Im Plakatmotiv zur Kieler Woche 2023, die in vier Wochen beginnt, sind die Grußformeln „Moin“ und „Ahoi“ gekonnt mit grafischen Elementen verwebt, „flirrend und schwimmend“, und ohne dass die typografische Wortebene im Vordergrund läge, findet die Jury des alljährlich stattfindenden Designwettbewerbs, mit dem traditionell das Keyvisual der Segelsport-Großveranstaltung ermittelt wird.
Sechs internationale Büros mit 15 eingereichten Entwürfen waren im Wettbewerb für das diesjährige Eventdesign im Rennen. Die Jury entschied sich für einen Entwurf des Designduos Johanna Siebein und Dirk Laucke.
Die ungewöhnliche Farbgebung überzeuge und bilde zusätzlich farbliche Entsprechungen zu den Bereichen Sommerfestival und Segelevent. Die grafische Gestaltung erinnere an Wellen, Segel, Sonne und an das bunte Treiben während der Kieler Woche. Die Typografie verhalte sich wie Reflektionen auf dem Wasser. „Immer wieder gibt es neue Details in der Gestaltung zu entdecken“, so das offizielle Jury-Statement.
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Und jeder Möchtegern-Künstler feiert das. Design hat doch aber einen Zweck. Hier sollte es sicher vor allem darum gehen, Besucher für Segeln bzw. die Kieler Woche zu begeistern. Ist das wirklich gut gelungen?
nein. Für mich nicht. Hat eher etwas von einem CD für Großevents… Info = Null.
Allerdings hat es die Kieler Woche auch nicht nötig, mehr zu kommunizieren. Aus der Ferne beobachtet würde ich behaupten, die ist eh auch so erfolgreich und die Besucher kommen sowieso.
Von daher kann man sich das so auch erlauben und der Kreativität mehr Raum geben. Aber da gab es für mich persönlich in der Vergangenheit schönere Ansätze (die auch hier vorgestellt wurden).
Das denke ich mir bei der Kieler Woche auch immer. Das hat was von Saitenbacher Werbung. Jeder findet sie schrecklich, aber sie fällt auf und jeder kennt sie. :D Die Kieler Woche braucht da keine Infoposter mehr, jeder weiß was ihn erwartet und erwartet mittlerweile auch genau das.
Da bin ich absolut bei dir. Ich hab bei solchen Designs immer Angst vor einem eleptischen Anfall. Ich hatte als Kind welche und empfinde beim betrachten solcher Grafiken Unwohlsein.
@Achim.
Wäre es vielleicht möglich zukünftige Umfragen etwas neutraler zu halten? Also Bewertungen wie “sehr schön” oder “schrecklich” zu vermeiden? Ich persönlich finde es dadurch schwierig sich mit einer der vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten zu identifizieren. Außerdem wirkt es so irgendwie auch etwas zu suggestiv / passiv-aggressiv ;)
Danke SK. Ich verstehe, dass sich nicht jeder mit den vorgegebenen Antworten identifizieren kann, wie Du es nennst. Allerdings: auch mit „neutral“ formulierten Auswahlmöglichkeiten wird es Menschen geben, die sich in den Antworten nicht zu 100 % wiederfinden. Dass Formulierungen wie „sehr schön“ oder „schrecklich“ suggestiv wären, kann ich zudem nicht erkennen. Es sind schlichtweg subjektive Äußerungen und Einschätzungen. Eben das darf und soll eine solche Schnell-Umfrage nach meinem Verständnis auch abbilden. Für dezidierte Kritik, positive wie negative, ist in den Kommentaren Platz.
Ich verstehe, dass es eine subjektive Empfindung ausdrücken soll, aber das erzeugt eben irgendwie auch das Gefühl, dass ich in dem Moment mehr die persönliche Empfindung eines Einzelnen unterstütze als es allgemein und konstruktiv zu bewerten. Ich persönlich fand es z.B. auch etwas überfrachtet, habe aber wirklich gezögert, weil ich es ungern als “schrecklich” bewerten wollte, in dem Fall habe ich mich lieber ganz enthalten. Wenn andere ähnlich zögerlich darauf reagieren, wie ich, kann ich mir vorstellen, dass die Umfrage vielleicht dadurch verzerrt wird, aber das nur als Bobachtung.
Ich finde halt es reicht doch bereits die Hinleitung z.B. “Grafisch überfrachtet und farblich wenig überzeugend”, ich finde man müsste es dann nicht nochmal zusätzlich harsch durch “schrecklich” untermauern, auch, wenn die Aussage dann vielleicht etwas vager bliebe.
Ich fand das auch schon im Studium schwierig, wenn Dinge subjektiv als “nicht gut” oder schlimmer gewertet wurden, weil durch solch pauschale / einsilbige Urteile einer Sache damit automatisch irgendwie gleich jede Qualität abgesprochen wird.
Davon abgesehen habe ich das Gefühl, dass durch so extreme Meinungen / Urteile irgendwie auch eher die “Hate”-Kultur (des Internets) gefördert wird. Bisher hatte ich aber eigentlich immer das Gefühl, dass das Design Tagebuch eigentlich nicht in diese Richtung geht und tendenziell eigentlich eher zurückhaltend agiert, deswegen war ich in diesem Fall vielleicht etwas überrascht. Aber vielleicht reagiere ich darauf auch zu sensibel, auf der anderen Seite ist es vielleicht auch wichtig in Zeiten wie diesen da etwas vorsichtiger zu agieren.
Danke für Deine Anmerkungen. Finde es sehr schön, dass Du dir die Zeit genommen hast, Deine Gedanken bezüglich der Umfrage zu teilen.
Ich kann Dir versichern, dass die in dt-Umfragen verwendeten Formulierungen wie „schrecklich“, „schlimm“, bzw. „grandios“, „hervorragend“, etc. und die auf diese Weise abgebildete Polarität in keiner Weise einer Verrohung der Umgangsformen hier im dt Vorschub geleistet haben. Ein konstruktiver Austausch im Kontext Design/Kommunikation ist mir seit je her eine Herzensangelegenheit. Wer schon etwas länger hier im dt liest, weiß dies auch. Eine Umfrage wie diese in einen Zusammenhang mit Hate-Speech zu bringen, wenn auch nur indirekt, geht mir zu weit, muss ich gestehen.
Ich achte darauf, dass Fragen in Umfragen nicht suggestiv sind. In der Regel gibt es drei Auswahlmöglichkeiten, um Zuspruch, Ablehnung und Unschlüssigkeit artikulieren zu können. Meine persönliche Meinung lässt sich, selbstredend, aus den Antwortmöglichkeiten nicht herauslesen. Die Formulierungen innerhalb der Auswahl sind, wie sich Kritik zuweilen im Allgemeinen äußert, auch schon einmal unverblümt und direkt. Aber eben alles andere als plump oder in irgendeiner Weise diskreditierend formuliert. Nach diesem Schema und Prinzip sind alle im dt veröffentlichen Umfragen angelegt.
Es liegt in der Natur der Sache, dass eine einfache Umfrage mit nur drei Auswahlmöglichkeiten in ihrer verdichteten Form mit einsilbigen Urteilen in Bezug auf die Qualität der so geäußerten Kritik limitiert ist. Die Aussagekraft und die Qualität der Kritik würde sich in diesem Fall meiner Einschätzung nach auch dann nicht erhöhen, würde man anstelle von “schrecklich” als Auswahlmöglichkeit “nicht gut” verwenden. Ebenso wie man “schrecklich” beispielsweise einen polemischen Unterton unterstellen könnte, könnte man in “nicht gut” eine “per se und in jeder Hinsicht nicht gute” Beurteilung herauslesen. Beide Wertungen werden im Rahmen einer solchen Umfrage – zwangsläufig – zu einem Pauschalurteil. Ebenso wie Schulnoten, etwa 1 und 6, pauschale Leistungsbewertungen darstellen, hingegen wenig bis nichts über den Menschen als solchen aussagen. Auch die Aussagekraft von Schulnoten ist überschaubar.
Um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen. Wie bewertest Du denn, lieber SK, die Gestaltung des Plakates?
Das entspricht ganz meiner Meinung… Danke für den Kommentar.
Das ist auch der Grund, weshalb ich ganz auf die Abstimmung verzichtet habe, wegen des Wörtchens “schrecklich”…
Denn schrecklich finde ich den Entwurf nicht, allerdings grafisch überfrachtet.
Barbara B.
wow. – fehlt nur noch ein limitierter ethnotek raja rucksack…
Von der Farb- und Kontrastwahl, sowie dem psychedelischen Look sicher mal was Neues im Vergleich zu den sonstigen Kieler-Woche-Plakaten. Das Gewinner-Plakat wird laut Beschreibung mit Sonderfarbe Silber gedruckt, was es sicher noch verstärken wird. Für die Traditionalisten sicher zu weit weg, da zu wenig Segel und Blautöne, aber ich persönlich kann mich damit anfreunden. Dazu Handwerklich gut umgesetzt, also warum nicht mal?! Die nötige Penetration wird es sicher bekommen. Auf der Website sieht man auch wieder ein paar andere Beiträge, die es nicht geschafft haben und für mich dagegen auch verlieren. Ich freue mich auf jeden Fall jedes Jahr, wenn im dt über dieses schönen Wettbewerb berichtet wird und stöbere gerne. Danke dafür und weiter so!
@Achim
Danke für deine ausführlichen Erklärungen, ich bin übrigens auch bereits jahrzehntelanger Leser des Design Tagebuchs, bisher ist mir auch noch keine Umfrage so negativ aufgefallen, daher wunderte es mich auch. Vielleicht hat sich da bei mir aber inzwischen auch eine andere Awareness entwickelt.
Aber zurück zu deiner Frage. Ich finde das Plakat grafisch überfrachtet und farblich wenig überzeugend, aber deswegen noch lange nicht “schrecklich” ;)
Meine Augen sind zunächst irritiert am Logo der Stadt Kiel hängengeblieben. Wurde das hier im Design Tagebuch jemals thematisiert? Während alle anderen Buchstaben auf den ersten Blick korrekt gespiegelt sind, wurde das E einfach in Originalform unter die Wasserlinie gezogen. Ich kann mir die Begründung schon denken (umgedrehtes E sehr schwer zu lesen), und ja, ein Logo muss nicht immer grafisch korrekt, sondern nur memorierbar sein, aber so richtig kann ich mich damit nicht anfreunden. Bin ich mit dieser Meinung alleine?
Moin!
Wenn das erstmal mit Sonderfarbe Silber gedruckt ist, ist das ein Traum! Ich will die Krawatte!
Ich sehe Sonne, Wellen, vielleicht Segel, alles in einer Gestaltung, die sich ausreichend von der der Vorjahre abhebt. Mehr braucht es nicht für die Kieler Woche, denn der Auftrag ist ja eben nicht: Gestalte ein Design, das möglichst klar die Art der beworbenen Veranstaltung auf den Punkt bringt. Und leider ist es so, dass es hunderte seit Jahren etablierte Veranstaltungen gibt, die trotzdem mit einem Maximum an Information und einem Minimum an Design beworben werden. Warum muss z.B. ein Rock-am-Ring-Plakat 80% der Fläche mit Bandnamen zukleistern?
Danke, dass die Kieler Woche auf diese Art präsentiert wird und ich bin bereit, jedes Design zu feiern.
Ahoi!
@Achim
Sorry übrigens, dass ich meine Kritik an der Umfrage so ungünstig als Bitte formuliert habe, habe gemerkt, dass man das leicht als Aufforderung missverstehen kann. Tut mir leid, falls du das als übergriffig empfunden hast. Ich wollte lediglich mein persönliches Empfinden mitteilen, aber dich in keiner Weise versuchen irgendwie zu zensieren.