.

    Die FDP ist insgesamt eine Überraschung. Hier wird die lange Tradition bodenloser Geschmacklosigkeiten mal durchbrochen und man ist doch einigermaßen sparsam mit der Hauptfarbe Gelb, die viel eher mit der Bundespartei und ihrem schlechten Image assoziiert wird, als das recht neutrale Blau. Da wird der Spitzenkandidat als personifizierte Abgrenzung zur Ein-Themen-Partei positioniert. Strategisch stimmig – ebenso auch das absolute Nischenthema Dichtigkeitsprüfung, schon die Grünen haben in der Vergangenheit mit Plakaten zu Themen, die niemand anders plakatiert hat, ihre ganz spezielle Zielgruppe angesprochen.

  4. Die Plakate der CDU finde ich unerträglich.
    SPD finde ich trotz ähnlichen Bildinhalts sympathisch, modern und nicht gestellt.

    Bei den Piraten find ich die Typo-Plakate erstaunlich gut gelungen.

    Die Grünen überraschen leider nicht. Und FDP finde ich so lala.

  5. Haha “Studiengebühren abgeschafft”, die SPD gehört doch zu denen, die sie überhaupt erst eingeführt hat. Und die sie vehement verteidigt haben, wie ich damals selbst auf ner Studi-Demo gemerkt habe. Gut dass die von mir keine Stimme mehr bekommen.

    Bei den Piraten wunderts mich etwas dass die Plakate hier so “gut” aussehen, das was hier so an den Straßen rumhängt ist vor allem von der Farbwahl, Motiven und Umsetzung total grauenhaft.

  6. Also das Plakat der Piraten gefällt mir ausgesprochen gut. Vorallem die unten eingebaute Welle ist sehr gelungen und eine gute Anspielung auf Piraten. Top! Zudem ist die Farbwahl echt klasse. Die plakate wirken frisch und richten sich wohl an die jüngeren Wähler. Für mich die Nummer 1!

  7. Die Plakate werden immer schlechter – wie die Politiker. Eine Schande, dass Fr. Kraft zeigt, dass man Senioren betüdelt und dass Hr. Röttgen plötzlich mit Kindern um die Ecke kommt – und beide Personengruppen sofort nach der Wahl wieder thematisch ganz unten auf der Agenda landen und Topverdiener noch mehr verdienen werden. Familien, Kinder und Alte garantiert wieder nicht. Fühle mich noch mehr verarscht als damals mit “Mehr Demokratie wagen” von Brandt.
    Gestalterisch gefallen mir die LINKEN am besten, da sie ohne Bildsprache auskommen, was in jedem Fall besser ist, als die unanständige Gefühlduselei und Verarsche. Wird allerdings bei der (dummen und unreflektierten und uninteressierten) Masse nicht ankommen, denke ich. Vielleicht sollten die mal eher auf die Bildebene wechseln.
    Röttgens direkter Blick ist schon mutig, weil er ja ohnehin nach der Wahl nicht mehr hierher zurückschaut. Aber vielleicht kann er gerade deshalb so nett lächeln.
    Und Herr Lindner versucht sich als souveräner Argumentator: Kann man ihm nur schlecht abnehmen, besser wäre vielleicht eher, die FDP hätte ihr Problem irgendwie mit in die Plakate genommen – wäre glaubhafter gewesen, da es gezeigt hätte, dass sie vielleicht doch nicht unter Realitätsverlust (und Stimmenverlust) leidet.
    GRÜNE irgendwie wie eh und je. Lustig und grün. Etwas unkreativ, aber sie denken sicher, dass man die erfolgreichen Strategien in den Wahlkämpfen der letzten Jahre einfach übernehmen kann. Bin gespannt.

  8. Die Plakate von CDU und SPD finde ich unsäglich, aber auch entlarvend. Entlarvend, weil keine ehrlichen Gesichter gezeigt werden. Deshalb wirken sie auf mich auch überhaupt nicht sympathisch, sondern bewirken das genaue Gegenteil. Sie sind genau für den Zweck, den Menschen etwas vor zu machen, gemacht. Also eben nicht aus dem Leben gegriffen. Also eben nicht den Menschen nahe. Außerdem finde ich nach wie vor, das Werbung mit Kindern Kindesmissbrauch ist. Für mich berücksichtigt gutes Design auch diese Aspekte.

  9. ich verstehe nicht wieso die FDP Plakate so gut dargestelt werden, klar es ist eine Steigerung da aber ich komme nicht klar mit diesem 3 Streifen/Balken mit schatten, eigentlich sind diese sehr schlecht Gestaltet, das Logo mit eine blaue Linie umrandet, ach so dazu wirkt der Dirk so zerquetsch so in die Ecke und guck so in irgendeine Richtung.
    Die CDU hat Sicht verschlechtert, SPD na gut ist eine sichere Sache, Die Grüne kennt man schon , die Piraten muss ich sagen finde ich die Farben sehr gut obwohl die Plakate auch, Die Linke ist mir egal.

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