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Plakat der Kieler Woche 2017

„Mehr Kiel geht nicht“, so die Organisatoren der Kieler Woche über das offizielle Plakatmotiv zum diesjährigen Segelsportgroßereignis in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Wer will ihnen da widersprechen. Kiele, Schwerter und Finnen in Blau und Weiß zieren das 70. Kieler-Woche-Plakat.

Erklärung der Jury

Aus den anfänglich skripturalen Zeichen entwickeln sich bei genauer Betrachtung Boots-Kiele, die das Wasser schneiden. Durch die gekonnte Aneinanderreihung verschiedenster Kiel- und Schwertformen aktueller (29er, 505er) und ehemaliger (Star) Klassen der Kieler Woche entsteht ein Muster, das das Siegerplakat kraftvoll und sportlich erscheinen lässt. Durch die Platzierung der Informationstypografie an der linken Seite des untersten Kiels nimmt das Plakat zusätzlich an Fahrt auf. Das Siegerplakat zeichnet sich durch eine grafische, kraftvolle und kontrastreiche Gestaltung aus und greift mit der Kiel-Systematik ein Thema auf, welches bis dato noch auf keinem Entwurf zu sehen war.

Seit 68 Jahren wird mit jährlich wechselnden Plakaten und anderen Werbemitteln weit über Kiel hinaus für die Fest- und Segelwoche geworben. Alljährlich wird im Rahmen eines Wettbewerbs das Siegermotiv ermittelt. Entworfen hat das Plakat für die Kieler Woche 2017 der Gestalter Götz Gramlich. Gramlich, der in Heidelberg ein Büro hat, ist unter anderem Präsidenten des Vereins/Wettbewerbs „100 beste Plakate Deutschland, Österreich, Schweiz“.

Die Kieler Woche 2017 findet im Zeitraum zwischen dem 17.–25. Juni statt.

Kommentar

Wenn auch nicht farblich, so aber doch thematisch setzt das Siegermotiv einen Kontrapunkt. Überraschenderweise widmet sich in der langjährigen Geschichte des Plakatwettbewerbs keines der Vorgängermotive dem Schwerpunktthema Kiele. Das Wechselspiel von Positiv- und Negativform erzeugt Spannung. Zunächst in der Anmutung an eine Art (groben) Holzschnitt erinnernd, entziffert das Auge nach und nach die unterschiedlichen Kiel- und Schwertformen. Ohne die Darstellung der zapfenförmigen Kielbombe in der Mitte des Motivs wäre das „Entziffern“ der Formgebung deutlich schwieriger. Von den zur Wahl stehenden fünfzehn Motiven ist das Siegermotiv tatsächlich auch aus meiner Sicht das beste. Allerdings hätte ich ein Motiv ohne Kielbombe reizvoll gefunden, weil auf diese Weise der Zeitraum des Entzifferns verlängert würde und das Auge „gezwungen“ wird, sich noch länger mit dem Motiv zu beschäftigen.

Weiterführende Links

Update 19.05.2017, 10:59 Uhr: Götz Gramlich war so freundlich zwei weitere Ansichten zur Verfügung zu stellen, anhand derer ersichtlich ist, dass das Plakat lediglich EINE Anwendung innerhalb des saisonalen Erscheinungsbildes der Kieler Woche darstellt.

Dieser Beitrag hat 29 Kommentare

  1. Mich irritiert, dass das Plakat, wie es hier dagestellt wird, keinen Rand hat und sich so mit dem Hintergrund vermischt. Vielleicht gibt es noch eine weitere Ansicht, wo das Plakat tatsächlich irgendwo im Kontext zu sehen ist? Das würde die Wahrnehmung nochmal verändern.

    1. Was anderes als eben irritieren will das Plakat sonst! Die Blicke auf sich ziehen durch Formen, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen, und bis dahin über Irritation funktionieren, scheint das Konzept der Gestaltung zu sein! Wie kann man das nicht erkennen/verstehen???

  2. Hm, ich komme einfach nicht ran an diese Entwürfe. Für mich sehen die alle wie fehlgeschlagene Datei-Importe aus ;-) Besonders die Entwürfe der 80er Jahre haben was von generischen Stock-Vectoren oder Vorlagen, die es nie über Phase eins des Entwurfs hinaus geschafft haben. Aber so ist die Kieler Woche bezüglich Plakaten.

    Da fehlt mir der Zugang und deshalb mach’ ich jetzt den Jochen Schweizer und “bin raus”.

  3. Mir gefällt es gar nicht. Selbst wenn es die Anforderungen an ein Plakat erfüllt, so wirkt es auf mich von der Umsetzung irgendwie sehr schwach. Mich würde interessieren, wie unterschiedliche Gestalter diese Idee der Kiele umgesetzt hätten und ob die obige Lösung dann immer noch die beste wäre.

    1. Da geht es mir ähnlich. Mir gefällt die Idee, auch der Einsatz von nur einem Blauton + Weiß (Thema auf den Punkt gebracht) und Schwarz. Die Ausarbeitung und finale Formengebung eher nicht. Irgendetwas fehlt mir da. Andererseits reibt man sich auch wunderbar an der Gestaltung, bleibt hängen, sucht, entdeckt, speichert – insofern: irgendwie auch alles richtig gemacht :)) Trotzdem, es wäre wirklich interessant zu sehen, wie man diese Idee noch variieren könnte.
      Meine Highlights aus der Historie: ’62 – ’63 – ’65 – ’77 – ’80
      Euch allen einen guten Freitag!

  4. Früher: (50er, 60er, 70er Jahre) durften Plakate schon mal sinnfreudige Erfahrungen begleiten, erkennbare wie auch luftige Zusammenhänge vermitteln und auch nach schnellem Vorrüberschauen, deutlich in Erinnerung verbleiben.
    Heute wird all das vermieden, was irgendwo Offensichtlichkeit und die sensible Erkennbarkeit unterstützen würde. Die PlakatInformation wird hier auf kryptisch zu entschlüsselnde Sachdetails und “kriminalistisch” ableitbare Tatsachenargumente verkürzt, auf Bilderrätselstandards reduziert; Aus Angst davor, illustrative Elemente oder lockere Strichführung einzusetzen, wird ein Insider-Rätselspiel inszeniert, um die Dekryptage des Plakatinhalts möglichst lange heraus zu zögern.

    Das ist also aktuelle Plakatgestaltung im bürgerlich deutschen Wohlstandsmilieu? Es würde mich mal interessieren, wie beherzte polnische Plakatgestalter, die für ihren Bildwitz, ihre Sensibiltät und ihr Kunstverständnis bekannt sind, mit diesem Thema umgegangen wären. ?

    Für mich zeigt das eher die Bankrotterklärung in Einsatzmöglichkeit und Darstellung sinnlich erfahrbare Emotionswelten, ?(die derzeit eher in Fahrzeugwerbung hervorstechen müssen, ..) Und es offenbahrt sich dahinter die deutsche, erstarrte Macht der Technokraten, die dem Ingenieurswissen als sinnliche Ersatzerfahrung verpflichtet, eine Vermittlung von Inhalten massiv belegen, die eigentlich der Domaine der Musen, der Naturgewalten und entsprechend emotionaler Vielfalt zuzuordnen sein müsste.

    Insgesamt ein furchterregender Reduktionismus, der betont starr ausgerichtet auf deutschen Kernkompetenzen, primär aus gecleanten deutschen Werkhallen gekrochen zu sein scheint, und mit seiner kantiger Schnittdarstellung, etwa mit diversen Schrauben und Aggregaten garaniert, in Werkshallenplakatierung und Warnhinwiesen sinnstiftender an jener Front eingesetzt wäre, um die dort bitter benötigte, strukturierte Ordnung auszudrücken und eindringlichst, (nach TÜV Massgabe?) zu vermitteln!?

  5. Die Idee ist super was mit Kielen zu machen. Die Umsetzung finde ich allerdings nicht sehr gelungen. Nein ich finde eben nicht gut das man 3-4-5 mal schauen muss um es überhaupt zu checken. Den Veranstaltungshinweis hätte man nicht noch kleiner machen können? Ist ja eigentlich unwichtig oder? Also Leute…

  6. Ich bekomm zu dem Plakat einfach kein Zugang. Finde es auch grafisch leider gar nicht ansprechend, die einzelnen Kanten und Ecken ergeben für mich keine geschlossene, schöne Gesamtform.
    Es ist immer schwierig, wenn man eine Gestaltung erst erklären muss, damit sie Sinn macht. Aber ich komme aus dem Süden Deutschlands und konnte die Elemente anfangs gar nicht zuordnen. Andererseits frage ich mich, ob wirklich jeder aus dem Norden Deutschlands stammende die Bootskiele erkennen würde und ob dies bei der Gestaltung eines solchen Plakates ausschlaggebend sein sollte.
    Vielleicht soll dieser Entwurf aber auch aufzeigen, dass hier eine ganz bestimmte Zielgruppe angesprochen werden soll; nämlich eine, die sich mit Segelsport auskennt. Was auch als Abgrenzung zu den Segel-Laien verstanden werden könnte…kommt jetzt ein bisschen darauf an, wen man ansprechen möchte.

Kommentare sind geschlossen.

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