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Philippinen sendet Zeichen der Liebe

Philippines Tourismus Logo, Quelle: Department of Tourism Philippines
Philippines Tourismus Logo, Quelle: Department of Tourism Philippines

Die neue Tourismuskampagne der Philippinen steht ganz im Zeichen der Liebe. Statt mit „It’s more fun in the Philippines“ wird der Inselstaat nun mit dem Slogan „Love the Philippines“ beworben. Das südostasiatische Land habe so viel mehr zu bieten als Spaß und Abenteuer, erklärt die staatliche Tourismusbehörde.

Die Philippinen belegten in der Rangliste der beliebtesten Reiseziele in Südostasien 2021 Rang 6, hinter Thailand, Vietnam, Malaysia, Singapur und Indonesien (Quelle: World Tourism Organization, UNWTO). „Angesichts der sich ständig verändernden globalen Tourismuslandschaft nach der Pandemie und des wachsenden Wunsches von Reisenden nach immersiven Erlebnissen auf ihren Reisen betrachte die Tourismusbehörde den veränderten Markenauftritt als zeitgemäße Reaktion auf die Anforderungen der Branche“, so die offizielle Pressemeldung.

Philippines Tourism Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Department of Tourism Philippines Bildmontage: dt
Philippines Tourism Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Department of Tourism Philippines Bildmontage: dt

Ein in Regenbogenfarben gehaltener „LOVE“-Schriftzug dient fortan als Absender der touristischen Markenkommunikation der Philippinen. Im Grafischen ist das neue Logo deutlich komplexer als das bisherige ebenfalls multicolore Tourismuslogo. Die vier Buchstaben „LOVE“ sind jeweils in mehrere, unterschiedlich farbige Kacheln segmentiert und mit Illustrationen und Grafiken versehen (Sonne, Bauwerke, Flora, Fauna, Kulinarisches, u.a.), um so die Vielfalt und die Facetten des Landes widerzuspiegeln.

Kommentar

Herz und Liebe gehen in der Werbung immer. Zumindest scheinen dies Markenstrategen nach wie vor zu glauben, siehe dt-Beitrag „Emotionen pur! – Mit Marken mitten ins Herz“. Die mächtigste Emotion – im Marketing um jeglicher mystischen Kraft beraubt und mittlerweile zum austauschbaren Werbelabel verkommen. Alles und jeder wirbt mit Liebe: Eiscreme, Partnervermittlungen, Airlines (z.B. Southwest Airlines), Reiseveranstalter, Fastfood, Supermärkte, Städte (z.B. New York, Palma de Mallorca, u.a.), Länder (z.B. Dänemark), Tourismusregionen (z.B. Zypern, Meribel, u.a.), der ESC, chinesische Automarken, selbst Flughäfen. Weder ist die damit verbundenen Strategie ein Garant für Erfolg, siehe Thomas Cook Group (2019 insolvent) oder Beate Uhse AG, noch stellt Liebe im Kontext Marketing und Corporate Design ein Differenzierungsmerkmal dar. Warum also setzen derart viele Unternehmen und Marken in ihrer Kommunikation auf Liebe als Kernbotschaft?

Das Mitte der 1970er-Jahre von Milton Glaser entworfene „I ❤️ NY“-Signet ist sicherlich einflussgebend und kann rückblickend, was die Emotionalisierung von Marken betrifft, als richtungsweisend angesehen werden. Nachahmer fand diese Idee jahrzehntelang kaum. Erst im Zuge verstärkten Wettbewerbs und mit der daraus resultierenden Angleichung/Austauschbarkeit von Leistungen und Produkten rückte das Thema Liebe als Differenzierungsmerkmal stärker in den Fokus der Kommunikation von Marken/Unternehmen. Der 2003 von McDonald’s eingeführte Slogan „Ich liebe es“ pushte das Liebesthema weltweit mit Nachdruck ins 21. Jahrhundert. In der tausendfach kopierten Adaption spiegelt sich auch der Einfluss der englischen Sprache bzw. des amerikanischen Lebensstil wider, benutzen die Amerikaner die drei Worte bekanntlich inflationär oft.

Das Kampagnendesign ist mit seinem extrem breitgefächerten Farbspektrum und dem Piktogramm-ähnlichen Grafikstil auf Gefälligkeit ausgerichtet. Einzigartigkeit und Authentizität lässt sich mit dem „Love the Philippines“-Konzept schwerlich kommunizieren. Die Kampagne zielt vielmehr darauf ab, die Attraktivität der Philippinen als Reiseziel zu steigern. Ob dies gelingt, hängt, wie bei derlei Kampagnen, von vielen weiteren Faktoren ab.

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

    1. Dank Dir Mano. Auf den Punkt gebracht.
      In der zynischen Aussage des Kommentars steckt leider eine bitterböse Wahrheit.

      Nach Angaben von UNICEF und NGOs liegen die Philippinen mit 60.000 bis 100.000 erfassten Missbrauchsfällen an vierter Stelle was Kinderprostitution betrifft. Laut National Baseline Study on Violence Against Children (2018) erleben 22,4 Prozent junger Menschen im Alter von 13 bis 24 Jahren sexuelle Gewalt. „Wanna have love!?“ ist nicht nur eine oft gehörte Frage auf den Straßen Manilas, ein Foto von Insa Hagemann/Stefan Finger aus der so betitelten Serie wurde auch zum UNICEF-Foto des Jahres 2014 gewählt.

  1. Entscheidend ist der Absender. Liebe lässt sich nur durch Authentizität vermitteln. Viele Marken wollen als liebenswert wahrgenommen werden. Ob wir einer Marke das dann im wahrsten Wortsinn abkaufen wollen, hängt stark vom Adressat ab. Ein Unternehmen dem wir ohnehin eher liebenswerte Eigenschaften zuschreiben, kann solche Emotionen sicherlich einigermaßen glaubhaft vermitteln und somit Sympathie und Markenbindung weiter ausbauen. Eine Omi die ihre selbstgemachte Marmelade mit Herzchen verziert bekommt sicherlich mehr Sympathiepunkte vom Konsumenten, als wenn sich ein Konzern wie Wiesenhof oder Gazprom einer solchen Symbolsprache bedienen würde.

    Ich habe schon länger den Eindruck, dass nicht wenige Konzerne sich in ihrer Außenwahrnehmung stark überschätzen, ebenso in ihrem Einfluss auf deren Kunden. So scheinen viele dieser Unternehmen der Meinung zu sein, eine Kampagne, in der das Thema „Liebe“ im Vordergrund steht, authentisch rüberbringen zu können. Im Falle eines großen Touristikkonzerns, der gerade einen beliebten deutschen Ferienflieger geschluckt hat, scheint dies leicht realitätsfern.

    Im Falle von McDonald’s versucht man wohl eher die positiven Erlebnisse und Erfahrungen im Restaurant, welche viele Menschen ja in ihrer Kindheit durchaus gesammelt haben hervorzurufen. Mit der Aussage „Ich liebe es.“, spricht der Konzern ja selbstbewusst für den Kunden, der sich dann unweigerlich fragt: „Liebe ich das wirklich?“ und bei vielen Menschen dürften da einige positive Kindheitserinnerungen anklopfen. Man lenkt also die Aufmerksamkeit weg vom viel kritisierten Konzern und dem eigentlichen Produkt, hin zu den eigenen Gefühlen – kein schlechter Schachzug.

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