Bei den 66. Internationalen Filmfestspielen Berlin ist der Bär los, sprichwörtlich. Gemeinsam mit den Künstlern der internationalen Filmwelt erobert der Bär das Berliner Stadtgebiet.
Mehr als je zuvor prägt derzeit der Bär das Berliner Stadtbild. „Die sechs Plakatmotive erzählen von flüchtigen Begegnungen einzelner Nachtschwärmer mit den Bären in der Stadt, fotografisch festgehalten – eingeklemmt zwischen Realität und Fiktion“, so die offizielle Pressemeldung.
Seinem natürlichen Habitat beraubt wirkt der kolorierte Bär schon etwas entrückt, wie er da so durch die beleuchteten Straßen Berlins streift, einsam nach einem Ziel suchend. Die melancholische Stimmung beschreibt wohl nur unzureichend die Ausrichtung des Festivals. „Wir haben die Berlinale so programmiert, dass wir der aktuellen gesellschaftlichen Situation gerecht werden. Wir wollen es nicht nur auf dem roten Teppich krachen lassen, sondern möchten uns für Völkerverständigung einsetzen. Wenn wir es krachen lassen, dann leise”, so Festivaldirektor Dieter Kosslick im Rahmen der offiziellen Programmvorstellung.
Die Motive wurden erstmals von der Agentur Velvet kreiert.
Berlin und ein Bär… nicht die kreativste Idee aber OK, ist etabliert und schnell wiedererkennbar.
Allerdings empfinde ich die Integration des Bären (trotz des verschleihernden TV-Rasters) nicht immer als überzeugend, handwerklich ausbaufähig.
Der Bär ist aber nunmal Teil des Logos und eben auch das Wappen der Stadt.
Das mit dieser Bildretusche üben wir noch mal. Und ausgerechnet Berlin so ausgestorben zu zeigen, ist auch irgendwie schade.
Kommt bissle spät der Beitrag. Die Dinger hängen schon seit Wochen.
Dir ist aber schon klar, dass genau heute die Berlinale beginnt?
Das handwerkliche mal beiseite – es geht doch um KINO bei der Berlinale und nicht um “Fernsehflimmer- TV-Raster” von den alten Röhrengeräten aus der “tech. Steinzeit”.
Und alle Cineasten jammern rum weil keiner in die Arthous-Kinos geht.
Soll das Retro-Schick sein?
Oder doch: Thema verfehlt setzen …!
@AR Ich wundere mich auch warum das TV RGB Raster als Effekt für Kinofilm verwendet wird.
Vermutlich war es so einfacher die Bilder zu retuschieren.
Die Begründung für die Melancholie der Bilder finde ich zwar gelungen, aber auch schade.
Oder streift der Bär traurig durch ein leeres Berlin auf der Suche nach guten Filmen?
Mich stört die große, blockige Typo, die so gar nicht zur Stimmung der Bilder passt und recht einfallslos und ohne Bezug links oben hingesetzt wurde. Geht das nur mir so?
Ich habe die Plakate das erste mal live beim Aussteigen aus der Berliner U-Bahn gesehen und meiner Meinung nach ist es wirklich eine sehr schön gestaltete Kampagne. Dass der Bär nicht perfekt reinretuschiert ist und vielleicht etwas unfertig erscheint, bringt den nötigen “Pfiff” in die Kampagne. Sieht man die Plakate im Kontext der Umgebung wie in den U-Bahnen, Busstationen etc. wirkt die Kampagne sehr gelungen. Ich finde sie lädt gerade zum Schmunzeln ein und bringt Veranstaltungsort und Veranstaltung sehr gut zusammen.
Ich kann die Kritik einiger zwar nachvollziehen, teile sie aber so gar nicht. Im Vergleich zu den letzten 4-7 Jahren in denen immer irgendwelche “total abstrakten” Kunstplakate gewählt wurden finde ich das erfrischend ansprechend! Im Stadtbild fügen sie sich fabelhaft ein und sie fallen tatsächlich positiv auf – nicht nur wirres bunt sondern eine klitzekleine Geschichte.
Ob das Thema jetz so 100%ig getroffen wurde, da kann man drüber streiten. Ich denke das Fernsehraster assoziiert man auf jeden Fall mit Bewegtbild, und damit wohl auch mit Filmen. Und die werden im Zeitalter von Handys, Tablets, Netflix und Co. wohl mehr denn je auf Displays statt im Kino angeschaut. Was natürlich schade ist, aber nunmal die Realität.
Die Motive – Retuschenqualität mal hin oder her – haben jedenfalls schon ihren ganz eigenen Charme und bleiben einem schon im Gedächtnis. Was mir am meisten im Auge weh tut, ist wie die Logos oben und unten so lieblos rein gequetscht worden sind. Da fehlt irgendwie das Auge für Abstände und optische Linien. Es wahr wahrscheinlich nicht möglich, aber zumindest die unteren Logos hätten einfarbig in grau oder schwarz auch deutlich weniger gestört.
Insgesamt für mich aber doch eine gute Idee für die Kampagne.
Doof nur, dass keine Begegnung stattfindet … da ist nur ein Bär – ganz allein.
Und was hat die Berlinale mit Berlin zu tun, geht es da nicht um Filme?
Und ist man dabei sehr einsam?
Irgendwie ganz traurig … :-(
:-)
Na ja. Es ist die Begegnung von Fotograf respektive Beobachter und Bär, so der visuelle Narrativ.
Erinnerung eines Globetrotters: An eine solche Begegnung kann ich mich übrigens, auch wenn sie bereits viele Jahre zurückliegt, noch heute lebhaft erinnern, nur dass der Ort nicht Berlin, sondern das kleine Städtchen Port Hardy auf Vancouver Island gewesen ist. Aber dies ist eine andere Geschichte …
Das sich Betrachter und bär begegnen ist aber eine Behauptung. So wie sich der bär verhält, kann von einer Begegnung doch eher keine Rede sein?
Die mediale Theorie ist das eine, das erlebnis etwas anderes.
Es ist dies keine Behauptung meinerseits, wie Du schreibst, sondern die Wiedergabe dessen, was von Seiten der Verantwortlichen als Bildkonzept und intendierter Rezeption erdacht wurde. Ob sich diese mit Deiner persönlichen Wahrnehmung deckt, ist freilich eine andere Sache.
Und so nebenbei: Begegnung heißt nicht, dass ein beidseitiger Blickkontakt stattfinden muss.
Ich bezog mit dem Begriff Behauptung auf die Idee und nicht auf Dich. Es ist nicht an mir vorbeigegangen, dass das aus der Pressemeldung stammt.
Allerdings würde es mich nach wie vor stark wundern, wenn die allermeisten eine Begegnung verspüren, bei diesen Motiven und dieser Art der Darstellung.
Wenn ich mich umschaue sieht es weitaus klarer aus …
Ich glaube die Idee war ok; in der Umsetzung ist man vom Weg abgekommen.
Ein Paradebeispiel dafür, wenn sich eine Agentur aus einer anderen Stadt mit der Hauptstadt zu identifizieren versucht.
Punkt 1, es gibt keine U-Bahn die als Endpunkt Potsdamer Platz hat (ja ich weiß dass dort die Berlinale stattfindet) und Punkt 2 die neue Nationalgalerie als Motiv zu nehmen, die aktuell noch für mehrere Jahre geschlossen bleibt, finde ich auch nicht wirklich durchdacht.
Wie in den Vorkommentaren ja schon deutlich zu hören, ist die handwerkliche Arbeit (passend zur U-Bahn) unterirdisch.
Alles in allem…*facepalm*
Musste jetzt an ‘Revenant’ mit Leonardi Di Caprio denken. Der hatte auch eine einsame Begegnung mit einem Bär…
nun die aussage der plakate versteht jeder sofort, daher ist mir nicht verständlich wie man sagen kann dass das thema verfehlt wurde. was sollen plakate denn eurer meinung nach inhaltliches transportieren wenn nicht den inhalt. bär = berlin/ visualität = bewegtbild = film.
ich würde manchmal zu gerne eure entwürfe sehen, die müssen ja gigantisch sein…
Ja wir anderen machen immer zu jeder uns bekannten veranstaltung mindestens ein plakat. und das ist wie immer großartig!
Es ist immer wieder erstaunlich, dass hier 100%-iger Realismus erwartet wird. Das auf der U-Bahn “Potsdamer Platz” steht ist nur ein Gimmick. Die Gestalter hatten eine Idee, sowohl konzeptionell als auch visuell. Im Stadtbild funktioniert die Kampagne sehr gut. Ich dachte auch erst, dass ein Bär als Testimonial etwas abgegriffen ist, aber nicht alle Plakatbetrachter sind Berliner und da der Bär nun mal Stadtsymbol als auch Logobestandteil ist passt es. Ich hätte mir nur eine modernere Kampagne gewünscht, irgendwie kommt mir das alles sehr piefig vor.
Sich über Fernsehraster zu beschweren, wo es doch um Kino geht, sich zu beschweren, dass Potsdamer Platz fälschlich als Endhaltestelle angezeigt ist. Was soll das? Geht es bei Plakaten um die korrekte und bruchlose Darstellung der Realität?
Wohl kaum. Jedenfalls hätte dann das Plakat wohl meist wirklich seinen Zweck verfehlt.
Es geht darum, Interesse zu wecken, ein Image zu transportieren, Aufmerksamkeit zu erregen. Gelingt das?
Nun, die visuelle Sprache ist klar und einprägsam. Die Motive erregen schon Aufmerksamkeit und der Bruch Stadt/Natur regt an, einen zweiten Blick zu riskieren.
Alles super also?
Die Frage ist, inwieweit die Kampagne das Image der Berlinale transportieren kann. Die Künstlichkeit sowohl der Szenerie als auch der visuellen Sprache repräsentiert die Welt des Kinos sicherlich ganz gut. Die melancholische Anmutung indes mag nicht so recht zu einer Veranstaltung passen, bei der auch Glamour und Repräsentation im Fokus stehen.
Für meinen Geschmack ist die Kampagne trotzdem gelungen, auch der Retro-Touch gefällt mir gut. Passt vielleicht auch zu Kino in Zeiten von Youtube.
Aus den Plakaten der Berlinalen fällt diese Kampagne deutlich heraus (und nicht negativ).
In den zehn Jahren zuvor haben wir nur graphische, meist flächige Entwürfe gesehen, die häufig das Bärenmotiv des Berlinale-Logos verareiteten. Da ist dies eine schöne Abwechslung.
Als Berlinerin in London lebend finde ich die Beaeren – Kampagne sehr gelungen, komisch, ironisch, passend & bunt.
Mir wurede richtig warm ums Herz….. Well done ! Weniger toll die vielen typisch deutschen kritischen Stimmen dazu.
Paradox, darüber zu nörgeln dass die Deutschen nörgeln.
Aber freu Dich doch einfach daran, dass Dir die Kampagne so ans Herz ging.
Du kannst Dir aber sicherlich vorstellen, dass das nicht allen so gehen muss?
Einheitsmeinung ist ja auch irgendwie blöd, oder?
Ich verstehe vor allem nicht, wie es passieren kann, dass die Berlinale in Berlin nun nicht mehr von einer Berliner Agentur betreut wird, sondern dafür extra eine ausländische Agentur beauftragt wird.
Noch schlimmer wäre es ja nur gewesen, wenn plötzlich eine Hypziger Agentur unsere Plakate gestaltet.
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