Zehn Jahre nach dem letzten Rebranding vollzieht der Bezahldienst Paypal ein Brand-Refresh. Der aufgefrischte Markenauftritt markiere das nächste Kapitel im Leben von Paypal-Kunden und signalisiere eine neue Richtung für das Unternehmen und die Marke: einfacher, klarer, moderner und optimistischer, wie es in einer begleitenden Pressemeldung heißt.
PayPal ist ein Online-Zahlungssystem, das es ermöglicht, Geld über das Internet zu senden und zu empfangen. Das Unternehmen wurde in den späten 1990er Jahren gegründet und war anfänglich eine eigenständige Firma, bis Paypal im Jahr 2002 von Ebay übernommen wurde. 2015 wurde Paypal wieder als eigenständiges Unternehmen aus Ebay ausgegliedert. Dan Schulman, seit 2015 CEO von Paypal, gab vor drei Jahren das ehrgeizige Ziel aus, die Nutzerzahlen (von damals 375 Mio.) bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln. Nach zuletzt stagnierenden, teils sinkenden Nutzerzahlen hat Paypal heute rund 429 Millionen Nutzer.
Nun plant PayPal das Einkaufen und Bezahlen für seine Kunden attraktiver, einfacher und auch lohnender zu machen. Das Unternehmen hat ein Prämienprogramm vorgestellt, das 5 % Cashback (als Punkte) bei Zahlungen mit der PayPal Debit Mastercard beinhaltet. Zukünftig könnten Kunden Paypal zum mobilen Wallet hinzuzufügen, um so online und auch in Geschäften per Tap-to-Pay zu bezahlen. Einkaufen und Bezahlen mit Paypal werde somit noch einfacher. Eine aufgefrischte Markenidentität soll die damit verbundene Einfachheit widerspiegeln und unterstreichen.
Das neue Designsystem umfasst eine maßgeschneiderte Markenschriftart, PayPal Pro (zuvor PayPal Open), eine veränderte Farbpalette sowie zahlreiche Motion-Design-Anwendungen im täglichen Zahlungsverkehr (Tipp- und Wisch-Gesten). Auch das Markenlogo, zuletzt 2014 überarbeitet (dt berichtete), erhielt ein Refresh.
Entstanden ist das neue Markendesign von Paypal in Kooperation mit Andrea Trabucco-Campos, Partner im Agenturnetzwerk von Pentagram (Projektseite). Das Unternehmen Paypal selbst hat den Brand-Refresh bislang nicht kommuniziert, lediglich der Start der zeitgleich lancierten „Everywhere“-Werbekampagne wurde bekanntgegeben. Die mit Schauspieler Will Ferrell als Testimonial produzierte Werbekampagne sei die bisher größte für Paypal in den USA, wie das Unternehmen betont.
Im App Store von Apple wurde das neue Markendesign bereits vor einigen Tagen implementiert (Screenshot), ebenso auf dem vom Unternehmen genutzten Instagram-Account. Der Webauftritt Paypal.com wurde gestern relauncht und basiert nun auch auf dem neuen Markendesign.
Sowohl die Doppel-P-Bildmarke wie auch die Wortmarke von Paypal wurden modifiziert. In beiden Elementen wurden Abrundungen entfernt. Bei der Bildmarke ist die durch Überlappung resultierende Binnenfläche nun hellblau und somit heller als die umgebenden Flächen. Bislang war diese dunkelblau.
Die Buchstaben der Wortmarke, gesetzt in der neuen Hausschrift Paypal Pro, sind nun nicht mehr kursiv. Im bisherigen Markendesign von Paypal ist die farbliche Darstellung der Wortmarke genau definiert: die erste Silbe „Pay“ ist dunkelblau („Left Blue“), die zweite Silbe „Pay“ hellblau („Right Blue“). Dies ist die primäre/bevorzugte Darstellung. Das neue Markendesign ist in dieser Hinsicht weniger restriktiv. Auch eine einfarbig schwarze, dunkelblaue oder hellblaue Wortmarke ist fortan erlaubt.
Kommentar
Auf The Verge wird das neue Logodesign von Paypal als generisch und langweilig kritisiert. Da ist freilich etwas dran, bezogen auf die Wortmarke. Der Sprung, der bei Paypal vollzogen wird, empfinde ich als nicht ganz so groß und einschneidend wie seinerzeit bei Ebay, als das Ebay-Logo im Zuge der Umstellung auf gewöhnliche Lettern jegliche Vitalität und Eigenständigkeit verloren hatte. Sonderlich eigenständig ist die Paypal-Wortmarke mit ihren Futura‘esken Lettern gewiss nicht. Die Doppel-P-Bildmarke bleibt jedoch als identitätsstiftende Komponente erhalten. Der fehlenden Eigenständigkeit der Wortmarke auf der einen Seite stehen maximale Variabilität und Offenheit des Designsystems auf der anderen Seite gegenüber.
Aus meiner Sicht steht das neue Logodesign von Paypal in einer Reihe mit Iittala und zuletzt Zalando. In allen drei Fällen ist das Schriftbild aufgrund der unterschiedlich großen Buchstabenzwischenräume in einer fast verstörenden Weise unruhig. In der alten Paypal-Wortmarke mit kursiven Lettern fallen die unterschiedlich großen Buchstabenzwischenräume weniger auf. Die schräge Form der Lettern nivelliert die Unterschiedlichkeit! Im neuen Corporate Font gesetzt hingegen sticht die unterschiedliche Größe der Buchstabenzwischenräume ins Auge, insbesondere das mittige „y“ sticht hervor, auch aufgrund der nun deutlich größeren Unterlänge. Als Betrachter (und Gestalter) kann man die Zeichenfolge als unharmonisch und unruhig empfinden. Man kann diese allerdings auch als Ausdruck von Individualität und Eigenheit deuten. #Diskussion
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Tap-to-pay ist doch schon längst mit Paypal möglich, bezahle schon seit Jahren quasi nur noch so.
Tap-to-pay wurde von Paypal im Oktober 2022 gelauncht. Zunächst war die Funktion Nutzern von Android-Geräten vorbehalten. Seit Mai 2024 ist die Funktion auch für das iPhone verfügbar. Entscheidend ist, dass Händler vor Ort die Bezahloption auch anbieten und unterstützen.
Da Paypal schon länger das Ziel verfolgt, die App zur „Super-App“ auszubauen, liest sich das Presse-Statement für mich so, als plane das Unternehmen, die Funktionen der Zettle-App in die Paypal-App zu integrieren.
Als ich diese Woche den neuen Case von Pentagram gesehen habe, war ich ziemlich enttäuscht. Das Erscheinungsbild ist deutlich kühler und unnahbarer geworden, wie ich finde. Insbesondere durch die Kombination aus Farbigkeit und vor allem diesen präsenten Futura-Font* jedoch keinerlei weiteren Gestaltungselementen. Dass die runden Ecken nicht nur in der Typo sondern auch in der Buchstaben-Marke entfernt wurden, tut sein übriges. Ich wäre vermutlich genau in die andere Richtung gegangen. Hinzukommt die Abkopplung der Wortmarke durch die fehlende Kursivierung, was dem Ganzen auch deutlich die Leichtigkeit nimmt. Für mich nicht nachvollziehbar.
Deutlich besser finde ich aber jetzt den konsequenteren Kontrast in der P-Überlappung inkl. der einhergehenden freundlicheren Blautöne.
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*Sind die Zeiten von eigenständigen Exklusivschriften jetzt langsam vorbei, weil man sich wieder belangloseren Allerweltsschriften wie Futura und Helvetica zuwendet? Oder hofft man einfach durch diese »Klassiker« auf unterbewusste Vertrauensbildung?
Sehe ich genauso. Wobei ich Futura und Helvetica nicht als belanglose Allerweltsschriften bezeichnen möchte (aber ich denke, ich verstehe, wie es gemeint ist).
Einmal mehr Einfallslosigkeit aus dem Team Trabucco-Campos. Was nicht von anderen abgeguckt wird, ist bei Trabucco allzu oft ohne eigene originelle Idee. Das ist nicht Pentagram-Niveau.
Mir geht es wie Roger, ich empfinde das neue Branding auch als kühler und unnahbarer. Vom “Kumpel” (pal) ist da irgendwie nichts mehr übrig. Bei den beschriebenen Ambitionen ist das wahrscheinlich schlüssig, aber sympathischer macht es mir die Marke nicht.
Durch die neue Farbgebung in der Bildmarke liegt für mich jetzt auf einmal das untere P vorne, in der alten war es das obere. Das irritiert mich, weil es der Leserichtung widerspricht.
Exakt das habe ich auch gedacht. Das erste P ist jetzt hinter dem zweiten. Sehr seltsame Entscheidung!
Das Redesign in einem Wort: Hä?
Hä wie hätte es nicht gebraucht. Und dafür braucht es auch kein Pentagram.
Immerhin weiß ich jetzt wie optimistischer ausschaut, danke dafür. Nachvollziehen kann ich es allerdings nicht.
Handwerklich gut, aber ohne markante Idee nach vorne. Da wird’s ja langsam selbst irgendwann mit dem Markenschutz schwierig wenn man sich jeglicher Schöpfungshöhe oder -tiefe verweigert.
Warum wird alles heutzutage immer langweiliger gemacht und besteht nur noch aus “Text in gerader standard serifenloser Schrift”? Wenn jetzt schon Kursiv “zuviel” ist. Oder laden die sich alle nur noch “insert brand name here” Templates runter?
Tja, sie gehen mit dem Trend der Einfallslosigkeit aber jedem das Seine. Ich finde es allerdings inkonsequent, das Doppel-P im Gegensatz zur Wortmarke kursiv zu lassen.
Es ist erstaunlich wie einfach man einer Wortmarke alle Dynamik entziehen kann. Und es ist weiterhin sehr interessant, wie sehr ich mit der Marke PayPal eine kursive Darstellung verbinde. Tatsächlich wirkt für mich die neue Darstellung nämlich wie ein Phishing-Fake, wo jemand das Logo nicht ganz hinbekommen hat. Obwohl da weiterhin PayPal steht, ist das für mich jetzt eine andere Marke und kein Rebranding.
Vor langer Zeit habe ich hier im dt mal was darüber gelesen, dass manche Marken ganz bewusst eine generischere Wortmarke wählen, weil sie damit attraktiver für Investoren wirken, die anders als die Konsumenten auf die Marke schauen. Das Ganze soll somit also weniger auf das Produkt sondern mehr auf das Wachstumspotenzial schließen lassen. Und da wird’s halt ‘weniger verspielt’.
Wort- und Bildmarke harmonieren nun gar nicht mehr miteinander und wirken wie von zwei unterschiedlichen Firmen (vergleiche auch hier Volkswagen und die Volkswagen-Aktiengesellschaft).
Achims Kritik an dem mittigen “y” kann ich leider nicht nachvollziehen. Klar, da enstehen unharmonische Zwischenräume. Die Schuld sehe ich aber mehr an der Anatomie der Lettern, weniger am Handwerklichen der Designer. Wie hätte man es anders machen können?
Bei sooo vielen Nutzern finde ich es nur auch riskant, ein Rebranding zu vollziehen. Ich würde damit rechnen, dass einige der Nutzer, die aus Schwellen- und Entwicklungsländern kommen, noch nicht so viel Erfahrung mit Rebrandings von Alltagsmarken haben, und dass die optische Veränderung zu Skepsis, Unbehagen und Meidung führt.
Danke Worn.
Ich habe geschrieben, dass das „y“ aufgrund der unterschiedlichen Buchstabenzwischenräume und der größeren Unterlänge nun hervorsticht. Da dies keine Kritik, sondern eine Beschreibung ist, verstehe ich Deinen Einwurf diesbezüglich nicht so recht. So habe ich etwa auch in keiner Weise das Fehlen handwerklicher Qualität bemängelt. Im Kommentar habe ich sowohl positive als auch negative Kritikpunkte ausgesprochen.
Und um auf Deine Frage einzugehen: wie hätte man es anders machen können? Stark unterschiedliche Buchstabenzwischenräume können auf vielfältige Weise angeglichen werden. Kerning ist zunächst das Mittel der Wahl. Etwa auch, wie in der bisherigen Wortmarke zu sehen, durch kursive Lettern. Auch eine Schrift, deren Buchstaben über eine schmale Dickte verfügen, eine schmale Breite also mit eher kurzen horizontalen Strichen (Fedex), kann derlei unausgewogenen Zwischenräume nivellieren. Bei Buchstaben mit ausgeprägten Serifen (Rolex) und/oder einem ausgeprägten Strichstärkenkontrast fallen unterschiedlich große Zwischenräume ebenfalls weniger auf.
Wie wir allerdings zuletzt insbesondere am Beispiel Iitalla gesehen haben, können ungleich große / a-rhythmische Buchstabenzwischenräume auch ganz gezielt als Stilmittel eingesetzt werden.
Am Anfang habe ich die gleichen Einwände gehabt. Langweilig, generisch und so weiter. Aber im Kontext aller Kommunikationskanäle (und hier besonders wenn Text und Farbe ins Spiel kommt), ist das neue Logs, der Einsatz von Hausfarben und der Hausschrift, sowie deren Gesamtgestaltung für mich stimmig und sogar unique.
Es zeigt sich hier für mich mal wieder, das erst das Gesamtkonzept die Tragweite eines Rebrandings offenbart.
“Als Betrachter (und Gestalter) kann man die Zeichenfolge als unharmonisch und unruhig empfinden. Man kann diese allerdings auch als Ausdruck von Individualität und Eigenheit deuten. #Diskussion”
Deswegen wäre ich manchmal gern Mathe-Lehrer: 2+2 war, ist und bleibt =4
Bei gestalterischen Dingen sind sich ja sogar die Fachleute selten einig. Wenn dann Außenstehende Mitsprache einfordern (zurecht wie bei Sportvereinen; oft aber auch zu unrecht aus einem falsch verstandenem Demokratieverständnis heraus), nimmt es oft die Kraft und Frische von Neuentwicklungen…
PS: Dieser Beitrag ist mit einem gewissen Augenzwinkern zu betrachten…
Ich finde es nicht schlecht, dass man die Rundungen abgelegt hat. Das wirkt aus meiner Sicht tatsächlich etwas moderner. Aber das Kursive hätte ich beibehalten, gerade weil es in der Bildmarke noch enthalten ist.
Würde die neue Wortmarke von PayPal auf rosafarbenem Hintergrund stehen, könnte es auch Klarna sein. Eigentlich würde man ja vermuten, dass man sich gerade im gleichen Segment der Zahlungsdienste eher von den Mitstreitern abheben möchte. Aber vielleicht ist das ja auch wirklich nicht gewollt.
Es ist doch bezeichnend, dass es hier fast immer nur noch um Buchstaben und deren Abstand zueinander geht. Weil Redesign heute fast immer heißt: Name in irgendeiner Farbe in irgendeiner Schrift.
Das mag für Font-Fetischisten taugen, normale Nutzer ödet das an.
Na ja, aber es ist auch egal, ich zahl via PayPal, weil es bequem ist und nicht, weil das Logo schick ist.
Für mich das größte Ärgernis bei diesem Redesign: größere Inkonsistenz als vorher. Das “PP”-Logo, welches für die App und die Internetseite als Absender fungiert, ist kein fester Bestandteil des eigentlichen Logos mehr. Dieses findet sich wiederum aber auch so ziemlich nirgends, wenn du PayPal nutzt. Das ganz unabhängig von der ohnehin völlig einfallslosen Überarbeitung.
Mmh, warum ist denn das zweite P weiter von “seinem” a entfernt als das erste?
Besten Dank Axel. Gutes Auge.
Zur besseren Veranschaulichung nachfolgend eine Grafik. Die magentafarbenen Kreise sind gleich groß. Die Abstände zwischen den beiden „Pa“ sind, wie richtig von Dir angemerkt, unterschiedlich groß. Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, der dafür spräche, die Abstände in diesem Fall unterschiedlich groß anzulegen. Denn sowohl die Zeichenfolge „Pa“ als auch die Form der Lettern sind identisch.
Paypal Logo – Visualisierung Kerning, Bildquelle: Paypal, Bildmontage: dt
Und zur Info: Das in dem Beitrag verwendete Bildmaterial wurde pentagram.com entnommen. Auch in den von Paypal genutzten Medienanwendungen, etwa auf https://www.facebook.com/paypalcareers, sind die Abstände in der Wortmarke, wie beschriebenen, unterschiedlich groß.
Vielleicht ist der Abstand im Pal zwischen den Buchstaben generell größer, um das Pal nicht zu klein im Vergleich zum Pay wirken zu lassen? Auch der Abstand a – l ist größer als a – y.
Danke für die Visualisierung, Achim.
@Florian
Ich denke, es fällt eher negativ auf, wenn in zwei identischen Zeichenfolgen unterschiedliche Abstände verwendet werden, als dass es dem Gleichgewicht der Wortbreiten hilft. Dennoch eine interessante Theorie.
Dass sich die Abstände zwischen a – l und a – y deutlich unterscheiden finde ich nachvollziehbar. Das y muss relativ nah an das a gesetzt werden, da es ohnehin viel Weißraum liefert … so erkläre ich mir das zumindest.
Sehe ich genauso.
Was die im Artikeltext genannte vom Unternehmen angesprochene Optimierung/Verbesserung von Grafiken/Animationen im Rahmen des täglichen Zahlungsverkehrs anbelangt:
Eine Grafik wie die nachfolgende, die während bzw. zum Abschluss einer Transaktion eingeblendet wird, kommuniziert kaum bis gar keine Paypal-Markenidentität. Nach Umstellung auf kantiges Design passt die Grafik noch weniger. Das muss so nicht sein.