Zwei Jahre vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sochi (in deutsch „Sotschi“) wurden vor wenigen Tagen die Piktogramme präsentiert, die im Rahmen der Spiele unter anderem als Leitsystem zum Einsatz kommen werden. Bei der Gestaltung hat man sich, so heißt es in der begleitenden Pressemeldung, an den Piktogrammen der Sommerspiele 1980 in Moskau orientiert. Die Arbeiten an dem Erscheinungsbild der Sommerspiele 1972 in München unter der Leitung Otl Aichers klingen in diesem Fall allerdings besonders stark durch.
Die für Sochi entwickelten Piktogramme gibt es in zwei unterschiedlichen Versionen – schlicht und einfarbig, in diesem Fall blau, sowie als illustrative Grafik. Letztere kommt vor allem, ähnlich wie man es zuletzt bei den in London abgehaltenen Spielen sehen konnte, in Werbeaktivitäten zum Einsatz.
Anders, als man es anhand des Ende 2009 vorgestellten Sochi-Olympialogos hätte erwarten können, ist die Gestaltung der Piktogramme weniger wuchtig und kantig. Im Vergleich zum Schriftzug wirken die Piktogramme spielerischer, die Abbildungen fast schon kindlich naiv. Putzig, diese Männchen, sympathisch. Gewissermaßen die kindliche Fassung der Aicher’schen Serie. Und vor allem leicht verständlich sind die Piktogramme. Dieses Mal wurde nicht, anders als etwa in Vancouver 2010, der Versuch unternommen, die Standard-Piktogramme allzu künstlerisch aufzuladen.
Das russische Organisationskomitee entschied übrigens, für Freestyle- und Snowboard-Disziplinen, für die in der Vergangenheit nur ein einziges Piktogramm vorgesehen war, jeweils eigene Piktogramme anlegen zu lassen, da sich diese, nach Meinung des Komitees, wesentlich von einander unterscheiden. So kommt es, dass es für die nach IOC-Kriterien definierten 15 Disziplinen 22 Piktogramme gibt.
Piktogramme Sochi 2014 | illustrative Version
Die Illustrationen lehnen sich an textiles Design an, wie es für russische Trachten typisch sei. Die Gestaltung ist wesentlicher Bestandteil des zugrunde liegenden visuellen Konzepts, eine Art russische Patchwork-Decke zu schaffen, der das Erscheinungsbild der Olympischen Winterspiele 2014 charakterisieren soll, so die offizielle Beschreibung. Hier ein Gestaltungsbeispiel der Patchwork-Decke.
Die Infantilisierung der Gesellschaft schlägt auch hier durch.
Ich bin beeindruckt wie sauber die Piktogramme gezeichnet sind, wie stringent und stimmig die Figuren und Posen daherkommen. Das ist eine ganz tolle Arbeit!
Ob man sich nun an dem gnubbeligen Fisher-Price-Look stört oder nicht ist wohl Geschmacksache, aber die grafische Qualität würde ich als sehr hoch beurteilen!
Die farbigen Muster-Varianten würde gerne erst im Kontext sehen bevor ich dazu was sage…
Die Figuren erinnern mich ein wenig an Keith Harings Männlein.
Der spielerische Umgang und die gelungene Reduktion/Umsetzung der Bewegungen sorgen für gute Erkennbarkeit der Sportarten. Auch das augenzwinkernde, spielerische Moment gefällt mir gut.
Ich bin begeistert. Alle Piktogramme sind wunderbar erkennbar und die Art der Piktogramme wirkt sehr sympathisch. Beide Daumen rauf.
Sauber und gut gemacht, auch wenn ich sofort auch an dieses kindliche gedacht habe. Und ohne die Größen/Strichstärkenprobleme wie bei den Sommerspielen, aber das sind natürlich auch andere Disziplinen.
Ne Auflistung wär trotzdem ganz gut, wofür steht denn z.b. das Icon oben rechts?
Oben rechts: Nordische Kombination
Qualitativ sehr gute Arbeit! Ob die Patchworkversionen funktionieren muss man im Kontext abwarten.
Irgendwie sehe ich bei diesen Piktogrammen immer das HB-Männchen beim Wintersport treiben!
“Gewissermaßen die kindliche Fassung der Aicher’schen Serie (Ansicht).”
Das trifft es recht gut, war mein erster Gedanke – ohne Wertung – Aicher von einem Kind nachgezeichnet. Gut ist wirklich wie gut die Symbole zu erkennen sind, da gab es ja in der Vergangenheit wirklich zu überzeichnete Beispiele.
Gefüllt mit Mustern werden sie etwas spannender und auch schlechter erkennbar. Ist aber bestimmt als Animation On-Air gut umsetzbar.
@Patrick Das sind die nordischen Kombinierer
Hier noch eine Aufstellung der 15 offiziellen Disziplinen. (hinzu kommen noch die Freestyle-Disziplinen)
(Quelle: sochi2014.com)
@ George: Der Gedankensprung von den Piktogrammen zur infantilen Gesellschaft kann ich mir nur so erklären, dass du zu viel Frust am Schreibtisch schiebst…
Im Gegensatz zum Logo, welches ich nach wie vor für mindestens unglücklich halte, gefallen mir die Piktogramme außerordentlich gut. Diei ausgeprägten Bogenläufe der Figuren sorgen bei jedem Ikon für eine Dynamik, die zumindest mich sofort an den entsprechenden Bewegungsablauf der Sportart denken lässt. Leicht zu identifizieren sind sie tatsächlich, außerdem funktionieren sie auch in kleinen Formaten noch, weil das “Knubbelige” für ausreichende Aussparung auf der Farbfläche sorgt.
Sehr durchdachte und sympathische Umsetzung!
Fisher Price ist gut :D Ich dachte direkt an asiatische Schriftzeichen. Umsetzung gefällt mir aber auch sehr gut!
Nina, die „asiatischen Schriftzeichen“ konnte man in den Piktogrammen der Olympischen Spiele in Peking 2008 ziemlich eindeutig herauslesen.
Die Bewegungen und die Sportarten sind sehr gut umgesetzt. Nur die überdimensionalen Köpfe, damit kann ich mich nicht anfreunden. Die wirken dadurch auch nicht wirlich sportlich und dynamisch. Die Piktogramme von Moskau 1980 waren um Meilen besser.
Besonders das obere Männchen von “Nordic combined” erinnert mich total an das Männchen in den ersten Musikvideos von Gigi D’Agostino (z.B. Blablabla)…
Ob Moskau oder Peking oder die Stadt am Schwarzen Meer jetzt die besseren Pictogramme hat …
Wichtig finde ich, dass die Pictogramme zum Rest des jeweiligen Auftritts passen.
(Bei den Pictogrammen, die sich an der asiatischen Schrift orientieren, hätte ich mir, wenn man losgelöst vom Restauftritt über Styles diskutieren will, auch gut eine weniger arg technisch wirkende – immer fad gleichbleibende – Pinselspitze vorstellen können. Bin ein Freund der chinesischen Kalligrafie, das Schönste an ihr ist die Lebendigkeit des Pinseldrucks, das fehlt mir etwas bei den Pictogrammen der Olmpischen Spiele Peking 2008.)
Und wie sieht der Gesamtauftritt der Winterspiele 2014 aus?
Ich konnte aus den bisher vorgestellten Teilen keine gemeinsame Linie erkennen.
Minimalistisch konstruktiver Schriftzug, konstruktive, infantile Piktogramme und bunte traditionelle Stoffmuster im Rautenraster.
Und die Maskotchen sind einfach nur Kuscheltiere ohne Zusammenhang.
https://talisman.sochi2014.com/en/
Nachdem wir das Logo der Fußball-Europameisterschaft in Polen/Ukraine überlebt haben, kann uns eigentlich gar nix mehr erschüttern.
Aber diese Piktogramme halte ich für sehr gelungen.
Sabienes
Mir gefallen die Piktogramme für Sochi 2014 außerordentlich gut. Dabei bin ich nicht so begeistert allein von der Formgebung, sondern mehr noch von dem Gesamtbild, vor allem den russchischen Patchwork-Mustern.
Meine Vor-Kommentatorin fand die Maskottchen so ganz aus dem Zusammenhang gerissen, das ist aber auch nicht die offizielle Webseite, sondern diese hier:
https://www.sochi2014.com/en/
Auf der Webseite kommt sehr schön zum tragen, wie sich die Patchwork Muster durch die verschiedenen Rubriken und Themen zieht.
Mein Fazit: insgesamt gelungen, da individuell und nicht einfacher “nur modern”.
Hehe das illustrierte Pikto 3. von unten (Nordic Combined) – die Textur da auf dem fliegenden Männchen sieht aus als hätte es ein riesiges, Zähne zeigendes Maul. Wirkt irgendwie ziemlich aggressiv und in Verbindung mit den spielerischen Figuren schon leicht out of space.
Ich frag mich ob ich der einzige bin, der das erkennt. :P
Ansonsten eigentlich ganz niedlich! Nicht mein Geschmack und Stil aber nett gemacht.
@ Mira – Der Maskotchen-Link, den ich reingestellt habe, der stammt auch von der offiziellen Seite.
Klar, ist ein Patchwork der schönen traditionellen Muster dekorativ und es wird auch den Massengeschmack treffen. Das ist auch in Ordnung. Aber die einzelnen Elemete stehen nicht in Zusammenhang zueinander.
Otl Aicher hat bei den Olympischen Spielen 1972 München eine Linie gefunden. Das war Modern, bildete ein wunderbares Gesamtkonzept und war eben auch dekorativ. Das Waldi Maskottchen von damals war kein willkürliches Kuscheltier, sondern war auch Teil des Ganzen ist bis heute ein begehrtes Sammelojekt. (Ich bin froh noch eins zu besitzen ;-)
Vielleicht hänge ich die Latte hoch. Aber, Entschuldigung, es sind Olympische Spiele. Eine große Chance für die Region sich zu profilieren, genau wie damals in München. Die Gestalter, die sowas können sind da, ganz sicher auch in Rußland.
Mein Fazit: Die einzelnen Elemente sind nicht schlecht, aber es hätte mehr drin sein können.
@ Robert: Made my day!
Jetzt sehe ich nur noch dieses verrückte Eingebohrenengrinsen! Darüber befinden sich passenderweise auch noch zwei Augen…
Gefällt mir gut! Find ich gut, dass sich einmal ein spielerischer Entwurf durchgesetzt hat und nicht etwas todernstes.
Kann man eigentlich einen Artikel über Olympia-Piktogramme schreiben ohne dass Otl Aicher erwähnt wird? Ich glaube das würde die Gesetze der Quantentheorie verletzen und ist damit unmöglich.
@Fortschritt2000 Nichts ist unmöglich…
Erscheinungsbild der Winterspiele Vancouver 2010
Piktogramme der Olympischen Spiele 2012 in London
Warmlaufen für die Olympia-Piktogramme
@ Fortschritt2000 – Die von Achim aufgeführen Beispiele haben auch diesen Defekt, die Piktogramme sind eingebettet in ein Gesamtkonzept. Vancouver 2010 z.B. Das wunderschöne Erscheinungsbild aus Grafiken und Texturen paßt gut zu Kanada und ist topp – aber die Piktograme … und erste die Piktograme von London 2012 … Auch in diesen Beispielen paßt es nicht zusammen. Da schaut man eben nach guten Beispielen … und wen sieht man da schillernd am Horizont? Otl Aicher ;-)
Zweite Zeile, zweites von rechts – was ist das? Mutter-Kind Snowboarden?
wow so dynamisch – wo die .ru wortmarke
so langweilig ist <- gleiche agentur .?
unglaublich schöne arbeit! einzig beim ice hockey piktogramm fällt es schwer, die sportliche bewegung zu fühlen.
@Achim Schaffrinna – Na Ok, aber spätestens in den Kommentaren schlägt die Quantentheorie wieder durch ;-)
Sieht aus wie die Piktogrammedition der Comic Sans MS. War irgendwie mein erster Gedanke. Ansonsten passt Kindergarten von der Optik auch ganz gut.
Ob mir das jetzt gefällt oder nicht weiß ich allerdings nicht.
[…] im Zusammenhang mit der Vorstellung der Piktogramme der Olympischen Spiele 2014 in Sochi der Name Otl Aicher fiel… Kürzlich habe ich dieses Video entdeckt, das Otl Aicher und das von […]
[…] Piktogramme der Olympischen Spiele 2014 in Sochi […]
Meiner Meinung nach zu kindisch. Man könnte meinen, das ist für eine Kinderolympiade entwickelt worden. Ein Grafiker weiß, illustrative, freiere Darstellungen erfordern weniger Präzision. Ist das der Grund? Weniger Aufwand, weniger Zeit oder Geld? Warum ist der Anspruch gesunken?
Großes Lob, gefällt mir sehr. Auch die farbigen Umsetzungen sind, wenn auch nicht piktogrammtypisch, doch sehr reizvoll.
Kindlich/Kindisch? Die Ansicht teile ich nicht. Nur weil der Kopf ein wenig zu groß geraten ist? Was soll’s, dann spiegelt es die kindliche/kindische Freude wider.
[…] Rolle anzunehmen scheint. Unter Otl Aicher entstand für die Sommerspiele in München 1972 eine Serie, die seit dem als Blaupause und Prototyp für nachfolgende Sportpiktogramme angesehen werden kann. […]