Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender Phoenix, ein Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, sendet seit heute Vormittag im neuen Design. Mit dem Erscheinungsbild wolle man Phoenix (Eigenschreibweise „phoenix“) noch klarer als Informations- und Hintergrundsender für politische und gesellschaftliche Themen positionieren, in Deutschland, Europa und der Welt.
Die letzte signifikante Veränderung am Erscheinungsbild von Phoenix liegt mittlerweile 10 Jahre zurück. Damals hatte der Sender die bis dahin genutzte Hausfarbe Blau abgelegt. Mit dem nun vollzogenen Redesign verabschiedet sich der Sender von einer weiteren Hausfarbe, die seit Gründung in Gebrauch ist. Statt mit gelbem Akzent präsentiert sich Phoenix nunmehr petrolfarben. Die Farbgebung unterstreiche die Einzigartigkeit des Senders in der deutschen Fernsehlandschaft, wie es seitens des Senders heißt.
Auszug der Pressemeldung
Petrol ist die neue Farbe des Senders. Der einzigartige Ton zeigt sich vor allem in dem neuen Logo, der phoenix-Linse mit einer türkisfarbenen Korona. Passend zum Design entwickelt phoenix auch sein Programm weiter – mit einer stärkeren Fokussierung auf die politische Ereignisberichterstattung, mit neuen Sendungstiteln und einem optimierten Sendeschema. Darüber hinaus stärkt phoenix seine Online-Präsenz mit einer komplett neu gestalteten Homepage.
„Bei allen optischen Neuerungen“, wie die beiden Programmgeschäftsführer Michaela Kolster (ZDF) und Helge Fuhst (ARD/WDR) im Rahmen der Vorstellung des neuen Erscheinungsbildes betonen, „die hohe Qualität der Inhalte bleibt unverändert. Phoenix steht weiterhin für verlässliche, umfassende Informationen und Hintergründe. Mit unserer Live-Berichterstattung, den weiterführenden Dokumentationen und vertiefenden Gesprächen liefern wir zu jedem Thema ‚Das ganze Bild’“
Kommentar
Mit dem petrolfarbenen Logo erhält der Sender ein plakatives und sehr variables Erkennungszeichen. In der Regel im Anschnitt platziert, mal links mal rechts, kann das Logo vor Hintergründen sowohl deckend wie auch wahlweise multipliziert eingesetzt werden (siehe Logodefinition. Als Cornerlogo, das im Bildschirm jeweils links unten platziert wird, kommt allerdings nicht der angeschnittene Kreis zum Einsatz, sondern die „phoenix“-Wortmarke. Im Kontext von Einspielern und Trailern (siehe Video unten) ist der Kreis zuweilen auch komplett zu sehen. Mein Eindruck ist, dass der Blauton, so wie er sich derzeit on air zeigt, deutlich weniger Grünanteile enthält als in den hier verwendeten Visuals und insofern das Erscheinungsbild eigentlich nicht wirklich petrolfarben, sondern schlicht blau ist. Wie stellt sich das auf den Geräten der dt-Leser dar?
Abgesehen von der neuen Optik ist die Umstellung hin zu mehr Flexibilität die vielleicht wichtigste Änderung. Denn diese Freiheit braucht’s heute nun einmal im Corporate Design. Raus aus dem sperrigen, veraltetem Logokastenkonzept, mit dem sich Phoenix … ja im Grunde seit je her präsentierte. Auch wenn eine evolutionäre, behutsame Anpassung oftmals die bessere Wahl ist, ist das nun vollzogene umfassende Redesign nachvollziehbar, und wie ich finde, richtig. Denn der bisherige visuelle Auftritt des Senders war – Verzeihung für die direkte Wortwahl – miefig-piefig, gerade in Bezug auf die Präsenz in den digitalen Medien siehe Screenshot des Webauftritts. Auch diesbezüglich hat sich vieles zum Positiven gewandelt.
Ein frisches, ansprechendes Design kann sicherlich dazu beitragen, der Berichterstattung Attraktivität zu verleihen, zusätzlich versteht sich. Stimmig und „rund“ wird die Sache erst, wenn der Sender diese Attraktivität auch über die Inhalte der Programme versprüht. Insofern ist das neue Design zugleich Auftrag an die eigenen Mitarbeiter, Moderatoren und Kommentatoren. In jedem Fall macht das visuelle Konzept Lust darauf, Phoenix samt verändertem Programmschema neu zu entdecken. Voraussetzung hierfür ist allerdings ein funktionierender Webauftritt. Für bestehende Adressen fehlen entsprechende Weiterleitungen, sodass man, von Google kommend, allzu oft auf der 404-Seite landet. Das ist für Nutzer ärgerlich und aus SEO-Sicht fahrlässig.
Realisiert wurde das Redesign in Zusammenarbeit der WDR On-Air-Design-Abteilung mit der GMK Markenberatung (Köln). Für den Relaunch des Webauftritts zeichnet ein Team des ZDF verantwortlich.
Mediengalerie
https://youtu.be/2MEOCNlPtns
Und so sieht es küntig aus – das neue phoenix-Logo! Unsere neue Farbe ab 4. Juni heißt Petrol! #phoenixreloaded pic.twitter.com/Wbg4Kb3FHm
— phoenix_kom (@phoenix_kom) 29. Mai 2018
Weiterführende Links
Das Artikelbild hat mich denken lassen, dass man mutig sei. Eigentlich sieht der angeschnittene Kreis schick aus, aber die Umsetzung der Internetseite und des weiteren Designs sieht sehr lieblos aus.
Das Artikelbild bzw. das Logo ist im Anschnitt gezeigt und der Slogan lautet “das ganze Bild”, das kommt mir etwas wiedersprüchlich vor.
Gelb als ergänzende Akzentfarbe hätte dem Design bestimmt ganz gut getan, so ist doch alles etwas einfarbig und kühl. Eine schöne gelbe Linie, die sich durch das Programm zieht, gibt dem ganzen Design mehr Leben.
In der generell eher blaue-weißen Fernsehlogolandschaft, fand ich den Gelbton inmer herausstechend. Durch die etwas kritischere Dokumentation über Themen aus Wüsten-geprägten Region habe ich von klein auf das Gelb im Phoenix-Logo immer mit dem Wüstensand verbunden.
Das rein blau-grünliche/”petroleum”-Farbene CD ist für mich eher ein Rückschritt und keine Weiterentwicklung.
Sehe ich genauso. Finde die doch eher nüchterne “Petrolfarbe” lässt den Sender eher wieder versickern, als dass er sich abhebt. Da hat man sich leider für die falsche Farbe entschieden. Das Gelb fand ich viel reizender
Was man bislang sehen kann erscheint mir doch insgesamt leider noch sehr unausgewogen und lieblos. Interessant finde ich, dass man die Bildmarke in den Anschnitt setzt. Das ist dann eben doch nicht „DAS GANZE BILD“?
Mich wundert allerdings die Nähe zum ZDF On-Air Design. Es wirkt ein wenig so, als würde phoenix dieses zweitverwendet auftragen. Sowohl der angeschnittene Kreis als Trägerfläche für Sendungstitel und Ausstrahlungsdatum, der Multiplikationseffekt der Fläche, als auch die Art wie sich die Flächen bewegen wirkt beinah wie das ZDF Design in Petrol. Siehe: https://www.designtagebuch.de/zdf-erhaelt-neues-promo-design/zdf-print222705/
https://m.youtube.com/watch?v=dJeYntUwAQw
Danke, das war auch sofort mein Gedanke. Die Ähnlichkeit, bis hin zur Komposition der Trailer, ist einfach zu gravierend. Vermutlich hat man sich hier an den bestehenden Design-Bibliotheken des ZDF bedient.
Ich finde die Neugestaltung schon gelungen. Bei mir sieht es auch nicht nur blau aus, sondern ist klar als Petrol erkennbar.
Ich finde nur den Slogan etwas daneben. “Das ganze Bild” soll gezeigt werden – aber die “Linse” ist nur im Anschnitt – also zum Teil – zu sehen. Leuchtet mir nicht ganz ein. Außerdem halte ich die Vokabel “BILD” im Zusammenhang mit Nachrichten grundsätzlich negativ belegt…
In Deutschland müssen Fernsehnachrichten wohl immer irgendwie blau daherkommen. Nunja.
Was mich wirklich stört: Die Text-Bild-Schere beim Claim. “Das ganze Bild” sagen aber dann nur einen Ausschnitt vom Kreis zeigen. Darüber bin ich als Allererstes gestolpert.
Blau ist halt nüchtern und sachlich. Schreiendes Rot gibts dafür auch, halt auf den üblichen Kanälen, die gerne auffallen, wie RTL2 usw. Ist dann halt BILD-Style.
Also die Gegenüberstellung von Kreisausschnitt und Aussage “Das ganze Bild” stört mich überhaupt nicht – im Gegenteil, erinnert mich an Matthias Claudius:
“Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.”
Schön, dass auch eine gegenläufige Meinung vertreten und hier zum Ausdruck gebracht wird.
Philosophisch betrachtet ist „das ganze Bild“ eher ein utopisches Konstrukt/Gebilde. Selbst eine im Sinne des Bildformates vollständige Aufnahme kann stets nur einen Ausschnitt der Realität wiedergeben. Den Claim verstehe ich als Auftrag, die Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, um so der Realität möglichst nahe zu kommen. Stichwort Einordnung. Und nicht auf eine Aussage, die sich auf ein Bildformat beschränkt.
Abgesehen davon kommt innerhalb des Designs auch ein vollständiger Kreis zur Anwendung (siehe Videos). Insofern kann ich die Text-Bild-Schere-Argumentation zwar nachvollziehen, halte das Konzept jedoch nicht für „falsch“ bzw. unlogisch. Vielleicht stolpert man drüber. Wenn dem so ist, gut! Denn dann wäre schon einmal ein Ziel des neuen Erscheinungsbildes erreicht.
Neues Design – ein Argument für gebührenfinanziertes Fernsehen mit Bildungsauftrag?
Besser als das alte Logo allemal. Aber der Halbkreis scheint mir etwas unpraktisch. Gerade bei kleineren Darstellungen dürfte die Schrift viel zu klein sein im Verhältnis zum Kreis.
Zitat Achim: “Als Cornerlogo, das im Bildschirm jeweils links unten platziert wird, kommt allerdings nicht der angeschnittene Kreis zum Einsatz, sondern die „phoenix“-Wortmarke.”
[…] Weitere Details finden Sie hier. […]
Zum Thema Cornerlogo: Dachte auch zuerst, wie das wohl wäre, wenn der Kreis vom Bildschirmrand abgeschnitten würde, … Problem hierbei ist wohl, dass die verschiedenen TV- und Empfangsgeräte-Hersteller das Bild unterschiedlich beschneiden. So kann ich aus Erfahrung sagen, dass ein integrierter Sat-Receiver bei Samsung-TV-Geräten einen – für mein Verständnis – unverschämt großen Teil an den Rändern dem Seher vorenthält. Für mich ein no-go, aber vorallem ein KO-Kriterium für die Idee das Cornerlogo mit angeschnittenem Kreis darzustellen.
Die reine Schrift sieht in meinen Augen sehr hochwertig aus. Die Position unten links gefällt mir eigentlich auch sehr gut, nur kommt es hier (schon gestern mehrfach beobachtet) immer wieder zu Konflikten mit Infobannern.
Das Beschneiden des Fernsehbildes liegt aber vor allem dadran, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender im Jahr 2018 immer noch nur in 720p senden, und dein Samsung Fernseher das upscaled und dabei, um keine unschönen Kanten zu generieren, ein paar Prozent reinzoomt.
Aber ja, mir ist das auch schon negativ aufgefallen, wie viel mein Samsung-TV das Bild fast schon unangenehm beschneidet.
Habe es in der Verwandtschaft beobachtet, ist mir sofort aufgefallen, da die Cornerlogos viel zu nah an den Rändern klebten. Bei mir kämen diese Geräte nie zum Einsatz. Habe selbst einen externen Receiver, der das ganze Bild ausgibt und mein TV lässt sich wahlweise noch zwischen “voll” und “leicht beschnitten” umschalten. Die von Dir genannten Probleme mit unschönen Kanten habe ich bei noch keinem Sender wirklich festgestellt, nur bei manchen alten DVDs sind manchmal blinkende weiße Fragmente oben oder unten zu sehen.
Leute die das beschneiden des TV-Bildes nicht stört sind die Gleichen, die eine 4:3 Sendung auf 16:9 gestreckt ansehen, damit das Bild ausgefüllt ist; und das, ohne mit der Wimper zu zucken oder einen Fehler zu bemerken. Mir kommt da eher das Würgen. ;-)
ja klar. petrol ist einzigartig. wie in den 90ern. hahaha
sollte phoenix als nachrichtensender nicht für klarheit und transparenz stehen? petrol ist das sicher nicht.
warum wirken die on air designs in deutschland immer so als wären sie von reinen printlern entwickelt worden?
2d 2d 2d
die möglichkeit tiefe, 3d, dynamik zu nutzen fehlt mir völlig.
2D: Weil TV ein flaches Medium ist. Selbst Informations-, Aufklärungs-, Erklärungssendungen müssen vor allem unterhaltsam sein. Also eigentlich eindimensional. Ein Gegenmittel: Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch.