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#„PeaceForParis“-Symbol

Peace for Paris Quelle: Jean Jullien
Peace for Paris
Quelle: Jean Jullien

Der 13. November 2015 wird sich, wie auch der 11. September 2001, ins kollektive Gedächtnis einbrennen. Wenige Stunden nach den Anschlägen in Paris postet der französische Designer Jean Jullien ein Symbol auf Twitter. Kurze Zeit später ist die Grafik, die das Friedenssymbol und den Eiffelturm in einem Zeichen vereint zeigt, auf allen Medienkanälen bei CNN zu sehen. Das Einverständnis hierfür hatte sich der CNN-Reporter Justin Lear bei dem Gestalter per Tweet eingeholt, was angesichts der Unübersichtlichkeit in dieser Schreckensnacht keine Selbstverständlichkeit ist. Danke an beide, an Jean und Justin für ihre gute Arbeit!

Hier das Interview mit Jean Jullien auf CNN: French illustrator Jean Jullien’s unifying symbol for peace shared worldwide

Update: 07.10.2021: Der Account von Jean Jullien wurde zwischenzeitlich von Twitter gesperrt. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt.

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare

  1. Gerade angesichts der Situation, in der es entstanden ist, ein herausragendes Beispiel für die Kombination von Funktionalität und Ästhetik. Durchweg gelungenes Logo!

  2. Haltet ihr es nicht für bedenklich, dass mittlerweile auch Katastrophen und Terroranschläge ein Branding erhalten? Muss in Zukunft Betroffenheit durch symbolträchtige social media posts generiert werden? Werden dann Ereignisse ohne ein solches einprägsames Logo weniger Beachtung finden, weniger Spendengelder einsammeln können, sich vielleicht nicht in “ins kollektive Gedächtnis einbrennen”? Wird aufgrund dieses Zeichens den Opfern in Paris mehr gedacht als jenen in Beirut? Muss ein griffiger claim her wie »Je suis Charlie«?

    Das Zeichen an sich funktioniert sehr gut und spricht viele an. Es zeigt, welche Kraft gutes Design haben kann. Ich möchte dem Illustrator natürlich nicht unterstellen, die rasche Verbreitung seines Zeichens geplant zu haben, oder es aus anderen Motiven als dem Mitgefühl gezeichnet zu haben. Die Dynamik, die sich aus dem Veröffentlichen einer solchen Illustration in Zeiten von Twitter und facebook entwickeln kann, finde ich aber doch hinterfragenswert. Offenbar scheint es einen Bedarf an Betroffenheits-Logos zu geben. Menschen möchten sich solidarisch zeigen, Medien brauchen Symbolbilder mangels Bildmaterial. Eventuell werden beim nächsten Vorfall dieser Art auf Popularität hoffende Gestalter oder gar Konzerne diesen Markt erkannt haben und entsprechend vorbereitet sein, um möglichst schnell reagieren zu können.

    1. Um Branding/Markenführung kann es schon deshalb nicht gehen, weil das Zeichen weder einen konkreten Absender noch eine bestimmte Gruppe als Adressaten hat. Das Symbol – „Logo“ als Begriff erscheint mir tatsächlich unpassend – richtet sich an jedweden Betrachter.

      Aber natürlich stellst Du wichtige Fragen, Daniel. Nicht alle lassen sich ohne weiteres beantworten, zumindest sehe ich mich dazu außerstande. Die Frage, weshalb Anschläge in Paris uns anscheinend stärker beschäftigen als etwa solche in Beirut, war dieser Tage des öfteren zu hören. Die Antwort ist naheliegend, denn ungleich mehr Menschen hierzulande dürften schon einmal Paris besucht haben. Hinzu kommt die geografische Nähe. Beides erzeugt Unmittelbarkeit. Laut des in den Medien veröffentlichten, geradezu grotesken Bekennerschreibens, war zudem nicht eine x-beliebige Stadt das Ziel der Terroristen, sondern die Stadt der Liebe. Wenn wir ehrlich sind, dann haben uns die Bilder von Anschlägen im Libanon, im Irak und in Syrien zudem abstumpfen lassen. Auch das ist traurig, ja.

      „Je suis Charlie“ und Zeichen wie das PeaceForParis-Symbol sind im Grunde eine moderne Form von Trauerflor. Statt, wie bis in 1970er Jahre hinein üblich, sich eine Schleife an den Oberarm zu binden, bekunden wir unsere Anteilnahme und unser Solidarität indem wir einen solchen Tweet teilen.

    2. “Eventuell werden beim nächsten Vorfall dieser Art auf Popularität hoffende Gestalter oder gar Konzerne diesen Markt erkannt haben und entsprechend vorbereitet sein, um möglichst schnell reagieren zu können.”

      Facebook hat dies sogar bereits gemacht: Nutzer können ihrem Profilbild die französische Flagge “darüber legen lassen”. Quasi Anteilnahme per Mausklick.
      Find ich persönlich etwas pervers, dass extra für so ein Ereignis ein solches Tool geschrieben wurde.

      https://www.giga.de/unternehmen/facebook/news/frankreich-profilbild-bei-facebook-als-zeichen-der-anteilnahme/

      1. Ich vermag offen gesagt die Perversität, wie Du es nennst, lieber Lars, darin nicht zu erkennen. Andernfalls müsste man Trauerportale, Gedenk-Websites, Online-Todesanzeigen und -Kondolenzbücher, wie zuletzt die für Helmut Schmidt, ebenso einstufen. Im Gegenteil fände ich es merkwürdig, würde die Gesellschaft den Tod und die damit verbundenen Aspekte wie Trauerbewältigung, Anteilnahme und Solidarität in den digitalen Medien ausklammern.

        Ist es pervers, dass ein Florist Geld verdient, wenn er einen Blumenkranz verkauft?

  3. Ein ereignisübergreifendes Branding gibt es ja schon:

    Da sich aber gerne in sentimentaler Symbolpolitik ergeht und die Ursache tabu ist, ist ein Logo für jeden Anschlag logisch.

    dt-Hinweis*********************
    Die im Kommentar enthaltene Grafik wurde entfernt.
    *******************************

  4. @ Daniel:
    ich wollte gerade noch schreiben, dass es doch ‘toll’ ist, dass sich inhalte derart passend transportieren lassen – ohne worte, an jeden – auch in diesem schrecklichen zusammenhang (jetzt bitte nicht missverstehen – ich behalte kontext im auge und will mich nur zu dem symbol selbst äußern…).
    bis ich weiterlas und mir dieses von dir beschriebene szenario nicht aus dem kopf bekomme: (Zitat) “Eventuell werden beim nächsten Vorfall dieser Art auf Popularität hoffende Gestalter oder gar Konzerne diesen Markt erkannt haben und entsprechend vorbereitet sein, um möglichst schnell reagieren zu können.”
    wow…
    du hast unsere mediale gegenwart sehr treffend beschriebend, wie ich finde.

  5. Ich warte ja auf die erste Karikatur, die einen französischen Bombenflieger mit diesem Signet drauf zeigt, wie er Bomben auf Syrien regnen lässt. Grotesk! Und zwar die ganze Situation. Und dieses Zeichen ist der blanke Hohn. Frieden für Paris? Ich wäre ja für Weltfrieden und Facebook-Nutzer, die eine Friedenstaube über ihr Profilbild layern.

  6. Sorry Leute, ich finde es pervers, dass in diesem Zusammenhang von Logo und Branding gesprochen wird. Nichtsdestotrotz ist das Symbol gelungen, das gebe ich zu. Schade dass der Hintergrund ein widerlicher ist.

  7. Ich finde das Zeichen gelungen und stark. Warum sollen wir nur die unendlich vielen Wortbeiträge zum Thema gelten lassen – Betroffenheit und Widerstand kann man auch künstlerisch und plakativ ausdrücken. Wie hier geschehen.

  8. So unnötig wie ein zweites Arschloch. Wer sowas toll findet war unter den ersten die bei Bild checken ob man paar Leichenteile auf Bildern findet. Sinnlose Heuchlerei.

    1. Trolle soll man bekanntlich nicht füttern … und dennoch muss gesagt werden:
      Wer derart pauschalisiert, ist wohl kaum in der Lage zu entscheiden, was nötig und unnötig ist, was echte Anteilnahme und was Heuchelei ist.

  9. Ich fand es cool bei SpiegelTV zu sehen, dass die zwei Kölner, die den Anschlag überlebt haben sich per Email beim Artisten das Einverständnis zum Tattoo eingeholt haben und er ihnen eine Vorlage hat zukommen lassen. Sehr rührend

  10. Komische Kapitalisten-Welt: alles und jeder wird gemessen an der ökonomischen Verwertbarkeit und da zaubert einer ein wunderbar geglücktes Symbol aufs Papier und der spontan-überwältigende Erfolg ruft hier dann plötzlich die Zweifler auf den Plan und gönnt dem Autor den Ruhm nicht. Auch der Unterton in Jürgen Sieberts Kolummne zielt ja in diese Richtung. Er hat dieses diletantische Prozedere umd das humanrightslogo mitpromoted. Eine international prominent bestzte Ausrichtercrew voller nahmhafter Profis hat aber so ganz und gar keine Wirkung erzielt. Und dann käm so ein dahergelaufener Künstler daher und legt handstrichartig diese Performance hin … . Das kann den hochdekorierten Profis ja nicht gefallen.

Kommentare sind geschlossen.

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